​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
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Personalia/Preise

Dez 15 2014
09:11

Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl verabschiedet sich und übergibt sein Amt an seine Nachfolgerin Prof. Birgitta Wolff

Wechsel an der Spitze der Goethe-Universität

FRANKFURT. Universitätspräsident Professor Werner Müller-Esterl übergab heute (13. Dezember) bei einem Festakt im Casino auf dem Campus Westend der Goethe-Universität den Stab an die designierte Nachfolgerin, Professor Birgitta Wolff, die am 15. Juli gewählt worden war. Wolff tritt ihr Amt zum Jahresbeginn 2015 an.

In Anwesenheit von 400 Gästen betonte Werner Müller-Esterl, das Amt habe ihm viel Freude bereitet und mannigfaltig neue Einblicke gewährt; es sei aber auch eine große Herausforderung gewesen. So sei ihm die Aufgabe zugefallen, die neu geschaffene Stiftungsuniversität mit Leben auszufüllen. „Ich habe diesen Auftrag angenommen und die Chancen ergriffen, die uns der neue Status der Universität bietet.“ Es sei gelungen, die Forschungsleistung und die wissenschaftliche Reputation der Frankfurter Universität zu steigern. Gleichzeitig galt es, den enormen Aufwuchs an Studierenden zu bewältigen und die Lehrqualität weiter zu verbessern. So gesehen habe die Goethe-Universität in seiner Amtszeit ihren Weg selbstbewusst und verantwortungsvoll fortgesetzt. Anerkennung gab es für wichtige Wegbegleiter, vor allem aber auch für die Regierung in Wiesbaden: „Wir sind dem Land dankbar für die gewährte Autonomie, aber auch für seine großen Anstrengungen zur baulichen Entwicklung der Universität“. Am Ende überreichte der Präsident den Stab an seine Nachfolgerin Birgitta Wolff und sagte: „Ich wünsche Ihnen eine glückliche Hand bei der Führung dieser großartigen Universität.“

Birgitta Wolff hob hervor: „Gerade für Forschung und Lehre gilt: wer sich nicht immer weiter verbessert, stagniert. Deshalb werden die weitere Entwicklung unserer Forschung, die Verbesserung der Studienbedingungen angesichts exorbitant gestiegener Studierendenzahlen und das GEMEINSAME Nachdenken über diese Verbesserungen die ersten Schwerpunkte meiner Arbeit sein. Ich möchte auch das WIR der Universität stärken. Meine persönlichen Ideen werde ich über von mir vorgeschlagene Kommunikationsformate mit der universitären Willensbildung und Strategiefindung verbinden. Ich spüre zu so einem gemeinsamen Prozess eine große Bereitschaft in der Universitätsgemeinschaft.“

„Nach einer erfolgreichen Amtszeit von Prof. Müller-Esterl sind wir gespannt, welche Akzente in der Weiterentwicklung von Hessens größter Universität Sie künftig setzen wollen, sehr verehrte Frau Präsidentin Wolff“, sagte der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein. „Die Stiftungsuniversität hat sich mit Unterstützung des Landes Hessen als Hauptgeldgeber  zu einer anerkannten Hochschule in Deutschland entwickelt. Mit Hilfe der mehr als 330 Millionen Euro, die die Landesregierung allein in diesem Jahr für die Goethe-Universität zur Verfügung stellt sowie den vielen zusätzlichen Millionen aus unserem Forschungsförderungsprogramm LOEWE und insbesondere dem Hochschulbauprogramm HEUREKA aus den vergangenen Jahren, hat die Stiftungsuniversität institutionell und baulich einen großen Schritt gemacht. Auf diese gemeinsame Leistung sind wir stolz. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass die Universität mit Frau Wolff eine Präsidentin gefunden hat, die das Vermögen besitzt, die Tradition dieser Universität - gemeinsam mit der Landesregierung - weiter zu entwickeln. Ich wünsche der neuen Präsidentin für ihre neue Aufgabe eine glückliche Hand.“

Der Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, Dr. Helge Braun, lobte: „Die Goethe-Universität hat in den letzten Jahren immer wieder mit bundesweit beachteten Initiativen auf sich aufmerksam gemacht: Führend bei der Einwerbung von Deutschlandstipendien, als Stiftungsuni stark im Einwerben privater Mittel und Forschungsdrittmitteln, maßgeblich beteiligt an der Entwicklung von German U15, Initiator des Frankfurter Manifests für eine bessere Kooperation von Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Daran lässt sich nun unter neuer Leitung gut anknüpfen. Frau Wolff ist als ehemalige Ministerin ein politisches Schwergewicht. Wir freuen uns auf weitere hochschulpolitische Impulse mit bundesweiter Ausstrahlung aus Frankfurt.“

Der Frankfurter Oberbürgermeister, Peter Feldmann, sagte: „Als Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt habe ich Herrn Müller-Esterl als ausgesprochen verlässlichen und inspirierenden Gesprächspartner kennen gelernt. Gemeinsam haben wir in wenigen Jahren viel erreicht und das Band zwischen Stadt und Universität noch enger geknüpft – insbesondere im Jubiläumsjahr der Goethe-Universität. Für diese Offenheit und Zuwendung möchte ich mich im Namen der Stadt Frankfurt bei Ihnen persönlich bedanken. Ich wünsche mir, dass wir den daraus entstandenen Schwung in Zukunft für viele weitere Projekte nutzen können. Die Entwicklung Frankfurts kann – Stichwort Bürgeruniversität – noch stärker von der enormen wissenschaftlichen Expertise der Goethe-Universität profitieren. Dafür freue ich mich auf die künftige Zusammenarbeit mit Frau Wolff.

Der Vorsitzende des Hochschulrates, Dr. Rolf-E. Breuer, hob hervor, dass die Goethe-Universität in den letzten Jahren einen enormen Sprung nach vorn gemacht habe. „Die Goethe-Universität ist heute wieder im In- und Ausland als eine der forschungsstärksten deutschen Hochschulen geachtet. Sie ist zum Magneten für Wissenschaftler aus aller Welt geworden. Ich wünsche mir, dass diese Anziehungskraft künftig noch weiter wächst. Ich danke Herrn Prof. Müller-Esterl persönlich und im Namen des Hochschulrats für die hervorragende Zusammenarbeit, seine erfolgreiche Amtsführung und wünsche zugleich seiner Nachfolgerin, Frau Professor Wolff, für die bevorstehende Amtszeit alles erdenklich Gute. Mit ihr hat die Goethe-Universität eine exzellente Wahl im Hinblick auf eine erfolgreiche Zukunft getroffen.“

Veranstaltungen

Dez 12 2014
13:29

Kunstbeirat des Landes Hessen und Goethe-Universität wählen zwei Kunstobjekte für den Campus Westend aus

Kunst am Campus

FRANKFURT.Ein riesiger Fingerabdruck, der zum Verweilen einlädt. Ein überdimensionaler Hippocampus („Seepferdchen“), der metallisch glänzt: Diese beiden Objekte werden schon bald einen künstlerischen Akzent auf dem Campus Westend der Goethe-Universität setzen. Am Donnerstag hat das Preisgericht die Ergebnisse zweier Auslobungen zum Landesprogramm „Kunst am Bau“ bekannt gegeben.

Nachdem die bauliche Entwicklung der beiden Universitätsstandorte Campus Westend und Campus Riedberg weit fortgeschritten ist, stellt das Land im Zuge der Errichtung der einzelnen Neubauten Mittel in Höhe von rund einem Prozent der Baukosten für „Kunst am Bau“ zur Verfügung. Damit können Kunstobjekte für die beiden Campi angekauft werden.

Seit September liefen die beiden Wettbewerbe, zu denen namhafte deutsche und internationale Künstler eingeladen worden waren. Mit Vorgaben hielt man sich bei den Ausschreibungen zurück: Die Entwürfe sollten einen Bezug zur Universität, zu ihrer Umgebung und zur Geschichte, aber auch zu ihrer Diversität und Internationalität aufweisen, so der Ausschreibungstext. Acht Künstler beteiligten sich mit ambitionierten Entwürfen und Konzepten.

Das Preisgericht bestand aus dem Kunstbeirat des Landes Hessen, dem Universitätspräsidenten Prof. Werner Müller-Esterl, dem Leiter des universitären Immobilienmanagements, Dr. Albrecht Fester, sowie Kunstsachverständigen mit beratender Funktion. Für den Campus Westend konnten sich die Jury-Mitglieder auf den Entwurf der US-amerikanischen Künstlerin Pae White einigen, und auch das Konzept des argentinischen Künstlerpaares Dolores Zinny und Juan Maidagan fand gestern (Donnerstag) einhellige Zustimmung.

White, Jahrgang 1963, wurde Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts mit ihren schwerelos anmutenden Mobiles bekannt. In ihren Arbeiten entwickelte sie Dialoge zwischen bildender Architektur und Design. Das für die Frankfurter Universität ausgedachte Objekt trägt den den Titel „FingerPlinth“ („Finger-Sockel“). Es stellt einen überdimensionalen Fingerabdruck dar, dessen Linien als Sockel unterschiedlicher Höhe ausgebildet sind und somit an ein Labyrinth oder an ein Amphitheater erinnern.

Das oval geformte Kunstwerk, das zwischen den Gebäuden der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und dem House of Finance entstehen soll, wird eine Fläche von rund 1500 Quadratmetern in Anspruch nehmen. Die „Fingerabdrucklinien“ werden nach Whites Konzept aus texanischem Hartkalkstein geschaffen, die aus einem Kiesbett ragen. Manche Sockel ähneln Pflastersteinen, andere „wachsen“ deutlich aus dem Grundniveau heraus. Das Ganze ist von einer goldschimmernden Bahn durchzogen – eine Anspielung auf das nahe gelegene Gebäude des House of Finance. „FingerPlinth“ füge sich ein in das Verhältnis zwischen Mensch und Welt, erklärt die Künstlerin ihr Konzept. Damit passe es gut auf den Campus, auf dem etwa die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, die Geistes- und Sozialwissenschaften sowie die Psychologie zu Hause sind. Es soll ein Objekt mit Funktion sein: FingerPlinth bietet Raum zum Sitzen und Nachdenken, für Bewegung und für zufällige Begegnungen.

Der zweite Siegerentwurf stammt von Dolores Zinny und Juan Maidagan. Beide Künstler stammen aus Argentinien und leben seit 2002 in Berlin. Die Auseinandersetzung mit Architektur und den politischen, psychischen und poetischen Prägungen eines Ortes ist seit jeher in ihrer Kunst spürbar. Ebenso in ihrem Entwurf für den Campus Westend: Die Jury-Mitglieder waren sich in der Diskussion einig, dass Zinny/Maidagans „Hippocampus“ besonders gut ins Umfeld des Poelzig-Baus („IG-Farben-Haus“) am Campus Westend passt. Auch inhaltlich: Steht der Hippocampus, eine Struktur im Mittelhirn, doch für das episodische Gedächtnis, für die Reflektion der Vergangenheit und für die Imagination zukünftiger Ereignisse. Der Entwurf, der in seiner Realisierung fünf Meter hoch sein soll, zeigt eine spiralförmig auseinandergezogene und abstrahierte Version der Hippocampus-Form. Der Bronzeguss mit einer inwendigen Konstruktion aus Edelstahl soll auf einem Betonfundament mit grünen Glas-Einschlüssen stehen. Die Jury kam überein, dass der richtige Standort neben dem Wasserbassin hinter dem IG-Farben-Gebäude wäre.

Zu keinem Ergebnis kamen die Jurymitglieder hinsichtlich eines Kunstwerks für den Campus Riedberg. Die dafür eingereichten Vorschläge erschienen in ihrem Bezug auf den geplanten Standort weniger überzeugend. Nach ausführlicher Würdigung und Diskussion votierte das Preisgericht dafür, die Aufgabe neu auszuloben.

