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Erste Ergebnisse der dritten bundesweiten Studie „JuCo“ liegen vor
Gemeinsame Pressemitteilung von Goethe-Universität Frankfurt und Universität Hildesheim
Immer noch haben viele Jugendliche Angst vor ihrer Zukunft. Und trotzdem gestalten junge Menschen ihre Jugend in der Pandemie. Dies zeigt die dritte Befragung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Corona-Zeit (JuCo III). Mehr als 6.000 junge Menschen hatten sich an der Online-Befragung der Frankfurter Goethe-Universität und der Universität Hildesheim beteiligt. Mit Blick auf die Ergebnisse der JuCo-Studien erscheint es wichtig, die Erfahrungen und Leistungen der jungen Menschen während der Pandemie nicht zu übergehen, sondern anzuerkennen.FRANKFURT/HILDESHEIM.
Während die Jugendlichen sich zu Beginn der Pandemie vor allem auf ihre Rolle
als Schüler:innen reduziert und in ihren Lebensumständen von der Politik kaum
wahrgenommen fühlten, zeigen sich in der Studie JuCo III tendenzielle
Veränderungen: Die dritte, aktuelle Online-Befragung von Jugendlichen vom
Dezember 2021 ergibt, dass sich einige Jugendliche inzwischen politisch mehr
gehört fühlen; allerdings hat die Mehrheit nach wie vor den Eindruck, dass sie
politische Entscheidungen nicht beeinflussen kann.
Positiv vermerken einige Jugendliche auch, dass ihre Schulen nun
digital besser ausgestattet seien. Auch der Anteil von Jugendlichen, die wieder
ihren Hobbies nachgehen können, hat sich erhöht. Hier wird deutlich, wie
wichtig die außerschulischen Aktivitäten für junge Menschen sind: Die
Ergebnisse der JuCo III unterstreichen, dass diejenigen, die Hobbies weiterhin
nachgehen können, weniger häufig von psycho-sozialen Belastungen berichten als
diejenigen, welche deutliche Einschränkungen in ihrem Sozialleben erfahren.
Insgesamt zeigt die Studie allerdings auch, dass die lange Dauer
der Pandemie bei den jungen Menschen deutliche Spuren hinterlassen hat: Noch
immer erfahren viele von ihnen starke Einschränkungen in Bildung und Freizeit.
Das Lernen zu Hause für Schule und Hochschule fällt vielen schwer. Der Anteil
der jungen Menschen, der Angst vor der Zukunft hat, hat sich im Laufe des
Jahres 2021 sogar noch einmal erhöht. Die Belastungen sind sehr ausgeprägt:
Mehr als jede:r Fünfte gibt an, professionelle Hilfe- und Beratungsangebote zu
brauchen, jedoch nicht über ein entsprechendes Angebot zu verfügen.
Ein weiterer Befund lässt besonders aufhorchen, so das
Forschungsteam: Der Anteil junger Menschen, deren finanzielle Sorgen seit der
Pandemie größer geworden sind, ist gewachsen. Wie gut Jugendliche durch diese
nunmehr zweijährige Phase kommen, hängt signifikant von den finanziellen
Mitteln ab, wie die Auswertungen der Daten aus JuCo III zeigen. Dies haben bereits die
ersten Studien, JuCo I und II, deutlich gemacht.
An den mehr als 1.400 Freitextantworten und Kommentaren zeigt sich
einmal mehr der hohe Mitteilungsbedarf der jungen Menschen. Tanja
Rusack, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Hildesheim,
verdeutlicht: „Junge Menschen bemühen sich auch in dieser schwierigen Zeit,
ihre Gestaltungsmöglichkeiten zu nutzen.“ Weiterhin verdeutlicht Johanna Wilmes
von der Goethe-Universität: „Das können sie aber nur, wenn sie sozial und ökonomisch
abgesichert sind. Junge Menschen mit eigenen finanziellen Sorgen wurden bisher
kaum in den Blick genommen. Wir sehen, dass es für einen sehr großen Teil unter
den Befragten so gravierende psycho-soziale oder andere gesundheitliche
Belastungen gibt, dass sie professionelle Hilfe benötigen, die
Hilfeinfrastrukturen diesen Bedarf aber gar nicht ausreichend decken können.“
Der Forschungsverbund sieht darin wichtige Anforderungen im
Bereich Bildung, Gesundheit und Freizeit, die die Politik immer noch nicht
zufriedenstellend gelöst hat. Junge Menschen zeigen sehr deutlich ihre
Mitgestaltungsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit, nur müssen sich die
Rahmenbedingungen für ein Jugendleben in und nach der Pandemie dafür deutlich
verbessern. Weitere Veröffentlichungen zu vertieften Analysen, die auch
partizipativ im Rahmen von Jugendworkshops erfolgen sollen, folgen im Laufe des
Jahres 2022.
