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Vom Maschinenlernen zum Maschinenlehren: VolkswagenStiftung fördert gemeinsame Forschung aus Ökonomie, Psychologie, Recht, Medizin, Informatik und Bildungsforschung
Mit knapp 10 Millionen Euro Förderung regt die VolkswagenStiftung
zu Forschungsprojekten an, die ergründen, wie sich Künstliche Intelligenz auf
die Gesellschaft auswirken wird. Die Goethe-Universität Frankfurt (GU) war mit
einem Antrag erfolgreich, der die Entwicklungen im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion
in der Bildung in den Blick nimmt.
FRANKFURT. „From
Machine Learning to Machine Teaching (ML2MT) – Making Machines AND Humans
Smarter“ – so lautet der Titel des Projekts, das der Wirtschaftswissenschaftler
Prof. Oliver Hinz in einem interdisziplinären Projekt gemeinsam mit Kolleginnen
und Kollegen verschiedener Fächern beantragt hat. Der Erfolg von lernenden
Maschinen wie im Paradebeispiel des Brettspiels Go (in der Computerversion
„AlphaGo Zero“) hat die Wissenschaftler inspiriert. Ihr Projekt zielt auf ein
besseres Verständnis dessen ab, wie Menschen und Maschinen in kollaborativen
Mensch-KI-Systemen in symbiotischer Interaktion miteinander neues Wissen
erschließen können. Zu diesem Zweck erforscht das Konsortium die analytischen
und technischen Grundlagen, die für den erfolgreichen Transfer neuen Wissens
von intelligenten Maschinen auf Menschen und umgekehrt verantwortlich sind.
Untersucht wird dies mittels hybrider Mensch-Maschine-Systeme in Fallstudien
aus der medizinischen Diagnostik, der wirtschaftlichen Entscheidungsfindung und
der Finanzmarktprognose. Das Team will verallgemeinerbare sozio-technologische
und psychologische Erkenntnisse ableiten und Empfehlungen geben, um die
Interaktion zwischen Mensch und Maschine weiter zu verbessern.
Am Projekt wirken im Einzelnen mit: Prof. Oliver Hinz (Wirtschaftswissenschaften,
GU (Leitung)), Prof. Yee Lee Shing (Entwicklungspsychologie, GU), Prof. Loriana
Pelizzon (Wirtschaftswissenschaften, GU) und Prof. Tobias Tröger
(Rechtswissenschaft, GU, beide außerdem am Leibniz-Institut für
Finanzmarktforschung SAFE, Frankfurt), Prof. Gernot Rohde (Universitätsklinikum
Frankfurt/Main und GU), Prof. Kristian Kersting (Informatik, TU Darmstadt),
Prof. Hendrik Drachsler (Informatik, GU, und DIPF | Leibniz-Institut für
Bildungsforschung und Bildungsinformation, Standort Frankfurt/Main).
Die VolkswagenStiftung fördert sieben Projektkonsortien aus den
Gesellschafts- und Technikwissenschaften mit insgesamt 9,8 Mio. Euro. Mit ihrer
Initiative „Künstliche Intelligenz“ will sie die fach- und länderübergreifende
Forschung zur verantwortungsvollen Weiterentwicklung von KI-Systemen fördern.
„Die neu bewilligten Projekte fokussieren auf Bereiche, in denen KI-Systeme
bereits eingesetzt oder zeitnah zum Einsatz kommen werden, etwa in der
medizinischen Diagnostik oder präventiven Ferntherapie, aber auch in
Finanzmarktprognosen, bei der wissenschaftlichen Bildverarbeitung oder im
Journalismus“, sagt Dr. Henrike Hartmann, Abteilungsleiterin Förderung. „Die
Forschenden denken einen Schritt weiter, antizipieren die Auswirkung der KI auf
die Gesellschaft und wie man diese positiv gestalten könnte.“
Alle ausgewählten Vorhaben sind auf drei bis vier Jahre angelegt und erhalten jeweils rund 1,5 Mio. Euro Förderung. Die Initiative „Künstliche Intelligenz ‒ Ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft von morgen“ läuft seit 2017, bis heute wurden insgesamt 33,9 Mio. EUR bewilligt. 2022 wird die Initiative inhaltlich weiterentwickelt.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Oliver Hinz
Professur
für BWL, insb. Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement
Fachbereich
02 Wirtschaftswissenschaften
069/798-34675
ohinz@wiwi.uni-frankfurt.de
Weitere
Informationen zu der Initiative „Künstliche Intelligenz ‒ Ihre Auswirkungen auf die
Gesellschaft von morgen“ der VolkswagenStiftung finden Sie unter https://www.volkswagenstiftung.de/kuenstliche-intelligenz
Dritter Durchgang der bundesweiten Studie „JuCo. Junge Menschen in der Pandemie“: Menschen zwischen 15 und 30 Jahren sind aufgerufen, sich zu beteiligen.
FRANKFURT. Über 12.000 Menschen haben sich bisher an den bundesweiten Studien JuCo I und II der Universitäten Frankfurt und Hildesheim beteiligt, um von ihren Erfahrungen und Perspektiven während der Corona-Pandemie zu berichten. Nun startet der Forschungsverbund die dritte Erhebung JuCo III. Im Fokus stehen die Veränderungen des Lebens Jugendlicher und junger Erwachsener nach nunmehr anderthalb Jahren im Corona-Modus. Das ist eine lange Zeit für junge Menschen.
Die Online-Befragung JuCo III richtet sich an junge Menschen ab 15
Jahren. Es geht darum, mehr über den Lebensalltag, die Herausforderungen und
Perspektiven der jungen Menschen zu erfahren. „Jugendliche wollen gehört
werden. Das haben bereits JuCo I und II deutlich gezeigt.“, so Severine Thomas
aus dem Forschungsteam, Mitarbeiterin an der Universität Hildesheim. Johanna
Wilmes von der Universität Frankfurt ergänzt: „Durch die ersten Befragungen
konnten wir viel bewegen und die Aufmerksamkeit auf die Jugend lenken. Von
einer erneuten großen Teilnahme an der dritten Studie erhoffen wir uns
Erkenntnisse darüber, wie junge Menschen ihre Situation aktuell wahrnehmen und
wie sie ihre Mitbestimmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten einschätzen.“ Die
Studie JuCo III bietet Jugendlichen eine Möglichkeit, ihre Anliegen zum
Ausdruck zu bringen.
Deutschlandweit sind junge Menschen ab 15 Jahren eingeladen, an
der Umfrage teilzunehmen. Dazu Tanja Rusack: „Wir wollen möglichst viele junge
Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen erreichen. Der Fragebogen ist deshalb
erneut in einfacher Sprache formuliert“. Der Fragebogen ist unter https://www.soscisurvey.de/JuCo_III/
erreichbar, die Teilnahme dauert ca. 20 Minuten. Unter den Teilnehmer*innen
werden 20 Gutscheine im Wert von je 20 Euro verlost.
Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der
Corona-Zeit“ setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und
Organisationspädagogik an der Stiftung Universität Hildesheim und dem Institut
für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Universität Frankfurt.
Entstanden sind darin bisher die bundesweite Studie JuCo I und II zu den
Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen
sowie die bundesweite Studie KiCo zu den Erfahrungen und Perspektiven von
Eltern und ihren Kindern während der Corona-Maßnahmen. Aktuell gehören zum Team
Sabine Andresen, Anna Lips, Ann-Kristin Placzek, Tanja Rusack, Wolfgang
Schröer, Severine Thomas, Johanna Wilmes.
Weitere Informationen und bisherige Veröffentlichungen unter: https://t1p.de/studien-corona
Forschungsverbund „Individualisierte Leistungsentwicklung im Sport“ der Universitäten Gießen und Frankfurt sowie der Deutschen Sporthochschule Köln geht an den Start – Bundesinstitut für Sportwissenschaft fördert zunächst bis 2025
Wie Sportlerinnen und Sportler im Hochleistungsbereich noch besser
individuell gefördert werden können, dazu forscht jetzt ein Forschungsverbund,
an dem die Universitäten Gießen und Frankfurt sowie die Deutsche
Sporthochschule Köln beteiligt sind. Die Goethe-Universität übernimmt in dem
vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderten Projekt sowohl bewegungs-
und trainingswissenschaftliche Anteile als auch das Datenmanagement des gesamten
multidisziplinären Projekts.
FRANKFURT. Wer im
Spitzensport Erfolg haben will, muss konsequent und hart trainieren, mental
bestens auf Wettkampfsituationen vorbereitet sein, Techniken beherrschen, auf
die eigene Gesundheit achten und sich selbst sehr genau kennen. Das Training im
Spitzensport muss daher stärker denn je auf die individuellen Aspekte der
Athletinnen und Athleten zugeschnitten sein, um deren Leistungen in den
unterschiedlichen Sportarten zu optimieren. Eine solche Individualisierung
spielt eine wichtige Rolle bei der Leistungsdiagnostik, der Trainingsgestaltung
und der Regeneration; sie bezieht psychische Faktoren, Ernährung und
Unterstützungsleistungen mit ein. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der
Justus-Liebig- Universität Gießen, der Goethe-Universität Frankfurt und der
Deutschen Sporthochschule Köln haben sich jetzt im Forschungsverbund
„Individualisierte Leistungsentwicklung im Sport“ zusammengefunden, um den
deutschen Spitzensport in den kommenden Jahren wissenschaftlich zu begleiten.
Das Konsortium wird das Thema aus unterschiedlichen fachlichen
Perspektiven betrachten, um die Individualität der Leistungsentwicklung besser
zu verstehen und zu erklären. Diagnostikinventare zur Erfassung
leistungsbestimmender Einfluss- und Bedingungsfaktoren sowie individualisierte
Trainingsstrategien werden entwickelt. Die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler werden dabei eng mit Trainerinnen und Trainern sowie
Athletinnen und Athleten zusammenarbeiten. Das Bundesinstitut für
Sportwissenschaft fördert das Projekt zunächst für vier Jahre mit insgesamt
zwei Millionen Euro.
An dem Forschungsverbund sind seitens des Instituts für
Sportwissenschaft der JLU Prof. Dr. Karsten Krüger, Sporttherapie und
Leistungsphysiologie (Sprecher des Konsortiums), und Prof. Dr. Michael Mutz,
Sozialwissenschaften des Sports, beteiligt. Dem Konsortium gehören zudem zwei
Professorinnen der Goethe-Universität Frankfurt an: Prof. Dr. Karen Zentgraf,
Bewegungs- und Trainingswissenschaft, und Prof. Dr. Lena Wiese, Informatik. Von
der Deutschen Sporthochschule Köln ist der Sportpsychologe Prof. Dr. Dr. Markus
Raab beteiligt.
Zudem sind zahlreiche Sportverbände und Praxispartner mittels
einer Kooperationsvereinbarung in das Projekt eingebunden, darunter der
Deutsche Volleyball-Verband (DVV), der Deutsche Turner-Bund (DTB), der Deutsche
Eishockey-Bund (DEB), der Deutsche Basketball-Bund (DBB), der Bob und
Schlittenverband für Deutschland (BSD) und der Deutsche Verband für Modernen
Fünfkampf (DVMF) sowie sieben Olympiastützpunkte: Bayern, Berlin, Brandenburg,
Rhein-Neckar, Hessen, Niedersachsen, Stuttgart.
Arbeitsgruppen im Konsortium „Individualisierte
Leistungsentwicklung im Spitzensport“
Die Arbeitsgruppe Sporttherapie und Leistungsphysiologie um Prof.
Dr. Karsten Krüger, Justus-Liebig-Universität Gießen, untersucht die
genetischen Voraussetzungen für ein effektives Training sowie zahlreiche
molekulare Marker im Blut, welche die Substratversorgung und den
physiologischen Stresszustand der Athletinnen und Athleten nachweisen. Ein
Fokus liegt dabei auf der Berücksichtigung von Zyklusphasen in der
Trainingsplanung von Athletinnen. Auch die Mikrobiota stehen im Fokus der
Untersuchungen, da aktuelle Studien einen Zusammenhang zwischen Darmgesundheit
und Leistungsentwicklung belegen.
Die Arbeitsgruppe Sozialwissenschaften des Sports um Prof. Dr.
