​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
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Jul 30 2018
14:56

ERC Starting Grants für Projekte zu Stressantworten in Mitochondrien und jüdische Übersetzungen

3 Millionen Euro für Nachwuchsforscher der Goethe-Universität

FRANKFURT. Erneut ist es Forschern an der Goethe-Universität gelungen, sich im Wettbewerb um die prestigeträchtigen Förderpreise des Europäischen Forschungsrates (ERC) zu behaupten: Dr. Christian Münch vom Institut für Biochemie II im Fachbereich Medizin und Dr. Iris Idelson-Shein vom Seminar für Judaistik und Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie erhalten jeweils einen „ERC Starting Grant“. Mit diesem Programm fördert der Europäische Forschungsrat exzellente Wissenschaftler in den ersten fünf Jahren ihrer Karriere mit insgesamt 1,5 Millionen Euro.

Dr. Christian Münch ist Biochemiker und beschäftigt sich mit den Energielieferanten unserer Zellen, den Mitochondrien. Bis zu 2.000 dieser kleinen Kraftwerke gibt es in jeder Körperzelle. Sie unterliegen einer strengen Qualitätskontrolle, um eine fehlerfreie Funktion zu gewährleisten. Christian Münch interessiert sich insbesondere für einen Mechanismus, der bei falscher Faltung von Proteinen in Mitochondrien angeschaltet wird: die sogenannte „ungefaltete Proteinantwort“. Die molekularen Details dieser Stressantwort werden besonders bei Menschen bislang nur wenig verstanden; welchen Effekt sie z.B. auf die Mitochondrien selbst, auf andere Bereiche einer Zelle oder benachbarte Zellen hat. Ebenso wenig ist bekannt, welche Signale die Stressantwort auslösen und wie diese reguliert wird. Diese offenen Fragen will Christian Münch verfolgen.

Das nun durch den Europäischen Forschungsrat geförderte Projekt ist auch biomedizinisch hoch relevant. „Bei zahlreichen Erkrankungen, darunter so schwerwiegenden wie Krebs oder Neurodegeneration, ist die Funktion der Mitochondrien gestört. In einigen Fällen sind falsch gefaltete mitochondriale Proteine direkt verantwortlich für das Krankheitsbild“, erklärt Christian Münch. Besonders spannend findet der Nachwuchsforscher die Frage, wie eine bereits gestresste Zelle mit ihrer Umgebung kommuniziert. „Ich bin überzeugt, dass es übergeordnete Systeme gibt, die die verschiedenen Qualitätskontroll-Mechanismen koordinieren und benachbarte Zellen vor einer drohenden Gefahr warnen.“ Er hofft, mit seinem ERC-Projekt hier bahnbrechende neue Erkenntnisse gewinnen zu können.

Christian Münch leitet seit Dezember 2016 eine Emmy-Noether-Forschungsgruppe am Institut für Biochemie II am Fachbereich Medizin der Goethe-Universität, zuvor war er als Postdoktorand an der Harvard-Universität in Boston (USA), seine Promotion absolvierte er 2011 an der Universität von Cambridge in England.

Prägende Übersetzungen im jüdischen Gewand

Im Projekt der Historikerin Dr. Iris Idelson-Shein geht es um jüdische Texte, die vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert als Übersetzungen aus anderen Sprachen entstanden sind. Sie trugen wesentlich dazu bei, das Leben, die Kultur, Literatur und Geschichte der Juden in der frühen Neuzeit zu prägen. Denn die meisten Juden in Europa konnten Texte in nicht-jüdischen Sprachen nicht lesen, so dass ihr Zugang zu den kulturellen Entwicklungen Europas fast ausschließlich von solchen Übersetzungen abhing.

Obwohl Übersetzungen in den vergangenen Jahrzehnten großes Interesse bei Historikern der Europäischen Geschichte erweckt haben, sind sie im Kontext der jüdischen Geschichte in der Frühen Neuzeit bisher zumeist vernachlässigt worden. „Bisher ist kein Versuch unternommen worden, sich mit der Gesamtheit der jüdischen Übersetzungen in der Frühen Neuzeit auseinanderzusetzen“, sagt Iris Idelson-Shein, „so dass deren Reichweite, geografische Verbreitung, Entwicklung und Quellen weitgehend unbekannt sind“.

Einer der Gründe für diese Forschungslücke ist die entmutigend große Vielfalt dieser Literatur, die auf Quellen in verschiedenen Sprachen beruht sowie unterschiedliche Genres, Räume und Epochen einschließt. Zusätzlich präsentierten die jüdischen Autoren ihre Übersetzungen oft als eigene Werke, um sie in ein jüdisches Gewand zu hüllen. Tatsächlich gelten bis heute einige Übersetzung auch unter Forschern als jüdische Originalwerke. Um diesen reichen und irreführenden Textcorpus angehen zu können, ist daher eine große Vertrautheit mit verschiedenen literarischen Systemen notwendig (jüdischen und nicht-jüdischen), die Beherrschung mehrerer Sprachen sowie die Kombination von historischen, literarischen, kulturellen und anderen Forschungsmethoden. Iris Idelson-Shein wird dafür eine mehrsprachige, interdisziplinäre Gruppe junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rekrutieren. Ziel ist es, den nicht-jüdischen Textcorpus zu identifizieren, der für die Entstehung des modernen Judentums prägend war.

Iris Idelson-Shein studierte Geschichte an der Universität Tel Aviv und promovierte dort 2011. Nach mehreren Stationen als Postdoktorandin, unter anderem an der University of Pennsylvania in Philadelphia, USA, ist sie seit 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie und Gastdozentin am Seminar für Judaistik der Goethe-Universität.

Informationen: Dr. Christian Münch, Institut für Biochemie 2, Fachbereich Medizin, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301 6599, muench@biochem2.de

Dr. Iris Idelson-Shein, Seminar für Judaistik/ Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Evangelische Theologie, Campus Westend, Tel. (069) 798-22677, iris.idelson@gmail.com

 

Jul 27 2018
15:22

Fachtag an der Goethe-Universität für Lehrerinnen und Lehrer aus Grund-, Sekundar- und Förderschulen

Wie umgehen mit Diversität in Schule und Unterricht?

FRANKFURT. Die „Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtsentwicklung-Didaktische Werkstatt“ lädt in der letzten hessischen Ferienwoche rund 230 Lehrerinnen und Lehrer aus Grund-, Sekundar- und Förderschulen ein, sich zur Vorbereitung des neuen Schuljahres mit dem Thema „Umgang mit Diversität in Schule und Unterricht“ zu befassen. In aktuellen erziehungswissenschaftlichen Fachdiskussion um Inklusion gewinnt der Umgang mit Diversität in Schule und Unterricht zunehmend an Bedeutung. Unterschiede zwischen Schülerinnen und Schülern einer Lerngruppe, ob im Alter, der Leistungsfähigkeit oder der ethnischen Herkunft, gelten heute als weitgehend normal und werden als pädagogische Aufgabe und zugleich als Chance und Bereicherung angesehen. Doch wie können Lehrende mit den individuellen Unterschieden umgehen? Welche Lehr-und Lernarrangements sind bei ungleichen Lernvoraussetzungen erfolgreich und wie kann Bildungsgerechtigkeit besser erreicht werden? Um solche und weitere aktuelle Fragen wird es bei der Tagung gehen.

Nach einem einleitenden Impulsvortrag von Prof. Eckhard Klieme können praxisnahen Themen in insgesamt 20 verschiedenen Workshops vertieft werden. Dabei stehen Themen auf dem Programm wie zum Beispiel „Ich übernehme eine 1. Klasse – So gelingt der Einstieg“ oder „Disaster oder Desaster? Das Kreuz mit der Rechtschreibung“.

Die Tagung findet statt

am Dienstag, 31.07.2018, 9 bis 17 Uhr auf dem Campus Westend der Goethe Universität.

Alle weiteren relevanten Informationen enthält der Tagungsflyer:

https://www.uni-frankfurt.de/71614115/Flyer_Version-13_04_18.pdf

Zur Einführung spricht Prof. Dr. Eckhard Klieme, Direktor am Deutschen Instituts für internationale pädagogische Forschung (DIPF). In seinem Vortrag erörtert er u.a., wie sich guter von weniger gutem und wirksamer von weniger wirksamem Unterricht unterscheidet.

 

Jul 27 2018
11:22

Bilder der bekannten Frankfurter Fotografin werden vom 9. August bis 14. Oktober 2018 im Museum Giersch der Goethe-Universität gezeigt

1968: 100 Fotografien von Inge Werth

FRANKFURT. Die Fotografin Inge Werth, 1931 in Stettin geboren, hielt mit ihrer Kamera eine bewegte Zeit gesellschaftlicher Umbrüche fest. Sie arbeitete für Medien wie die „Frankfurter Rundschau“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Die Zeit“ oder „Pardon“ und erfasste mit ihrer Kamera auch die Rebellion der 1968er Generation. Prominente Großereignisse im öffentlichen Raum hielt sie ebenso fest wie interessante Ereignisse und Begebenheiten am Rande. Die Ausstellung mit rund 100 Schwarzweiß-Fotografien legt den Schwerpunkt auf Ereignisse um das Jahr 1968. Die Bilder in ihrer Verbindung von Kunst und Reportage führen den Betrachter an Schauplätze in Paris und Frankfurt am Main, sie zeigen studentische Unruhen und Protestaktionen ebenso wie kulturelle Ereignisse in jenen Aufbruchszeiten. Zu sehen sind beispielsweise Aufnahmen der Frankfurter Buchmesse, der Aufführung von Peter Handkes Theaterstück „Publikumsbeschimpfung“ und des Ostermarsches 1966 unter Beteiligung der Sängerin Joan Baez.