An der Studie, in der mit einem Schneeballverfahren eine
Zufallsstichprobe erzielt wurde, haben knapp 6.200 junge Menschen teilgenommen,
davon sind 70 Prozent weiblich. Knapp ein Drittel der Befragten ging zur
Schule, ein Viertel absolvierte ein Studium, fast 12 Prozent sind erwerbstätig,
knapp acht Prozent in der Ausbildung, und rund 20 Prozent befand sich in einem
Freiwilligen Sozialen Jahr.
Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der
Corona-Zeit“ setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und
Organisationspädagogik an der Stiftung Universität Hildesheim und dem Institut
für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Goethe-Universität.
Entstanden sind darin bisher die bundesweiten Studien JuCo I, II undIII zu den
Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen
sowie die bundesweite Studie KiCo zu den Erfahrungen und Perspektiven von
Eltern und ihren Kindern während der Corona-Maßnahmen. Aktuell gehören zum Team
Sabine Andresen und Johanna Wilmes von der Goethe-Universität sowie Anna Lips,
Tanja Rusack, Wolfgang Schröer und Severine Thomas von der Universität Hildesheim.
Die Studie ist einsehbar unter: https://dx.doi.org/10.18442/205
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Sabine Andresen
Institut
für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung
Goethe-Universität
Frankfurt am Main
E-Mail:
S.Andresen@em.uni-frankfurt.de
Universität
Hildesheim
Institut
für Sozial- und Organisationspädagogik
Dr. Tanja Rusack
rusack@uni-hildesheim.de
Dr. Severine Thomas
severine.thomas@uni-hildesheim.de
Wichtiger Schritt zum Filmen chemischer Reaktionen
Am Röntgenlaser European XFEL hat jetzt ein internationales Wissenschaftsteam erstmals einen Schnappschuss eines ringförmigen Moleküls mit einer neuartigen Messmethode gemacht. Forscherinnen und Forscher vom European XFEL, DESY, der Universität Hamburg und der Goethe-Universität Frankfurt nutzten zusammen mit weiteren Partnern den weltgrößten Röntgenlaser dazu, das Molekül Iodpyridin zu zerschlagen, um aus den entstandenen Bruchstücken das Bild des intakten Moleküls zusammenzusetzen (Nature Physics, DOI 10.1038/s41567-022-01507-0).
SCHENEFELD/FRANKFURT. Das
Fotomotiv zur Explosion bringen, um ein Bild davon zu machen? Diese „rabiate“
Methode hat ein internationales Forschungsteam am weltgrößten Röntgenlaser
European XFEL zum Ablichten größerer Moleküle benutzt. Mit Hilfe ultraheller
Röntgenblitze konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Bilder des
Moleküls Iodpyridin in der Gasphase mit atomarer Auflösung aufnehmen. Bei dem
Verfahren werden die Moleküle durch den Röntgenlaser zur Explosion gebracht,
und aus den Trümmern wird das Bild rekonstruiert. „Dank der extrem intensiven
und besonders kurzen Röntgenpulse des European XFEL konnten wir ein für diese
Methode und Molekülgröße beispiellos klares Bild erzeugen“, berichtet Rebecca
Boll von European XFEL, Initiatorin des Experiments und eine der beiden
Erstautorinnen der Veröffentlichung, in der das Team seine Ergebnisse im
Fachblatt „Nature Physics“ beschreibt. Solche deutlichen Abbildungen von
größeren Molekülen waren mit der verwendeten Technik bislang nicht möglich.
Die Aufnahmen sind ein wichtiger Schritt hin zu Molekül-Filmen,
mit denen Forschende in Zukunft mit hoher Auflösung Details von biochemischen,
chemischen und physikalischen Reaktionen beobachten möchten. Von solchen Filmen
werden neue Anstöße für Entwicklungen in verschiedenen Forschungsgebieten
erwartet. „Die von uns verwendete Methode ist insbesondere zur Untersuchung
photochemischer Prozesse interessant“, erklärt Till Jahnke, European XFEL und
Goethe-Universität Frankfurt, der ebenfalls zum Kernteam der Untersuchung
zählt.