„Ich freue mich, dass wir aus einem hochwertigen Bewerberfeld zwei herausragende Künstler für die neuen Objekte an unserem Standort Westend gewinnen konnten“, sagte Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl nach der Entscheidung. „Gerade Pae Whites ‚FingerPlinth‘ hat mir auf Anhieb gefallen. Der riesige Fingerabdruck ist nicht nur originell und sinnfällig, sondern kann sich auch zu einem Forum der Begegnung am Übergang zwischen Campus Westend und Grüneburgpark entwickeln. ‚Kunst am Bau‘-Maßnahmen helfen uns, künstlerische Akzente zu setzen und damit die Anziehungskraft unserer Universitätscampi weiter zu steigern“, so der Präsident.Dass es für den Campus Riedberg noch kein Projekt gibt, bedauerte der Präsident. „Man sollte eine solche Entscheidung aber nicht herbeizwingen. Ich bin zuversichtlich, dass wir bei einer Neuausschreibung ein anspruchsvolles Werk für unsere ‚Science City‘ finden werden.“

Bilder zum Download: Jury, Modell 1, Modell 2

Veranstaltungen

Dez 11 2014
13:23

Oberbürgermeister, Universitätspräsident und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft enthüllen erste beiden Plaketten des Wissenschaftsstadtplans im Frankfurter Westend

Frankfurt – Stadt der Wissenschaft, Stadt der Vordenker

FRANKFURT. Der Wissenschaftsstadtplan soll Frankfurts Ruf als Wissenschaftsstadt stärker in den Fokus rücken. Zu Ihrem Jubiläum hat die Goethe-Universität mit Unterstützung der Stiftung Polytechnische Gesellschaft und der Stadtspitze daher ein besonderes Projekt auf den Weg gebracht: Mit dem Wissenschaftsstadtplan sollen im Lauf der nächsten ein bis zwei Jahre insgesamt 50 prominente Forscherinnen und Forscher mit Bezug zur Goethe-Universität im Frankfurter Stadtbild präsenter werden. Allein 19 Nobelpreisträger haben an der Goethe Universität studiert, gelehrt oder geforscht. An ihren früheren Wohnorten und denen weiterer Meisterdenker sollen dafür eigens angefertigte Plaketten angebracht werden, auf denen neben einem Bild kurze biografische Texte in Deutsch und Englisch angeboten werden. Ergänzt werden die Plaketten durch eine eigene Webpräsenz mit einem Stadtplan, auf dem die einzelnen Wohnorte verzeichnet sind. Hier sind auch umfassenderes Textmaterial und weitere Hintergründe zu den einzelnen Persönlichkeiten hinterlegt. In Zukunft sind zudem Führungen für Gäste und auch Einheimische geplant.

Zur Enthüllung der ersten beiden Tafeln des Wissenschaftsstadtplans in der Beethovenstraße im Frankfurter Westend möchten wir Sie als Vertreter der Medien

am Dienstag, den 16. Dezember, 13:00 Uhr,
Ort: Beethovenstraße 33, 60325 Frankfurt a.M. 

herzlich einladen. Neben Oberbürgermeister Peter Feldmann und Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl nimmt auch der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, Dr. Roland Kaehlbrandt, an der Enthüllung teil.

Der Medientermin findet im Außenbereich des Anwesens in der Beethovenstraße 33 statt, in dem in den 1920er Jahren der Nobelpreisträger Max von Laue gewohnt hatte; im Anschluss[SH1]  wird dann in der Bockenheimer Landstraße 95 eine weitere Plakette zu Ehren von Erwin Madelung enthüllt, der als Professor für Theoretische Physik von 1921 bis 1949 an der Goethe-Universität lehrte. Er forschte vor allem zur Atomphysik und zur Quantenmechanik. Nach ihm wurde die von ihm abgeleitete Madelung-Konstante für Ionengitter benannt.

Bitte teilen Sie uns mit, ob Sie an dem Termin teilnehmen wollen (Frau Ott, E-Mail: ott@pvw.uni-frankfurt.de)

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Olaf Kaltenborn
Pressesprecher

Veranstaltungen

Dez 11 2014
11:48

Veranstaltung am Montag, den 15. Dezember, bringt im Frankfurter Dominikanerkloster prominente Vertreter der Finanzwirtschaft aufs Podium

Lektionen gelernt? Bürgeruniversität widmet sich erneut Finanzmarktkrise

FRANKFURT. Als Rainer Voss im Jahr 2013 zum einsamen Helden eines sehenswerten und vielfach preisgekrönten Dokumentarfilms „Der Banker - Master of the Universe“ von Marc Bauder wurde, hatte er seine Karriere als einer der führenden deutschen Investmentbanker bereits hinter sich. Schonungslos entlarvt der Ex-Banker in diesem Film die Methoden und Rollenmodelle eines Systems, das völlig die Bodenhaftung verloren hatte. (Link zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=g6S0s1YQmzs)

Am Montag, den 15. Dezember, 19.30 Uhr, besteht bei der Bürgeruniversität der Goethe-Universität im Frankfurter Dominikanerkloster unter dem Titel „Lektionen gelernt? Dimensionen der Finanzkrise“ Gelegenheit, Rainer Voss als Teilnehmer des Podiums persönlich kennen zu lernen. Voss diskutiert mit weiteren prominenten Vertretern der Finanzwirtschaft

  • Dr. Andreas Dombret, Vorstand für Bankenaufsicht der Deutschen Bundesbank,
  • Daniel Kolter, Leiter des Deutschlandgeschäfts der Ratingagentur Moody´s sowie
  • Prof. Jan Pieter Krahnen vom Lehrstuhl für Kreditwirtschaft der Goethe-Universität

u.a. über die Frage, ob inzwischen genügend Vorkehrungen getroffen wurden, um Finanzkrisen wie 2008 wirkungsvoll zu verhindern.

Im Wintersemester 2012 hatte die Goethe-Universität ein ganzes Wintersemester lang das Thema Finanzmarktkrise an sechs Abenden in den Mittelpunkt der damaligen Bürgeruniversität gestellt. Insofern kann der bevorstehende Abend am 15. Dezember auch als eine Wiederauflage der damaligen Diskussionen angesehen werden, die von insgesamt über 2.500 Menschen verfolgt und mitgestaltet worden waren. In die zum Teil leidenschaftlich geführten Debatten hatten sich im Umfeld der Occupy-Besetzung vor dem Hauptgebäude der Europäischen Zentralbank auch hunderte Frankfurter Bürger mit eigenen Beiträgen eingebracht.

Frankfurter Bürgeruniversität: „Lektionen gelernt? Dimensionen der Finanzkrise“, Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23, 60311 Frankfurt am Main, Beginn: 19:30 Uhr, Eintritt frei

Personalia/Preise

Dez 10 2014
16:49

Der Frankfurter Althistoriker erhält Spitzenauszeichnung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Leibniz-Preis für Hartmut Leppin

FRANKFURT. Der Frankfurter Althistoriker Prof. Hartmut Leppin erhält den mit 2,5 Millionen Euro dotierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2015, das gab der Hauptschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) am Nachmittag in Bonn bekannt. Prof. Werner Müller-Esterl, Präsident der Universität Frankfurt, gratulierte dem Forscher, der zusammen mit acht Wissenschaftlern ausgewählt wurde. Müller-Esterl bezeichnete den Preis als „Auszeichnung für einen Wissenschaftler, der mit seiner Forschung zur Geschichte der Antike entscheidend zur Profilierung der Geschichtswissenschaften an der Goethe-Universität beigetragen hat. Der Preis ist das ‚i-Tüpfelchen‘ auf dem Jubiläumsjahr der Goethe-Universität.“ Durch seine vielfältigen Publikationen und sein Engagement in international sichtbaren Verbundforschungsprojekten habe sich Leppin ein herausragendes internationales Renommee erworben. „Mit Leppin hat die Goethe-Universität allein seit 2010 fünf Leibniz-Preisträger hervorgebracht. Dies zeigt die enorme Forschungsstärke unserer Hochschule“, freut sich Müller-Esterl. „Und es ist bereits der vierte Preis, der in die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften geht.“

Der 50-jährige Historiker hat seit 2001 die Professur für Alte Geschichte an der Goethe-Universität inne, der er trotz ehrenvoller Rufe nach Hannover, Köln und an die Humboldt-Universität Berlin treu geblieben ist. Seine Forschungsgebiete bilden die politische Ideengeschichte des Klassischen Griechenlands sowie die Geschichte des Christentums in der Antike. In vielen seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen überspringt er die Epochengrenzen zwischen Altertum und Mittelalter. Seine Forschung umfasst eine Zeitspanne von 600 Jahren – von  Christi Geburt bis zum Beginn des Islam.

Leppin sucht den Dialog nicht nur mit Kollegen in den Geschichtswissenschaften, er ist auch bestens mit Geistes- und Sozialwissenschaftlern vernetzt. Davon zeugt der jüngste Erfolg mit der DFG-Bewilligung des Sonderforschungsbereiche „Schwächediskurse und Ressourcenregime“, dessen Sprecher Leppin ist. Außerdem engagiert sich der Althistoriker als Principal Investigator in dem Frankfurter Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“. Zudem  ist er beteiligt am Graduiertenkolleg zu dem Thema „Theologie als Wissenschaft“. Ferner gehört er zu den Trägern des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften an der Goethe-Universität. Dieses Zentrum bezeichnete die VolkswagenStiftung als „originell, innovativ und beispielgebend“ und stellte für die Zentrumsarbeit über 820.000 Euro zur Verfügung.

Besondere Aufmerksamkeit erweckte Leppins im C.H. Beck Verlag 2011 erschienene, auch von Nicht-Historikern sehr geschätzte Monografie „Das Erbe der Antike“. Darin erläutert Leppin anschaulich, dass das heutige Europa seinen Ursprung im antiken Mittelmeerraum hat. Er illustriert die Geschichte der Antike entlang dreier Begriffe: Freiheit, Reich und wahrer Glaube. Damit deckt er wesentliche Epochen ab: mit „Freiheit“ das klassische Griechenland in der Zeit der attischen Demokratie, mit dem „Reich“ das Römische Reich und schließlich mit „wahrer Glaube“ das spätantike Reich.

Derzeit widmet sich Leppin hauptsächlich seiner Forschung zu „Christianisierungen im Römischen Reich“. Diese Arbeit wird im Rahmen eines Koselleck-Projekts von der Deutschen Forschungsgemeinschaft über fünf Jahre mit 500.000 Euro gefördert. Anders als zur Hellenisierung oder Romanisierung wurde zur Christianisierung bisher wenig geforscht wird. Diese Lücke soll das Projekt schließen, indem es die für die weitere europäische und außereuropäische Geschichte fundamentalen Prozesse in der Kaiserzeit und Spätantike theoretisch und empirisch untersucht. Christianisierung verlief in verschiedenen Regionen und Bereichen wie kaiserliche Selbstdarstellung und Verwendung christlicher Zeichen in der Kunst unterschiedlich schnell und intensiv. Deshalb spricht Leppin auch im Titel bewusst von Christianisierungen. Kurz vor dem Erscheinen ist das von Leppin herausgegebene Buch „Antike Mythologie in christlichen Kontexten der Spätantike, das im de Gruyter Verlag herauskommen wird. Dieses umfassende Projekt verbindet sich gut mit Leppins Forschungen im Rahmen des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“. Dort beschäftigt er sich mit kaiserlicher Politik und Räumen der Religionen im 3. Jahrhundert. Die Frage, in welchem Umfang das christliche Reich religiöse und kulturelle Vielfalt zuließ oder begrenzte, will Leppin nun mit der Förderung durch den Leibniz-Preis vertiefen. So möchte der Althistoriker eine Brücke zur Erforschung des frühen Islam schlagen und einen Beitrag zu der Frage leisten, wie sich die Ausbreitung drei monotheistischen Religionen historisch ausgewirkt hat.