Pressekonferenz: Donnerstag, 9. August 2018, 11 Uhr

  • Dr. Manfred Großkinsky, Museumsleiter
  • PD Dr. Viola Hildebrand-Schat, Kunstgeschichtliches Institut der Goethe-Universität, Kuratorin der Ausstellung
  • Inge Werth, Fotografin (angefragt)

Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 9. August 2018, 18.30 Uhr

  • Begrüßung: Dr. Manfred Großkinsky, Museumsleiter
  • Einführung: PD Dr. Viola Hildebrand-Schat, Kunstgeschichtliches Institut der Goethe-Universität, Kuratorin der Ausstellung

Bilder zum Download unter: http://www.museum-giersch.de/#/Presse.

Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Führungen, Eintritt, Kinderprogramm und Sonderveranstaltungen unter www.museum-giersch.de.

Informationen: Dipl-Kffr. Christine Karmann, Presse und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de

Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main

 

Jul 24 2018
13:42

Anwendungsbreite von Siliconen nimmt dank modular kombinierbarer Bausteine stetig zu

Siliconbausteine nach Maß

FRANKFURT. Silicone sind weitverbreitete Kunststoffe. Dank der Stabilität der Silicium-Sauerstoff-Bindung sind sie widerstandsfähig gegenüber Chemikalien und Umwelteinflüssen und auch physiologisch unbedenklich. Dementsprechend erleichtern Silicone den Alltag in nahezu allen Lebensbereichen. Chemiker der Goethe-Universität haben in der Fachzeitschrift „Journal of the American Chemical Society“ einen neuen Weg beschrieben, lange gesuchte Silicon-Bausteine nunmehr einfach und effizient herzustellen.

Das breit gefächerte Anwendungsspektrum der Silicone reicht von medizinischen Implantaten und Kosmetikartikeln über Hydraulik-Öle und Dichtmassen, bis hin zum Korrosionsschutz – ein entscheidendes Thema angesichts globaler Korrosionsschäden in Höhe von rund 3.3 Billionen US-Dollar pro Jahr. Um Silicon-Kunststoffe für spezifische Anwendungen optimieren zu können, benötigt man maßgeschneiderte Chlorsilan-Bausteine zur Erzeugung und Vernetzung der langkettigen Polymere. Hierdurch lassen sich beispielsweise Viskosität und Fließeigenschaften des Materials beeinflussen. Gänzlich neue Herausforderungen entstehen auf dem Gebiet des 3D-Drucks, mit dessen Hilfe beispielsweise individualisierte Laufschuhe hergestellt werden.

Seit 1940 bildet der „Direkte Prozess“ nach Müller und Rochow das Rückgrat der Siliconindustrie. Hierbei wird elementares Silicium mit Chlormethan bei hohen Temperaturen und Drücken in Gegenwart eines Kupferkatalysators zu Methylchlorsilanen umgesetzt. Die Arbeitsgruppe um Prof. Matthias Wagner vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Goethe-Universität hat nun ein komplementäres Verfahren erarbeitet, das gegenüber dem Direkten Prozess mehrere Vorteile hat: Als Ausgangsstoffe nutzt es Hexachlordisilan und Chlorkohlenwasserstoffe. „Hexachlordisilan wird bereits großtechnisch für die Halbleiterindustrie hergestellt und das von uns besonders intensiv genutzte Perchlorethylen (PER) ist eine nicht brennbare Flüssigkeit, so kostengünstig, dass sie weltweit als Lösungsmittel für die chemische Reinigung eingesetzt wird“, so Matthias Wagner. Der Prozess läuft zudem bei Raumtemperatur und unter Normaldruck ab. An Stelle eines Katalysators reicht zur Aktivierung eine geringe Menge Chlorid-Ionen aus.

„Unser Verfahren liefert hoch funktionalisierte Organochlorsilane, die ideale Vernetzer sind. Außerdem eröffnet ihre spezielle Struktur beste Möglichkeiten, die mechanische Flexibilität der Siliconketten nach Wunsch einzustellen“, erklärt die Miterfinderin Isabelle Georg, deren Doktorarbeit von der Evonik-Stiftung gefördert wird. Neben ihr war auch Julian Teichmann an dem Projekt beteiligt. Er attestiert insbesondere der engen Kooperation zwischen Goethe-Universität und der Firma Evonik einen prägenden Einfluss auf seine Ausbildung: „Die regelmäßige Diskussion unserer Ergebnisse mit den Industriechemikern hat mir frühzeitig die Augen für ökonomische Zwänge und ökologische Notwendigkeiten geöffnet. Es war faszinierend zu sehen, wie der Weg von einer Laborentdeckung über das Patentverfahren bis zur Umsetzung im technischen Maßstab in der Praxis aussieht“.

Die Frankfurter Chemiker sehen das besondere Potential ihrer Monomere darin, dass diese neben Silicium-Chlor-Bindungen auch Kohlenstoff-Kohlenstoff-Mehrfachbindungen enthalten. Erstere dienen zum Aufbau der anorganischen Silicium-Sauerstoff-Ketten, letztere lassen sich zu organischen Polymeren verknüpfen. Durch diese einzigartige Kombination eröffnen sich neue Wege zu anorganisch-organischen Hybridmaterialien.

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/73088100

Bildtext: Mit diesen modular kombinierbaren Bausteinen lassen sich Silicone für vielfältige praktische Anwendungen bei Raumtemperatur und unter Normaldruck herstellen.

Copyright: AG Wagner, Goethe-Universität

Publikation: I. Georg et al: Exhaustively Trichlorosilylated C1 and C2 Building Blocks: Beyond the Müller-Rochow Direct Process, in: J. Am. Chem. Soc. 2018, DOI: 10.1021/jacs.8b05950

Informationen: Prof. Matthias Wagner, Institut für Anorganische und Analytische Chemie, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798-29156, Matthias.Wagner@chemie.uni-frankfurt.de

 

Jul 24 2018
11:45

Judaistik-Professorin plant 2022 großen internationalen Kongress an der Goethe-Universität

Hollender neue Präsidentin der European Association of Jewish Studies

FRANKFURT. Prof. Dr. Elisabeth Hollender ist seit dem 17. Juli 2018 neue Präsidentin der European Association of Jewish Studies (EAJS). Die EAJS ist der europäische Dachverband für Jüdische Studien/Judaistik. Ihre Ziele sind die Stärkung und Unterstützung von Forschung und Lehre von Jüdischen Studien/Judaistik an Universitäten in ganz Europa. Die Vereinigung wurde 1981 gegründet; inzwischen hat sie über 1200 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern.

Elisabeth Hollender ist seit 2011 Professorin am Seminar für Judaistik der Goethe Universität und seit 2016 Dekanin des Fachbereichs Sprach- und Kulturwissenschaften. In ihrer Forschung befasst sie sich mit dem mittelalterlichen Judentum im deutschsprachigen Raum, insbesondere am Mittelrhein. Ihr Ehrenamt in der EAJS ist Teil der internationalen Ausrichtung der Frankfurter Judaistik, die Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung umfasst. Hollender wird für die Mitglieder der EAJS 2022 einen Kongress in Frankfurt organisieren, zu dem mehr als 800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erwartet werden.

Foto zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/73087168

Bildnachweis: Benjamin André, Goethe-Universität Frankfurt.

 

Jul 20 2018
10:14

Frankfurter Wissenschaftsrunde diskutiert mit Stadtrat Mike Josef unter dem Motto „SMART CITY – SMART EDUCATION“

Frankfurt auf dem Weg zur Smart City

FRANKFURT. Am 12. Juli 2018 hat das zweite formelle Treffen der Frankfurter Wissenschaftsrunde stattgefunden, dem Verbund wissenschaftlicher Einrichtungen, der zur weiteren Profilierung der Stadt Frankfurt als Wissenschafts- und Bildungsstandort beitragen will. Mike Josef, Stadtrat und Dezernent für Planen und Wohnen, war zu Gast; die Diskussion stand unter dem Motto „SMART CITY – SMART EDUCATION“. Auf den Campus der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) hatten Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, Präsident der Frankfurt UAS, und Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, eingeladen.

Bereits bei der Erarbeitung der Wahlprüfsteine anlässlich der Frankfurter Oberbürgermeister-Wahl im Februar 2018 hat das Thema „Smart City“ die Frankfurter Wissenschaftsrunde bewegt. Nun ging es darum, welchen Beitrag die wissenschaftlichen Einrichtungen Frankfurts auf dem Weg zu einer Smart City leisten könnten. Für Stadtrat Josef gibt es zwei Schwerpunktthemen: die Energiewende und die Mobilitätswende. „Jeder will ‚smart‘ sein, doch was bedeutet dieses Schlagwort, wenn es um die konkrete Umsetzung geht? Wo liegen die Grenzen, beispielsweise im Datenschutz? Inwieweit wird auf Ressourcenschonung geachtet? Für Frankfurt sind eine ganzheitliche Betrachtung und konkrete Zielsetzungen von Bedeutung. Es laufen bereits Projekte zur ‚Smart City‘ in Frankfurter Wissenschaftseinrichtungen, doch ist hier eine noch stärkere interdisziplinäre Vernetzung notwendig – auch der Austausch mit Politik und Wirtschaft muss intensiviert werden“, betont Josef.

„Wir sind dankbar, dass sich die Stadt Frankfurt so intensiv für die Wissenschaft und ihre Beiträge zur Entwicklung der Stadt interessiert. Dieses Interesse freut uns auch bei ihrem Engagement für die Campusmeile“, sagt Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität. Dievernich und Wolff treiben insbesondere die Entwicklung der Campusmeile aktiv voran. „Wir hatten heute die Gelegenheit, in Anwesenheit von Stadtrat Josef die dringendsten Anliegen aus Sicht der Wissenschaft für den Weg Frankfurts zur Smart City zu formulieren“, so Wolff weiter. „Dies beinhaltet sowohl praxisnahe Lösungen für konkrete Problemstellungen als auch kritische Reflexionen der Idee einer vernetzten Stadt.“ „Die Frankfurter Wissenschaftsrunde hat ihren Fokus um eine Vernetzung mit der Politik und der Wirtschaft erweitert. So kann adäquat auf die Bedarfe der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger eingegangen werden. Zu beiden von Stadtrat Josef benannten Themen gibt es bereits Projekte von Frankfurter Wissenschaftseinrichtungen, oft sogar in Kooperation mit Stadt und Land. Darauf lässt sich gut aufbauen“, erklärt Dievernich.