Michael Mutz, JLU, bezieht leistungsrelevante Umweltbedingungen sowie
karriererelevante Entscheidungen der Athletinnen und Athleten mit ein. Dazu
gehören zum Beispiel die Zusammensetzung von Mannschaften und Trainingsgruppen,
soziale Unterstützungsleistungen im sportlichen und persönlichen Umfeld,
finanzielle Anreizstrukturen, aber auch individuelle Entscheidungen für oder
gegen eine „duale Karriere“, etwa für oder gegen den Beginn eines Studiums
neben dem Leistungssport. Diese Rahmenbedingungen können unmittelbar auf
Trainings- und Wettkampfleistungen abfärben, haben aber auch Einfluss auf
psychologische Komponenten wie zum Beispiel Leistungsmotivation oder
Stresserleben.
Die Arbeitsgruppe Bewegungs- und Trainingswissenschaft um Prof.
Dr. Karen Zentgraf, Goethe-Universität Frankfurt nimmt vor allem die trainings-
und bewegungswissenschaftliche Individualdiagnostik in den Blick, die bisher
für die Trainingssteuerung noch eine eher untergeordnete Rolle spielte.
Beispielhaft dafür sind diagnostische Verfahren zu sogenannten
Doppeltätigkeitskosten – wenn Entscheidungen in komplexen Spielsituationen
unter hoher Belastung getroffen werden –, auf die Sportart spezifisch
ausgelegte Leistungstests sowie die individuelle Trainingssteuerung im
Zusammenhang mit Schnellkraftleistungen oder Hormonschwankungen.
Es ist ein breit aufgestelltes Datenmanagementsystem geplant, zu
dem Prof. Dr. Lena Wiese, Goethe-Universität Frankfurt, die Informatikexpertise
beisteuert. Um die komplexen, disziplinspezifischen Diagnostiken sowie die
Trainings- und Wettkampfdaten der Fachverbände zusammenzuführen und
auszuwerten, ist die Entwicklung eines integrierten Datenbanksystems
vorgesehen. Neben den wissenschaftlichen Analysen werden die Daten unter
Einbeziehung von Erfahrungen der Trainerinnen und Trainer betrachtet, um für
einzelne Athletinnen und Athleten individuelle Maßnahmen abzuleiten, um die
Trainingsarbeit zu optimieren und die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Für die Untersuchung und Bedeutung der im Spitzensport relevanten
psychischen Aspekte wird schließlich die Arbeitsgruppe Sportpsychologie um
Prof. Dr. Dr. Markus Raab, Deutsche Sporthochschule Köln, im Forschungsteam mit
Dr. Laura Bröker, Dr. Babett Lobinger, Dr. Lisa Musculus ihre Expertise
einbringen. Die Gruppe nimmt unter anderem interindividuelle Unterschiede
psychischer Verhaltensvoraussetzungen in den Blick, um Leistungsentwicklungen
und hohe Trainingsantworten besser vorhersagen zu können.
Weitere Informationen
Goethe-Universität
Frankfurt/Main
Prof.
Dr. Karen Zentgraf
Institut
für Sportwissenschaften, Bewegungs- und Trainingswissenschaft
Telefon:
069 798-24524
E-Mail:
Zentgraf@sport.uni-frankfurt.de
Prof.
Dr. Lena Wiese
Institut
für Informatik
Telefon:
069 798-28212
E-Mail:
lwiese@cs.uni-frankfurt.de
Justus-Liebig-Universität Gießen
Prof.
Dr. Karsten Krüger
Institut
für Sportwissenschaft
Telefon:
0641 / 99-25210
E-Mail:
Karsten.Krueger@sport.uni-giessen.de
Prof.
Dr. Michael Mutz
Geschäftsführender
Direktor des Instituts für Sportwissenschaft
Telefon:
0641 99-25203
E-Mail:
michael.mutz@sport.uni-giessen.de
Deutsche Sporthochschule Köln
Prof.
Dr. Dr. Markus Raab
Psychologisches
Institut, Sportpsychologe
Telefon:
0221 4982-5491
E-Mail:
raab@dshs-koeln.de
Bundesinstitut
für Sportwissenschaft: https://www.bisp.de
Verarbeitung von geschriebener und gesprochener Sprache liegen nah beieinander
Beim Lesen bewegt sich der Blick in einem bestimmten Muster über den Text. Dieses Muster ähnelt in überraschendem Maß der Rhythmik gesprochener Sprache, wie ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Beteiligung der Goethe-Universität herausgefunden hat. Die Ergebnisse ihrer Forschung erscheinen heute in der Fachzeitschrift „Nature Human Behavior“.
FRANKFURT. Wenn
wir lesen, lassen wir unseren Blick über einen Text wandern. Die Bewegungen der
Augen folgen dabei einer charakteristischen zeitlichen Rhythmik. Ein
internationales Team von Forscherinnen und Forschern mit starker Beteiligung
der Goethe-Universität hat in Blickbewegungsexperimenten und einer Metastudie
mit 14 verschiedenen Sprachen herausgefunden, dass diese zeitliche Struktur des
Lesens nahezu identisch ist mit der dominanten Rhythmik der gesprochenen
Sprache. Daraus lasse sich schließen, dass sich die Verarbeitung von
geschriebener und gesprochener Sprache in einem größeren Maße ähneln als bisher
angenommen. Die Ergebnisse der Forschungen erscheinen in der Fachzeitschrift
„Nature Human Behavior“. Weitere beteiligte Forschungseinrichtungen waren die
Universität Wien, das Ernst Strüngmann Institut Frankfurt, die New York
University, das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik Frankfurt und die
Universität Salzburg.
Sprachen und Schriftsysteme sind zentrale Elemente menschlicher
Kommunikation. Schriftsysteme ermöglichen uns seit Jahrtausenden, Information
nicht nur von Angesicht zu Angesicht zu teilen, sondern sie auch materiell zu
speichern und dauerhaft verfügbar zu machen. „Das Lesen ist eine der
faszinierendsten kulturellen Errungenschaften des Menschen“, sagt Erstautor Dr.
Benjamin Gagl, bis vor kurzem wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für
Psychologie der Goethe-Universität. „Die gesprochene Sprache beeinflusst auch
das Lesen. Bis jetzt ist aber wenig über die gemeinsamen zugrundeliegenden
Mechanismen von Lesen und gesprochener Sprache bekannt“, erklärt Gagl, der von
Haus aus Psychologe ist.
Diese Mechanismen hat Gagl gemeinsam mit einem internationalen
Team unter Leitung von Prof. Christian Fiebach untersucht, indem er die
zeitlichen Strukturen des Lesens mit denen der gesprochenen Sprache verglich.
Dabei zeigte sich, dass die rhythmischen Abläufe der Augenbewegungen beim Lesen
und die dominante Rhythmik im Sprachsignal nahezu identisch sind. Diese
Erkenntnis wirft ein neues Licht auf die Schnittstelle zwischen geschriebener
und gesprochener Sprache.
Für ihre Studie übertrug das Team Methoden der Frequenzanalyse, die
in der Untersuchung des lautlichen Sprachsignals schon breite Verwendung
finden, auf die Untersuchung von Augenbewegungen. Diese Vorgehensweise wurde in
zwei Studien an der Goethe-Universität Frankfurt und einer Studie an der
Universität Salzburg angewandt. Neben einer vergleichbaren Rhythmik von Lesen
und Sprechen zeigte sich bei weniger leseerfahrenen Personen eine direkte
zeitliche Kopplung der Lese- und Sprachprozesse. Geübtere Leserinnen und Leser
hingegen lasen schneller und konnten zwischen zwei Augenbewegungen mehr
Information aus dem Text entnehmen. Zusätzlich erfassten die Autorinnen und
Autoren in einer Metastudie alle in Fachzeitschriften erschienenen
Blickbewegungsstudien des Lesens aus den Jahren 2006 bis 2016 und schätzten für
diese die zeitliche Rhythmik des Lesens für 14 Sprachen und mehrere
Schriftsysteme. Dabei zeigte sich, dass der Leserhythmus bei zeichenbasierten
Schriftsystemen (wie etwa im Chinesischen) langsamer ist, was mit den höheren
Anforderungen an die visuelle Analyse der komplexeren Schriftzeichen erklärt
werden kann.
„Die Ergebnisse zeigen Zusammenhänge zwischen gesprochener und
geschriebener Sprache auf eine neuartige und bisher noch nicht bekannte Art und
Weise“, so Christian Fiebach. „Die Sprachverarbeitungssysteme des menschlichen
Gehirns haben sich im Verlauf der Evolution auf die zeitlichen Abläufe der
gesprochenen Sprache spezialisiert. Wir gehen aufgrund der aktuellen Ergebnisse
davon aus, dass diese Sprachsysteme beim Lesen als eine Art ‚Taktgeber' für die
Augen dienen, damit diese die gelesenen Informationen in einem optimalen
zeitlichen Rhythmus an das Gehirn senden und so die weitere Analyse
erleichtern. Diese Hypothese kann nun mit dem hier vorgestellten methodischen
Ansatz vertieft untersucht werden.“
Publikation: Gagl, B., Gregorova, K., Golch, J., Hawelka, S., Sassenhagen, J., Tavano, A., Poeppel, D. & Fiebach, C. J. (accepted). Eye movements during text reading align with the rate of speech production. Nature Human Behavior. https://www.biorxiv.org/content/10.1101/391896v3.full.pdf
Weitere Informationen
Mag.
Dr. Benjamin Gagl
Universität
Wien
Cognitive
Science Hub & Institut für Sprachwissenschaften
Sensengasse 3a
1090 Wien
benjamin.gagl@univie.ac.at
Prof. Dr. Christian Fiebach
Goethe-Universität
Frankfurt am Main
Institut
für Psychologie
Theodor-W.-Adorno-Platz
6
60323
Frankfurt am Main
fiebach@psych.uni-frankfurt.de
Unterlagen eines intellektuellen Weggefährten von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno kommen ins Frankfurter Archiv der Kritischen Theorie
FRANKFURT. Anlässlich des diesjährigen 10. Todestags des Frankfurter Philosophen Karl Heinz Haag hat das Archivzentrum der Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg seinen Nachlass erhalten. Er erweitert den bedeutenden Sammelschwerpunkt „Frankfurter Schule“ mit Unterlagen nach deren Rückkehr aus dem Exil. Haags langjährige Vertraute Friderun Fein, zugleich Mitherausgeberin von Texten von Caspar Nink – Haags Lehrer an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt-Oberrad –, übergab dem Archivzentrum zahlreiche bislang unveröffentlichte Korrespondenzen, wissenschaftliche Typoskripte sowie Unterlagen zum Habilitations- und Berufungsverfahren der 1950er bis Anfang der 1970er Jahre.
Der 1924 geborene Haag absolvierte zunächst die Jesuitenhochschule in Frankfurt-Oberrad, wurde 1951 an der Goethe-Universität von Max Horkheimer mit einer Arbeit über „Die Seinsdialektik bei Hegel und in der scholastischen Philosophie“ promoviert und 1956 mit seinem Werk „Kritik der neueren Ontologie“ habilitiert, in dem neben einer eingehenden Betrachtung zur historischen Genese der zeitgenössischen Ontologien u. a. scharfe Kritik an Heidegger enthalten ist. Theodor W. Adorno widmete ihm seine Hegel-Studien. Neben Horkheimer und Adorno war Haag profunder Wegbereiter der Kritischen Theorie. Von 1972 bis zu seinem Tod 2011 widmete er sich ausschließlich der philosophischen Forschung.
Der Nachlass von Karl-Heinz Haag umfasst viele bislang unveröffentlichte
Korrespondenzen (u.a. mit Max Horkheimer und Jürgen Habermas), frühe
Studienunterlagen und Typoskripte, die im Archivzentrum in den nächsten Wochen
systematisch aufgearbeitet und der interessierten Wissenschaft nach
Voranmeldung zugänglich gemacht werden. In diesem Zusammenhang ist im Frühjahr
2022 eine öffentliche Vortragsveranstaltung im Institut für Sozialforschung zum
Leben und Wirken Karl Heinz Haags geplant. Weitere Informationen senden wir
Ihnen auf Anfrage gerne zu.
Information: Dr. Mathias Jehn, Leiter Archivzentrum,
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Campus Bockenheim, Tel:
(069) 798-39007, m.jehn@ub.uni-frankfurt.de
Kontakt für Pressefragen allgemein:
Bernhard Wirth, Stabsabteilungen Personalentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit
der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Expert*innen der Goethe-Universität kommentieren und bewerten das Regierungsprogramm der Ampelkoalition. Viel Zustimmung, aber auch Kritik.