Zur Biografie des Leibniz-Preisträger: Leppin studierte Geschichte, Latein, Griechisch und Erziehungswissenschaften in Marburg, Heidelberg und Pavia. 1988 erfolgte das Erste Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in Geschichte und Latein, 1990 wurde er in Marburg mit einer Studie über römische Bühnenkünstler promoviert, 1995 folgte die Habilitation an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit über die griechischen Kirchenhistoriker des 5. Jahrhunderts n. Chr. Seit 2001 lehrt er an der Goethe-Universität. Er ist Vertrauensdozent der Studienstiftung des deutschen Volkes und Fachkollegiat der DFG. Ferner ist Leppin als Beirat und Mitherausgeber für verschiedene Publikationen tätig: Antike Welt, Centro Ricerche e Documentazione sull’antichità classica, Handwörterbuch der antiken Sklaverei, Historische Zeitschrift, Millennium sowie Reallexikon für Antike und Christentum.

Mit Hartmut Leppin wird bereits der 16 Wissenschaftler der Goethe-Universität ausgezeichnet: 1986 hielten sowohl der Philosoph Jürgen Habermas als auch der spätere Nobelpreisträger und Biochemiker Hartmut Michel den begehrten Preis. Es folgten der Historiker Lothar Gall (1988), der Physiker Reinhard Stock (1989), der Rechtshistoriker Michael Stolleis (1991), der Mathematiker Claus-Peter Schnorr (1993), der Physiker Theo Geisel (1994), der Chemiker Christian Griesinger (1998), der Paläontologe Volker Mosbrugger (1999), die Biologin Stefanie Dimmeler (2005), der Historiker Bernhard Jussen (2007), der Wirtschaftswissenschaftler Roman Inderst (2010), der Philosoph Rainer Forst (2012) der Biochemiker Ivan Dikic (2013) und der Rechtswissenschaftler Armin von Bogdandy (2014).

Weitere Informationen: Prof. Hartmut Leppin, Historisches Seminar, Campus Westend, Tel: (069) 798-32456, h.leppin@em.uni-frankfurt.de

Link zum Foto des Preisträgers: www.muk.uni-frankfurt.de/53398420

Veranstaltungen

Dez 10 2014
15:32

Weihnachtsvorlesung der Professoren Theo Dingermann und Dieter Steinhilber handelt von der Sucht einer Pop-Ikone

Amy Winehouse: Wenn Alkohol zum (tödlichen) Problem wird

FRANKFURT. Die Pharmazeuten Prof. Theo Dingermann und Prof. Dieter Steinhilber laden auch in diesem Jahr alle Interessierten zu ihrer Weihnachtsvorlesung auf den Campus Riedberg ein. In ihrem Vortrag geht es wieder um eine Ikone der Popmusik - um die 2011 im Alter von gerade einmal 27 Jahren verstorbene britische Sängerin Amy Winehouse. Nach den Vorträgen zur Suchterkrankung von Joe Cocker und der Schlafmittelsucht von Michael Jackson geht es in diesem Jahr um eine Sucht, die durch ein legales Genussmittel verursacht wird - das jedoch verheerend wirkt, wenn die Sucht-relevanten Prozesse wie bei der Sängerin Amy Winehouse einmal ins Rollen kommen.

Dingermann und Steinhilber werden über die physiologischen Veränderungen im Gehirn der Betroffenen unterrichten und deutlich machen, dass diese Prozesse unumkehrbar sind. „Das Gehirn hat keine Löschtaste“ ist dabei eine der zentralen Aussagen. Was über das dopaminerge Belohnungssystem einmal erlernt wurde, ist festgeschrieben in neuronalen, anatomischen Veränderungen, die teils mit bloßem Auge erkennbar sind. Daher bedarf es zu pharmakologischen Ansätzen im Rahmen einer Entwöhnung ganz neuer Strategien. Drogentherapien zielen heute auch darauf ab, zu lernen, das Erlernte zu „überschreiben“. Dies wird mit dem Begriff „Extinktionslernen“ überschrieben, ein langer, mühsamer Prozess, den viele nicht zu beenden in der Lage sind.

Weihnachtsvorlesung von Prof. Dr. Theo Dingermann u. Prof. Dr. Dieter Steinhilber:
„Amy Winehouse: Wenn Alkohol zum (tödlichen) Problem wird“. 
Dienstag, 16. Dezember, 11 Uhr (c.t.), Biozentrum, Hörsaal B1, Campus Riedberg.

Weitere Informationen: Dr. Ilse Zündorf, Institut für Pharmazeutische Biologie
Goethe-Universität Frankfurt a.M., Max-von-Laue-Str. 9, 60438 Frankfurt, Tel. (069) 79829648, zuendorf@em.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Dez 10 2014
15:31

Jubiläums-Ausstellung zum Bockenheimer Kramer-Bau. Eröffnung am 16. Dezember

50 Jahre Gebäude der Zentralbibliothek

FRANKFURT. Vor genau fünfzig Jahren wurde das zentrale Bibliotheksgebäude für die Universität am Campus Bockenheim fertiggestellt. Die Ausstellung zeigt das für diese Zeit neuartige Konzept und die technischen Innovationen des Gebäudes. Zeitgenössische Fotografien und Baupläne werden durch Zitate der 'Bauherren' Bibliotheksdirektor Clemens Köttelwesch und Ferdinand Kramer, Baudirektor der Universität,  ergänzt. Exponate machen den Bibliotheksalltag der 1960er Jahre wieder erlebbar.

Die Ausstellung wird gezeigt in der Bibliothek Kunstgeschichte/Städelbibliothek und Islamische Studien, Senckenberganlage 31. Sie wird eröffnet am 16. Dezember um 17.00 Uhr und ist bis zum 13. Februar 2015 zu sehen (Mo-Do 10.00-20.00 Uhr, Fr 10.00-17.00 Uhr).

Forschung

Dez 9 2014
12:18

Das Frankfurter Reaktionsmikroskop COLTRIMS liefert neue Erkenntnisse – Aktuelle Veröffentlichung in der renommierten Fachzeitschrift „nature communications“

Wie in einer Wolke – Wo platzieren sich die Helium-Atome im Molekül?

FRANKFURT. Wieder einmal haben Frankfurter Physiker dazu beigetragen, eine Streitfrage der theoretischen Physik zu entscheiden. Zwar ist in der Wissenschaft längst bekannt, dass Helium entgegen der alten Lehrmeinung Moleküle aus zwei, drei oder sogar mehr Helium-Atomen bildet. Wie das aus drei Atomen bestehende He3 allerding genau aussieht, war unter Theoretikern rund 20 Jahre umstritten. Neben der intuitiven Annahme, dass die drei identischen Bestandteile ein gleichseitiges Dreieck bilden, existierte auch die Hypothese, dass die drei Atome linear, also in einer Reihe angeordnet sind. Wie die Wissenschaftler um Prof. Dr. Reinhard Dörner und seinen Doktoranden Jörg Voigtsberger in der heute erschienenen renommierten Fachzeitschrift „nature communications“ berichten, konnten sie mit dem in Frankfurt entwickelten Reaktionsmikroskop COLTRIMS zeigen, dass die Wahrheit dazwischen liegt.

„Die Natur zieht sich hier ziemlich elegant aus der Affäre: Wir haben Helium unter unserem Reaktionsmikroskop angeschaut, und dabei zeigte sich, dass He3 wie eine Wolke ist“, sagt Voigtsberger, aus dessen Dissertation die Resultate der Veröffentlichung stammen. „Egal ob linear oder dreieckig oder eine andere Konfiguration: Alle sind gleich wahrscheinlich, wie das für die Quantenmechanik typisch ist.“ Die Ergebnisse von Voigtsberger und seinen Kollegen machen außerdem Schluss mit einer aus der Schulzeit übernommenen Vorstellung: Das He3-Molekül besteht nicht aus eine festen Struktur, so wie etwa das Wasserstoffmolekül H2 und das Kohlendioxid-Molekül CO2, bei denen die einzelnen Atome quasi direkt aneinander stoßen. Im Gegensatz dazu ist He3 wie eine Wolke – der Abstand zwischen den Atomen ist ungefähr zehnmal so groß wie der Atom-Radius.

Schließlich berichten Voigtsberger und Dörner, dass sich eine Variante der Moleküls He3 ungewöhnlich verhält: Normale Helium-Atome bestehen aus zwei Protonen und zwei Neutronen. Wenn man eines der drei Helium-Atome durch das leichtere Isotop ersetzt, das nur aus zwei Protonen und einem Neutron besteht, dann ist das Molekül im sogenannten Quantenhalo-Zustand: Das leichtere Isotop ist weiter von den beiden anderen Atomen entfernt, als es nach der klassischen Physik dürfte. „Das kann man sich vorstellen wie Tischtennisbälle in einer Suppenschüssel“, erläutert Dörner. „Normale Atome sammeln sich am Boden der Schüssel, in einen Minimum des Potenzials. Wenn sie den Potenzialberg, also die Wand der Schüssel überwunden haben, sind sie völlig vom Molekül getrennt. Das leichtere Helium-Isotop befindet sich also gewissermaßen außerhalb der Schüssel, aber durch den quantenmechanischen Tunneleffekt ‚merkt‘ es immer noch etwas von den Atomen in der Schüssel und kann nicht einfach wegfliegen.“

Das Reaktionsmikroskop COLTRIMS, mit dessen Hilfe die Experimente an den Helium-Molekülen gemacht wurden, hat seine Vielseitigkeit schon mehrfach bewiesen: So konnten Mitglieder der Arbeitsgruppe Dörner im Jahr 2013 schon einmal einen Disput der theoretischen Physik entscheiden. COLTRIMS-Experimente bewiesen damals, dass vor rund 80 Jahren der Standpunkt des dänischen Physikers Niels Bohr in der „Einstein-Bohr-Debatte“ korrekt gewesen war, und kurz zuvor hatten weitere Physiker aus der AG Atomphysik COLTRIMS dazu verwendet, die Zerstörung eines Moleküls durch einen starken Laserpuls zu „filmen“ – diese Reaktion läuft so schnell ab, dass sie von keiner normalen Kamera erfasst werden kann.

Veröffentlichung: J. Voigtsberger et al., Imaging the structure of the trimer systems 4He3 und 3He4He2 in: Nature communications, 5:5765, DOI: 10.1038/ncomms6765

Informationen: Prof. Dr. Reinhard Doerner, Institut für Kernphysik, Campus Riedberg, Telefon (069) 798-47003, doerner@atom.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Dez 9 2014
10:50

Am 8. Dezember empfing das Goethe-Schülerlabor Physik seine/n 1000. Besucher/in

1000 Mal Begeisterung

FRANKFURT. Im Goethe-Schülerlabor Physik können Schülerinnen und Schüler selbstständig spannende Experimente durchführen und so ihr Wissen aus dem Schulunterricht vertiefen und erweitern. Auch Messungen und Simulationen mit dem Computer sind Teil des Angebots. Bereits 11 Monate nach der Einweihung heißt  das Schülerlabor am Campus Riedberg nun seine/n 1000. Besucher/in mit einem kleinen Geschenk willkommen.

Nicht nur Schüler und Lehrer sind von dem breiten Themenangebot des Schülerlabors begeistert. Auch Referendare in der Ausbildung finden hier Inspirationen für einen spannenden Physik-Unterricht. Zurzeit bietet das Goethe-Schülerlabor Physik vor allem Themen für die Sekundarstufen I und II an, zum Beispiel das „Schülerlabor Kriminalistik“. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler den „Mord im Museum“ mit Hilfe kriminaltechnischer Untersuchungen lösen. Für Grundschulkinder wird das “Schülerlabor Grundverständnis Magnetismus“ angeboten, weitere Themen sollen nächstes Jahr folgen.

Gefördert wird der Auf- und Ausbau des Goethe-Schülerlabors Physik von der Adolf Messer Stiftung.

Aktuelle Angebote des Schülerlabors: http://www.uni-frankfurt.de/49209600/Schuelerlabor  

Informationen: Prof. Thomas Wilhelm, Institut für Didaktik der Physik, Campus Riedberg, Tel: (069) 798-47845; wilhelm@physik.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Dez 9 2014
10:48

Frankfurter Islamwissenschaftlerin Dr. Armina Omerika beleuchtet die Diskussionen in Bosnien

Koran-Übersetzungen als Politikum

FRANKFURT. Die Übersetzung des Korans aus dem Arabischen in eine andere Sprache kann ein Politikum sein. Dies wird die Islamwissenschaftlerin Dr. Armina Omerika von der Goethe-Universität in ihrem Vortrag am Montag (15. Dezember) am Beispiel der Übertragungen des Korans ins Bosnische/Serbische/Kroatische näher beleuchten.