Betont wurde von der Frankfurter Wissenschaftsrunde auch, dass die Kooperation der staatlichen und privaten Hochschulen weiter ausgebaut werden soll. Die Tätigkeitsfelder sind zumeist komplementär, d.h. sie stehen kaum im direkten Wettbewerb. Zugleich müsse die Infrastruktur Frankfurts für ausländische Wissenschaftler/-innen weiterhin attraktiv bleiben, damit sich der Standort bei der Anwerbung gegenüber anderen Städten im Wettbewerb behaupten kann.

Die nächste Frankfurter Wissenschaftsrunde wird sich mit dem Thema „Integration“ befassen, ein drängendes Thema für viele Wissenschaftseinrichtungen; nicht von ungefähr war dies auch ein Wahlprüfstein bei der Frankfurter Oberbürgermeisterwahl.

Die Frankfurter Wissenschaftsrunde hatte im Februar 2018 zu einer Podiumsdiskussion mit den OB-Kandidatinnen und -Kandidaten zur Frankfurter Oberbürgermeisterwahl eingeladen und dort ihre Wahlprüfsteine vorgestellt, die unter www.frankfurt-university.de/FrankfurterWissenschaftsrunde heruntergeladen werden können. Die daraus entwickelte Programmatik wird nun in Zusammenarbeit mit der Stadt verfolgt.

Hintergrund: Zur Frankfurter Wissenschaftsrunde
Die Frankfurter Wissenschaftsrunde ist ein informeller Zusammenschluss aller wissenschaftlichen Institutionen, die in Frankfurt oder im allernächsten Umfeld beheimatet sind. Ihr zentrales Anliegen ist es, zur weiteren Profilierung der Stadt Frankfurt als Wissenschafts- und Bildungsstandort beizutragen. Sie versteht sich als Netzwerk und Sprachrohr, um unabhängig von Einzelinstitutionen zusammen mit Stadtpolitik und Stadtgesellschaft an der Entstehung und Verbesserung eines wissenschaftsfreundlichen Klimas mitzuwirken. Gleichzeitig versteht sie sich als Impulsgeberin für die Politik und Ratgeberin zur Analyse und Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen mit wissenschaftlichen Mitteln. Die Frankfurter Wissenschaftsrunde bietet an, Sparringpartnerin in allen zukunftsorientierten Fragen von Stadt und Region zu sein. Schließlich geht es der Frankfurter Wissenschaftsrunde intern darum, Optionen und konkrete Maßnahmen für die gegenseitige Weiterentwicklung (z.B. gemeinsame Personalentwicklungskonzepte) zu entwerfen. Sie ist 2017 auf Präsidiumsinitiative der Frankfurt University of Applied Sciences, der Goethe-Universität sowie der Frankfurt School of Finance and Management entstanden.

An den ersten Zusammenkünften beteiligten sich neben der Frankfurt University of Applied Sciences, der Goethe-Universität sowie der Frankfurt School of Finance and Management die Leitungen folgender Institutionen: Deutsches Archäologisches Institut – Römisch-Germanische Kommission, Stiftung Georg-Speyer-Haus – Institut für Tumorbiologie und experimentelle Therapie, Freies Deutsches Hochstift –Frankfurter Goethe Museum, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Paul-Ehrlich-Institut, Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frobenius Institut an der Goethe-Universität Frankfurt, Institut für sozial-ökologische Forschung, Dechema Forschungsinstitut, Provadis School of International Management & Technology, Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte, FOM Hochschule für Ökonomie & Management, Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt Institute for Advanced Studies – FIAS, Zoo Frankfurt, Max-Planck-Institut für Hirnforschung. Inzwischen sind auch die folgenden Einrichtungen Mitglieder der Frankfurter Wissenschaftsrunde: Hessische Berufsakademie, Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, International School of Management, Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, Fritz-Bauer-Institut – Geschichte und Wirkung des Holocaust, Institut für Sozialforschung, Max-Planck-Institut für Biophysik, Staatliche Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik.

Kontakt
Frankfurt University of Applied Sciences
, Hochschulleitung, Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, Telefon: (069) 1533-2415, E-Mail: praesident@fra-uas.de
Goethe-Universität, Hochschulleitung, Prof. Dr. Birgitta Wolff, Telefon: (069) 798-11101, E-Mail: praesidentin@uni-frankfurt.de

 

FRANKFURT. Fast 800 musikalische Handschriften des bedeutenden Barock-Komponisten Georg Philipp Telemann in der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main werden mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) digitalisiert. Das Projekt ist auf anderthalb Jahre angelegt und umfasst die Digitalisierung und Erschließung von rund 48.000 Seiten der Frankfurter Kantatensammlung aus dem 18. Jahrhundert. 

Es handelt sich um knapp 800 Notenhandschriften des Komponisten Georg Philipp Telemann (1681-1767), der von 1712 bis 1721 als städtischer Musikdirektor und Kirchen-Kapellmeister in Frankfurt tätig war. Darunter sind eigenhändige Manuskripte wie auch Abschriften seiner Werke. Zudem werden rund 150 Handschriften der ihm nachfolgenden städtischen Musikdirektoren bis zum Ende des 18. Jahrhundert und einige anonym überlieferte Werke digitalisiert. Die Texte der Kantaten werden zusätzlich in moderner Umschrift angeboten. Die Erfassung der Wasserzeichen wird insbesondere für die Schreiber- und Provenienzforschung hilfreich sein.

Ziel des Projekts ist, die Autographen und Handschriften der Kirchenkantaten sowie einiger weltlicher Werke dieser einzigartigen Sammlung für die wissenschaftliche Forschung, für wissenschaftliche Editionen sowie für Aufführungen in Kirche und Konzertsaal zur Verfügung zu stellen. Es bildet eine sinnvolle Ergänzung zu ähnlichen Musik-Digitalisierungsprojekten in anderen wissenschaftlichen Bibliotheken.

Die Kantaten-Handschriften werden voraussichtlich ab Ende 2019 in den Digitalen Sammlungen der Universitätsbibliothek zu finden sein.

Bildmaterial zum Download: http://www.ub.uni-frankfurt.de/presse/telemann.html

Information: Dr. Ann Kersting-Meuleman, Leiterin der Sammlung Musik, Theater; Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Tel. (069) 798 39245, a.b.kersting-meuleman@ub.uni-frankfurt.de

 

Jul 17 2018
16:45

Thema der diesjährigen Veranstaltung ist die Bedeutung der Translationswissenschaft für die Erschließung der japanischen Literatur

Übersetzerwerkstatt der Japanologie

FRANKFURT. Am 19. und 20. Juli findet die Übersetzerwerkstatt 2018 der Japanologie der Goethe-Universität statt. Der thematische Rahmen der diesjährigen Veranstaltung ist die Translationswissenschaft bzw. die Translatorik und ihre Ansätze, die bislang noch kaum in der japanologischen literarischen Übersetzertätigkeit Anwendung fanden. Unter dem Titel „Translatorische Akteure – Übersetzer, Verlagsleiter, Vermittler: Die Erschließung der japanischen Literatur in den 2000er Jahren“ widmen sich im praktischen Teil des Intensivseminars die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter der Leitung der Übersetzerinnen Ursula Gräfe und Luise Steggewentz einem kurzen Prosatext der zeitgenössischen japanischen Literatur. Im theoretischen Teil führt Prof. Dr. Carsten Sinner (Universität Leipzig) in die Translationswissenschaft ein, Erich Havranek (Universität Wien) erläutert die Rolle japanischer Literatur auf dem deutschsprachigen Buchmarkt und Dr. Mechthild Duppel (Sophia Universität Tôkyô) spricht zum Stellenwert der japanischen Literaturpreise.

Die Veranstaltung kann sowohl von Angehörigen der Goethe-Uni als auch anderer Universitäten besucht werden. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen beschränkt.

Anmeldung im Sekretariat der Japanologie bei Volker Paulat, Tel. (069) 798-23287; paulat@em.uni-frankfurt.de.

 

Jul 17 2018
16:44

Einladung zur Führung mit Gärtnermeister Wolfgang Girnus

Honigverkostung im Wissenschaftsgarten

FRANKFURT. Der Wissenschaftsgarten auf dem Campus Riedberg der Goethe-Universität dient nicht nur Lehrzwecken, sondern ist auch ein Ort der Naherholung. Am Freitag lädt Gärtnermeister Wolfgang Girnus alle Interessierten ein, den Sommer in der Natur zu genießen und dabei auch noch etwas zu lernen bei einer

Führung durch den Wissenschaftsgarten am 20. Juli um 16 Uhr (bis ca. 17.30 Uhr), Treffpunkt am Eingang zum Wissenschaftsgarten, Altenhöfer Allee 1.

Bei einem gemütlichen Rundgang geht es dieses Mal um Saatgut. Wolfgang Girnus zeigt, wie man es gewinnt und reinigt. Er erläutert die Aussaatarten und geht auf andere Vermehrungsarten ein. Der zweite Teil der Führung beschäftigt sich mit der Bienenhaltung. Ein Bienenvolk wird geöffnet und das lnnenleben begutachtet. Anschließend gibt es eine Honigverkostung - direkt aus der Wabe.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Georg Zizka, Leiter des Wissenschaftsgarten, Campus Riedberg, Tel: (069) 798-42176; Georg.Zizka@senckenberg.de

 

Jul 17 2018
15:02

Lebenswissenschaften beim Nature-Index auf Platz 5 von 81

Goethe-Universität punktet bei Top-Forschung

FRANKFURT. Wo steht meine Institution bei der Spitzenforschung im bundesweiten und im internationalen Vergleich? Wie hat sie sich im Vergleich zum vergangenen Jahr entwickelt? Wer sind die häufigsten nationalen und internationalen Kooperationspartner? Diese Fragen beantwortet die von der Fachzeitschrift Nature unterhaltene Datenbank, der „Nature Index“. In dem kürzlich veröffentlichen jährlichen Ranking schneidet die Goethe-Universität besonders in den Lebenswissenschaften gut ab: In Deutschland steht sie auf Platz fünf von 81.