Solche Vorgänge, bei denen chemische Reaktionen durch Licht
ausgelöst werden, sind sowohl im Labor als auch in der Natur von großer
Bedeutung, beispielsweise bei der Photosynthese oder beim Sehprozess im Auge.
„Die Entwicklung solcher Filme ist zunächst Grundlagenforschung, aber die damit
gewonnenen Erkenntnisse könnten in der Zukunft dazu beitragen, solche Prozesse
besser zu verstehen und neue Ideen für die Medizin, nachhaltige
Energiegewinnung oder Materialforschung zu entwickeln“, hofft Jahnke.
Bei der als Coulomb Explosion Imaging bezeichneten Methode schlägt
ein hochintensiver und ultrakurzer Röntgenlaserpuls aus den Atomen des Moleküls
zahlreiche Elektronen heraus. Zurück bleiben elektrisch positiv geladene Atome,
die sich gegenseitig abstoßen. Durch die starke elektrostatische Abstoßung
explodiert das Molekül innerhalb von wenigen Femtosekunden – das sind
Millionstel einer Milliardstel Sekunde. Die einzelnen Atome fliegen auseinander
und werden von einem Detektor registriert.
Die Technik soll Momentaufnahmen sehr schneller Prozesse
ermöglichen. „Bislang war diese Methode allerdings begrenzt auf kleine
Moleküle, die aus nicht mehr als fünf Atomen bestehen“, erläutert Julia Schäfer
vom Center for Free-Electron Laser Science (CFEL) bei DESY, die andere
Erstautorin der Studie. „Mit unserer Arbeit haben wir diese Grenze beim Coulomb
Explosion Imaging durchbrochen.“ Iodpyridin (C5H4IN) ist ein Molekül aus elf
Atomen.
Aufnahmestudio für die explosiven Molekülbilder ist die
Experimentierstation SQS (Small Quantum Systems) am European XFEL. Hier lenken
elektrische Felder in einem speziell für solche Untersuchungen entwickelten
COLTRIMS-Reaktionsmikroskop die Molekültrümmer auf einen Detektor. Das an der
Goethe-Universität entwickelte Reaktionsmikroskop misst Einschlagort und
Einschlagszeitpunkt der Bruchstücke auf dem Detektor und rekonstruiert daraus
ihren Impuls – das Produkt aus Masse und Geschwindigkeit, sozusagen die
„Wucht“, mit der sie auf den Detektor treffen. „Aus dieser Information lassen
sich Details über das Molekül gewinnen und mit Hilfe von Modellen der Ablauf
von Reaktionen und Vorgängen rekonstruieren“, sagt DESY-Forscher Robin Santra,
der den theoretischen Teil der Arbeit geleitet hat.
Das Coulombexplosion Imaging eignet sich insbesondere auch dazu,
sehr leichte Atome wie Wasserstoff in chemischen Reaktionen genau zu verfolgen.
Die Technik ermöglicht detaillierte Untersuchungen einzelner Moleküle speziell
in der Gasphase und ist damit eine weitere Methode zur Herstellung von
Molekülfilmen, wie sie am European XFEL auch an anderen Experimentierstationen
entwickelt werden, beispielsweise an Flüssigkeiten.
„Wir wollen fundamentale photochemische Prozesse im Detail
verstehen. In der Gasphase gibt es keine Störungen durch andere Moleküle oder
die Umgebung. Wir können daher mit unserer Technik einzelne, isolierte Moleküle
untersuchen“, sagt Jahnke. Und Boll ergänzt: „Wir arbeiten bereits daran, im
nächsten Schritt Reaktionsabläufe zu untersuchen und die Einzelbilder zu einem
echten Molekülfilm zusammenzufügen. Die ersten Versuche dazu haben wir bereits
unternommen.“
An der Arbeit waren Forscherinnen und Forscher der Universität
Hamburg, der Goethe-Universität Frankfurt, der Universität Kassel, der
Jiao-Tong-Universität in Shanghai, der Kansas State University, der
Max-Planck-Institute für medizinische Forschung und für Kernphysik, des
Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft, des US-Beschleunigerzentrums
SLAC, des Hamburger Exzellenzclusters CUI: Advanced Imaging of Matter, des
Center for Free-Electron Laser Science bei DESY, von DESY und von European XFEL
beteiligt.