FRANKFURT. Expert*innen der Goethe-Universität haben sich einmal angeschaut, ob der Koalitionsvertrag seinem Anspruch, „mehr Fortschritt zu wagen“, auch gerecht wird. Seit der Veröffentlichung am 24. November und kurz vor dem Regierungswechsel wird in den Medien über die Qualität und den Anspruch des Regierungsprogramms diskutiert.
Doch wie sehen Fachwissenschaftler*innen die darin enthaltenen Ideen und Maßnahmen? Hat die Ampelkoalition die richtigen Ideen, um die großen Herausforderungen des Klimaschutzes und der Digitalisierung zu stemmen? Sind die vorgesehenen Investitionen solide finanziert, wie geht die neue Koalition künftig mit dem Reizthema Schuldenbremse um, hat man den Aspekt der Generationengerechtigkeit ausreichend berücksichtigt? Wie sind die sozialpolitischen Änderungen im Bereich des BAföG und der Grundsicherung zu bewerten? Und was hat man von der Ankündigung zu halten, dass der Konsum von Cannabis legalisiert werden soll?
Beteiligt an der Umfrage sind Wissenschaftler*innen aus vielen
unterschiedlichen Disziplinen: aus der Wirtschaftswissenschaft,
Rechtswissenschaft, Pädagogik/Bildung, Politikwissenschaft, Soziologie,
Drogenforschung und Klimaforschung.
Studierende erhalten Förderung von Bürgern, Non-Profit-Organisationen und Unternehmen
Talentiert, vielseitig interessiert und engagiert sind die Studierenden, die durch das Deutschlandstipendium gefördert werden. Eine knappe Million Euro hat die Goethe-Universität 2021 für sie eingeworben – ein Betrag, der nach dem Matching-Modell des Programms vom Bundesministerium für Bildung und Forschung verdoppelt wird. Gestern, am 30. November, wurden die Stipendiaten in einer virtuellen Vergabefeier begrüßt.
FRANKFURT. Mit 50
Euro ist eine Privatperson schon dabei – dies ist der Mindestbeitrag, den die
Goethe-Universität für ihr großes Stipendienprogramm, das
Deutschlandstipendium, festgelegt hat. So kommt es, dass dieses Jahr allein 300
Privatspender mit 207.000 Euro zu einem Fünftel der Gesamtförderung von knapp
einer Million Euro beitragen. Ihre Spenden entfalten gemeinsam mit denen von 43
Non-Profit-Organisationen und 37 Unternehmen eine große Wirkung: 543
Studierende erhalten für ein Jahr ein monatliches Stipendium in Höhe von 300
Euro.
In einer virtuellen Vergabefeier wurden die Stipendiaten gestern
begrüßt. Teilgenommen haben neben Universitätspräsident Professor Dr. Enrico
Schleiff auch zahlreiche Förderinnen und Förderer; in digitalen Dialogforen
konnten die Förderer mit den neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten ins
Gespräch kommen.
„Uns war sehr wichtig, dass diese Gespräche auch im Rahmen einer
virtuellen Feier möglich sind“, sagte Universitätspräsident Schleiff. „Denn
natürlich hilft das Stipendienprogramm jungen Menschen in einer Lebensphase, in
der Geld oft knapp ist. Das Programm lebt aber ganz besonders vom Austausch –
vom Austausch der Studierenden mit denjenigen, die sie unterstützen und
fördern; und vom Austausch der Förderer mit jungen Menschen, die inspirierend
sind und ihnen viel zurückgeben. Das ist gelebte Bürgeruniversität.“
Die Stipendiaten können in direktem Austausch mit ihren Förderern
stehen, wenn diese ein vollständiges Stipendium finanzieren und auch eine
Patenschaft übernehmen. Diese Kontakte und auch die Netzwerke vieler
Förderinstitutionen geben den Stipendiaten die Möglichkeit, in Praktika auch
außerhalb der Studiums Erfahrungen zu sammeln. Unterstützt von Mentorinnen und
Mentoren aus der Frankfurter Wirtschaft und Kultur werden den Stipendiaten
zudem in einem ideellen Förderprogramm Projekte angeboten, in denen sie
fachübergreifend und interdisziplinär zusammenarbeiten können. Vor allem in
diesen Projekten entwickeln die Geförderten Freundschaften über ihre
Studienfächer hinweg.
Das Deutschlandstipendium berücksichtigt nicht nur herausragende
Studienleistungen, sondern auch die soziale Situation talentierter Studenten:
In den vergangenen Jahren kamen ein Drittel der Stipendiatinnen und
Stipendiaten aus Migrationsfamilien. Oft machte das Stipendium das Studium erst
möglich. „Mit dem Deutschlandstipendium kann ich als Erste meiner Familie
studieren und nach Frankfurt ziehen, sodass ich nicht lange pendeln muss“, sagt
Medizinstudentin Fabienne Küting.
Seit 2011 wurden 11,5 Mio. Euro von Frankfurter Bürgerinnen und
Bürgern, Organisationen sowie Unternehmen gespendet. Das Konzept des
Deutschlandstipendiums, das 2011 vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung aufgelegt wurde, sieht vor, dass jeder Betrag, den eine Universität
einwirbt, vom Bund verdoppelt wird. Auf diese Weise kamen Studierenden der
Goethe-Universität bislang gut 23 Millionen Euro durch das
Deutschlandstipendium zugute.
Und der Auftakt für das nächste Förderjahr ab Oktober 2022 ist
bereits gemacht: Wie in den Vorjahren unterstützt das Bankhaus Metzler mit
seiner Weihnachtsspende anstelle von Geschenken das Deutschlandstipendium an
der Goethe-Universität.
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/109351637
Bildtext: Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff begrüßt die
Stipendiaten bei der virtuellen Vergabefeier des Deutschlandstipendiums (Foto:
Uwe Dettmar/Goethe-Universität)
Weitere Informationen
Marc
Heinbücher
Theodor-W.-Adorno-Platz
1
Frankfurt
Telefon: 069/798-12756
E-Mail: heinbuecher@em.uni-frankfurt.de
https://www.uni-frankfurt.de/99244696/Das_Deutschlandstipendium_der_Goethe_Universit%C3%A4t
Online-Fachkonferenz der Goethe-Universität Frankfurt und der Frankfurt University of Applied Sciences zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung im Hessen am 2. und 3.12.2021 in Frankfurt. Podiumsdiskussion u.a. mit Ayse Asar, Staatssekretärin des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.
FRANKFURT. Am 2. und 3. Dezember findet die Fachkonferenz „Staying with the Trouble - 25 Jahre Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen“ in Frankfurt statt. Wissenschaftliche Zentren, Arbeitsgruppen, Forschungsschwerpunkte und Einzelforscher*innen an hessischen Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen werfen angesichts des 25-jährigen Jubiläums einen Blick auf den Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen, der seit 1995 durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) gefördert wird und erörtern Fragen der Weiterentwicklung.
Am 2. Dezember eröffnet der Präsident der
Goethe-Universität, Prof. Dr. Enrico Schleiff, die Online-Tagung zusammen mit
der geschäftsführenden Direktorin des Cornelia Goethe Centrums, Dr. Marianne
Schmidbaur. Im Mittelpunkt der Vorträge und Debatten am 2.12. stehen die
Forschungsfelder Theorieansätze der Geschlechterforschung, Gesellschaftlicher
Wandel und Wandel in den Geschlechterverhältnissen, Repräsentation und
Performanz von Geschlecht und Geschlechterperspektiven in Natur und Technik. In
ihrer Keynote blickt Prof. Dr. Ute Gerhard, die 1987 als erste Professorin für
Frauen- und Geschlechterforschung an die Goethe-Universität berufen wurde, auf
über 40 Jahre Förderung der Geschlechterforschung in Hessen.
Ihre Frage „25 Jahre
Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen – ein Grund
zu feiern?“ setzt Impulse für die nachfolgende gemeinsame Podiumsdiskussion von
Universitäten/Archiv der deutschen Frauenbewegung, Hochschulen für Angewandte
Wissenschaften und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zu
Stand und Perspektiven der Geschlechterforschung in Hessen. Auf dem Podium,
moderiert von Sarah Elsuni, diskutieren: Ayse Asar, Staatssekretärin des
Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst; Mechthild Bereswill,
Professorin für Soziologie sozialer Differenzierung und Soziokultur an der
Universität Kassel, Bettina Kleiner, Professorin für Gender Studies und
qualitative Methoden im Institut für allgemeine Erziehungswissenschaft der
Goethe-Universität Frankfurt, Michaela Köttig, Professorin für Grundlagen der
Gesprächsführung, Kommunikation und Konfliktbewältigung an der Frankfurt
University of Applied Sciences und Martina Ritter, Professorin für Soziologie,
Politische Soziologie, Sozialraumforschung und Gender- und Alltagssoziologie an
der Hochschule Fulda.
Am 3. Dezember wird die Tagung mit dem Schwerpunkt Geschlechterforschung
an Hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften fortgesetzt. In
parallelen Panels werden die Themen Gewalt im Geschlechterverhältnis, Gender in
Technik, Planung und Design, Thinking Leadership Beyond Boundaries, Gender,
Care und Gesundheit, Gender und Ernährung sowie Gender und soziale Arbeit
diskutiert. Der zweite Konferenztag, ausgerichtet vom Gender- und
Frauenforschungszentrum der hessischen Hochschulen (gFFZ), wird vom Präsidenten
der Frankfurt University of Applied Sciences, Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich
und der Fachlichen Leitung des gFFZ, Prof. Dr. Lotte Rose eröffnet.
Aufgrund der aktuellen Pandemie-Lage wurde die Konferenz kurzfristig auf ein Online-Format
umgestellt. Inhalte und Ablauf der Veranstaltung bleiben bis auf eine Ausnahme
unverändert: Die Feier zum 20-jährigen Jubiläum des gFFZ wird ins
Sommersemester verschoben.
Programm, Ablauf und begleitende Posterausstellung finden Sie auf der
Tagungshomepage: https://genderstudieshessen.wordpress.com/ Dort
stehen auch Informationen zur Anmeldung.
Für die Teilnahme am 2.12.2021 (09.00-21.00 Uhr) ist eine Registrierung
unter folgendem Link erforderlich: https://uni-frankfurt.zoom.us/meeting/register/tJMrcOigrjIvG9EQ8gCEVFzYjxfOdm3vG0hH
Kontakt: Miriam Courbier, Projektmitarbeiterin HMWK
Fachkonferenz 'Staying with the Trouble'- 25 Jahre Forschungsschwerpunkt Frauen-
und Geschlechterforschung.
Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der
Geschlechterverhältnisse, Goethe-Universität Frankfurt. courbier@soz.uni-frankfurt.de; http://www.cgc.uni-frankfurt.de/
Svenja Flaßpöhler und Martin Saar zu Gast bei Nicole Deitelhoff und Michel Friedman / Talkrunde diesmal im Hybridformat
FRANKFURT. Nach dem Auftakt im Oktober geht die Veranstaltungsreihe „StreitClub“ nun in die zweite Runde. Nicole Deitelhoff und Michel Friedman werden
am
Montag, 6. Dezember, um 19:30 Uhr
im The
English Theatre Frankfurt,
Gallusanlage
7
60329
Frankfurt am Main
die Philosophin Svenja Flaßpöhler und den Sozialphilosophen Martin
Saar als Gäste begrüßen. Gemeinsam diskutieren sie über die Frage, wie viel
Identität die Demokratie verträgt.
Als die 68er über Identität sprachen, ging es vor allem um das
Abstreifen alter Identitäten, das Spiel und das Experimentieren mit neuen Identitäten
und um Rollenerwartungen. Davon kann heute kaum mehr die Rede sein. Identität
ist einerseits zum Schutzwall, andererseits zur Waffe in der politischen
Auseinandersetzung geworden. Im Streit darum, wer wen repräsentieren kann und
darf und wer wem was schuldet, treffen offenbar fast unvereinbare Ansprüche
aufeinander. Verträgt das die Demokratie? Muss sie das sogar ertragen und wenn
ja, wie viel davon? Darüber diskutieren die streitbaren Gastgeber Prof. Nicole
Deitelhoff, Sprecherin des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt
und Politikwissenschaftlerin an der Goethe-Universität, und Prof. Dr. Dr.