Der Nature Index berücksichtigt nur Publikationen in Spitzen-Journalen. Er listet auf, wie viele Autoren einer Institution insgesamt sowie anteilmäßig an einer Publikation beteiligt sind. Die Lebenswissenschaftler an der Goethe-Universität haben besonders viele Publikationen in den Journalen „Nature Communications“ und den „Proceedings of the National Academy of Sciences“ zu verzeichnen.

Im bundesweiten Vergleich landete die Chemie im oberen Drittel, auf Platz 26 von 77. Sie konnte den Anteil ihrer Autoren in Spitzenjournalen gegenüber dem vergangenen Jahr um 13,7 Prozent steigern. Die Physik steht auf Platz 27 von 83.

Innerhalb Deutschlands hat die Goethe-Universität am häufigsten mit Instituten der Max Planck-Gesellschaft, der TU Darmstadt sowie den Universitäten in Münster und Heidelberg kooperiert. Zwei Drittel aller hochrangigen Publikationen wurden zusammen mit internationalen Kooperationspartnern verfasst, darunter die Universität Edinburgh, der französische CNRS (Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung), die russische und die chinesische Akademie der Wissenschaften.

Informationen: Prof. Dr. Simone Fulda, Vizepräsidentin für Forschung, Goethe-Universität Frankfurt. Tel: (069) 6301-5094; -67866557; fulda@em.uni-frankfurt.de.
https://www.natureindex.com/annual-tables/2018/institution/academic/life-sciences/countries-Germany

 

Jul 13 2018
16:22

Dozenten aus acht Ländern Zentralafrikas im Geozentrum der Goethe-Universität

Sommerschule zum Thema „Wald, Umwelt und Klima“

FRANKFURT. Zu einer achtwöchigen Sommerschule mit dem Thema „Wald, Umwelt und Klima“ treffen sich ab dem 16. Juli 2018 über 20 Dozentinnen und Dozenten aus acht Ländern Zentralafrikas im Geozentrum der Goethe-Universität auf dem Campus Riedberg. Ziel ist es, weitreichende Kompetenzen im Bereich Umwelt, Ressourcenmanagement und Organisationsentwicklung sowie bei der Afrikaforschung gebündelt und zur Weiterbildung der Teilnehmenden zu nutzen.

Organisatoren sind das Zentrum für Interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) an der Goethe-Universität und die AMBERO Consulting GmbH als technischer Partner im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die Teilnehmenden kommen aus den Mitgliedsinstitutionen des Netzwerks der Aus- und Weiterbildungsinstitutionen im Bereich Forst- und Umweltwissenschaft in Zentralafrika (RIFFEAC).

Im Anschluss an die Sommerschule sollen die Teilnehmenden in ihren Heimatländern als Multiplikatoren fungieren und das erworbene Wissen einsetzen und verbreiten. Dies geschieht unter anderem über ein Transferprojekt, das im Rahmen der Sommerschule entwickelt und im Anschluss in der Heimatinstitution mit fachlicher Unterstützung durch das Programm „Regionale Unterstützung der Zentralafrikanischen Waldkommission COMIFAC“ der GIZ umgesetzt wird. Beispielsweise entwickeln die Teilnehmer eine Weiterbildung, aktualisieren einen Studiengang oder erarbeiten eine Marketingstrategie für Bildungsangebote.

Um einen regen fachlich-methodischen Austausch zwischen den Mitgliedsinstitutionen von RIFFEAC und deutschen Institutionen zu initiieren und etablieren, schließt sich an die Sommerschule für Dozenten eine Studienreise unter Einbeziehung zahlreicher Direktorinnen und Direktoren der RIFFEAC-Institutionen in Deutschland und den Niederlanden an. Sie führt unter anderem an die Universitäten Koblenz-Landau, Göttingen und Hamburg sowie das International Training Center (ITC) am „International Institute for Geo-Information Science and Earth Observation“ in Enschede (Niederlande) und dem Nationalpark Kellerwald/Edersee.

Medienvertreter sind herzlich eingeladen, an der Eröffnung der 2. Internationalen Sommerschule teilzunehmen: Montag, 16.07. 2018, 9.30-12.00 Uhr im Geozentrum der Goethe-Universität, Raum 2.101, Campus Riedberg, Altenhöferallee 1.

Weitere Informationen:  Prof. Jürgen Runge, Institut für Physische Geographie und ZIAF, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798-40160, -40155, J.Runge@em.uni-frankfurt.de.

 

Jul 12 2018
15:08

Studentisches Projekt erstellt Sprachenkarte der Mainmetropole

Babylonisches Frankfurt

FRANKFURT. Frankfurt ist bunt: Kaum eine deutsche Großstadt hat eine so vielfältige Bewohnerschaft wie die Mainmetropole. Welche Sprachen und Dialekte wo im Stadtgebiet gesprochen werden, darüber gibt ein studentisches Projekt am Institut für Empirische Sprachwissenschaft Auskunft, nachzulesen in der „Frankfurter Sprachenkarte“.

„Grisoli“ heißt das Projekt, das aus Anlass des 70-jährigen Gründungsjubiläums des Bundeslandes Hessen gestartet worden war. 69 Studentinnen und Studenten der Empirischen Sprachwissenschaft machten sich daran, mit Hilfe von Interviews die sprachliche Vielfalt Frankfurts abzubilden. Ziel des Projekts war eine Art Sprachkarte der Bankenstadt: Die Ergebnisse aus den 500 Befragungen wurden erfasst und digital visualisiert und können im Internet abgerufen werden.

„Dieses Projekt ist bisher einmalig“, schwärmt Dr. Zakharia Pourtskhvanidze, Studiengangkoordinator am Institut für Empirische Sprachwissenschaften und Leiter des Projekts. Für keine andere Großstadt in Deutschland gebe es einen vergleichbaren Überblick. „Frankfurt ist von seiner Größe her bestens geeignet für eine solche Untersuchung – es ist weder zu groß noch zu klein“, erklärt Pourtskhvanidze. Und noch etwas mache Frankfurt besonders geeignet für ein solches Projekt: „Frankfurt zeichnet sich durch eine besondere Multikulturalität und Multilingualität aus.“

Das Projekt war wie gemacht dafür, um Studienanfängern zu vermitteln, was genau Empirische Sprachwissenschaft bedeutet: „Es geht darum, reale Sprachdaten zu sammeln, wir wollen wissen, wie Sprache tatsächlich verwendet wird. Deshalb wurden die Erstis gleich in der Einführungsvorlesung auf ihren Feldeinsatz vorbereitet und losgeschickt“, berichtet Ricardo Jung, der studentische Projekttutor, der für die technische Umsetzung zuständig ist. Nach anfänglicher Skepsis hätten sich die Kommilitonen richtiggehend begeistert und seien mit erheblich mehr Datensätzen zurückgekehrt als gedacht. Immer mehr Studierende wollten bei dem Projekt mitarbeiten.

Ziel war jedoch keine repräsentative Erhebung für statistische oder gar politische Zwecke. Vielmehr ging es darum, eine Sprachenkarte eines urbanen Zentrums zu erstellen, die für Forscher und Laien gleichermaßen aufschlussreich ist. Rund 500 Menschen, die in Frankfurt arbeiten, studieren oder zur Schule gehen, wurden nach ihrer Muttersprache gefragt und nach dem Ort ihrer Tätigkeit. Fast 200 Sprachvariationen wurden auf diese Weise erfasst. Die erfassten Daten sind in Form einer Sprachenkarte abrufbar, die allerdings noch weiter ausdifferenziert werden soll. „Wir werden auch in den nächsten Semestern die Werbetrommeln rühren, damit wir so viele Daten wie möglich sammeln können“, so der Projektleiter.

Unterstützung fand die studentische Gruppe beim Städtischen Vermessungsamt. „Wir sind dem Vermessungsamt Frankfurt sehr dankbar“, sagt Ricardo Jung. Wie die Karte weiter verfeinert werden könnte, dafür gibt es noch etliche Ideen. So sollen beim Anklicken eines Datenpunktes Informationen zu der jeweiligen Sprache erscheinen. „Das steckt noch in den Kinderschuhen, aber wir arbeiten weiter, damit wir das Projekt für die Allgemeinheit noch besser bedienbar machen können“, so Jung.

Die sprachlichen Facetten Frankfurts sollen zukünftig in einer Reihe der studentischen Projekte unter dem Label GriSoLi (für „Grüne Soße Linguistik“) beschrieben werden. Mit der Erstellung der Sprachkarte Frankfurts ist der Grundstein hierfür bereits gelegt.

Link zur Karte: http://qgiscloud.com/UFFM/uploadtest1/?e=935937%3B6459819%3B972627%3B6

Informationen: Ricardo Jung, Institut für Empirische Sprachwissenschaft, Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften, Campus Bockenheim, E-Mail ric.jun@gmx.de

 

Jul 11 2018
16:24

Universitätsbibliothek stellt wertvolle graphische Blätter digitalisiert online

Frankfurter Prominenten-Porträts früherer Jahrhunderte

FRANKFURT. Die „Porträtsammlung Holzhausen“ der Frankfurter Universitätsbibliothek steht komplett erschlossen der Forschung und anderen Interessierten online zur Verfügung. Die Frankfurter Bürgerstiftung mit Sitz im Frankfurter Holzhausenschlösschen förderte die Digitalisierung und Konservierung der wertvollen graphischen Blätter. In der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main (UB JCS) wird eine Sammlung von etwa 1.250 Kupferstichen, Holzschnitten und anderen graphischen Blättern des 16. - 18. Jahrhunderts aufbewahrt. Den Schwerpunkt der dargestellten Personen bilden Frankfurter Bürger mit teilweise klangvollen Namen wie Cronstetten, Fichard, Fleischbein von Kleeberg, Hüsgen, Humbracht, Lersner oder Uffenbach, um nur einige zu nennen. Matthäus Merian d.Ä. taucht sowohl als Künstler wie auch als Porträtierter auf und auch seine Tochter Maria Sibylla Merian ist mit mehreren Porträts vertreten.