Die Veranstaltung gehört zu der Vorlesungsreihe „Der Koran – Ein Text im Dialog zwischen Osten und Westen“. Sie wird im Rahmen der Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Deutsche Bank AG im Wintersemester vom Zentrum für Islamische Studien der Goethe-Universität veranstaltet und wendet sich insbesondere an die Bürger im Rhein-Main-Gebiet. Die Vorlesung beginnt um 18 Uhr im Renate von Metzler-Saal, Casino, Campus Westend.

Trotz der jahrhundertelangen Präsenz des Islam und der Einbindung weiter Teile Südosteuropas in die staatlichen Strukturen des Osmanischen Reiches erfolgte die erste direkte Übertragung des Korans aus dem Arabischen in die Sprache einer der größten muslimischen Bevölkerungsgruppe der Region, der Bosniaken, erst im Jahre 1977 durch den Gelehrten Besim Korkut. Korkuts Übersetzung waren andere vorausgegangen, die allerdings auf Umwegen über andere Sprachen erfolgt waren, etwa über das Französische oder das Türkische. Die Übertragungsakte lösten zum Teil heftige innermuslimische Polemiken über die generelle Übersetzbarkeit des Korans und damit auch über den exegetischen Zugang zum koranischen Text aus.

Anhand von drei Koran-Übersetzungen ins Bosnische/Serbische/Kroatische (Ljubibratić 1895; Pandža/Čaušević 1937 und Korkut 1977) und der Darstellung der sie begleitenden Debatten wird die Wissenschaftlerin zeigen, dass die Frage der Koran-Übersetzungen in einem engen Zusammenhang mit der Neubewertung der islamischen theologischen Traditionen durch die Muslime des Westbalkans stand. Dabei spielten die Bedingungen der Moderne eine entscheidende Rolle. So wurden beispielsweise nicht nur die lexikalischen und grammatikalischen Entscheidungen der Übersetzer kritisiert, sondern auch die bei der Übersetzung zu Hilfe genommenen arabisch-sprachigen Korankommentare und deren theologischen Grundannahmen.

Darüber hinaus standen die Koran-Übersetzungen, ihre Motivationen und auch die ausgelösten Debatten in einem engen Zusammenhang mit den sprach-, wissenschafts- und religionspolitischen Entwicklungen. Sie waren auch nicht frei von vorherrschenden (national)staatlichen Ideologien der jeweiligen Zeit. „Es sind diese Wechselwirkungen, die aus den Übersetzungen des Offenbarungstextes über rein theologische Implikationen hinaus auch ein Politikum machten“, betont Armina Omerika.

Die Frankfurter Islamwissenschaftlerin wurde 1976 in Mülheim an der Ruhr geboren, besuchte die Grundschule in Mostar, Bosnien und Herzegowina, Abitur machte sie 1996 in Mülheim. Armina Omerika studierte Islamwissenschaften, Film- und Fernsehwissenschaften und Anglistik an der  Ruhr-Universität Bochum und an der John Moores University Liverpool. Sie promovierte 2009 in Islamwissenschaften  an der Ruhr-Universität Bochum zum Thema „Jungmuslime in Bosnien und Herzegowina, 1941-1983“. Es folgten Lehr- und Forschungstätigkeiten in Islam- und Geschichtswissenschaften an den Universitäten Bochum, Erfurt, Basel, Frankfurt und an der St. Lawrence University, Canton/NY (USA). Seit Mai 2013 ist sie Leiterin der Postdoc-Gruppe „Wissens- und Methodentransfer in den Islamischen Studien“ am Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam an der Goethe-Universität Frankfurt. Im Sommersemester 2014 hatte sie eine Vertretungsprofessur Islamische Studien/Islamische Theologie an der Universität Hamburg inne.

Sie hat zahlreiche Publikationen zum Themenfeld „Islam auf dem Balkan“ veröffentlicht, u.a. „Muslimische Stimmen aus Bosnien und Herzegowina. Die Entwicklung einer modernen islamischen Denktradition“ (Herder Verlag 2013); „Islam in Bosnien und Herzegowina im 20. Jahrhundert und das Netzwerk der Jungmuslime“ (Harrassowitz Verlag 2014). Armina Omerika war Stipendiatin der Volkswagen-Stiftung und der Gerda-Henkel-Stiftung und von 2010 bis 2012 Mitglied des Plenums der Deutschen Islam Konferenz.

Weitere Vorträge in der Reihe „Der Koran – Ein Text im Dialog zwischen Osten und Westen“ auf einen Blick:

Die Veranstaltungen finden jeweils montags um 18 Uhr im Renate von Metzler-Saal, Casino, Campus Westend statt.

12. Januar 2015
Nicolai Sinai, Universität Oxford
Wie viel Kritik verträgt der Koran? Zum gegenwärtigen Stand der historisch-kritischen Koranforschung

26. Januar 2015
Stefan Wild, Universität Bonn
Viele Wege zum Text? Gespräche zwischen muslimischen Gelehrten und Orientalisten

9. Februar 2015
Podiumsdiskussion
Den Text verstehen. Zeitgenössische Koranhermeneutik in der islamischen Welt
Moderation: Bekim Agai, Goethe-Universität
Sunnitische Zugänge: Rotraud Wielandt, Universität Bamberg
Schiitische Zugänge: Katajun Amirpur, Universität Hamburg

Informationen: Prof. Dr. Bekim Agai, Zentrum für Islamische Studien, Campus Bockenheim, Tel. (069) 798 32751, agai@em.uni-frankfurt.de, www.islamischestudien.uni-frankfurt.de

Forschung

Dez 9 2014
10:46

10 Jahre bürgerschaftliches Engagement

FIAS: 10 Jahre Spitzenforschung

FRANKFURT. Das Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) besteht seit zehn Jahren. Gegründet 2004 als Stiftung der Goethe-Universität gilt das Institut heute als ein international herausragender Ort der interdisziplinären Grundlagenforschung über komplexe Systeme. Getragen wird die Forschung am FIAS vom Land Hessen, anderen öffrentlichen Stellen und vom bürgerschaftlichen Engagement, von Stiftungen und Privatpersonen. Damit ist das FIAS auch ein einzigartiges Beispiel für die Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und Privatpersonen für die Grundlagenforschung in Deutschland, der sogenannten Public-Private-Partnership. Mehr als 60 Millionen Euro sind bisher aus Drittmitteln in die FIAS-Forschung geflossen.

Unterstrichen wird die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements am FIAS durch zwei neue Großspenden von je einer Million Euro aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums. Die Johanna-Quandt Universitäts-Stiftung stellt dem FIAS ohne Auflagen eine Million Euro  für die Forschung zur Verfügung. Bisher hat die Stiftung,  unter anderem mit der Johanna-Quandt-Stiftungsprofessur (Prof. Jochen Triesch), das  FIAS mit Zuwendungen und Finanzierungszusagen im Umfang von rund fünf Millionen Euro unterstützt. Der Vorstand der Johanna-Quandt-Stiftung, Dr. Jörg Appelhans, erläuterte das Engagement der Stiftung mit den Worten: „Das FIAS zeigt eindrucksvoll, wie aus privatem Engagement und öffentlicher Förderung wissenschaftliche Spitzenleistungen erwachsen können. Die zweckfreie Forschung am FIAS halten wir für besonders wichtig, um wichtige Zukunftsfragen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zu  stellen und interdisziplinär nach Antworten zu suchen.“  

Die Stiftung Giersch beabsichtigt mit ihrer Spende, das Stiftungskapital des FIAS aufzustocken und vor allem ein Kulturprogramm für die am FIAS tätigen ausländischen Forscher zu finanzieren.

Beim Festakt zum zehnjährigen FIAS-Jubiläum sagte der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, „beim FIAS haben wir es mit einer einzigartigen Denkfabrik zur Vernetzung der Naturwissenschaften zu tun. Hier wird Zukunft nicht nur ‚gedacht‘ sondern auch ‚gemacht‘. Es wird dort großartige interdisziplinare Grundlagenforschung betrieben. Daher unterstützen wir das FIAS auch mit einer jährlichen Förderung in Höhe von 410.000 Euro. Ich bin sehr stolz darauf, dass das FIAS eine Teil des Wissenschaftsstandortes Hessen ist.“

Der Präsident der Goethe-Universität Frankfurt, Prof. Werner Müller-Esterl, unterstrich beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen die positive Entwicklung der Zusammenarbeit von Universität und FIAS: „Es ist schön zu sehen, in welchem Ausmaß sich das FIAS in den letzten Jahren zu einer der drittmittelstärksten Einrichtungen im Umfeld der Goethe-Universität entwickelt hat. Die wissenschaftlichen Themen, die hier bearbeitet werden, sind relevant und wegweisend. Dank der fruchtbaren Kooperation mit der Goethe-Universität können an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis wichtige Neuerungen realisiert werden, wie in jüngster Zeit der effizienteste Großrechner der Welt.“

Das FIAS wurde 2004 auf Initiative des damaligen Präsidenten der Goethe-Universität, Prof. Rudolf Steinberg, und der beiden langjährigen Gründungsvorstände, dem Physiker Prof. Walter Greiner und dem Hirnforscher Prof. Wolf Singer, als Stiftung der Goethe-Universität ins Leben gerufen. Ziel war es, ein Leuchtturm-Institut der hessischen Forschung zu errichten: Eine international herausragende Forschungsstätte, wo – aufbauend auf den Ergebnissen von Experimenten – für komplexe Systeme der Natur theoretische Modelle entworfen, in Simulationen überprüft und neue Fragestellungen entwickelt werden. Beispiele für derartige Systeme sind die Vorgänge im Atomkern, das Immunsystem oder die Arbeitsweise des Gehirns. Damit wurden attraktive Arbeitsmöglichkeiten für Spitzenforscher und hervorragende Ausbildungsmöglichkeiten für den wissenschaftlichen Nachwuchs geschaffen. Dabei galt das Prinzip: Die Finanzierung der Infrastruktur trägt das Land Hessen, die Finanzierung der Forschung erfolgt durch Drittmittel.

Heute blickt das FIAS auf zahlreiche Erfolge zurück. So arbeiteten FIAS-Forscher daran, Wirkungen und Nebenwirkungen der Schwerionen-Krebstherapie berechenbar zu machen. Außerdem werden wesentliche Experimente des internationalen Beschleunigerzentrums FAIR, das derzeit bei Darmstadt entsteht, am FIAS modelliert und simuliert. Hirnforscher am FIAS entwickelten neue Einsichten, wie – trotz ständiger Veränderungen im Gehirn – das Langzeitgedächtnis des Menschen funktioniert. Ein jüngster, besonders auch international beachteter Erfolg der FIAS-Forscher ist die Entwicklung des weltweit energieeffizientesten Supercomputers für das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt. Da Supercomputer heute eines der wichtigsten Werkzeuge der theoretischen Naturwissenschaften sind, geht es bei den Höchstleistungsrechnern des FIAS darum, sie nicht nur superschnell, sondern auch umweltschonend, sowie energie- und kostensparend zu bauen und zu betreiben.

Am FIAS arbeiten heute rund 140 Wissenschaftler und Doktoranden aus 25 Nationen in den Arbeitsfeldern Physik, Hirnforschung, Lebenswissenschaften & Chemie und Computerwissenschaften. Enge Kooperationen bestehen mit der Goethe-Universität Frankfurt, Forschungsinstituten in der Region sowie mit international führenden Forschungszentren weltweit. Ergebnis einer Kooperation des FIAS mit dem Brookhaven National Laboratory in den USA war beispielsweise die gemeinsame Entdeckung des bisher schwersten Atomkerns der Antimaterie, des Anti-Heliums. In Zukunft will das FIAS in einem weiteren Arbeitsbereich komplexe systemische Risiken erforschen, wie sie in der Natur und auch in der Wirtschaft vorkommen.