Michel Friedman, Publizist, Moderator und geschäftsführender Direktor des
Center for Applied European Studies (CAES), mit ihren ebenso streitbaren
Gästen, der Philosophin und Journalistin Dr. Svenja Flaßpöhler und Prof. Dr.
Martin Saar, Professor für Sozialphilosophie an der Goethe-Universität.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem
Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), dem Center for
Applied European Studies (CAES) und dem English Theatre Frankfurt (ETF). Nach
dem großen Erfolg beim Auftakt im Oktober wird der StreitClub nun als hybride
Veranstaltung stattfinden. Der Livestream ist auf YouTube abrufbar, den Link
finden Sie auf der Homepage des StreitClubs unter https://cutt.ly/streitclub.
Der StreitClub ist ebenso wie die Formate „StreitBus“ (in
Kooperation mit dem DemokratieWagen von mehralswählen e.V. und dem
Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung) und die
Online-Debattenreihe „Kontrovers: Aus dem FGZ“ Teil des Projekts „Frankfurt
streitet!“ des Frankfurter FGZ-Standorts. Dabei geht es um die Bedeutung von
Streitkultur für die Demokratie. Tickets für den StreitClub sind für 12 bzw. 10
Euro über das English Theatre Frankfurt erhältlich.
Pressekarten können bei Katja Maasch, maasch@em.uni-frankfurt.de
angemeldet werden.
Weitere Termine des StreitClubs:
24. Januar 2022
„Verjährt politische Schuld?“
21. März 2022
„Wem gehört Europa?“
9. Mai 2022
Thema noch offen
Das Veranstaltungsplakat und ein Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/108892596
Bildtext: Beim Auftakt des StreitClubs am 4. Oktober waren der Anwalt
Christian Schertz und der Kabarettist Florian Schroeder zu Gast bei Nicole
Deitelhoff und Michel Friedman.
Weitere Informationen
Rebecca
Caroline Schmidt
Administrative
Geschäftsführerin
Forschungsinstitut
Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Telefon
069 798-31401
E-Mail
rebecca.schmidt@em.uni-frankfurt.de
https://fgz-risc.uni-frankfurt.de/category/veranstaltungen/streitclub/
Börsensimulation LiveX der Goethe-Universität Frankfurt gewinnt weitere internationale Spitzenuniversitäten als Lizenznehmer hinzu
Die Eliteuniversität Princeton University und die renommierte Managementhochschule HEC Paris nutzen seit jüngstem LiveX, eine an der Goethe-Universität entwickelte Software zur Börsensimulation. Damit wird die Software erstmals in den USA angewandt.
FRANKFURT.
Zahlreiche europäische Spitzenuniversitäten haben sich bereits entschieden: Sie
nutzen die Börsensimulation LiveX zur digitalen und interaktiven
Wissensvermittlung zu Finanzmärkten und Wertpapierhandel. Neuerdings trainiert
auch die weltweit führende Managementhochschule, HEC Paris, das Börsengeschehen
für ihre Studierenden mit LiveX. Mit der Eliteuniversität Princeton University
als zweite neue Nutzerin hat sich das Simulationsprogramm der
Goethe-Universität erstmals auch am US-Markt etabliert.
Was LiveX gegenüber anderen Lösungen auszeichnet: Anders als
einfache Börsensimulationsprogramme, die Privatanleger ausschnitthaft den
Handel an der Börse erproben lassen, simuliert LiveX das reale Geschehen an den
Wertpapiermärkten in seiner gesamten Komplexität. Es stellt dabei alle
wichtigen Marktmodelle bereit, die auf den internationalen Börsen Einsatz
finden, wie zum Beispiel fortlaufender Handel und Auktionen. Damit ermöglicht
LiveX Universitäten und Häusern in der Finanzindustrie (wie etwa die Deutsche
Börse, die Schweizer Börse und Stuttgart Financial), die Welt des
Wertpapierhandels realitätsgetreu in der Ausbildung von Händlern, Mitarbeitern
und Studierenden nachzuvollziehen.
Die hohe Realitätsnähe und die Einfachheit in der Nutzung für
Lehrende und Studierende, vermutet Professor Peter Gomber, habe für die
Entscheidung der Princeton University den Ausschlag gegeben. „Es ist sehr
erfreulich, dass weitere internationale Top-Hochschulen und Institutionen auf
LiveX aufmerksam werden und die Möglichkeiten zur digitalen und interaktiven
Lehre im Trading nutzen. Wir hoffen sehr, in Zukunft weitere Interessenten in-
und außerhalb Europas für LiveX begeistern zu können.“
In der Pandemie hat das Team die Markt- und
Trading-Simulationssoftware darüber hinaus zu einer cloudbasierten Lösung
weiterentwickelt. Damit ist die zuvor von einer Laborumgebung abhängige Nutzung
von LiveX rund um die Uhr und unabhängig vom Standort aller Teilnehmenden
möglich.
Mehr Informationen zu LiveX der Universität Frankfurt:
livex.uni-frankfurt.de
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Peter Gomber
Abteilung Wirtschaftsinformatik und Informationswirtschaft
Professur für e-Finance
Goethe-Universität
gomber@wiwi.uni-frankfurt.de
Bildungsökonom der LMU München hält Gastvortrag im Rahmen der GRADE Lecture Series an der Goethe-Universität
FRANKFURT. Die Corona-Pandemie hat die Bildungssysteme weltweit vor bislang ungeahnte Herausforderungen gestellt. Um zu erfahren, wie Schulkinder die Corona-bedingten Schulschließungen verbracht haben, hat das ifo Zentrum für Bildungsökonomik zwei groß angelegte Elternbefragungen durchgeführt. Prof. Dr. Ludger Wößmann, Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Bildungsökonomik am Center for Economic Studies (CES) der Ludwig-Maximilians-Universität München, leitet das ifo Zentrum für Bildungsökonomik. Er wird im Rahmen der GRADE Lecture Series „Corona und Schule – Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Bildungssystem“ die Ergebnisse der Studie vorstellen und diskutieren.
Prof. Dr. Ludger Wößmann (LMU München):
„Corona und die Folgen. Eine (nicht nur) bildungsökonomische
Perspektive“
Di, 07.12.2021, 16-18 Uhr (c.t.).
Die Veranstaltung wird digital über ZOOM stattfinden!
Zum Hintergrund: Während der mehrwöchigen Schulschließungen Anfang 2021 haben die Schulkinder im Durchschnitt 4,3 Stunden pro Tag mit schulischen Tätigkeiten verbracht. Das ist eine knappe Dreiviertelstunde mehr als während der ersten Schulschließungen im Frühjahr 2020, aber immer noch drei Stunden weniger als vor Corona. Die Schulkinder haben täglich mehr Zeit mit Fernsehen, Computerspielen und Handy verbracht als mit dem Lernen für die Schule. Ein Viertel der Schüler*innen hatte täglich gemeinsamen Unterricht für die ganze Klasse (z.B. per Video), aber zwei von fünf Schüler*innen hatten dies nur maximal einmal pro Woche.
Die zwei groß angelegten Elternbefragungen des ifo Zentrums für Bildungsökonomik geben auch Einschätzungen zur Effektivität des Lernens zu Hause, psychischen Belastungen, Bewegungsmangel, sozialen Fähigkeiten, eigenständigem Lernen, digitalen Kompetenzen und Unterschieden nach schulischen Leistungen und Familienhintergrund. Aufgrund der Folgen der Pandemie für die kognitive, soziale, emotionale und psychische Entwicklung der Kinder und Jugendlichen lassen sich auch mögliche ökonomische Folgen in Form zukünftiger Verluste von individuellen Einkommen und gesamtwirtschaftlichem Wachstum quantifizieren.
Zoom-Meeting beitreten
https://uni-frankfurt.zoom.us/j/98212525011?pwd=QkMzRTQ4ci9jYzd3UytLdnFmRTY3Zz09
Meeting-ID:
982 1252 5011
Kenncode:
832001
Bei technischen Problemen wenden Sie sich bitte an: gla@uni-frankfurt.de oder 069-798/23306.
Lecture und Workshop Series "Corona und Schule - Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Bildungssystem": https://www.uni-frankfurt.de/61215047/102_Veranstaltung
Weitere
Informationen:
Michael
Schedelik, Center-Koordinator. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an grade-education@em.uni-frankfurt.de
Neue Studie des DIPF und der Goethe-Universität zeigt auch höhere Abbruch-Intentionen
Eine neue Studie des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation sowie der Goethe-Universität Frankfurt zeigt, dass Student*innen mit Migrationshintergrund im Vergleich zu ihren weiteren Mitstudierenden ein geringeres Zugehörigkeitsgefühl zum Lehramtsstudium aufweisen. Zugleich neigen sie eher dazu, das Studium abzubrechen. Die jetzt veröffentlichte Untersuchung gibt auch Hinweise darauf, dass es zwischen dem mangelnden Zugehörigkeitsgefühl und der Entscheidung, das Studium vorzeitig zu beenden, einen Zusammenhang geben könnte – neben weiteren Einflussfaktoren.
FRANKFURT. Mehrere Aspekte unterstreichen die
Relevanz der Ergebnisse: In Deutschland besteht ein hoher Bedarf an
Lehrkräften. Daher ist es generell wichtig, mehr darüber zu erfahren, was zum
Abbruch dieses Studiums führen könnte. Außerdem sind Studierende mit
Migrationshintergrund im Lehramtsstudium unterrepräsentiert. Dabei sind
Lehrkräfte mit Migrationshintergrund aus verschiedenen Gründen gesucht: Ihre
interkulturelle Kompetenz kann beim Unterrichten einer vielfältigen
Schüler*innenschaft helfen. Zudem können sie den Kindern und Jugendlichen als
Rollenvorbilder dienen. „Nicht zuletzt ist es eine Frage der
Bildungsgerechtigkeit, dass alle Studierenden unabhängig von ihrer Herkunft die
gleichen Chancen haben, das Studium erfolgreich zu beenden“, betont Dr. Kristin
Wolf vom DIPF. Sie ist die Erstautorin des Fachartikels in der Zeitschrift für
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, in dem die Studie
vorgestellt wird.
Stichprobe
und Untersuchungsmethodik
Dr. Wolf
hat die Fragen des Zugehörigkeitsgefühls und der Abbruch-Intentionen gemeinsam
mit weiteren Forschenden anhand einer Stichprobe von 925 Lehramtsstudierenden
untersucht. Die Erhebungen erstreckten sich über zwei Messzeitpunkte innerhalb
von etwa sechs Monaten Die Studienteilnehmer*innen besuchten vier verschiedene
Universitäten, in unterschiedlichen Semestern sowie mit verschiedenen
fachlichen Schwerpunkten (zum Beispiel Deutsch oder Biologie) und schulischen
Spezialisierungen (zum Beispiel Grundschule oder Gymnasium). 28,5 Prozent der
Stichprobe hatten einen Migrationshintergrund, was heißt, dass die
Student*innen selbst oder mindestens ein Elternteil im Ausland geboren waren.
Das Zugehörigkeitsgefühl und die Abbruch-Intentionen erhoben die Wissenschaftler*innen
mit standardisierten Fragebögen. Anhand der Ergebnisse konnte man die Stärke
beider Variablen auf einer Skala von eins bis sechs einordnen.
Im Ergebnis
wurde deutlich, dass die Studierenden mit Migrationshintergrund ein geringeres
Zugehörigkeitsgefühl und höhere Abbruch-Intentionen aufwiesen. Anschließend
analysierten die Forschenden die Zusammenhänge zwischen den beiden Befunden mit
statistischen Strukturgleichungsmodellen. Dabei rechneten sie verschiedene
weitere Variablen, die ebenfalls Einfluss auf das Zugehörigkeitsgefühl und die
Abbruch-Intentionen nehmen können, soweit es geht heraus. Dazu gehören zum
Beispiel der Bildungshintergrund der Eltern, die Abiturnoten, das Geschlecht,
der im Studium gewählte Schulzweig, der Universitätsstandort und der fachliche
Schwerpunkt. So konnte das Forschungsteam einen individuellen – wenn auch
kleinen – Effekt des Zugehörigkeitsgefühls auf die Abbruch-Intentionen der
Studierenden mit Migrationshintergrund belegen. Über seine Bedeutung im
Vergleich zu den weiteren Faktoren sind anhand des Studiendesigns keine
konkreten Aussagen möglich.