Ursprünglich wurden diese Porträtstiche gesammelt von dem Frankfurter Kaufmann Joachim Andreas Sauer (1712-1784) und zusammengefasst unter dem Titel: „Sammlung aller zu Franckfurt am Mayn Gebohrnen, und sich daselbst aufgehaltenen Personen, welche in Kupfer gestochen und so viel möglich zu bekommen gewesen sind“. Deshalb reicht die Bandbreite auch über in Frankfurt lebende Personen hinaus, von internationalen gekrönten Häuptern wie etwa der schwedischen Königin Christina (1626-1689) oder mehreren deutschen Kaisern über Adelige und sonstige Berühmtheiten der Zeit bis zu Personen aus Klerus oder Bürgertum. Später kam die Sammlung in den Besitz der Familie von Holzhausen. Deren letzter Frankfurter männlicher Erbe, Adolph von Holzhausen (1866-1923), vermachte sie zusammen mit der Holzhausenschen Familienbibliothek (rund 4200 Bände) der Stadt Frankfurt am Main. Aufbewahrt in der Stadtbibliothek überdauerte die Porträtsammlung – im Gegensatz zum Großteil der Holzhausen-Bibliothek – den 2. Weltkrieg.

Mit großzügiger Hilfe der Frankfurter Bürgerstiftung und deren Freundes- und Förderkreises (hier vor allem der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung zu Frankfurt am Main) hat die Bibliothek die komplette Sammlung nicht nur erschließen und digitalisieren können. Auch die konservatorische Behandlung (Entfernen säurehaltiger Trägerkartons, Restaurierung einzelner beschädigter Blätter) wurde dadurch ermöglicht. Zudem wurden mit Stiftungsmitteln 35 Bände (Handschriften und Drucke) aus dem Legat Holzhausen restauriert. Clemens Greve, der Geschäftsführer der Frankfurter Bürgerstiftung, hat das Projekt in engem Kontakt mit dem Bibliothekspersonal begleitet und begründet das Engagement der Stiftung mit den Worten: „Die Bürgerstiftung will nicht nur die Erinnerung an die Familie von Holzhausen und ihre historische Bedeutung wachhalten, sondern auch generell die Frankfurter Geschichtsforschung fördern.“

Bestätigt wird das in diesem Falle durch die ersten Kooperationen der Bibliothek in Bezug auf die Porträtsammlung. So wird die Redaktion des „Frankfurter Personenlexikons“, das seit vielen Jahren ein Projekt der Frankfurter Bürgerstiftung ist (Herausgeber: Dr. Sabine Hock und Clemens Greve, www.frankfurter-personenlexikon.de), zukünftig Digitalisate der Porträts für die Illustrierung der Lexikon-Artikel verwenden. Im Gegenzug gibt die Redaktion Informationen an die UB JCS weiter, welche die Katalogbeschreibungen der Porträts ergänzen können.

Auch universitätsintern ergeben sich damit Möglichkeiten für eine Nutzung im Rahmen spezieller historischer und kunsthistorischer Projekte: So nehmen Studierende der Kunstgeschichte der Goethe-Universität in einem Seminarprojekt von Prof. Dr. Jochen Sander (Städel Museum und Kunstgeschichtliches Institut) die Sammlung in den Fokus und werden sich perspektivisch mit der Gestaltung einer Ausstellung beschäftigen.

Die Porträtsammlung online: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/8990214
Bildmaterial zum Download: http://www.ub.uni-frankfurt.de/presse/holzhausen.html

Information: Dr. Mathias Jehn, Leiter der „Sammlung Frankfurt und Seltene Drucke“ und des Archivzentrums, Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main, Tel: +49 (69) 798 39007, E-Mail: m.jehn@ub.uni-frankfurt.de

Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de

 

Jul 9 2018
13:07

Iris Dzudzek, Roland Färber, Fabian Link und Dejan Draschkow erhalten den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre

Preiswürdige Wissensvermittlung

FRANKFURT. Zum 17. Mal ist heute an der Goethe-Universität der 1822-Universitätspreis verliehen worden. Ausgezeichnet wurden eine Humangeographin, zwei Historiker und ein Psychologe. Der Preis soll die Aufmerksamkeit auf qualitätsvolle Lehre lenken, die Nominierung ist Sache der Studierenden.

Den mit 15.000 Euro dotierten 1. Preis erhält Dr. Iris Dzudzek, die seit 2010 am Institut für Humangeographie lehrt. Der 2. Preis (10.000 Euro) geht an das Lehr-Duo Dr. Roland Färber und Dr. Fabian Link, die am Institut für Geschichtswissenschaften lehren. Und mit dem 3. Preis (5.000 Euro) geehrt wird der Psychologe Dr. Dejan Draschkow.

„Gute Lehre ist uns sehr wichtig“, betonte die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Dr. Birgitta Wolff, anlässlich der 17. Verleihung des 1822-Universitätspreises für exzellente Lehre. „Der 1822-Universitätspreis hat ganz wesentlich dazu beigetragen, die Hochschullehre sichtbarer zu machen. Wer gut lehrt, hat Anerkennung verdient“, so die Präsidentin. Und wer könnte die Qualität der Lehre besser beurteilen als die Studentinnen und Studenten selbst? Deshalb gibt es beim 1822-Preis von Beginn an ein besonderes Auswahlverfahren: Nur die Studierenden haben ein Vorschlagsrecht für den Preis. Die Auszeichnung strahle aber weit über die studentische Klientel hinaus, meint Wolff: „Auch Kolleginnen und Kollegen nehmen inzwischen sehr genau wahr, wer den Preis erhält.“ Dieses Jahr wurden 24 Vorschläge aus allen Fachbereichen eingereicht, die letztendliche Auswahl übernimmt eine eigens gebildete Kommission.

Robert Restani, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse, erklärte am Rande der Veranstaltung: „Mit dem 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre zeichnen wir Lehrende aus, denen es aus Sicht der Studierenden gelingt, Wissen interessant und ansprechend zu vermitteln und ihre Zuhörerschaft für ihr Fach zu gewinnen oder sogar zu begeistern. Sie tragen damit erheblich zu einem erfolgreichen Studium bei. Damit schaffen sie gute Voraussetzungen dafür, dass in unserer Region auch in Zukunft hervorragende Fachkräfte zur Verfügung stehen.“

Der „1822-Universitätspreis für exzellente Lehre“ wurde 2002 von der Goethe-Universität und der Stiftung der Frankfurter Sparkasse ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die Bedeutung innovativer Hochschullehre zu schärfen und das Engagement herausragender Lehrender sichtbar zu machen. Den ersten und dritten Preis fördert die Stiftung der Frankfurter Sparkasse mit insgesamt 20.000 Euro, der 2. Preis (10.000 Euro) wird von der Goethe-Universität finanziert. Das Vorschlagsrecht liegt exklusiv bei den Studierenden. Der Vergabekommission gehören Studierende, Beschäftigte, Professoren und Professorinnen der Universität an sowie ein Geschäftsführer der Stiftung der Frankfurter Sparkasse. Der Preis wird jährlich vergeben.

Die Ausgezeichneten:

Dr. Iris Dzudzek, die den 1. Preis erhält, lehrt seit Oktober 2010 am Institut für Humangeographie des Fachbereichs Geowissenschaften. 2014 wurde sie mit der Arbeit „Kreativpolitik – Artikulationen und Machteffekte einer neuen Regierungsform des Städtischen“ promoviert. Zu ihren Schwerpunkten gehören kritische Stadtgeographie, Wirtschaftsgeographie und neue Geographien der Gesundheit. Mit dem ästhetischen Forschungsprojekt „Labor für Raumstrategien“ erkundet sie gemeinsam mit Studierenden und dem Künstler Jakob Sturm neue Wege der Erkenntnis(vermittlung). In ihrem Nominierungsantrag schreiben die Studierenden, dass sich Iris Dzudzek durch „ausgeprägtes Fachwissen, Lehrmotivation und Hingabe gegenüber ihren StudentInnen“ auszeichne und dass es ihr in hohem Maße gelinge, die soziale Relevanz der untersuchten Thematiken zu vermitteln.

Der 2. Preis geht 2018 an ein Lehr-Duo aus dem Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften, Dr. Roland Färber und Dr. Fabian Link. „Dr. Färber und Dr. Link sind erstklassige Dozenten, die ein offenes und breites Lehrangebot vertreten, Gruppenzusammenhalt stärken und Fähigkeiten der Studierenden in ihren Veranstaltungen fördern“, so die Studierenden. Unter anderem begleiteten die beiden Geschichtswissenschaftler die Studierenden bei der Herausgabe eines studentischen Sammelbandes zum Thema „Altertumswissenschaften an der Goethe-Universität 1914-1950“.

Dr. Roland Färber wurde im Juli 2012 im Fach Alte Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit der Arbeit „Römische Gerichtsorte. Räumliche Dynamiken von Jurisdiktion im Imperium Romanum“ promoviert. Seit 2012 lehrt und forscht er in der Abteilung für Alte Geschichte des Fachbereichs Philosophie und Geschichtswissenschaften der Goethe-Universität.

Dr. Fabian Link wurde im Mai 2012 in Neuerer allgemeiner Geschichte (Schwerpunkt Wissenschaftsgeschichte) an der Universität Basel zum Thema „Burgen und Burgenforschung im Nationalsozialismus. Wissenschaft und Weltanschauung 1933–1945“ promoviert. Seit November 2012 lehrt und forscht er am Historischen Seminar in der Arbeitsgruppe Wissenschaftsgeschichte im Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften der Goethe-Universität.