Weitere bedeutende Unterstützer des FIAS im privaten Sektor sind die Hertie-Stiftung, der Stiftungsfonds Deutsche Bank, die Alfons und Getrud Kassel-Stiftung und die VolkswagenStiftung. Aber auch zahlreiche Privatpersonen haben das FIAS im Laufe der Jahre mit Zuwendungen unterstützt, etwa der frühere Spitzenmanager Dr. Helmut O. Maucher. Auf die von ihm gespendete Helmut-Maucher-Stiftungsprofessur für systemische Risiken hat vor wenigen Tagen ein junger Wissenschaftler einen Ruf erhalten.

Weitere Informationen: Hildegard Becker-Toussaint, Tel. 069 798 47618, E-Mail: BT@fias.uni-frankfurt.de; Prof. Volker Lindenstruth, Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS), Ruth-Moufang-Str. 1, 60438 Frankfurt am Main, Tel. 069-798 47600, E-Mail: voli@compeng.de, Web: fias.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Dez 9 2014
10:44

Prof. Werner Müller-Esterl übergibt am 13. Dezember Amt des Präsidenten an seine Nachfolgerin , Prof. Birgitta Wolff

Stabwechsel an der Spitze der Goethe-Universität

Medieneinladung

Stabwechsel an der Spitze der Goethe-Universität: Im Beisein des Hessischen Ministers für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, des Staatsministers bei der Bundeskanzlerin, Dr. Helge Braun, des Oberbürgermeisters der Stadt Frankfurt, Peter Feldmann, sowie 400 weiterer Gäste übergibt Prof. Werner Müller-Esterl am 13. Dezember das Amt des Präsidenten an seine Nachfolgerin, Prof. Birgitta Wolff. Nach einer Bilanz des scheidenden Universitätspräsidenten wird die designierte Präsidentin einen ersten Ausblick geben.

Am 15. Juli 2014 war Wolff zur Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt gewählt worden. Offiziell übernimmt sie die Amtsgeschäfte an Hessens größter und Deutschlands drittgrößter Universität zum 1. Januar 2015.

Wir laden Sie als Medienvertreter herzlich ein, an dem Festakt teilzunehmen. Dieser findet statt am

Samstag, den 13. Dezember, 11-13 Uhr,
Goethe-Universität, Campus Westend, Festsaal Casino, 60323 Frankfurt am Main

Bitte teilen Sie uns mit, ob wir mit Ihrem Kommen rechnen können (Mitteilung an Frau Ott, Tel.: 069/798-12472, E-Mail: ott@pvw.uni-frankfurt.de

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Olaf Kaltenborn
Pressesprecher
Goethe-Universität Frankfurt

Personalia/Preise

Dez 8 2014
14:38

Die Mäzenin Dagmar Westberg nimmt an ihrem 100. Geburtstag an einem Vortrag des deutsch-amerikanischen Archäologen Lothar von Falkenhausen teil – Die jährlich stattfindende Vorlesungsreihe hat sie gestiftet

»Ich bin so alt wie die Goethe-Universität. Das passt doch gut.“

FRANKFURT. „Ich bin so alt wie die Goethe-Universität. Das passt doch gut zusammen«, freut sich die Mäzenin Dagmar Westberg. Sie ließ es sich heute nicht nehmen, auch an ihrem 100. Geburtstag an einem Vortrag des deutsch-amerikanischen Archäologen Lothar von Falkenhausen teilzunehmen; die nach ihr benannte Vorlesungsreihe findet nun zum dritten Mal statt. Die enge Verbindung zwischen der alten Dame und der Universität besteht seit 2009; inzwischen unterstützt sie die Hochschule mit dem Dagmar Westberg-Universitätsfonds, mit einem nach ihr benannten Preis in der Anglistik, mit der jährlichen Dagmar Westberg-Vorlesung in den Geistes- und Humanwissenschaften und mit der fünfjährigen maßgeblichen Finanzierung des historischen Kollegs am Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg.

Der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Werner Müller-Esterl, gratulierte der Jubilarin und dankte ihr für das Engagement: „Wir freuen uns darüber, mit Frau Westberg eine Mäzenatin für unsere Geistes- und Sozialwissenschaften gefunden zu haben und danken Ihr herzlich für Ihr selbstloses Engagement. Förderinnen von Ihrer Art gibt es leider noch viel zu wenige in Deutschland. Wir hoffen daher, dass Sie uns noch lange die Treue hält.“ Der Vize-Präsident der Goethe-Universität, Prof. Matthias Lutz-Bachmann, erklärte. Frau Westberg sei eine „sympathische Kosmopolitin mit weitem Horizont“; und er schätze in Gesprächen mit ihr besonders „ihre scharfsinnigen Bemerkungen und lebendigen Rückfragen“. Die Universität sei dankbar, dass sie als großherzige Stifterin besonders „die Geisteswissenschaften unterstützt, die es in Bezug auf externe Förderung stets schwerer haben als andere Disziplinen“.

Der Dagmar Westberg-Preis wurde erstmals 2010 verliehen, er  honoriert jährlich herausragende geisteswissenschaftliche Abschlussarbeiten, die einen Bezug zu Großbritannien haben. Zusätzlich richtete sie den Dagmar Westberg-Universitätsfonds ein. Mit seiner Hilfe werden wissenschaftliche Studien zur britischen Literatur, Kultur und Geschichte an der Goethe-Universität vorangetrieben. Beides wird von der Deutsch-Britischen-Gesellschaft, deren Ehrenmitglied Dagmar Westberg ist, zusammen mit der Goethe-Universität verantwortet. Seit 2011 gibt es auch einen zusätzlichen Universitätsfonds der Stifterin, der eine Stiftungsgastprofessur ermöglicht. Jährlich wird ein hochkarätiger Wissenschaftler oder eine Wissenschaftlerin auf den Campus Westend oder an das Bad Homburger Forschungskolleg Humanwissenschaften als Fellow eingeladen, um Vorträge zu halten und an Kolloquien und Diskussionen teilzunehmen. 2013 kam Martha Nussbaum, Professorin für Recht und Ethik an der University of Chicago, nach Frankfurt; sie gilt als eine der profiliertesten Philosophinnen der Gegenwart. In diesem Jahr nimmt Lothar von Falkenhausen diese Gastprofessur wahr: sein Thema in den drei Vorlesungen „Chinas wirtschaftliche Hochblüte im ersten Jahrtausend vor Christus im Spiegel der archäologischen Entdeckungen“.

Als Dagmar Westberg am 8. Dezember 1914 als Jüngste von sechs Geschwistern in Hamburg zur Welt kam, hatte niemand mit ihr gerechnet. Dazu berichtet die 100-Jährige in einem Porträt in der Dezember-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“: „Nachdem mein Bruder Olaf geboren war, sagte die Hebamme: ‚Da kommt noch eins‘ – und das war ich.“ Ihr Vater, ein Anwalt aus einer baltisch-hamburgischen Unternehmerfamilie, ermunterte sie als 20-Jährige, ein privates College in England zu besuchen. Eigentlich hatte sie an der Lyton School nahe London eine Stelle als Lehrerin in Aussicht, doch aufgrund der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde ihr Visum nicht verlängert.

Zurück in Deutschland wurde ihr erstmalig bewusst, dass ihre Mutter aus einer jüdischen Familie kam und dass sie als Tochter deshalb nach den Nürnberger Rassengesetzen als „Halbjüdin“ galt – mit allen einhergehenden Diskriminierungen. Dagmar Westberg arbeitete unter anderem bis 1941 beim amerikanischen Generalkonsulat in Hamburg, was es ihr erleichterte, 1943 eine Anstellung in der Schutzmachtabteilung der Schweizer Botschaft in Berlin zu bekommen, die zum Ende des Krieges an die Schweizer Grenze verlegt wurde. So genoss sie auch einen gewissen Schutz vor Verfolgung.

Ende 1945 kam sie nach Bad Homburg und meldete sich wieder bei den Amerikanern. Im Januar 1946 nahm sie erneut eine Tätigkeit im amerikanischen Generalkonsulat in Frankfurt auf. Die Main-Metropole wurde für die Hanseatin zur zweiten Heimat. Hier konnte sie ihr selbstbestimmtes Leben fortsetzen. Auch finanziell war Dagmar Westberg durch das Vermögen ihrer Familie unabhängig. Der von ihr noch heute sehr verehrte Großonkel Oscar Troplowitz entwickelte die kleine Pharmafirma, die er von dem Apotheker Carl Paul Beiersdorf aus Altona gekauft hatte, zum weitverzweigten Unternehmen Beiersdorf, das unter anderem Nivea Creme, Hansaplast und Tesafilm auf den Markt gebracht hat. Von ihrem Großonkel hat Dagmar Westberg auch die Tradition und Verpflichtung übernommen, sich philantrophisch für das Gemeinwohl einzusetzen. In Frankfurt betrifft das insbesondere von Bürgern gegründete Institutionen im kulturellen, sozialen und Bildungsbereich.

Bild von Dagmar Westberg zum Download: hier.

Informationen: Vizepräsident Prof. Dr. Matthias Lutz-Bachmann, Campus Westend, Tel. (069) 798- 12343, Lutz-Bachmann@em.uni-frankfurt.de

Forschung

Dez 8 2014
14:34

Neues Forschungsprojekt soll herausfinden, warum eine mediterrane Ernährung und ein aktiver Lebensstil vor Alzheimer schützen

Olivenöl und viel Bewegung

FRANKFURT. Wer isst wie am Mittelmeer und sich körperlich und geistig in Bewegung hält, schützt sich zugleich vor der Alterskrankheit Demenz: Dies gilt in der Fachwelt inzwischen als erwiesen. Warum dies so ist und was genau im Gehirn passieren muss, um dem gefürchteten Gedächtnisschwund vorzubeugen, das will der Pharmakologe Dr. Gunter Eckert, Privatdozent an der Goethe-Universität Frankfurt, in einem neuen Forschungsprojekt herausfinden. Finanziert wird das Projekt von der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Bis jetzt ist Alzheimer unheilbar, umso mehr Bedeutung kommt einer präventiven Lebensweise zu. Gunter Eckert konnte mit seiner Forschungsgruppe „nutritional neuroscience“ bereits zeigen, dass es bei der Alzheimer-Krankheit früh zu einer Veränderung in den Kraftwerken der Nervenzellen (Mitochondrien) kommt. Diese lässt sich nach aktuellem Forschungsstand mit Polyphenolen, beispielsweise aus Oliven oder Trauben als Bestandteil einer mediterran ausgerichteten Ernährung, positiv beeinflussen. Darüber hinaus scheinen auch geistige Stimulation und körperliche Bewegung die Mitochondrien zu stärken.    

All dies haben auch schon vor Jahren epidemiologische Studien gezeigt, die Daten zu Ernährung, Lebensweise und Erkrankung unter die Lupe nahmen. Auch klinische Studien gibt es bereits. Nicht bekannt ist bislang jedoch, was genau im Gehirn, in den Mitochondrien der Nervenzellen, geschieht. „Es soll die These überprüft werden, dass eine polyphenolreiche Diät zusammen mit geistiger und körperlicher Ertüchtigung Alterungsprozesse des Gehirns verlangsamt, die mitochondriale Dysfunktion verbessert und somit Evidenzen für einen Schutz vor Alzheimer liefert“, hat sich Gunter Eckert zum Ziel gesetzt.

Für seine Forschung setzt Eckert genetisch veränderte Mäuse ein, die bereits nach wenigen Monaten alzheimerähnliche Symptome entwickeln. Die Nager erhalten ein polyphenolreiches Futter und leben in größeren Käfigen, die mit Laufrädern und anderen Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet sind, zum Beispiel mit Lego-Steinen. „Die Ausstattung wird wöchentlich ausgetauscht, damit die Mäuse gefordert sind“, erklärt der Forscher. Sollten diese Maßnahmen den Beginn der Alzheimer-Symptome bei den Mäusen nach hinten verschieben, würde das als Hinweis auf die Wirksamkeit dieses Ansatzes gelten.