Implikationen
In der
Forschung waren Zugehörigkeitsgefühl und Abbruch-Intentionen von
Lehramtsstudierenden bislang wenig untersucht worden. Die vorliegende Studie
liefert hierzu nun vertiefende Befunde und zeigt zugleich den Bedarf für
weitere Untersuchungen auf. Längere Studien mit mehr Messzeitpunkten und
weiteren Messwerkzeugen, die sich nicht allein auf die selbst berichteten
Erfahrungen der Studierenden stützen, wären wünschenswert. So ließen sich
Aussagen über die Zusammenhänge eventuell erhärten. Für Kristin Wolf bietet
allerdings schon die aktuelle Studie Anlass für erste Hinweise an die
Hochschullehre: „Es ist deutlich geworden, dass es sich lohnen könnte, neben den
fachlichen Kompetenzen der Studierenden auch das Zugehörigkeitsgefühl zu
fördern.“ Aus der Forschung wisse man, so die Wissenschaftlerin des DIPF, dass
Gruppenarbeit hierfür ein sinnvolles Instrument sein könne. Auch seien gerade
zu Beginn des Studiums außeruniversitäre Veranstaltungen von Nutzen, um sich
kennenzulernen und ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.
Veröffentlichung:
Wolf, K.,
Maurer, C. & Kunter, M. (2021). „I Don't Really Belong Here":
Examining Sense of Belonging in Immigrant and Nonimmigrant Teacher Students. Zeitschrift für
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 53 (1-2), 1-14.
doi:10.1026/0049-8637/a000233
Datenbasis:
Die
untersuchten Daten stammen aus dem an der Goethe-Universität Frankfurt
koordinierten Forschungsprogramm „Bildungswissenschaftliches Wissen und der
Erwerb professioneller Kompetenz in der Lehramtsausbildung (BilWiss)“. Das vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Programm wurde gemeinsam
mit weiteren Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen realisiert und
2019 abgeschlossen. Es ist geplant, langfristig angelegte Studien aus dem
Projekt am DIPF fortzuführen und den Aufbau der Arbeiten sowie die bislang
vorliegenden Ergebnisse auf einer eigenen Website zu dokumentieren.
Kontakt
Fachliche Ansprechpartnerin:
Dr. Kristin Wolf, +49 (0)69 24708-218, Wolf.Kristin@dipf.de
Ausstellung der Goethe-Universität »Rose Bianche − per ricordare con amore le vittime tragica pandemia« antwortet auf Memorial der Pandemie in Italien (24.11.-3.12.2021)
500 Rosenskulpturen und ein deutsch-italienischen Fotoprojekt zur Covid-Krise erinnern ab heute auf dem Campus Westend an die Opfer und Helfenden in der Pandemie. Die Ausstellung soll auch Impulse der Zuversicht setzen: Der Erlös für den Verkauf der Rosenexponate wird in Deutschlandstipendien für Studierende der Goethe-Universität fließen.
FRANKFURT. Vor
einem Jahr weihte das deutsch-italienische Konsortium Goethe-Vigoni Discorsi
im Park der Villa Vigoni. Deutsch-Italienisches Zentrum für den Europäischen
Dialog ein Memorial ein: Rose Bianche − per ricordare con amore le
vittime della tragica pandemia. An dem Ort am Comer See, mit 65 Kilometer
Entfernung von Bergamo im europäischen Epizentrum der COVID-Pandemie gelegen,
wurde deren Opfern und dem Einsatz des medizinischen Personals gedacht.
Mit der Wiederaufnahme der Lehre in Präsenz folgt nun eine
Entsprechung auf dem Campus Westend der Goethe-Universität. Die Installation
»Rose Bianche« auf dem Theodor-W.-Adorno-Platz versammelt 500 Rosenskulpturen
des Künstlers Ottmar Hörl. Begleitet wird die Installation von der Ausstellung
des deutsch-italienischen Fotoprojekts zur Covid-Krise der Fotografen Stefano
Dili und Ingmar Björn Nolting im Foyer des PEG-Gebäudes der Goethe-Universität.
Die Rosenskulpturen des Künstlers Ottmar Hörl werden als Symbole
des Gedenkens arrangiert, die sich zugleich in kleine Versprechen auf die
Zukunft verwandeln: Die signierten Originalexponate sind zu Gunsten von
Deutschland-Stipendien der Studierenden der Goethe-Universität für 80 Euro zu
erwerben. Die Rosen können erworben werden unter www.goethe-campusshop.de bzw. www.chancen-schenken.de.
Zur Eröffnung der Ausstellung am 24. November betont
Universitätspräsident Professor Enrico Schleiff: „In der Krise zeigt sich, was
Universitäten für die Gesellschaft leisten können: Nämlich mit Hochdruck zu
forschen, dieses Wissen immer wieder zu überprüfen und auch zu kommunizieren.
Damit wir dies tun können, brauchen wir gut ausgebildete junge Leute. Wir
freuen uns deshalb, dass das Rosenprojekt, zu dem uns unsere italienischen
Freunde angeregt haben, nicht nur Zeichen des Gedenkens ist. Es ist auch ein
Projekt für die Zukunft, indem es unsere Studierenden durch das Deutschlandstipendium
aktiv fördert.“
Der Generalkonsul der Republik Italien Andrea Esteban Samà sagt:
„Unser Memorial vor einem Jahr entstand unter dem Schock der Bilder aus
Bergamo. Wir wollten ein Zeichen setzen. Inzwischen haben wir gelernt, dass wir
diese Krise gemeinsam erleben. Und dass wir sie deshalb nur gemeinsam
überwinden können. Wir empfinden diese Ausstellung heute deshalb als
Bestätigung unseres Zeichens und als Geste der Freundschaft.“
Die Fotografen Stefano Dili und Ingmar Björn Nolting schufen in
ihrer deutsch-italienischen Bildstrecke unabhängig voneinander visuelle
Zeitzeugnisse aus dem ersten Corona-Jahr. In Bildpaarungen präsentiert
korrespondieren sie einander, als seien sie für den deutsch-italienischen
Dialog geschaffen.
Die Rosen-Installation unter freiem Himmel wird bis zum 3.
Dezember 2021 zu sehen sein. Die Ausstellung des
deutsch-italienischen Fotoprojekts zur Covid-Krise auf dem Campus Westend im
Foyer des PEG-Gebäudes der Goethe-Universität ist für Universitätsangehörige
vom 24. November 2021 bis zum 30. Januar 2022 frei zugänglich.
Externe Gäste sind nach den aktuell geltenden Regelungen (2G, Maskenpflicht)
willkommen, die Ausstellung jeweils an den Samstagen 27. November, 4.
und 11. Dezember von 10 bis 17 Uhr zu
besichtigen. Um Anmeldung wird gebeten unter: fundraising@uni-frankfurt.de.
Die Installation »Rose Bianche« wird ermöglicht durch die Biotest
AG (Dreieich); die Fotoausstellung wird gefördert durch die Johanna
Quandt-Universitätsstiftung, Bad Homburg, die BBBank eG, Karslruhe und das
italienische Generalkonsulat.
Zum Hintergrund
Die Künstler
OTTMAR HÖRL macht Kunst zum Anfassen. In der seriellen
Installation »Rose Bianche« werden die Einzelobjekte von Hörl zu einem Ensemble
der Erinnerung an die Opfer der Pandemie. Eine Rose hat die Maße 23x32x32 cm
und wiegt 1,8 kg. Der Verkauf der handsignierten Originale findet statt auf dem
Campus Westend, Theodor-W. Adorno-Platz, bzw. im Universitätsshop,
Hörsaalzentrum der Goethe-Universität.
Die Schwarzweißbilder von STEFANO DILI (1986) erzählen
Geschichten von Menschen. Die Streetfotografie des Künstlers, der für
fotojournalistische Projekte mit verschiedenen NGOs zusammenarbeitet, spürt den
krisenbedingten Veränderungen im urbanen, öffentlichen Raum nach, indem sie
einzelne Menschen, Akteure und Facetten der Gesellschaft ins Bild rückt.
Die Fotografien von INGMAR BJÖRN NOLTING (1995) sind Teil
seines mehrfach prämierten Foto-Essays »Maß und Mitte – Eine Deutschlandreise
in Zeiten der Covid-19-Pandemie«, für den er während des ersten Lockdowns rund
9000 Kilometer durch Deutschland reiste und ein Land im Stillstand
dokumentierte. Eine Auswahl seiner Arbeiten sind in verschiedenen Medien
erschienen, u.a. im ZEITmagazin, im US-Magazin Time, in Geo und in der
Süddeutschen Zeitung.
Goethe-Vigoni Discorsi
Das deutsch-italienische Konsortium wird getragen von der
Goethe-Universität, der Hessischen Staatskanzlei, dem Generalkonsulat der
Republik Italien in Frankfurt am Main sowie der „Villa Vigoni.
Deutsch-Italienisches Zentrum für den Europäischen Dialog“.
Neben »Rose Bianchi« wurde zum Höhepunkt des Corona-Projekts Goethe-Vigoni
Discorsi. Ein deutsch-italienisches Tagebuch der COVID-Krise. Für die
zweisprachige Publikation wurden 50 Autorinnen und Autoren gebeten, die Krise
zu reflektieren, darunter der Dalai Lama, Angelo Bolaffi, Jürgen Kaube,
Christian Sewing, Roberto Saviano, Massimo Cacciari, Sandra Eckert, Durs
Grünbein, Renzo Piano, Nicole Deitelhoff, Rainer Forst und Alexander Kluge. Die
Texte werden begleitet durch Fotografien von Stefano Dili und Ingmar Björn
Nolting (Villa Vigoni Editore/Verlag, 457 S., ISBN 978-3-96966-513-8, 19,80
EUR).
Das Deutschlandstipendium
Junge talentierte Menschen fördern, damit sie den Kopf frei haben
für ihr Studium - seit der Einführung des Deutschlandstipendiums vor zehn
Jahren haben rund 1.000 Privatpersonen, Non-Profit-Organisationen und
Unternehmen ihren Beitrag zum Erfolg dieser Förderung an der Goethe-Universität
geleistet. Die Stipendiaten erhalten ein monatliches Stipendium von 300 Euro
für mindestens ein Jahr. Die eine Hälfte der Förderung tragen private Spender,
die andere Hälfte gibt das Bundeministerium für Bildung und Forschung dazu.
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/109032374
Bildtext: Zeichen des Gedenkens der Pandemie auf dem Campus Westend der
Goethe-Universität: 500 Rosenskulpturen des Künstlers Ottmar Hörl (Foto: Uwe
Dettmar/Goethe-Universität Frankfurt)
Erforschung von Urknall-Materiezuständen
Zehn Jahre lang haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 30 Ländern den Umbau des ALICE-Detektors am Teilchenbeschleuniger CERN in Genf vorbereitet. Drei Jahre dauerte es, bis die Forschenden alle neuen Komponenten in den riesigen Detektor eingebaut hatten. Jetzt hat der neue ALICE-Detektor die ersten Daten geliefert. Das Forschungsziel: Die Erkundung eines extrem heißen und dichten Materiezustands, wie er im Universum Mikrosekunden nach dem Urknall vorherrschte – ein Quark-Gluon-Plasma. Die Daten zeigen, dass der Umbau, der unter anderem von Prof. Harald Appelshäuser von der Goethe-Universität geleitet wurde, erfolgreich war.
FRANKFURT. Die
rund 2000 Forschenden am ALICE-Experiment wollen einen besonderen
Materie-Zustand untersuchen: das Quark-Gluon-Plasma. Es entsteht, wenn
Blei-Atomkerne aus dem großen LHC-Beschleuniger am CERN mit sehr großer Energie
aufeinanderprallen und sich für einen kurzen Moment in ihre elementaren
Bestandteile auflösen. In dieser heißen und dichten Materiesuppe können sich
Quarks und Gluonen, die sonst in den Protonen und Neutronen des Atomkerns
eingeschlossen sind, frei bewegen. Mit ALICE lassen sich die Eigenschaften des
Quark-Gluon-Plasmas erforschen und wie sich daraus unser Universum, wie wir es
heute kennen, entwickelt hat.