Den 3. Preis erhält Dr. Dejan Draschkow, der seit 2014 am Institut für Psychologie (Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften) der Goethe-Universität forscht und lehrt. Seine Dissertation zum Thema „Towards an understanding of natural constraints on visual representation“ schloss er 2017 ab. Dejan Draschkow setzt sich aktiv für eine inhaltliche und strukturelle Verbesserung der Lehre im experimentellen Praktikum innerhalb des Bachelorstudiums ein. Die Studierenden betonen, dass es ihm gelinge, Statistik und experimentelle Methoden „auf unterhaltsame und anregende Weise“ zu vermitteln. „Die Kommunikation mit Dr. Dejan Draschkow findet auf Augenhöhe statt und ist geprägt von Spaß, Wertschätzung und hoher wissenschaftlicher Qualität“, so die Studierenden.

Neben den Ausgezeichneten wurden folgende Lehrende nominiert:

  • Prof. Ph.D. Michael Haliassos, FB Wirtschaftswissenschaften
  • Katharina Hoppe, FB Gesellschaftswissenschaften
  • PD Dr. Daniel Loick, FB Gesellschaftswissenschaften
  • Prof. Dr. Melanie Köhlmoos, FB Evangelische Theologie
  • Dr. Johannes F. Diehl, FB Evangelische Theologie
  • Apl. Prof. Dr. Verena Keck, FB Philosophie und Geschichtswissenschaften
  • Apl. Prof. Dr. Barbara Wolbring, FB Philosophie und Geschichtswissenschaften
  • Dr. Julia Sander, FB Neuere Philologien
  • Dr. des. Maren Scheurer, FB Neuere Philologien
  • PD Dr. Ingo Feldhausen, FB Neuere Philologien
  • Prof. Dr. Peter Prinz-Grimm, FB Geowissenschaften/Geographie
  • Dr. Sven Jarohs, FB Physik
  • Prof. Dr. Dieter Steinhilber, FB Biochemie, Chemie und Pharmazie
  • Prof. Dr. Michael Karas, FB Biochemie, Chemie und Pharmazie
  • Dr. Mario Wurglics, FB Biochemie, Chemie und Pharmazie
  • Prof. Dr. Michael W. Göbel, FB Biochemie, Chemie und Pharmazie
  • Dr. Joannis Laoutidis, FB Biochemie, Chemie und Pharmazie
  • Prof. Dr. Peter Güntert, FB Biochemie, Chemie und Pharmazie
  • Dr. Markus Fauth, FB Biowissenschaften
  • Dr. Ralph Mangelsdorff, FB Biowissenschaften

Informationen: Dr. Martin Lommel,  Abteilung Lehre und Qualitätssicherung, Telefon 069 798-12786, E-Mail lommel@pvw.uni-frankfurt.de; Nina Eger, Präsidialbereich, Campus Westend, Telefon 069 798-12455, E-Mail: eger@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 5 2018
18:51

Porträt des Masterstudienganges Curatorial Studies im aktuellen UniReport

Nicht nur nachts im Museum

FRANKFURT. Seit acht Jahren bietet die Goethe-Universität in Kooperation mit der international renommierten Städelschule und sechs Museen einen der wenigen Masterstudiengänge in Deutschland an, der auf eine Tätigkeit als Museumskurator, Ausstellungsmacher oder Kunstkritiker vorbereitet. In der aktuellen Ausgabe des UniReports wird der Studiengang Curatorial Studies vorgestellt.

In einer Stadt mit über 30 Museen und weithin beachteten Ausstellungen finden Studierende der Curatorial Studies viele Anschauungsobjekte, Praktikumsplätze und später auch berufliche Perspektiven. „Die Museen sind sehr interessiert an unserem Studiengang und an unseren Absolventen“, weiß Studiengangsleiterin Stefanie Heraeus zu berichten. Wer den Abschluss habe, komme meist auch unter: „Oft bekommen unsere Studierenden sogar vor der Masterarbeit schon ein Angebot.“

Bewerben können sich junge Leute mit Bachelor in Kunstgeschichte, Philosophie, Geschichte, Ethnologie oder Archäologie. Ein Drittel der rund 15 Studienplätze, die jährlich vergeben werden, belegen internationale Studierende. Für Kontakt zu bildenden Künstlern und Architekten sorgt die Städelschule als zweiter Standort des Lehrangebots über gemeinsame Lehrveranstaltungen und die gemeinsame Nutzung der Räumlichkeiten.

Die weiteren Themen im aktuellen UniReport:

  • Warten auf Entspannung: Die Wohnsituation in Frankfurt bleibt für Studierende schwierig, neue Wohnheime sollen die Lage etwas entschärfen.
  • Franz Oppenheimer und die Soziale Marktwirtschaft: Der Wirtschaftstheoretiker Volker Caspari erinnert an den Frankfurter Nationalökonomen und Soziologen.
  • „Ich zeige ungerne mit dem Finger auf andere“: Univizepräsident Roger Erb, der an der Goethe-Uni den Bereich Studium und Lehre verantwortet, im Gespräch.  
  • Faszination Gehirnforschung: Die Neurowissenschaftlerin Christine Ecker untersucht die Ursachen von Autismus.
  • Ein neuer Blick auf Partizipation: Rikki John Dean erhält Auszeichnung für Artikel zum Thema „Public Participation“.
  • Im Wettstreit der Werte: Die kirgisische Ethnologin Baktygul Tulebaeva forscht über den Unterschied von Werten in der Kindererziehung.
  • Chaos schlägt Kartoffelsalat: Nationale Zuschreibungen im WM-Spiel Deutschland gegen Mexiko aus sportsoziologischer Sicht.
  • Jugendliche haben das Recht zu partizipieren: Lukas Schlapp, Politikstudent an der Goethe-Uni, hat als UN-Jugenddelegierter den direkten Draht nach New York.
  • Brückenbauer in den Markt: Wie Erfindungen an der Goethe-Uni ihren Weg in die Wirtschaft finden.
  • „Demokratie für alle“ und das „Entfesselte Ich“: Nachbericht zu den beiden Bürger-Uni-Abenden zum Thema 68.

Der UniReport 4/2018 steht zum kostenlosen Download bereit unter http://www.unireport.info/72886998/Unireport_4-18.pdf

 

Jul 5 2018
17:22

Im neuen „Förderatlas“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit den Geistes- und Sozialwissenschaften auf dem fünften Platz.

DFG-Förderung: Goethe-Universität steigert Gesamtvolumen um fast 20 Prozent

FRANKFURT. Im neuen Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der die Förderperiode 2014-2016 behandelt, kann die Goethe-Universität einen Spitzenplatz im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften behaupten: Mit einer Fördersumme von 56,3 Mio Euro kommt sie auf den fünften Platz unter den deutschen Universitäten. Gegenüber dem letzten Förderatlas, der den Zeitraum von 2011 bis 2013 abbildet, konnte sie die DFG-Bewilligungen in diesen Fächern um 25 Prozent steigern. „Ein beeindruckendes Ergebnis, das mich sehr freut, vielen Dank an alle Beteiligten. Die Geistes- und Sozialwissenschaften tragen weiterhin ganz entscheidend zur Forschungsstärke der Goethe-Universität bei“, freut sich Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität.

Insgesamt liegt die Goethe-Universität mit einem Gesamt-DFG-Fördervolumen von 194,5 Mio Euro auf Platz 14, damit hat sie sich gegenüber der letzten Vergleichsperiode um 19,4 Prozent verbessert. Sie bleibt damit die am stärksten von der DFG geförderte Universität Hessens. Vom Finanzvolumen her sind die Lebenswissenschaften das stärkste Fachgebiet: Hier beläuft sich die Fördersumme für den Zeitraum 2014-2016 auf 87,8 Mio Euro, was einer Steigerung von über 23 Prozent gegenüber der letzten Förderperiode entspricht. Damit hat sich die Goethe-Universität in diesem Bereich bundesweit von Platz 14 auf Platz 8 verbessert.

Der Förderatlas 2018 wurde am 5. Juli 2018 veröffentlicht; die im Dreijahresabstand erscheinende DFG-Publikation präsentiert in umfassender und fachlich differenzierender Form Kennzahlen zur öffentlich finanzierten Forschung in Deutschland. http://www.dfg.de/sites/foerderatlas2018/

 

Jun 29 2018
15:34

Land und Bund sagen insgesamt rund 97 Millionen Euro für das LOEWE-Zentrum „Frankfurt Cancer Institute“ zu

Goethe-Universität erhält ein neues Krebsforschungsinstitut mitsamt Neubau

FRANKFURT. Die Goethe-Universität hat ein neues LOEWE-Zentrum in ihren Reihen – mitsamt einem eigenen Forschungsgebäude, das bis 2023 fertiggestellt werden soll. Wie am heutigen Freitag bekannt geworden ist, werden hierfür gut 73,4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt; Grundlage für die Entscheidung war eine Empfehlung des Wissenschaftsrates vom April 2018. Erst gestern (Donnerstag) hatte das Hessische Wissenschaftsministerium offiziell mitgeteilt, dass das „Frankfurt Cancer Institute“ in das Wissenschaftsförderungsprogramm des Landes als LOEWE-Zentrum aufgenommen wird. Für die erste Förderphase von 2019 bis 2022 stehen rund 23,6 Millionen Euro an Landesmitteln für Betriebskosten bereit.