Gunter Eckerts Forschungen wurden schon 2002 und 2008 von der Alzheimer Forschung Initiative gefördert, dem größten privaten Förderer öffentlicher Alzheimer-Forschung in Deutschland. Nun wurde der Ernährungs-Experte und Fachpharmakologe mit seinem auf zwei Jahre ausgelegten Projekt erneut von der AFI unterstützt. 74.950 Euro werden für das Frankfurter Projekt zur Verfügung gestellt. Das Forschungsvorhaben ist eines von sieben innovativen Alzheimer-Forschungsprojekten an deutschen Universitäten, welche die AFI ab sofort mit insgesamt 464.220 Euro bis 2016 fördert. Seit ihrer Gründung 1995 hat die AFI insgesamt 155 Wissenschaftler mit rund sieben Millionen Euro unterstützt.

Kostenfreies Foto von PD Dr. Gunter Eckert: hier.

Informationen: Dr. Gunter Eckert, Tel. (069) 798-29378, mailto:g.p.eckert@em.uni-frankfurt.de

Sonstige

Dez 8 2014
14:31

Leiterinnen der Schreibzentrums an der Goethe-Universität veröffentlichen Sammelband

Frankfurter Reader macht internationale Forschung zu Schreibprozessen erstmals zugänglich

FRANKFURT. Die beiden Leiterinnen des Schreibzentrums an der Frankfurter Goethe-Universität, Dr. Stephanie Dreyfürst und Dr. Nadja Sennewald, haben jetzt im UTB-Verlag einen Band mit dem Titel „Schreiben. Grundlagentexte zur Theorie, Didaktik und Beratung“ herausgegeben. Das Spektrum des Readers mit insgesamt 24 Texten reicht von den bedeutendsten nordamerikanischen Modellen zum Schreiben aus den 1980er Jahren bis hin zu den wichtigsten aktuellen Ansätzen in der Schreibberatung.

„In Deutschland gibt es noch immer ein Wissensdefizit über die Forschung zu Schreibprozessen oder Unkenntnis über bewährte Ansätze der Schreibberatung. Mit unserem Band möchten wir das bereits vorhandene Wissen allgemein zugänglich machen“, erklärt Sennewald. Dass zentrale Beiträge zur Theorie und Didaktik rund um das Thema Schreiben nur in schwer zugänglichen Originalversionen vorhanden waren, motivierte die beiden Expertinnen, diesen Band zusammenzustellen. „Viele der Texte liegen hier zum ersten Mal auf Deutsch vor“, so Dreyfürst. Zu einigen Themen – wie zum Beispiel zu verschiedenen Ansätzen der Schreibberatung – gab es noch gar keine Literatur; diese Texte wurden für den vorliegenden Band von Spezialisten neu verfasst.

Der Band richtet sich an alle, die sich theoretisch wie praktisch mit der Vermittlung von Schreibkompetenzen beschäftigen. Die beiden Frankfurter Wissenschaftlerinnen haben in den vergangenen Jahren weitreichende Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt: So ist es ihre Aufgabe an der Goethe-Universität, studentische Schreibberater auszubilden und Schreibworkshops zu halten. Gemeinsam mit Lehrenden aus den jeweiligen Fächern entwickeln sie aber auch Konzepte, wie wissenschaftliches Schreiben in ganz unterschiedlichen Fächern vermittelt werden kann – beispielsweise in der Ethnologie oder den Wirtschaftswissenschaften. Dies geschieht im Rahmen des Programms „Starker Start ins Studium“, in dem sich mehr als 50 Lehrende gezielt mit der Verbesserung der Studieneingangsphase befassen.

Im Zuge des Bologna-Prozesses erkannten viele Hochschulen, dass nicht nur Fachinhalte, sondern auch Schlüsselkompetenzen wie fachliches Schreiben vermittelt werden müssen. Darauf geht auch die Gründung zahlreicher Schreibzentren an deutschen Universitäten in den vergangenen Jahren zurück – eine Entwicklung, die in den USA bereits in den 1980er Jahren stattgefunden hat.

Ein zentrales Thema in den Schreibzentren sind immer wieder die Schreibblockaden: Wie entstehen diese und wie kommt man aus ihnen wieder heraus? Auch dazu bieten die Autoren des neuen Bands Antworten. Typische Ursachen für Schreibblockaden sind zum Beispiel falsche Vorannahmen über das Schreiben. „So nehmen viele Studierende an, sie müssten beim wissenschaftlichen Schreiben erst eine detaillierte Gliederung fertig erstellt haben, bevor sie mit dem Schreiben beginnen“, erläutert Dreyfürst. Für Schreibtypen, die ihre besten Ideen erst während des Schreibens entwickeln, sei diese Herangehensweise kontraproduktiv und könne zu Schreibblockaden führen. „Die Ideen im Schreibfluss zu entwickeln und erst im Nachhinein zu strukturieren, kann ein möglicher Weg aus der Blockade sein“, ergänzt Sennewald.

Stephanie Dreyfürst und Nadja Sennewald (Hrsg.): Schreiben. Grundlagentexte zur Theorie, Didaktik und Beratung, UTB-L 2014. 455 Seiten. 29,99 Euro

Informationen: Dr. Stephanie Dreyfürst und Dr. Nadja Sennewald, Schreibzentrum, Campus Westend, Tel: (069)-798-32845, dreyfuerst@lingua.uni-frankfurt.de,  Sennewald@em.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Dez 5 2014
14:09

Ausstellung „This Bloodless War“ in der Studiengalerie 1.357

Asiatische Wirtschaftskrise als Thema einer Kunstaktion

FRANKFURT. Der Künstler Manit Sriwanichpoom befasst sich in seiner 1997 entstandenen Arbeit „This Bloodless War“ mit der asiatischen Wirtschaftskrise, die im selben Jahr seine thailändische Heimat erfasste. Für eine Kunstaktion im Geschäftsdistrikt Bangkoks re-inszenierte er berühmte Reportagefotografien aus dem Vietnamkrieg. Anstelle von offener Gewalt und Waffen erscheinen in seinen Bildern Statussymbole der westlichen Konsumgesellschaft. Die implizierte Analogie ist unmissverständlich: Die westliche Konsumkultur und die globalen Finanzmärkte sind unmittelbar mit militärischer Macht verknüpft, setzen mit unblutigen Mitteln die hegemonialen Ziele des Vietnamkriegs fort. Für ihre deutliche Botschaft eignen sich die Fotografien die Ästhetik der Werbung an. Sie wenden, in der Kunstaktion wie Werbeschilder herumgetragen, die Mittel der Konsumkultur in ein kritisches Instrument um. Die Studiengalerie zeigt sechs Arbeiten der Serie und eine Fotografie, die die Kunstaktion dokumentiert. Manit Sriwanichpoom, geb. 1961 in Bangkok, setzte sich als Fotograf und sozialer Aktivist in seinen Arbeiten mit den Krisen seiner Heimat auseinander.

Die Ausstellung rund um Manit Sriwanichpoom und seine Arbeit „This Bloodless War“ startet am Mittwoch, 10. Dezember, in der Studiengalerie 1.357, IG Farben-Haus, Campus Westend. Sie ist von Montag bis Donnerstag zwischen 12 und 17 Uhr geöffnet und läuft bis zum 13. Februar 2015. Die Ausstellung wird gefördert von der DZ-BANK Kunstsammlung.

In der Studiengruppe „Gedächtniskultur und Bildgebrauch“ arbeiten Studierende und Lehrende verschiedener Disziplinen in enger Kooperation mit dem Städel Museum projektorientiert an der Erforschung des bildlichen Umgangs moderner Gesellschaften mit Geschichte. Die Studiengruppe stellt vier Mal im Jahr zeitgenössische Kunst in den Räumen des IG-Farben-Gebäudes aus.

Informationen: Prof. Dr. Bernhard Jussen, Historisches Seminar, Campus Westend, Tel.: 069/798-32424, jussen@em.uni-frankfurt.de; Dr. Martin Engler, Sammlungsleiter für Kunst nach 1945 am Städel Museum, Tel.: 069/605098210, engler@staedelmuseum.de; Dr. Henning Engelke, Kunsthistorisches Institut, Campus Bockenheim, Tel 069/798-23470, engelke@kunst.uni-frankfurt.de; Nicole Kreckel, Studentische Mitarbeiterin der Studiengalerie 1.357, frau.n.kreckel@stud.uni-frankfurt.de 

Veranstaltungen

Dez 5 2014
14:07

Bei der Festveranstaltung spricht die Berliner Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Sigrid Weigel

25 Jahre Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität

FRANKFURT. Die renommierte Berliner Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Sigrid Weigel hält am Dienstag (9. Dezember) die diesjährige Martin-Buber-Vorlesung zur jüdischen Geistesgeschichte und Philosophie. Der öffentliche Vortrag zum Thema „In der Maske des Paulus – Jacob Taubes liest Walter Benjamin“ findet in einem besonders feierlichen Rahmen statt. Anlass ist das 25. Jubiläum der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr im Raum 1.801, Casino, Campus Westend. Ein Grußwort spricht die Pröpstin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Gabriele Scherle.

Die EKHN stiftete 1989 die Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie am Fachbereich Evangelische Theologie. Die Professur führte zahlreiche namhafte Gastwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen nach Frankfurt. Seit 2010 hat Prof. Dr. Christian Wiese die Professur nun dauerhaft inne und damit ist sie zum festen Bestandteil der interdisziplinären Erforschung jüdischer Religion, Geschichte und Kultur an der Goethe-Universität geworden. Die Professur erinnert an das Wirken des berühmten Religionsphilosophen Martin Buber (1878–1965) in Frankfurt, der zunächst am Freien Jüdischen Lehrhaus, seit 1924 dann als Lehrbeauftragter und zwischen 1930 und 1933 als Honorarprofessor für Jüdische Religionslehre und Ethik an der Universität Frankfurt bedeutende geistige Impulse setzte.

Bei der jährlichen Martin-Buber-Vorlesung präsentieren herausragende internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neueste Forschungsergebnisse zur jüdischen Geistes- und Kulturgeschichte, zur jüdischen Religionsphilosophie sowie zu den Beziehungen des Judentums zu Christentum und Islam. Am Dienstag wird sich Sigrid Weigel, Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturwissenschaften Berlin, Vorsitzende der Geisteswissenschaftlichen Zentren Berlin, damit auseinandersetzen, wie der Religionssoziologe, Philosoph und Judaist Jacob Taubes (1923-1987) Zitate aus Walter Benjamins (1892-1940) Schriften in seinen intellektuellen Kosmos aufgenommen hat.

Wie eine heiße Spur ziehen sich solche Zitate ab Anfang der 1960er Jahre durch die Vorträge, Briefe, Seminare und Veröffentlichungen von Jacob Taubes. Doch welcher Benjamin ist es, dessen Sätze seit dieser Zeit wie Funken in Taubes’ intellektuellem Kosmos auftauchen?, fragt Weigel. Der Vortrag verfolgt zwei Hauptlinien von Jacob Taubes’ Benjamin-Lektüre. In der ersten Linie, die entlang der „Noten zum Surrealismus“ (1963), des Aufsatzes „Kultur und Ideologie“ (1969), der Aufzeichnungen zum Seminar über die Thesen zum „Begriff der Geschichte“ aus dem Wintersemester 1984/85 bis zum Aufsatz „Walter Benjamin - ein moderner Marcionit?“ (1986) verläuft, tritt Benjamin als Gewährsmann einer geschichtsphilosophischen Betrachtung von Fragen auf den Plan, die ansonsten meist als ästhetische firmieren. Danach macht Taubes’ Benjamin mehrere Metamorphosen durch, tritt einmal in der Maske des „modernsten theologischen Marxismus“ auf, dann als Theoretiker des Messianismus, als Autor politischer Theologie und schließlich als Marcionit der Moderne, der – wie der Marcionismus des zweiten Jahrhunderts – den göttlichen Charakter der hebräischen Bibel bestreitet.