Die Genauigkeit der ALICE-Ergebnisse war bisher durch die Anzahl
der Kollisionen begrenzt, die am LHC stattfanden und von ALICE aufgezeichnet
werden konnten. Um die Zahl der Teilchenkollisionen zu steigern, wurden sowohl
der LHC als auch die Detektoren des ALICE-Experiments in den letzten drei
Jahren erheblich umgebaut und verbessert. Die Vorbereitungen hierfür fanden
unter anderem an der Goethe-Universität statt und dauerten insgesamt zehn
Jahre.
Im Rahmen einer dreitägigen Pilotstrahlzeit hat der umgebaute
Detektor nun eine erfolgreiche Generalprobe für die ab 2022 geplanten und bis
2030 andauernden Messkampagnen absolviert. Harald Appelshäuser, Professor am
Institut für Kernphysik der Goethe-Universität und Projektleiter des
Teildetektors TPC (engl. Time Projection Chamber) ist begeistert: „Jetzt ist es
endlich so weit: Nach 10 Jahren Vorbereitungszeit haben wir die ersten
Kollisionen gesehen und alles hat funktioniert. Dies ist ein wichtiger
Meilenstein für die gesamte ALICE Kollaboration.“
Eine besonders hohe Herausforderung stellt die enorme Datenmenge
dar, die das Experiment beim Betrieb nach dem Umbau aufzeichnen wird. Allein
der TPC Detektor erzeugt einen Datenstrom von mehr als einem Terabyte pro
Sekunde, die in Echtzeit mit Hilfe von effizienten Mustererkennungsmethoden
prozessiert werden müssen. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei das eigens am
Experiment aufgebaute Rechencluster EPN (engl. Event Processing Nodes) mit 250
Servern, in denen sowohl konventionelle CPUs als auch spezielle Grafikprozessoren
(GPUs) zum Einsatz kommen. Das EPN-Projekt steht unter der Leitung von Prof.
Volker Lindenstruth vom Frankfurt Institut for Advanced Studies (FIAS) an der
Goethe-Universität.
Projekte dieser Größenordnung wie das ALICE-Experiment am LHC
erfordern eine enge und koordinierte nationale und internationale
Zusammenarbeit. Allein aus Deutschland sind Wissenschaftler:innen der
Universitäten Frankfurt, Heidelberg, München, Münster und Bonn sowie dem GSI
Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt beteiligt. Sie sind in
einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten
sogenannten ErUM Forschungsschwerpunkt organisiert, wobei ErUM für die
entsprechende Förderlinie Erforschung von Universum und Materie des BMBF steht.
Prof. Harald Appelshäuser, Sprecher des ErUM-FSP T01 ALICE,
betont: „Ohne die nachhaltige Förderung im Rahmen der BMBF Verbundforschung
wären solche wissenschaftlichen Spitzenprojekte an internationalen
Großforschungsanlagen mit weltweit einmaligen Forschungsmöglichkeiten wie dem
CERN nicht möglich.“
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/108961784
Bildtext: Der ALICE-Detektor zeichnet unter anderem die Spuren der
Teilchenschauer auf (blaue Linien), die durch die Kollisionen der schweren
Atomkerne entstehen. Die ersten Messdaten zeigen: Der Umbau war erfolgreich.
Bild: ALICE-Kollaboration.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Harald Appelshäuser
Institut
für Kernphysik
Goethe-Universität
Frankfurt
Tel:
+49 (0) 69 798-47034 oder 47023
appels@ikf.uni-frankfurt.de
Vortrag über die Ästhetik der modernen chinesischsprachigen Lyrik
FRANKFURT/BAD HOMBURG. Yang Lian zählt zu den renommiertesten chinesischen Dichtern der Gegenwart. Seine Werke, die Gedichte, Prosagedichte und Essays umfassen, sind innerhalb und außerhalb Chinas bekannt; sie wurden in viele Sprachen, auch ins Deutsche, übersetzt. 1989 wurden seine Werke wegen seiner Solidarität mit den Demonstranten am Tiananmen Platz verboten. Seither lebt er im Exil, zunächst in Australien und Neuseeland, seit 1993 in Europa, hauptsächlich in London und Berlin.
Zum englischsprachigen Vortrag
von Yang Lian mit dem Titel „A Tower Built Downward: The Creative
Transformation of Chinese Classical Lyric Aesthetic“ lädt das Forschungskolleg
Humanwissenschaften der Goethe-Universität
am
Freitag, 26. November 2021, 16 Uhr
ins
Forschungskolleg Humanwissenschaften
Am
Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg
oder
auf der Konferenzplattform Zoom unter
https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZMvcemgqD4pHtwbv3Xm1wsOHWP42K7I_RkN
sehr herzlich ein.
Charakteristisch für Yangs Lyrik sind die Werke „Yi“, „Where the Sea Stands
Still“ (dt. 1996), „Concentric Circles“ (dt. 2013), „Narrative Poem“ und
„Anniversary Snow“. Er zeigt darin sein tiefes Verständnis für die klassische
chinesische Dichtung.
In seinem Vortrag thematisiert
Yang die Ästhetik der modernen chinesischsprachigen Lyrik vor dem Hintergrund
der überlieferten klassischen Dichtung. Diese stellt ein ganzheitliches
begriffliches Konstrukt mit vielen verschiedenen (philosophischen,
stilistischen, linguistischen) Dimensionen dar, dessen lyrische Formen in der
Visualität, der Musikalität und den bildlichen Assoziationen der chinesischen
Sprache wurzeln. Fremde, vor allem westliche Begriffe, die seit dem 20.
Jahrhundert in die Sprache eindringen, können einen
Bruch zwischen den Schriftzeichen und den Wörtern hervorbringen, die im
klassischen geschriebenen Chinesisch oft identisch sind. Die zeitgenössische
Lyrik baut auf diese, als tiefe Krise empfundene linguistische Realität auf, indem
sie sich auf die Klassik bezieht, sie tief „durchdenkt“ und kreativ
transformiert.
Der Vortrag ist Teil der
Vortragsreihe „Sinophone Classicism. Chinese Cultural Memories in a Global
Space“, die von Prof. Dr. Zhiyi Yang, Professorin für Sinologie an der
Goethe-Universität und derzeit Goethe-Fellow am Forschungskolleg
Humanwissenschaften, entwickelt wurde. Die Reihe lädt Wissenschaftler,
Schriftsteller und Künstler dazu ein, anhand von Fallbeispielen aus ihrer
Forschung oder der Darstellung ihrer eigenen ästhetischen Praxis die Bedeutung
chinesischer Traditionen für das moderne China und die chinesischen communities
außerhalb Chinas herauszuarbeiten.
Die Vortragsreihe ist auf mehrere Jahre angelegt. Sie wird im YouTube-Kanal des Forschungskollegs unter https://www.youtube.com/c/ForschungskollegHumanwissenschaften/videos der Öffentlichkeit und interessierten Studierenden auch im Nachhinein zugänglich sein. Weitere Referenten im Wintersemester sind der Soziologe Marius Meinhof (17.12.2021), der Kulturwissenschaftler Jeroen de Kloet (21.1.2022) und der Filmwissenschaftler Markus Nornes (10.2.2022).
Teilnahme vor Ort
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt und nur nach vorheriger Anmeldung
möglich (anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de).
Sie erhalten eine Teilnahmebestätigung.
Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung
von Corona:
- “2 G Regel": Vor Beginn der Veranstaltung ist ein Impf- oder
Genesenennachweis vorzuzeigen.
- Die Kontaktdaten werden gesammelt.
- Das Tragen einer medizinischen Maske ist verpflichtend.
- Der Veranstaltungsraum wird auch bei kaltem Wetter gelüftet
(Stoßlüftung).
Teilnahme am Zoommeeting
Registrierungslink:
https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZMvcemgqD4pHtwbv3Xm1wsOHWP42K7I_RkN
Das Veranstaltungsplakat
und ein Bild des Lyrikers zum Download unter:
https://www.uni-frankfurt.de/108900516
Frankfurter Erziehungswissenschaften auch in der zweiten Förderrichtlinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung stark vertreten
Deutschlands Bildungswesen soll inklusiver werden, und dafür braucht es qualifizierte Fachkräfte und eine gute Diagnostik. Seit 2017 fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung wissenschaftliche Projekte im Bereich inklusive Bildung als eigenen Schwerpunkt im Rahmenprogramm Bildungsforschung. In der ersten Förderphase ging es um die Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte, in der zweiten wird es um Diagnostik gehen. Die Goethe-Universität hat sich auch diesmal erfolgreich durchgesetzt – mit vier Verbundprojekten und einem Metavorhaben.
FRANKFURT. Die
Entwicklung neuer Aus-, Fort- und Weiterbildungskonzepte und ‑materialien für
Fachpersonal im Bildungswesen, sie stand im Zentrum der Förderrichtlinie
„Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte für Inklusion“ des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Diese Entwicklung sollte
auf wissenschaftlichen Grundlagen und an unterschiedlichen Standorten
stattfinden. Die erste Phase umfasste 20 Einzel- und 18 Verbundprojekte, fünfen
mit Beteiligung der Goethe-Universität. Zudem hatten die Frankfurter
Erziehungswissenschaftler Prof. Dieter Katzenbach und Prof. Michael Urban ein
Metavorhaben eingeworben, das für Vernetzung, Transfer und Forschung auf
Metaebene – etwa zum internationalen Forschungsstand – zuständig war. Eine
zentrale Homepage wurde erstellt, die unter www.qualifizierung-inklusion.de zu
finden ist, eine peer-reviewte Online-Zeitschrift mit dem Titel Qfl –
Qualifizierung für Inklusion – ins Leben gerufen (www.qfi-oz.de).
Bei Veranstaltungen kamen nicht nur die Projektbeteiligten zusammen, sondern
auch andere Akteure aus Praxis, Administration und Politik. Im Rahmen des
Metavorhabens werden auch vier Sammelbände erstellt, die die Ergebnisse der
ersten Phase für die Praxis verfügbar machen sollen. Die Bände erscheinen im
Frühjahr 2022.
Diese
vielfältige und erfolgreiche Arbeit kann nun für weitere fünf Jahre fortgesetzt
werden, das BMBF hat allein für das Metavorhaben weitere 1,7 Millionen Euro
zugesagt, insgesamt fließen 2,7 Millionen Euro an die Goethe-Universität. Diese
zweite Förderphase trägt den Titel „Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven
Bildung“, legt den Fokus also auf Diagnostik. Das Team um Prof. Katzenbach und
Prof. Urban wird sich vor allem der Einrichtung und Verstetigung einer
Kontaktstelle für alle im Bildungswesen Beteiligten widmen. Mit Hilfe einer
Datenbank und durch die Etablierung neuer Kommunikationswege sollen
Forschungsergebnisse sowie die von den Projekten entwickelten Produkte und
Materialien Personen außerhalb der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.