LOEWE-Zentrum „Frankfurt Cancer Institute“

Krebsgene kann man heute innerhalb weniger Tage komplett entschlüsseln. Doch um vorhersagen zu können, wie gut der Patient auf die Therapie ansprechen wird, reichen genetische Daten nur bedingt aus. Denn dazu müsste man wissen, wie sich die Mutationen innerhalb der Tumorzelle auswirken und welche Effekte dies wiederum auf das umgebende Gewebe und das Immunsystem hat. Dieses komplexe Geschehen zu erforschen, ist die Aufgabe des LOEWE-Zentrums Frankfurt Cancer Institute (LOEWE FCI), in dem Grundlagenforscher und Kliniker eng in interdisziplinären Teams zusammenarbeiten werden. Zusätzlich sind Partner aus der Pharma-Industrie eingebunden. Die Fördersumme beträgt in der ersten Förderperiode (2019 bis 2022) rund 23,6 Millionen Euro. Besonders erfreulich ist, dass das Frankfurt Cancer Institute einen aus Bundesmitteln finanzierten Neubau auf dem Campus Niederrad erhalten wird, 73,4 Millionen Euro wurden jetzt dafür bewilligt. Laut Pressemitteilung des Hessischen Wissenschaftsministerium tragen Bund und Land hiervon gemeinsam 52,1 Millionen Euro zu gleichen Teilen, die Deutsche Krebshilfe wird sich mit 20 Millionen an den Baukosten beteiligen, weitere Mittel kommen von anderen Kooperationspartnern.

„Die beiden Förderzusagen sind ein Riesenfortschritt für die Universitätsmedizin Frankfurt, insbesondere für die Onkologie. Die translationale Krebsforschung an der Goethe-Universität hat sich in den vergangenen zehn Jahren extrem positiv entwickelt. Mit dem neuen LOEWE-Zentrum und dem Forschungsneubau werden diese Bemühungen nun durch die Unterstützung der Hessischen Landesregierung und der Deutschen Krebshilfe ausgezeichnet, worüber wir sehr dankbar sind. Das hebt unsere Arbeit auf ein neues Niveau“, so Prof. Florian Greten, Direktor des Georg Speyer-Haus und Professor für Tumorbiologie am Fachbereich Medizin der Goethe-Universität.

An dem Projekt sind außer der Goethe-Universität das Georg Speyer Haus (GSH), das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), das Paul-Ehrlich-Institut sowie das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim beteiligt.

„Glückwunsch an unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Campus Niederrad, die nach der Zustimmung der LOEWE-Juroren nun auch für den Neubau grünes Licht bekommen haben von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz des zuständigen Landesministeriums und des Bundesministeriums“, freut sich Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität über den doppelten Erfolg. „Das Frankfurt Cancer Institute kommt einer wichtigen Zukunftsaufgabe nach, es wird einen Beitrag zum wissenschaftlichen Verständnis von Krebs, aber auch zu einer noch zielgenaueren Krebstherapie leisten. Dafür braucht es einen langen Atem und die Möglichkeit, die entsprechenden Disziplinen dauerhaft zusammenbringen zu können. Dass die Voraussetzungen dafür jetzt geschaffen wurden, dafür sind wir Bund und Land sehr dankbar. Die Mittel für einen eigenen Forschungsneubau sind eine wichtige Weichenstellung. Das wird die Krebsforschung hier in Frankfurt massiv voranbringen. Ich bin froh, dass es das LOEWE-Programm der hessischen Landesregierung gibt: Es ist ein unverzichtbares Instrument, um größere Forschungsprogramme an hessischen Hochschulen neu entwickeln und auch auf Dauer etablieren zu können.“

Anträge mit Perspektive

Aufgrund ihres positiv begutachteten Vorantrags wurden außerdem drei weitere Projekte aufgefordert, in der 12. Förderstaffel einen Vollantrag einzureichen:

Im geplanten LOEWE Schwerpunkt „Vergangene Warmzeiten als natürliche Analoge unserer ‚hoch-CO2‘ Klimazukunft (VeWa)“ wollen Geologen, Biologen, Geografen und Klimamodellierer erforschen, was uns erwartet, wenn sich der Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre gegenüber dem Wert der vorindustriellen Zeit nahezu verdoppelt.

Der LOEWE-Schwerpunkt „Digitalisierte Bildungsprozesse“ (DBP) soll die Mechanismen untersuchen, die im digitalen Bildungsprozess relevant sind und Aufschluss darüber geben, wie digitale Bildungsprozesse optimiert werden können. Psychologen und Erziehungswissenschaftler werden sich mit den Veränderungen befassen, die der digitale Bildungsprozess mit sich bringt.

Das LOEWE-Schwerpunkt-Projekt „Minderheitenstudien: Sprache und Identität“ schließlich befasst sich aus einer interdisziplinären Perspektive mit der Frage, welche Rolle identitätsbedingenden Faktoren im Kontext der Migration von Minderheiten spielen. Insbesondere interessieren sich die Wissenschaftler für Minderheiten, die schon im Herkunftsland einen Minderheitenstatus innehatten.

Informationen zum LOEWE-Zentrum „Frankfurt Cancer Institute“: Prof. Florian Greten, Direktor Georg Speyer-Haus, Fachbereich Medizin der Goethe-Universität, Tel. (069) 63395 183, Greten@gsh.uni-frankfurt.de.

 

Jun 28 2018
13:46

Tagung des Fritz Bauer Instituts an der Goethe-Universität

Fritz Bauer und die 68er – Verbindendes und Trennendes

FRANKFURT. In der Nacht zum 1. Juli 1968, im Jahr der Studentenrevolte, starb Fritz Bauer im Alter von knapp 65 Jahren. Bauer war der Initiator der Frankfurter Auschwitzprozesse; durch ihn erfuhren schon zuvor die Widerstandskämpfer vom 20. Juli erstmals öffentliche Anerkennung; er trug außerdem entscheidend zur Ergreifung von Adolf Eichmann bei, der die Todestransporte in die Vernichtungslager organisiert hatte. Anlässlich der 50. Wiederkehr von Fritz Bauers Todestag veranstaltet das Fritz Bauer Institut an der Goethe-Universität eine Tagung mit dem Titel „Fritz Bauer und die 68er. Verbindendes und Trennendes.“ Die Veranstaltung findet

von Montag, 2. Juli, bis Dienstag, 3. Juli im Casino-Gebäude, Nina-Rubinstein-Weg (Campus Westend) im Raum 823

statt und bringt Historiker, Erziehungswissenschaftler und Juristen aus ganz Deutschland zur interdisziplinären Diskussion zusammen.

Auf den ersten Blick hatten die protestierenden Studenten und der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer gemeinsame Ziele: Ähnlich wie viele der führenden Köpfe der Revolte sah Bauer die dringendste Aufgabe der politischen Arbeit darin, zu einer humanen und demokratischen Gesellschaft beizutragen mit dem Ziel, dass Deutschland die Gewaltstrukturen der NS-Zeit hinter sich lassen könne. Doch der 1903 geborene Jurist gehörte der Väter-Generation an, gegen die die jungen Leute aufbegehrten. Er hatte andere Vorbilder als sie, andere Umgangsformen und eine andere Auffassung davon, was mit politischer Einmischung zu erreichen sein sollte.

Die Tagung zum 50. Todestag geht der Frage nach, inwiefern die von Bauer angeschnittenen Themen im Rahmen einer allgemeinen Reformdynamik zu sehen sind – ausgehend von seinen Schriften, die in einer gegenwärtig entstehenden umfassenden Edition des Fritz Bauer Instituts erstmals zusammengetragen werden. Die Tagung wird das Denken Fritz Bauers in den politisch-gesellschaftlichen Kontext stellen und den Blick auf die Zeitumstände richten. Dabei sollen seine Rolle für die Reform und Liberalisierung der Justiz ausgelotet und sein Bezug zu den Ideen der Studentenbewegung bestimmt werden. Außerdem wird es um die Frage gehen, warum Bauers Werk erst in den 1990er Jahren gesellschaftliche Beachtung fand.

Finanziell unterstützt wird die Tagung von der Holger Koppe Stiftung.

Das Programm der Tagung:

Montag, 2. Juli 2018
10.00 Uhr
Grußworte durch Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, und Jutta Ebeling, Vorsitzende des Fördervereins Fritz Bauer Institut e.V.

10.30 – 12.30 Uhr
I. Konfrontation mit den NS-Verbrechen
Moderation: Sybille Steinbacher (Frankfurt am Main)
Boris Burghardt (Berlin): Strafverfahren als Mittel der Volkspädagogik? Fritz Bauers Vorstellungen von der Funktion der NS-Prozesse
Annette Weinke (Jena): Eine andere Form der politischen Justiz? NS-Prozesse, Braunbuch-Kampagnen und die Moralpolitik der 68er

14.00 – 16.00 Uhr
II. Demokratisierung durch Recht
Moderation: Jörg Osterloh (Frankfurt am Main)
David Johst (Halle/Berlin): Ungehorsam als politische Tugend? Widerstand im Denken Fritz Bauers
Jörg Requate (Kassel): Demokratisierung der Justiz – Demokratisierung durch Justiz? Rechtsdenken, Justiz und Gesellschaft in den 1960er Jahren

16.30 – 18.30 Uhr
III. Strafrecht und Gesellschaft
Moderation: Katharina Rauschenberger (Frankfurt am Main)
Kirstin Drenkhahn (Berlin): Fritz Bauers Argumentation zur Strafrechtsreform. Überlegungen im Lichte der Punishment & Society-Forschung
Sascha Ziemann (Frankfurt am Main): Strafrecht für die neue Gesellschaft. Fritz Bauer und die Strafrechtsreform

Dienstag, 3. Juli 2018
10.00 – 12.00 Uhr
IV. Auseinandersetzung mit Autoritäten
Moderation: Tobias Freimüller (Frankfurt am Main)
Gottfried Kößler (Frankfurt am Main): Widerstand als moralische Orientierung. Fritz Bauer und die historisch-politische Bildung
Christiane Thompson (Frankfurt am Main): Rebellion gegen Autoritäten? Zur Autonomie in der „Erziehung nach Auschwitz“

12.30 – 14.30 Uhr
V. Sexualstrafrechtsreform und Sittlichkeitspostulat
Moderation: Stefanie Fischer (Frankfurt am Main/Potsdam)
Werner Renz (Frankfurt am Main): Wider die Kriminalisierung von Sexualität. Fritz Bauers Kritik des repressiven Sexualstrafrechts
Michael Schwartz (Berlin): Sexualstrafrecht und Sittlichkeit. Gesellschaftliche Kontroversen und Reformdebatten der 1950er und 1960er Jahre

14.30 – 15.00 Uhr
Tagungskommentar von Michael Stolleis (Frankfurt am Main)

Information: Dr. Katharina Rauschenberger, Fritz Bauer Institut, Norbert-Wollheim-Platz 1, 60323 Frankfurt, Telefon 069 798-32226, E-Mail k.rauschenberger@fritz-bauer-institut.de; www.fritz-bauer-institut.de

 

Jun 27 2018
14:09

„Lesen kann man lernen“: Andreas Gold, Psychologe an der Goethe-Universität, hat sein Buch völlig neu bearbeitet

Sicher Schwimmen im Buchstabenmeer

FRANKFURT. Lesen ist die Schlüsselkompetenz für schulischen und beruflichen Erfolg. Und doch werde noch immer zu wenig Augenmerk auf die Leseförderung gelegt, urteilt der Frankfurter Psychologe Prof. Andreas Gold. Mit seinem Buch „Lesen kann man lernen“ will er das ändern.