Die zweite Linie, die die Berliner Wissenschaftlerin in ihrem Vortrag verfolgt, setzt knapp ein Jahrzehnt später ein und verläuft entlang einer Engführung mit dem politischen Philosophen und Staatsrechtler Carl Schmitt (1888-1985), in der die beiden Autoren wie die Pole einer gleichsam elektrisch geladenen Denkspur erscheinen. Sie mündet in Taubes’ Paulus-Vorlesungen aus dem Jahr 1987, in denen Benjamin als Exeget des Römerbriefs auftritt. Die letzte Maske, die ihm Taubes aufgesetzt hat, ist demnach die des Apostels Paulus.

Prof. Dr. Sigrid Weigel ist u.a. die Autorin von „Walter Benjamin. Die Kreatur, das Heilige, die Bilder“, Frankfurt 2008, sowie die Herausgeberin der Schriften von Susan Taubes (1928-1969) – die US-amerikanische Religionswissenschaftlerin, Kulturwissenschaftlerin und Schriftstellerin war die erste Ehefrau von Jacob Taubes.

Der Vortrag ist frei und öffentlich – eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Informationen: Prof. Dr. Christian Wiese, Martin Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Evangelische Theologie, Campus Westend, Tel: (069)-798-33313, C.Wiese@em.uni-frankfurt.de

http://www.evtheol.uni-frankfurt.de/buber/Veranstaltungen/index.html

Personalia/Preise

Dez 5 2014
13:54

Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl verabschiedet sich nach sechs Jahren Amtszeit

Bilanz einer Präsidentschaft

FRANKFURT. Der Präsident der Goethe-Universität, Professor Werner Müller-Esterl, zieht zum Ende seiner Amtszeit eine positive Bilanz: „Die Goethe-Universität hat sich in den letzten Jahren ausgezeichnet entwickelt“, sagte er am Freitag bei einer Pressekonferenz in Frankfurt. Im Jahr 2009 sei er mit der Vision angetreten,

  • die damals gerade errungene Autonomie der Goethe-Universität inhaltlich auszugestalten und politisch wetterfest zu machen,
  • die Forschungsleistung und thematische Profilierung der Goethe-Universität entschieden voranzutreiben,
  • eine offensivere Berufungspolitik und wissenschaftliche Nachwuchsförderung zu betreiben,
  • den politischen und institutionellen Stellenwert der Goethe-Universität im Vergleich mit den besten deutschen Universitäten sichtbarer werden zu lassen,
  • die Qualität der Lehre zu steigern und die Schwächen der Bologna-Reform zu lindern,
  • den Kontakt mit der Frankfurter Bürgergesellschaft weiter auszubauen,
  • einen sachorientierten Dialog mit den Studierenden zu pflegen und
  • der grundlegenden baulichen Erneuerung der Goethe-Universität eine belastbare Perspektive über das Jahr 2020 hinaus zu geben.

„Nach sechs Jahren lautet mein Fazit: Wir haben diese Ziele gemeinsam erreicht! Die Goethe-Universität hat in den wichtigsten Belangen große Schritte nach vorne gemacht. Dafür möchte ich mich vor allem bei den vielen Mitstreitern aus Wissenschaft, Administration, Studierendenschaft, Bürgerschaft und Politik bedanken, die mich in diesen sechs Jahren mit Rat und Tat begleitet haben. Ich habe es als große Ehre empfunden, dass ich die Entwicklung der Goethe-Universität in dieser Zeit entscheidend mitprägen konnte. Ich wünsche meiner Nachfolgerin, Frau Birgitta Wolff, alles Gute!“

Wissenschaftsminister Boris Rhein würdigte die Arbeit des Präsidenten: „Ich danke Professor Müller-Esterl für seine geleistete Arbeit in den vergangenen Jahren. Er hat sich immer mit viel Engagement für die Goethe-Universität eingesetzt und hinterlässt seiner Nachfolgerin ein gut bestelltes Haus. Müller-Esterl hat mit großem persönlichem Einsatz die Goethe-Uni geprägt und sie zu einem Flaggschiff der deutschen Hochschulen ausgebaut. Ich freue mich sehr, dass die Landesregierung, die die Stiftungsuniversität zum überwiegenden Teil finanziert, zu dieser positiven Bilanz beitragen konnte. Beispielsweise mit den vielen Millionen Euro die aus dem Hochschulbauprogramm Heureka in die Neugestaltung des Campus Westend geflossen sind. Mit dem neuen Hochschulfinanzierungspaket und der daraus resultierenden großzügigen Erhöhung des Grundbudgets, setzt das Land Hessen - auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten - abermals die nötigen Rahmenbedingungen für die Hochschulen, um auch in Zukunft exzellentes leisten zu können.“

Forschung/Drittmittel: Besondere Fortschritte sieht Müller-Esterl in der wissenschaftlichen Schwerpunktbildung: „Wir haben alle drei Exzellenz-Cluster in der zweiten Runde der Exzellenzinitiative gegen starke Konkurrenz verteidigt und damit weitere 70 Mio. € an Forschungsförderung nach Frankfurt holen können.“ Heute verfüge die GU über elf national und international sichtbare Forschungsschwerpunkte in Finanzmarkt-, Biodiversitäts- und Klima-, Herz-Kreislauf- und Krebsforschung, Translationale Medizin, Zell- und Gentherapie, Neurowissenschaften, Strukturbiologie, Gerechtigkeitsforschung, frühkindliche Entwicklung, Schwerionenforschung; hinzu komme der Bau von energieeffizienten Hochleistungsrechnern. Diese Stärke habe sich erst in der letzten Woche wieder gezeigt: Ein an der Goethe-Universität entwickelter Großrechner weise erstmals die weltweit höchste Energieeffizienz aller Computer auf. Auch die Vernetzung mit bestehenden bzw. die Ansiedlung neuer außeruniversitärer Forschungseinrichtungen auf den Campi der Goethe-Universität seien erheblich vorangekommen: So versammelten sich um die Goethe-Universität inzwischen ein Dutzend renommierter außeruniversitärer Forschungsinstitute, mit denen ebenfalls intensive Kooperationen bestünden. Mit einem Drittmittelvolumen von 173 Millionen € (2013) sei die Goethe-Universität unter den großen deutschen Volluniversitäten in einer sehr guten Position. Dass insbesondere die Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)während seiner Amtszeit um fast 50 % gestiegen ist, sieht Müller-Esterl mit großer Genugtuung. Als besonders drittmittelstark bei der DFG-Förderung zeigten sich die Geisteswissenschaften. Mit der LOEWE-Initiative, einer Exzellenzinitiative des Landes Hessen, sei seit 2008 sogar eine Steigerung um den Faktor 15 auf heute mehr als 30 Millionen € p.a. erreicht worden: „Die Forschung der Goethe-Universität erreicht heute Spitzenleistungen in der Breite“, resümierte Müller-Esterl.

Der Präsident räumte ein, dass die Entwicklung an einigen Stellen hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben sei: So sei das frühe Scheitern der Goethe-Universität im Wettbewerb um den Exzellenz-Titel auch für ihn persönlich eine große Enttäuschung gewesen. „Dass das dafür nötige Potenzial in der Universität nicht mobilisiert werden konnte, muss ich mir auch persönlich anrechnen lassen.“ Umso schöner sei es, dass jetzt viele der Ziele aus dem Zukunftskonzept von 2012 dank der großzügigen Förderung privater Stifter doch noch realisiert werden könnten.

Berufung/Organisation: „Zu einer national und international wettbewerbsfähigen Hochschule gehöre auch eine offensive Berufungspolitik“, sagte Müller-Esterl. „Bei der Realisierung von Spitzenberufungen haben uns insbesondere Mittel aus Erträgen der Stiftungsuniversität zusätzliche Spielräume ermöglicht – mit positiver Wirkung auf den Berufungserfolg.“ Zuletzt seien fast 85% der Neuberufungen vom 1. Listenplatz erfolgt. Die Berufungspolitik zeige auch international Wirkung: 2013 hatten 40% der neuen Professoren einen ausländischen Pass. Wegweisend unter den deutschen Universitäten sei auch das Professurenprogramm, das in den letzten beiden
Jahren 40 zusätzliche Neuberufungen ermöglicht habe. Die wissenschaftliche Nachwuchsförderung habe durch die Gründung der Graduiertenschule GRADE, in der inzwischen fast 25% aller Doktoranden organisiert seien, und durch interne, hoch dotierte Wettbewerbe für Nachwuchsforscher entscheidende Impulse erfahren. Mit der Reform der Präsidialverwaltung zu Beginn seiner Amtszeit habe er zudem eine schlagkräftige Organisation zur Umsetzung der gewünschten Ziele geschaffen, so mit dem Aufbau neuer Stabsstellen für ein professionelles Fundraising sowie Lehre und Qualitätssicherung.

Autonomie/Bauen: Der Präsident dankte dem Land Hessen und insbesondere Wissenschaftsminister Boris Rhein für die verlässliche Partnerschaft, die beträchtlichen Anstrengungen für eine bessere Finanzierung der hessischen Hochschulen und das besondere Vertrauen in die Autonomie der Goethe-Universität: „Ohne dieses Vertrauen hätte die Goethe-Universität in den vergangenen Jahren nicht zu diesen Höhenflügen in der Forschung und privaten Förderung ansetzen können. Unser Erfolg ist Ausdruck größerer Handlungsspielräume und kürzerer Entscheidungswege, aber auch Ergebnis einer gestiegenen Bereitschaft von Universitätsangehörigen, Eigenverantwortung zu übernehmen.“ Dies zeige sich insbesondere bei Bauprojekten: Nicht nur habe die Universität in jüngster Zeit bei zwei Projekten erfolgreich die Bauherrenschaft übernommen und bewiesen, dass man solche Projekte fristgerecht und kostenbewusst in Eigenregie umsetzen könne. Bei der Realisierung weiterer Vorhaben auf dem Campus Westend und dem Riedberg trete die Universität nun mit erheblichen Eigenmitteln in die Verantwortung. „Die Realisierung des dritten Bauabschnitts auf dem Campus Westend, der Bau der Mathematik und Informatik und der Einstieg in den Neubau Chemie auf dem Riedberg sind uns so wichtig, dass wir bereit sind, dafür erhebliche Eigenmittel aufzuwenden. Wir fordern also nicht nur, wir sind auch bereit, selbst Geld in die Hand zu nehmen, wenn sich dadurch Bauprojekte beschleunigen lassen“, sagte Müller-Esterl.

Strategie/politische Sichtbarkeit: Müller-Esterl betonte, dass mit dem Hochschulentwicklungsplan, dem universitären Leitbild sowie der Berufungssatzung und der Tenure Track-Richtlinie wichtige Akzente in der strategischen Hochschulentwicklung gesetzt worden seien. Auf Bundesebene habe man zudem mit dem „Frankfurter Manifest“ einen wichtigen Impuls zur engeren Kooperation von Universitäten und ihren außeruniversitären Partnern zur Förderung starker Wissenschaftsstandorte gegeben. Auch das Netzwerk German U15 – ein Zusammenschluss der 15 forschungsstärksten und größten deutschen Universitäten – sei maßgeblich von der Goethe-Universität vorangetrieben worden. In den vergangenen Jahren habe es immer wieder Gelegenheiten gegeben, sich mit politischen Statements in der überregionalen Presse zu Wort zu melden, sei es zum Fall des Kooperationsverbotes, zum Erfolg des Deutschland-Stipendiums oder auch zur Gefährdung der Hochschulautonomie am Beispiel Nordrhein-Westfalens. In öffentlichen Äußerungen habe er sich stets zu einem leistungsorientierten Wissenschaftsverständnis und einem wettbewerbsorientierten Hochschulsystem bekannt.