Prof. Dieter Katzenbach: „Metavorhaben sind ein neues Instrument
im Bereich der Forschungsförderung. Wir sind sehr froh, dass wir das
Metavorhaben zur inklusiven Forschung und damit das erste Metavorhaben im
Bereich der Bildungsforschung überhaupt hier an der Goethe-Universität
ansiedeln konnten. Dies war in der ersten Förderphase mit einer intensiven
Entwicklungsarbeit verbunden, bei der wir uns auf die lange Erfahrung der
Frankfurter Erziehungswissenschaften im Bereich der Inklusionsforschung und auf
bereits bestehende gute Vernetzungen mit der Bildungspraxis auf regionaler und
überregionaler Ebene stützen konnten. Diese gilt es nun weiter auszubauen.“
Prof. Michael Urban: „Wir betrachten unsere Arbeit als Teil einer
sich derzeit vollziehenden gesellschaftlichen Entwicklung, in der sich das
Verhältnis von Wissenschaft und anderen gesellschaftlichen Bereichen neu
justiert. Dabei geht es darum, dass in der Wissenschaft mitreflektiert wird,
wie die eigenen Forschungsergebnisse in anderen gesellschaftlichen Feldern
wirksam werden können, und gleichzeitig darum, dass in diesen anderen
gesellschaftlichen Bereichen die Fähigkeit entsteht, das Forschungswissen für
eine Verbesserung der eigenen Prozessabläufe zu nutzen. Das ist natürlich eine
Problematik, die wir mit dem Metavorhaben nicht alleine lösen können. Aber wir
betrachten es als eine unserer zentralen Aufgaben, für das Feld der Inklusion
in Bildungsprozessen Räume und Settings zu schaffen, in denen Bildungspraxis,
Bildungspolitik und Bildungsforschung genau dieses wechselseitige Verständnis
entwickeln können, das wir als eine entscheidende Grundlage für ein
gesellschaftliches Wirken von Forschung betrachten.“
Prof. Bernhard Brüne, Vizepräsident der Goethe-Universität mit dem Themenschwerpunkt Forschung: „Es ist gut, dass diese wichtige Arbeit nun fortgesetzt werden kann. Das Metavorhaben spielt eine sehr große Rolle dabei, dass die Forschung zur inklusiven Bildung auch tatsächlich in den Bildungseinrichtungen ankommt. Das bringt uns einer inklusiven Gesellschaft sicher einen großen Schritt näher.“
Die vier Verbundforschungsprojekte, an denen die
Goethe-Universität im Rahmen der Förderrichtlinie „Förderbezogene Diagnostik in
der inklusiven Bildung“ beteiligt ist:
Inklusive Diagnostik in Verfahren zur Feststellung
sonderpädagogischen Förderbedarfs? Zwischen angemessener Förderung und
institutioneller Diskriminierung (InDiVers) (Verbundpartner:
Technische Universität Darmstadt)
Die Frage, wie individuelle Bedarfe von Schülerinnen und Schülern
festgestellt und notwendige Hilfen bereitgestellt werden können, ohne damit
(unbeabsichtigt) auch Stigmatisierungen hervorzurufen, ist grundlegend für das
interdisziplinäre Verbundprojekt InDiVers. Eine Lupenstelle für dieses
Spannungsfeld stellen die Verfahren zur Feststellung von sonderpädagogischem
Förderbedarf dar. Zu dieser Lupenstelle liegt bislang kaum wissenschaftliches
Wissen vor. Hier setzt das Verbundprojekt an und analysiert, wie die Verfahren
im Einzelfall konkret verlaufen (Teilprojekt Darmstadt) und wie diese in
regionale Strukturen in unterschiedlichen Bundesländern eingebettet sind
(Teilprojekt Frankfurt). Dabei nutzen die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler das Konzept institutioneller Diskriminierung, um jene
Strukturen und Regeln in den Blick zu nehmen, die im schulischen Alltag die
Entwicklung und Umsetzung einer inklusiven Diagnostik erschweren. Die
Ergebnisse werden in regionalen Workshops als Entwicklungsimpulse vor Ort zur
Verfügung gestellt. Außerdem geht es um die Entwicklung, Erprobung und
Evaluierung von Konzepten zur Professionalisierung von Lehrkräften für eine
inklusive Diagnostik in einem ko-konstruktiven Prozess gemeinsam mit Fachleuten
der Aus-, Weiter- und Fortbildung.
Projektleitung: Dr. Julia Gasterstädt, Institut für
Sonderpädagogik
Förderbetrag: 279.778,17 Euro
Diagnose von Barrieren für autistische Schüler*innen in inklusiven
Schulen (schAUT) (Verbundpartner: Humboldt-Universität zu Berlin, White Unicorn -
Verein zur Entwicklung eines autistenfreundlichen Umfeldes e. V. Berlin)
Das Verbundprojekt untersucht, wie das gemeinsame Lernen
insbesondere für autistische Schülerinnen und Schüler gelingen kann. Aktuelle
Forschungsergebnisse zeigen, dass Bildungserfolg und Teilhabe wesentlich davon
abhängen, ob individuell relevante Barrieren abgebaut werden können. Ziel des
Verbundprojekts ist es, ein alltagstaugliches Diagnosetool zu entwickeln, um
individuelle Barrieren zu ermitteln und die Lernumgebungen entsprechend zu
optimieren. Von besonderer Bedeutung sind hier schulische Übergangsphasen wie
der Eintritt in die Grundschule oder in die weiterführende Schule. Das Tool
soll auch in Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte erprobt werden. Aus den
dabei gewonnenen praxisorientierten Erkenntnissen soll zusätzlich eine
Handreichung zum Abbau der gefundenen Barrieren entstehen. Das Teilprojekt an
der Goethe-Universität fokussiert auf qualitative Analysen und nimmt eine
inklusionspädagogische Perspektive ein. Das Diagnosetool schAUT soll über die
Kultusministerien allen Schulen als kostenloser Download bereitgestellt werden.
Projektleitung: Prof.'in Dr. Vera Moser, Institut für
Sonderpädagogik
Förderbetrag: 203.809,76 Euro
Diagnostische Praxis zur Feststellung sonderpädagogischen
Förderbedarfs und Bundeslanddisparitäten im Kontext der UN-BRK - Teilprojekt:
Einsatz und Nutzung sonderpädagogischer Diagnostik (FePrax) (Verbundpartner:
Humboldt-Universität zu Berlin, DIPF-Leibniz-Institut für Bildungsforschung und
Bildungsinformation Frankfurt)
Die sonderpädagogische Diagnostik ist nicht nur ein zentrales
sonderpädagogisches Professionsmerkmal, sondern steht im Kontext inklusiver
Beschulung im Spannungsverhältnis von Platzierung (Einzelschule, Schulform),
Lernprozessdiagnostik und Ressourcengenerierung. Für Schüler und Schülerinnen
werden hier jeweils weitreichende bildungsbiografische Entscheidungen
getroffen, so dass dieser Thematik auch eine besondere gesellschaftliche wie wissenschaftliche
Aufmerksamkeit zukommt. Das Verbundprojekt FePrax untersucht die
sonderpädagogische Gutachtenerstellung sowie die Beratung von Sorgeberechtigten
vergleichend in fünf Bundesländern in Bezug auf die sonderpädagogischen
Förderschwerpunkte Lernen, Geistige Entwicklung, Sprache, emotionale und
soziale Entwicklung, Sprache und Autismus. Für Kontextinformationen werden
darüber hinaus Interviews mit den Leitungen der mit der Diagnostik beauftragten
Schulen und diagnostischen Diensten sowie mit den Lehrkräften der aufnehmenden
Schule oder Klasse in Bezug auf die Nutzung der gutachterlichen Informationen
eingeholt. Zudem wird ein Fragebogen für die Sorgeberechtigten eingesetzt.
Übergeordnetes Ziel des Verbundprojekts ist es, durch die wissenschaftliche Analyse
von Diagnosepraxen, Urteilsfindungen und systembedingten Strukturen des
Beratungsprozesses Hinweise für eine verbesserte Beratungspraxis zu entwickeln.
Für einen erfolgreichen Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis
erstellen die Forschenden abschließend eine Handreichung.
Verbundkoordination: Prof.'in Dr. Vera Moser
Förderbetrag: 232.535,20 Euro
Förderdiagnostische Professionalisierung in der inklusiven
naturwissenschaftlichen Bildung in der Kita (ProfinK) (Verbundpartner:
Universität Leipzig, Universität Koblenz-Landau, Universität Hamburg)
Jedes Kind ist einzigartig und bedarf bereits in der Kita einer
individuellen Förderung. Inklusiv arbeitende Kitas verfolgen diesen Ansatz
besonders bewusst. Individuelle Entwicklungen in der täglichen pädagogischen
Arbeit wahrzunehmen, zu dokumentieren und Ideen zur Förderung abzuleiten, ist
für pädagogische Fachkräfte besonders fordernd. Im Projekt soll deshalb ein
förderdiagnostisch angelegtes E-Portfolio entwickelt werden, in dem
Sprachentwicklung, Selbstregulation sowie naturwissenschaftliches Interesse und
Kompetenz bei Kindern mit bildungsrelevanten Risiken über einen längeren
Zeitraum in den Blick genommen werden. Es wird geprüft, inwieweit
Professionalisierungsmaßnahmen zur Nutzung des E-Portfolios im Kita-Alltag
beitragen und pädagogische Fachkräfte durch deren Einsatz ihre diagnostischen
Fähigkeiten erweitern, Maßnahmen optimal umsetzen und Team-, Eltern- und
Kindergespräche passgenauer führen. Inbegriffen ist eine Evaluation des
E-Portfolios, das auch als App und in E-Tutorials verfügbar sein wird.
Projektleitung: Prof.'in Dr. Ilonca Hardy, Institut für Pädagogik
der Elementar- und Primarstufe
Förderbetrag: 262.194,98 Euro
Näheres zu den beiden Förderlinien finden Sie unter: https://www.empirische-bildungsforschung-bmbf.de/de/3430.php
Weitere Informationen
Dr.
Deborah Lutz
Wissenschaftliche Koordination
Institut für Sonderpädagogik, Fachbereich Erziehungswissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt
Telefon 069 – 798 36722
E-Mail D.Lutz@em.uni-frankfurt.de
Homepage www.qualifizierung-inklusion.de
Angebote des Projekts „Re:Start“ stehen allen Studierenden zur Verfügung
FRANKFURT. Das Projekt „Re:Start nach der Krise“ der Psychotherapeutischen Beratungsstelle an der Goethe-Universität hat das Ziel, Studierenden bei der Rückkehr an die Universität Hilfe und Orientierung anzubieten. Noch vor der Pandemie geplant, hatte das Projekt zunächst den Fokus auf psychisch erkrankte Studierende, die nach längerer Therapie oder einem Klinikaufenthalt den (Wieder-)Einstieg in ein Studium anstreben. Da pandemiebedingt die psychosozialen Anforderungen und Belastungen für alle Studierenden gestiegen sind, wurde die Zielgruppe neu definiert. Das Projekt ist nun für alle Studierenden offen zugänglich. Um dennoch den unterschiedlichen Grad an Belastung zu berücksichtigen, wurden im Rahmen des Projekts unterschiedliche Angebote mit differenziertem Unterstützungslevel erarbeitet.
Im Wintersemester 2021/22 wird erstmalig vom 29.11.-5.12.2021 ein Online-Intensivkurs für alle Studierenden zum Thema „Design your life - Die Kunst sich neu zu er:finden“ angeboten (weitere Termine folgen monatlich). Im Online-Intensivkurs wird mit Methoden aus dem Design Thinking, ressourcenorientierter und Positiver Psychologie sowie der Motivationspsychologie den Studierenden ein Toolset zur Verfügung gestellt, dass sie dabei unterstützt, vom*von der Lebensplaner*in zum*zur Lebensgestalter*in zu werden. Innerhalb von einer Woche (Montag bis Sonntag) erfahren die Teilnehmenden, wie sie ihre Studien- und Lebensgestaltung aktiv angehen können und jetzt ins Handeln kommen.
Der Kurs umfasst ca. 30 Minuten pro Tag mit Inputvideos und Übungen sowie drei Zoom-Termine zum Austausch mit anderen Teilnehmenden und den Coaches. Für Studierende, die mehr Unterstützung wünschen (z.B. zum Wiedereinstieg ins Studium nach einer Therapie oder einem Klinikaufenthalt) wird die Möglichkeit einer 1:1 Begleitung mit Einzelterminen während und nach dieser Woche angeboten. Der einwöchige Online-Kurs hilft den Teilnehmenden dabei, zu reflektieren, wo sie gerade stehen und welche Frage sie sich stellen wollen, um sich so (wieder) mit sich und den eigenen Bedürfnissen zu verbinden und nach diesen zu leben.
Neben Kursen und Workshops bietet die Psychotherapeutische Beratungsstelle auch fortlaufende Einzelberatung von Studierenden an. Ein weiteres Angebot des Projekts „Re:Start“ wird ein sogenanntes „Life-Design Atelier“ ab Februar 2022 sein: Der 2-tägige Präsenzworkshop ist angelehnt an die Life-Design-Woche und bieten allen Studierenden eine vertiefende Beschäftigung mit der (Neu)Orientierung im eigenen Leben. Es werden als zusätzliche Unterstützung für Studierende mit besonderen Belastungen oder auch mit Long-Covid Diagnose Sondertermine angeboten. Ferner kommt ab September 2022 mit dem „Train the Trainer Seminar“ (Life-Design Coach) ein Kursangebot für wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Berater*innen der Goethe-Universität als zukünftige Multiplikator*innen der Life-Design-Methode hinzu.