Ob es um Textaufgaben in Mathematik, Länderbeschreibungen in Geographie oder um die Interpretation eines literarischen Textes im Fach Deutsch geht – ohne die Fähigkeit, flüssig und mit Verständnisgewinn zu lesen, haben Schüler Schwierigkeiten, im Unterricht mitzukommen. Die Ergebnisse der nationalen Vergleichsstudien des Berliner Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) belegen jedoch, dass es bei allen Unterschieden zwischen den Bundesländern in ganz Deutschland Nachholbedarf auf diesem Gebiet gibt. Das sei jedoch nichts Neues, so Andreas Gold, Professor für Pädagogische Psychologie an der Goethe-Universität: Seit jeher hätten rund 20 Prozent der Zehnjährigen mit erheblichen Problemen beim Lesen zu kämpfen. Doch nur allmählich fänden die Methoden evidenzbasierter Leseförderung Eingang in die Lehreraus- und -weiterbildung.

Dass sich dies ändert, dazu will Gold mit seinem Buch „Lesen kann man lernen“ beitragen, das nun in dritter, völlig überarbeiteter Auflage erschienen ist. Auch diesmal hat Gold darin bewusst auf die detaillierte Darstellung wissenschaftlicher Theorien und empirischer Befunde verzichtet, denn das Buch richtet sich nicht nur an Studierende der Lehrämter, der Erziehungswissenschaft und der Psychologie sowie an Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch an interessierte Eltern. Die Leser erfahren, wie Lesen überhaupt funktioniert und wie der Prozess des Lesenlernens bei Kindern abläuft. Der Autor legt dar, wie wichtig Sprachkompetenz als Voraussetzung für das Lesenlernen ist. Und er stellt die nachweislich erfolgversprechenden Trainingsprogramme zur Förderung von Leseflüssigkeit und Textverstehen vor. In der Neuauflage geht es – anders als in den vorherigen Auflagen des Standardwerks – sowohl um das Lesenlernen in der Grundschule als auch um das Lesen an den weiterführenden Schulen. Und es wird auch gezeigt, was bei anhaltenden Leseschwierigkeiten helfen kann.

Andreas Gold hat in Heidelberg Psychologie studiert und wurde an der Goethe-Universität promoviert. Nach der Habilitation war er von 1994 bis 1998 Professor für Pädagogische Psychologie an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg, seit 1998 lehrt er als Professor an der Goethe-Universität. Weitere allgemeinverständliche Titel des Autors sind „Lernen leichter machen“ und „Guter Unterricht: Was wir wirklich darüber wissen“ – beides bei Vandenhoeck & Ruprecht erschienen.

Publikation: Andreas Gold, Lesen kann man lernen. Wie man die Lesekompetenz fördern kann. 3., völlig überarbeitete Auflage 2018. 140 Seiten mit zehn Abbildungen. 16 Euro. ISBN 978-3-525-31063-2; auch als E-Book erhältlich

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/72795103

Informationen: Prof. Dr. Andreas Gold, Institut für Psychologie, Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften, Campus Westend, +49-(0)69 798-35357, E-Mail: gold@paed.psych.uni-frankfurt.de

 

Jun 26 2018
11:27

Vergleich von milliarden theoretischen Modellen mit Gravitationswellen-Messungen führt zur Lösung eines alten Rätsels

Frankfurter Physiker präzisieren Größe von Neutronensternen

FRANKFURT. Wie groß ist ein Neutronenstern? Die bisherigen Schätzungen lagen zwischen acht und 16 Kilometern Durchmesser. Astrophysikern der Goethe Universität und des FIAS ist es jetzt gelungen, die Größe von Neutronensternen bis auf 1,5 Kilometer genau zu bestimmen, indem sie einen aufwändigen statistischen Ansatz wählten und Daten aus der Messung von Gravitationswellen zuhilfe nahmen. Das berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe von Physical Review Letters.

Neutronensterne sind die dichtesten Objekte in unserem Universum. Ihre Masse ist weitaus größer ist als die unserer Sonne, zusammengeballt in einer vergleichsweise kleinen Kugel, deren Durchmesser mit dem der Stadt Frankfurt vergleichbar ist. Allerdings ist das nur eine grobe Abschätzung. Seit mehr als 40 Jahren gilt die Bestimmung des Radius' von Neutronensternen als eine der grundsätzlichsten Fragen der Astro- und Kernphysik, da aus dieser Größe wichtige Informationen über die fundamentalen Wechselwirkungen von dichter Kernmaterie abgeleitet werden können.

Einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Rätsels bieten die Daten aus der Detektion von Gravitationswellen (GW170817), die bei der Verschmelzung von zwei Neutronensternen entstanden sind. Ende letzten Jahres nutzten Prof. Luciano Rezzolla, Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität und FIAS, und seine Studenten Elias Most und Lukas Weih diese Daten bereits, um die maximalen Masse von Neutronensternen zu berechnen, bevor sie zu einem schwarzen Loch kollabieren. Das Ergebnis wurde fast zeitgleich von anderen Forschungsgruppen bestätigt. Nun hat dieselbe Gruppe zusammen mit Prof. Jürgen Schaffner-Bielich von Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität auch strenge Grenzen für die Größe von Neutronensternen ermittelt.

Die Crux des Problems ist, dass die Zustandsgleichung, welche die Materie in Neutronensternen beschreibt, nicht bekannt ist. Die Physiker entschlossen sich deshalb, einen anderen Weg zu gehen: Sie wählten statistische Methoden, um die Größe von Neutronensternen innerhalb enger Grenzen zu bestimmen. Hierzu berechneten sie mehr als zwei Milliarden theoretische Modelle von Neutronensternen, indem sie Einsteins Gleichungen numerisch lösten und diesen riesigen Datensatz mit den Daten der Gravitationswellendetektion GW170817 kombinierten.

„Ein solcher Ansatz ist nicht unüblich in der theoretischen Physik", sagt Rezzolla und fügt hinzu: "Wir können Unsicherheiten einschränken, indem wir die Ergebnisse für alle möglichen Werte der entsprechenden Parameter analysieren." So ist es den Wissenschaftlern gelungen, den Radius eines typischen Neutronensterns auf 1.5 Kilometer genau anzugeben: Er liegt zwischen 12-13.5 Kilometern- ein Ergebnis, das mit künftigen Detektionen von Gravitationswellen weiter verbessert werden kann.

„Das Ganze birgt allerdings noch eine Tücke, und zwar die Möglichkeit von Zwillingssternen", kommentiert Prof. Schaffner-Bielich. Es ist nämlich möglich, dass bei extrem hohen Dichten ein Phasenübergang stattfindet. Die Materie hat dann plötzlich ganz andere Eigenschaften, so wie Wasser hart wird, wenn es zu Eis gefriert. Im Fall von Neutronensternen wird spekuliert, dass beim Phasenübergang gewöhnliche Materie in "Quarkmaterie" umgewandelt wird. Bezieht man diese Möglichkeit ein, ist noch eine weitere Gleichgewichtslösung der Einsteingleichungen möglich: Ein exotischer Zwilling mit exakt dergleichen Masse und einem deutlich kleinerem Radius.

Obwohl es für die Existenz dieser zweiten Klasse von Neutronensternen keine Beweise gibt, sind sie zumindest theoretisch möglich. Das Team um Rezzolla und Schaffner-Bielich hat sie deshalb trotz der zusätzlichen Komplikationen, die mit der Berechnung von Zwillingssternen einhergehen, berücksichtigt. Diese Mühe wurde mit einem unerwarteten Ergebnis belohnt: Zwillingssterne sind statistisch gesehen sehr selten und können während der Verschmelzung zweier Neutronensterne nur wenig verformt werden. Dieses Ergebnis ist deshalb wichtig, weil es Wissenschaftlern durch künftige Beobachtungen erlaubt, die Existenz dieser Zwillinge potentiell auszuschließen. So wird sich mit zuküngtigen Gravitationswellenbeobachtungen zeigen, ob Neutronensterne tatsächlich exotische Zwillinge haben.

PublikationElias R. Most, Lukas R. Weih, Luciano Rezzolla, Jürgen Schaffner-Bielich: New constraints on radii and tidal deformabilities of neutron stars from GW170817, Phys. Rev. Lett. 120, 261103. https://doi.org/10.1103/PhysRevLett.120.261103

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/72776172

Bildtext: Größenintervall eines typischen Neutronensterns im Vergleich zur Stadt Frankfurt (Satellitenaufnahme: GeoBasis-DE/BKG (2009) Google).

Informationen: Prof. Dr. Luciano Rezzolla, Institut für Theoretische Physik, Fachbereich Physik und Frankfurt Institute for Advanced Studies, Campus Riedberg, Tel. (069) 798-47871, rezzolla@fias.uni-frankfurt.de.