Lehre/Studierendenaufwuchs: Eine große Herausforderung für die Lehre sieht Müller-Esterl in der enormen Steigerung der Studierendenzahlen. Mit einem Aufwuchs von mehr als 12.000 Studierenden während seiner Amtszeit auf heute mehr als 46.500 habe die Goethe-Universität die mit Abstand größte Last aller hessischen Hochschulen geschultert und stehe damit auch bundesweit mit an der Spitze. „Wir sind unserer Verantwortung gegenüber der jungen Generation und dem Land Hessen auch hier in besonderem Maße gerecht geworden“, erklärte er; umso mehr, als zu Beginn des Jahres 2009 eine Entwicklung in dieser Größenordnung noch nicht absehbar gewesen sei. Dennoch habe sich die Goethe-Universität mit Bravour dieser Herausforderung gestellt und hier mit einer G8-Task-Force, Sofort-Baumaßnahmen, Kapazitätserweiterungen sowie dem Professurenprogramm erfolgreich gegengesteuert. Besondere Akzente zur Verbesserung der Lehre setzten dabei  die Bologna-Werkstätten sowie das mit 21 Millionen € dotierte Förderprogramm Starker Start ins Studium, mit dem die Studieneingangsphase in vielen Fachbereichen grundlegend reformiert und mehr als 50 neue Lehrkräfte eingestellt worden seien; ganz zu schweigen von den Studiengebührenersatzmittel, den QSL-Mitteln, ohne die viele gute Projekte in den Fachbereichen nicht möglich gewesen wären.

Bürgeruniversität/privates Engagement: In seiner Amtszeit sei die Vernetzung der Goethe-Universität mit Stadt und Region enger geknüpft worden. Mit dem Veranstaltungsprogramm „Bürgeruniversität“ unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters und dem Aufbau verschiedener weiterer, bürgernaher Angebote habe sich die Goethe-Universität als Bildungsforum fest in Frankfurt etabliert. Skyline Symphony, ein Spitzenorchester unter Leitung des Chefdirigenten der Dresdener Philharmoniker, Michael Sanderling, bereichere das städtische Leben mit regelmäßigen Campus-Konzerten. Ein besonderer Höhepunkt sei die Gestaltung des Jubiläumsjahres mit insgesamt 120 Veranstaltungen gewesen, das komplett aus privaten Mitteln finanziert werden konnte: „Unsere Freunde in Stadt und Region haben uns im Jubiläumsjahr mit 71 Mio. Euro in beispielloser Weise finanziell unterstützt. Dies zeigt, wie vital die Stiftungsuniversität sechs Jahre nach ihrer Gründung geworden ist.“ Ein schöner Erfolg sei auch die Entwicklung des Deutschland-Stipendiums: Dank privater Stifter sei die Goethe-Universität hier deutschlandweit führend.

Dialog mit Studierendenschaft: Der Präsident erwähnte auch das kritisch-konstruktive Verhältnis zur verfassten Studierendenschaft. „Ich bin sachlichen Argumenten gegenüber stets aufgeschlossen, bleibe aber meinen Grundsätzen treu.“ Als erfreulich bezeichnete es der Präsident, dass in den letzten Jahren wieder ein sachliches Gesprächsklima entstanden sei: „In dem monatlich stattfindenden Jour-fixe haben wir trotz vorhandener Differenzen im Interesse der Studierenden viele größere und kleinere Probleme lösen können. Auch das werte ich als Erfolg. Denn am Ende geht es in einer großen Organisationen nicht um die Durchsetzung von Partikularinteressen, sondern um das gemeinsame Ringen um die besten Lösungen für die Gesamtuniversität.“

PDF-Download: Zahlen, Daten und Fakten der Amtszeit Müller-Esterl (2009-2013)

Hochschulpolitische Themen

Dez 5 2014
08:13

Welche Rolle Konventionen und Rituale bei weihnachtlichen Festivitäten spielen, erläutert eine soziologische Forschergruppe in der neuen Ausgabe des UniReport

Klischees unterm Weihnachtsbaum

FRANKFURT. Alle Jahre wieder heißt es, dem Partner, der Familie und den Freunden ein möglichst persönliches und originelles Weihnachtsgeschenk zu machen. Doch greifen die meisten Schenkenden dafür auf recht bekannte Ideen zurück. Denn Kritik übt der Beschenkte in der Regel ohnehin nicht an dem Geschenk, könnte dies doch das Verhältnis zum Schenkenden trüben. Nur in wirklich engen Beziehungen kann die Wahrheit über ein misslungenes Geschenk kommuniziert werden, so der Befund einer soziologischen Untersuchung. Die Lehrforschungsgruppe von Prof. Christian Stegbauer führte dafür qualitative Interviews, wertete aber auch Geschenktipps aus Hilfeforen im Internet aus. Ein weiteres Ergebnis: Die weihnachtlichen Festivitäten mit ihren bekannten Ritualen und Gewohnheiten mögen zwar nicht bei allen Zeitgenossen auf Gegenliebe stoßen. Aber versorgt es doch auch die Weihnachtsskeptiker mit  interessantem Klatsch und Tratsch über die Mitfeiernden. 

Die weiteren Themen im neuen UniReport (6/2014): 

  • Blick zurück: Universitätspräsident Werner Müller-Esterl zieht im Interview mit dem UniReport eine Bilanz seiner Amtszeit.
  • Sind die Studierenden politikmüde? Fragen an den AStA-Vorsitzenden Daniel Katzenmaier zum neuen Studierendensurvey. 
  • Tierversuche – die Sicht eines Ethikers. Prof. Dieter Birnbacher spricht in seinem Essay über Grenzen des Tierschutzes. 
  • English – no problem? Schreitet die Englischsprachigkeit in Forschung und Lehre unaufhaltsam voran, oder handelt es sich nur um einen Modetrend? 
  • Studieren mit Skyline-Blick: Ein Porträt des Medizin-Campus in Niederrad, auf dem auch etliche Zeugen der Uni-Geschichte zu besichtigen sind.
  • Bewachen, behüten und bewahren? Günter Ropohl schreibt in seinem neuen Buch über die Bevormundungen der „Besorgnisgesellschaft“.
  • Komplexe Atmosphäre: Geowissenschaftler entwickeln wichtige Bausteine zum Verständnis von Wolken- und Wetterphänomenen.
  • Ein fossiler Fund aus dem Drucker: Heute können Paläoanthropologen dank der 3D-Scan-Technik digitale Kopien nicht nur am Computer rekonstruieren und ergänzen, sondern auch mit 3D-Druckern reproduzieren.

Der UniReport erscheint als Printausgabe am 5. Dezember und steht jetzt schon zum Download bereit unter http://www.bit.ly/unireport_6-14

Kontakt: Dr. Dirk Frank, Pressereferent, Pressereferent /stv. Leiter, Abteilung Marketing und Kommunikation, Tel. (069) 798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

Forschung

Dez 4 2014
10:51

Ungewöhnlicher Mechanismus aktiviert den entscheidenden Rezeptor

Kompass im Vogel-Auge: Die Wellenlänge ist entscheidend

FRANKFURT. Zugvögel und Haushühner orientieren sich im Magnetfeld der Erde mithilfe eines lichtaktivierten Kompasses im Auge. Seit einigen Jahren sind sich Ornithologen sicher, dass der zugrunde liegende Mechanismus auf der lichtaktivierten Bildung von Radikal-Paaren in dem Blaulicht-Rezeptor Cryptochrom 1a (Cry1a) beruht. Radikal-Paare werden im Redox-Zyklus (Abb. 1) von Flavin-Adenin-Dinukleotid (FAD) zweimal gebildet: Blaues und UV-Licht reduzieren FAD zu FADH, das mit Tryptophan ein Radikalpaar bildet (FADH/Trp). Blaues, grünes und UV-Licht reduzieren das FADH anschließend vollständig. Das so entstehende FADH- wird in einer lichtunabhängigen Reaktion wieder oxidiert und bildet, vermutlich mit Sauerstoff, das zweite Radikalpaar des Zyklus (FADH/O2•-). Die Arbeitsgruppe um Roswitha und Wolfgang Wiltschko, beide Biologen an der Goethe-Universität, hat nun nachgewiesen, dass bei der Wahrnehmung magnetischer Richtungen Cry1a durch die Reduktion von FADH zu FADH- in den aktivierten Zustand versetzt wird. Das ist ungewöhnlich, da für die Aktivierung der meisten bisher untersuchten Cryptochromen der erste Schritt der Photoreduktion entscheidend ist.

Vor etwa einem Jahr wiesen die Frankfurter Wissenschaftler nach, dass sich aktiviertes Cry1a von genau bei den Wellenlängen nachweisen lässt, bei denen Vögel sich mit ihrem magnetischen Kompass orientieren können: bei grünem, türkisem, blauem und UV-Licht. Allerdings kann grünes Licht FAD nicht zu FADH reduzieren, also den Redox-Zyklus nicht in Gang setzen. Die Forscher zeigten nun in zwei Studien, dass Vögel sich unter grünem Licht so lange orientieren können, bis das zuvor im Tageslicht gebildete FADH aufgebraucht ist. In einer immunhistochemischen Studie setzte Christine Nießner die Hühner jeweils 30 oder 60 min lang den vier verschiedenen Wellenlängen aus. Zuvor waren die Tiere bei Tageslicht gehalten worden. Nach 30 min in grünem Licht wies die Biologin in den Vogelaugen deutlich weniger aktiviertes Cry1a nach als nach 30 min in türkisem, blauem oder UV-Licht. Nach weiteren 30 min Grünlicht konnten sie das aktivierte Cryptochrom überhaupt nicht mehr nachweisen. Diesen Versuch führte das Forscherteam auch mit Hühnern durch, die sie vor Versuchsbeginn in totaler Dunkelheit gehalten hatten. In den Augen dieser Tiere ließ sich schon nach 30 min Grünlicht kein aktiviertes Cry1a finden. In einer parallel durchgeführten verhaltensbiologischen Studie setzten die Frankfurter Wissenschaftler Rotkehlchen zweimal 60 min lang den verschiedenen Wellenlängen aus. Waren die Vögel vor Versuchsbeginn in weißem Licht gehalten worden, konnten sie sich anfangs auch in Grünlicht gut orientieren. Hatte man sie dagegen in totaler Dunkelheit gehalten oder wurden sie dem grünen Licht mehr als 60 min lang ausgesetzt, verloren die Tiere ihr Orientierungsvermögen.

„Aufgrund unserer Versuche – besonders wegen der Orientierung bei grünem Licht, wo das erste Radikalpaar (FADH/Trp) nicht gebildet werden kann – halten wir das zweite Radikalpaar, das während der Reoxidation gebildet wird, für das entscheidende“, erklärt Roswitha Wiltschko. „Dass dies anders ist als bei den meisten bisher untersuchten Cryptochromen, kann daran liegen, dass das Radikalpaar hier eine andere Funktion hat.“ Während Cryptochromen zumeist die Anwesenheit und Intensität von Licht signalisieren, zeigt Cry1a im Magnetkompass der Vögel dagegen magnetische Richtungen an. Das ist möglich, weil die Häufigkeit verschiedener Formen des bei der Re-Oxidation gebildeten Radikalpaars (das Singulett-Triplett-Verhältnis) abhängig ist von der Orientierung des Rezeptors im geomagnetischen Feld. Diese könnte so auch die Effizienz der Re-Oxidierung von FADH- zu FADH beeinflussen. Wenn das zweite Radikalpaar des Flavin-Redox-Zyklus tatsächlich besser zur Richtungsanzeige geeignet ist, liegt der Schluss nahe, dass evolutionäre Prozesse den Mechanismus so verändert haben, dass er optimal an seine Funktion als Magnet-Kompass angepasst ist.
 
Publikationen: Christine Nießner, Susanne Denzau, Leo Peichl, Wolfgang Wiltschko & Roswitha Wiltschko, 2014: Magnetoreception in birds: I. Immunohistochemical studies concerning the cryptochrome cycle. The Journal of Experimental Biology, http://dx.doi.org/10.1242/jeb.110965

Roswitha Wiltschko, Dennis Gehring, Susanne Denzau, Christine Nießner & Wolfgang Wiltschko, 2014: Magnetoreception in birds: II. Behavioural experiments concerning the cryptochrome cycle. The Journal of Experimental Biology, http://dx.doi.org/10.1242/jeb.110981

Bild zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/53295508

Weitere Informationen: Prof. Roswitha Wiltschko, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Goethe-Universität Frankfurt am Main. Tel.: (069) 798-42107; wiltschko@bio.uni-frankfurt.de