Für Vorabinformationen zum Projekt Re:Start sowie für Anmeldemöglichkeiten zu den einzelnen Angeboten (Design your Life-Onlinekurs, Life-Design-Atelier und Train the Trainer) bitte in den Projektnewsletter eintragen: https://dlist.server.uni-frankfurt.de/mailman/listinfo/design_your_life
Weitere Informationen: Gerhard Hellmeister, Psychologischer Psychotherapeut. Psychotherapeutische Beratungsstelle für Studierende. Tel. (0151) 61267879; E-Mail: Hellmeister@em.uni-frankfurt.de
Weltweite Auswertung wissenschaftlicher Publikationen
Von den 6600 am meisten zitierten Wissenschaftlern der Welt sind sechs an der Goethe-Universität beheimatet. Dies zeigt das diesjährige Zitationsranking des „Web of Science“
FRANKFURT. Meist
sind es besonders grundlegende wissenschaftliche Aufsätze, an die
Wissenschaftler in ihren eigenen Publikationen anknüpfen, indem sie aus ihnen
zitieren. Die Häufigkeit der Zitationen ist daher sowohl ein Anzeichen für die
wissenschaftliche Bedeutsamkeit der publizierten Arbeit wie auch die
Sichtbarkeit der wissenschaftlichen Autoren in der „Scientific Community“.
Einmal jährlich wertet das Informations- und
Technologieunternehmen Clarivate Analytics seine „Web of
Science“-Zitationsdatenbank aus, indem es das das Ranking „Highly Cited
Researchers“ veröffentlicht. Das aktuelle Ranking umfasst 6602
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ohne Reihenfolge, die zwischen 2010
und 2020 zu dem einen Prozent gehörten, deren wissenschaftliche Aufsätze am
häufigsten zitiert wurden, und zwar in ihren eigenen Fächern oder in verschiedenen
Fächern („Cross-Field“).
Die „Highly Cited“ Goethe-Forscherinnen und -Forscher von 2021:
Prof. Dr. Ivan Đikić
Direktor des Instituts für Biochemie II (Molekulare Zellbiochemie)
der Goethe-Universität
http://www.biochem2.de
in den Kategorien „Molecular Biology and
Genetics“ und „Biology and Biochemistry“
Prof. Dr. Stefanie Dimmeler
Direktorin des Instituts für Kardiovaskuläre Regeneration der
Goethe-Universität / Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) /
Sprecherin des Exzellenzclusters Cardio-Pulmonary Institute (CPI) von
Goethe-Universität, Universität Gießen und Max-Planck-Institut für Herz- und
Lungenforschung
http://www.cardiovascular-regeneration.com/
in der Kategorie „Cross Field“
Prof. Dr. Petra Döll
Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Physische
Geographie der Goethe-Universität
http://www.geo.uni-frankfurt.de/ipg/index.html
in der Kategorie „Cross Field“
Prof. Dr. Stefan Knapp
Institut für Pharmazeutische Chemie der Goethe-Universität
https://www.uni-frankfurt.de/53483664/Knapp
in der Kategorie „Cross Field“
apl. Prof. Dr. Sibylle Loibl
Fachbereich Medizin der Goethe-Universität / Centrum für
Hämatologie und Onkologie Bethanien
http://www.onkologie-bethanien.de/unser-centrum/aerzteteam/prof-dr-med-sibylle-loibl.php
in der Kategorie „Clinical Medicine“
Prof. Dr. Stefan Zeuzem
Dekan des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität / Direktor
der Medizinischen Klinik I – Gastroenterologie und Hepatologie, Pneumologie und
Allergologie, Endokrinologie und Diabetologie sowie Ernährungsmedizin
https://www.kgu.de/einrichtungen/clinics/center-for-internal-medicine/medizinische-klinik-1-gastroenterologie-und-hepatologie-pneumologie-und-allergologie-endokrinologie-und-diabetologie-sowie-ernaehrungsmedizin/
in der Kategorie „Clinical Medicine“
Die Goethe-Universität trauert um ihren ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Freundesvereinigung und Ehrensenator Hilmar Kopper
"Mit Hilmar Kopper verliert die Universität einen großen Förderer und Freund", sagte Professor Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, nach Bekanntgabe des Todes des langjährigen Vorstandssprechers der Deutschen Bank Hilmar Kopper. "Hilmar Kopper war für uns weit mehr als ein geschätzter Stifter. Er war Ratgeber, Mahner und Prüfer, vor allem aber war er der Goethe-Universität freundschaftlich verbunden. Wir sind ihm zu größtem Dank verpflichtet."
Hilmar Kopper stand von 2001 bis 2010 an der Spitze der Freunde
der Goethe-Universität. Als Vorstandsvorsitzender der Vereinigung der Freunde
und Förderer (VFF) setzte er wegweisende Reformen um und initiierte einen
Neuaufbruch der Freundesvereinigung. Binnen weniger Jahre gelang es ihm, einen
Kapitalstock aufzubauen, mehr als 5 Millionen Euro einzuwerben und zahlreiche
neue Mitglieder für die Freunde und Förderer der Universität zu gewinnen. So
rief Kopper das Kuratorium der Freunde ins Leben, dem zahlreiche Vertreter aus
Industrie, Handel und Politik angehören. Maßgeblich beteiligt war er auch an
der Gründung des Alumni-Rats, und er spielte eine wichtige Rolle bei der
Umwandlung der Goethe-Universität in eine Stiftung.
In seine Zeit fiel etwa der Aufbau der Universitäts-Stiftung „pro
universitate“. Mit ihr gelang es Kopper eine Einrichtung zu schaffen, die
unmittelbar an die alte Idee anknüpft, welche die Frankfurter Bürger 1914 bei
der Gründung der Universität leitete, nämlich ihrer Universität ein Gesicht und
eine innere Identität zu geben; die Universität wurde wieder
selbstverständlicher Teil der Stadtgesellschaft. So wirkte Hilmar Kopper
maßgeblich als Brückenbauer zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und der
Region.
2010 wurde Hilmar Kopper für seine Verdienste die Ehrensenatorenwürde
verliehen. Es ist die höchste Auszeichnung, die die Goethe-Universität an
verdiente Wegbegleiter und Unterstützer vergibt.
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/108727574
Bildtext: Der langjährige Vorsitzende der Freundesvereinigung und
Ehrensenator der Goethe-Universität Hilmar Kopper (Foto:
Dettmar/Goethe-Universität)
Deutsches Nominierungskomitee wählt Archiv des Frobenius-Instituts an der Goethe-Universität aus – Entscheidung fällt voraussichtlich 2026 in Paris
Bereits jetzt ist die Felsbildsammlung des Frobenius-Instituts an
der Goethe-Universität Frankfurt international bekannt - spätestens seit der
vielbeachteten Ausstellung im Berliner Gropiusbau 2016. Nun hat das Deutsche
Nominierungskomitee das Archiv einstimmig für das UNESCO-Dokumentenerbe
nominiert.
FRANKFURT. Das
Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung an der
Goethe-Universität Frankfurt verfügt über die weltweit älteste und umfassendste
Sammlung von Kopien prähistorischer Felsbilder. Das Deutsche
Nominierungskomitee des UNESCO-Programms „Memory of the World“ hat diese
Sammlung nun für die Endauswahl zur Aufnahme in das internationale Register des
UNESCO-Weltdokumentenerbes nominiert. Eine endgültige Entscheidung über die
Aufnahme erfolgt vermutlich 2026.
Das internationale Register verzeichnet die weltweit bedeutendsten
Dokumentensammlungen; Deutschland ist zurzeit mit 24 Einträgen vertreten –
darunter die 42-zeilige Göttinger Gutenberg-Bibel, das Manuskript der h-Moll
Messe von Johann Sebastian Bach und die Unterlagen aus dem Frankfurter
Auschwitz-Prozess. Alle zwei Jahre darf das Deutsche UNESCO-Nominierungskomitee
zwei nationale Vorschläge für die Aufnahme in das weltweite Register machen.
Die Feldbildsammlung hat es nun in diese wichtige Auswahl geschafft. „Wir
freuen uns sehr über die Nominierung für das Weltdokumentenerbe. Dies bestätigt
die Bedeutung des Frobenius-Instituts als weltweit führend in der Geschichte
der Felsbildforschung“, sagt Prof. Dr. Roland Hardenberg, der Leiter des
Frobenius-Instituts.
Die Felsbildsammlung umfasst etwa 8.600 Felsbildkopien, von denen
viele heute als Raritäten gelten. Die Bedeutung des Archivs liegt zum einen im
Alter der Kopien – sie wurden zwischen 1913 und den frühen 1960er Jahren von
rund zwei Dutzend professionellen Malerinnen und Malern vor Ort originalgetreu
abgezeichnet. Aber auch die regionale Breite der Entstehungsorte der Bilder,
die aus Afrika, Europa, Indien, Australien und Ozeanien stammen, macht die
Sammlung so besonders. In einigen Fällen sind die von Mitgliedern des Instituts
angefertigten Kopien heute das einzige verbliebene Zeugnis von
Felskunstensembles, deren Originale inzwischen nicht mehr existieren.
Leo Frobenius, der Gründer des Instituts, erkannte als einer von
wenigen Forschern früh den enormen kulturhistorischen Wert der Felsbilder
Afrikas. Eine erste Expedition führte ihn und ein Team von 1913 bis 1914 in den
nordafrikanischen Sahara-Atlas, wo sie die bis zu 12.000 Jahre alten Motive
meist in Originalgröße auf Leinwand kopierten. Weitere Felskunstexpeditionen
folgten in den 1920er und 1930er Jahren, etwa in die libysche Sahara, ins
südliche Afrika, nach Norwegen, Norditalien, Südfrankreich und Ostspanien sowie
Neuguinea und Australien. Heute besteht das Archiv aus Zeichnungen, Aquarellen
und Gemälden in verschiedenen Techniken und Formaten von bis zu 2,5 auf 10
Metern sowie aus Tausenden Schwarzweißfotografien, die den Kopiervorgang und
die Originalschauplätze der Felskunst dokumentieren.
Die damals neu entdeckte prähistorische Kunst hatte großen
Einfluss auf die künstlerische Avantgarde des frühen 20. Jahrhundert in Europa und
den USA. Sie zog den Blick europäischer und nordamerikanischer Künstler in
einer Zeit auf sich, als sie die akademische Form des Gemäldes aufgaben, auf
figurative Motive verzichteten und begannen, Collagen und große Wandgemälde zu
realisieren. Seit Ende der 1920er Jahre wurden Teile der Sammlung in
zahlreichen Ausstellungen gezeigt. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in
Paris, Brüssel, Amsterdam, Zürich, Johannesburg und New York erregten die
ungewöhnlichen Gemälde viel Aufmerksamkeit und inspirierten namhafte Künstler
der Moderne. Die Ausstellung 1937 im New Yorker Museum of Modern Art war so
erfolgreich, dass die Bilder auf eine zweijährige Tournee durch 31 US-Städte
gingen. Später behauptete Joan Miró, „die Malerei befindet sich seit dem
Höhlenzeitalter im Niedergang“, und Alberto Giacometti, „dort und nur dort ist
die Bewegung gelungen“.
Heute werden die Bestände des Felsbildarchivs in gesicherten
Archivräumen an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main aufbewahrt und nach
bestandserhaltenden Maßgaben gelagert. In den Jahren 2006 bis 2009 wurde das
Archiv im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
finanzierten Projekts am Frobenius-Institut erschlossen und digitalisiert.
Seitdem ist das Felsbildarchiv in Form einer Bilddatenbank über das Internet
zugänglich: http://bildarchiv.frobenius-katalog.de/
Bilder zum Download finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/108631667
Bildunterschrift: Felsbildkopien in der Ausstellung „Kunst der Vorzeit. Feldbilder
der Frobenius-Expedition“, 2021 im Museum Rietberg, Zürich. (Foto: Rainer
Wolfsberger)
Weitere Informationen
Dr.
Richard Kuba
Wissenschaftlicher
Mitarbeitet, Leiter des Felsbildarchivs
Frobenius-Institut
für kulturanthropologische Forschung an der Goethe-Universität
Telefon +49 (0)69 798-33056
Kuba@em.uni-frankfurt.de
www.frobenius-institut.de
https://www.frobenius-institut.de/sammlungen/felsbildarchiv
Pressekontakt:
Susanne
Fehlings
Frobenius-Institut
für kulturanthropologische Forschung
an
der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Telefon 069 798-33058
fehlings@em.uni-frankfurt.de
www.frobenius-institut.de