Publikation: Rebecca
Boll, Julia M. Schäfer. et. al.: X-ray multiphoton-induced Coulomb
explosion images complex single molecules. Nature Physics, 2022, https://www.nature.com/articles/s41567-022-01507-0
Bilder zum
Download: https://media.xfel.eu/XFELmediabank/?language=de#l=de&cid=26753&cname=Coulomb-Explosion%20(20.01.2022)&f=&s=&p=&r=
Bildtexte:
Modell des Moleküls Iodpyridin (molecule_A.jpg):
Der Ring wird von Kohlenstoffatomen (grau) und einem Stickstoffatom (blau)
gebildet. Das Jodatom (violett) sitzt außen am Ring. Bild: European XFEL /
Rebecca Boll, Till Jahnke
Coulomb-Explosion-Imaging-Aufnahme von Wasserstoffatomen (protons_B.jpg):
In der Coulomb-Explosion-Imaging-Aufnahme haben sich die Wissenschaftler auf
die Wasserstoffatome (violett) konzentriert. Obwohl auch hier der Impuls
dargestellt ist, ist die Form des Rings besser zu erkennen, weil die
Wasserstoffatome als erstes den Molekülverband verlassen und dies als eine
Reaktion auf das Aufladen der Ringatome (C und N) geschieht. Das schwerere
Stickstoffatom wird später im Prozess emittiert, wenn das Molekül schon stärker
aufgeladen ist. Durch die größere Abstoßung hat es daher einen größeren Impuls
als die Wasserstoffatome. Bild: European XFEL / Rebecca Boll, Till Jahnke
Coulomb Explosion Imaging Aufnahme von Kohlenstoff- und
Stickstoffatomen (Carbons_C.jpg):
Die Coulomb Explosion Imaging Aufnahme des Moleküls zeigt detailgenau die
Kohlenstoffatome (rot) und das Stickstoffatom (grün). Der Ring erscheint
verzerrt, weil der Detektor kein direktes Abbild, sondern den Impuls der
Bruchstücke der Explosion registriert, also das Produkt aus Masse und
Geschwindigkeit. Das Jodatom ist nicht dargestellt, da es die waagerechte Achse
des Koordinatensystems festlegt. Bild: European XFEL / Rebecca Boll, Till Jahnke
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Till Jahnke
European XFEL und
Institut für Kernphysik, Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: + 49 (0)69-798 47023 (Sekretariat)
till.jahnke@xfel.eu
Dr. Rebecca Boll
European XFEL
Tel: +49 (0)40 8998 6244
Tel.
+49 (0)40 8994 1905
rebecca.boll@xfel.de
Schreibzentrum der Goethe-Universität lädt zur zweiten digitalen Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten
FRANKFURT. „Sei stärker als deine stärkste Ausrede!“ – unter diesem
Motto lädt das Schreibzentrum der Goethe-Universität
am Donnerstag, 3. März, von 18:30 bis 24
Uhr,
auf der Online-Plattform Zoom
zum zwölften Mal zur „Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“
(LNDAH). Nachdem die virtuelle LNDAH im vorigen Jahr ein voller Erfolg war und
die Pandemie noch immer anhält, wird die Veranstaltung auch dieses Jahr im
digitalen Raum stattfinden.
Das ursprünglich vom Schreibzentrum der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder ins Leben gerufene Event hat weltweit einen festen Platz im akademischen Kalender: den ersten Donnerstag im März. Normalerweise können die Frankfurter Studierenden ihre wissenschaftlichen Texte im Kreis von Kommilitoninnen und Kommilitonen im Bibliothekszentrum Geisteswissenschaften (BZG) verfassen. Aufgrund der fortdauernden Pandemie wird die LNDAH jedoch auch in diesem Jahr wieder digital stattfinden. Aber auch im digitalen Raum können ein gutes Gemeinschaftsgefühl und eine produktive Arbeitsatmosphäre entstehen, wie das Feedback einer Teilnehmerin aus dem vorigen Jahr zeigt: „Mir hat besonders gut gefallen, dass es online fast besser als analog funktioniert und trotz Pandemie ein Gefühl von Zusammensein aufkommt.“ Die LNDAH, die neben ihren schreibdidaktischen Angeboten vor allem Möglichkeiten zum Austausch bietet, wirkt dem Gefühl der Isolation entgegen und motiviert die Schreibenden zum Anfangen, Weiterschreiben oder Abschließen ihrer Arbeiten. „Gerade in Zeiten der digitalen Lehre ist es besonders wichtig, Raum für einen gemeinsamen Austausch zu schaffen“, so Flora Schilling, Tutorin am Schreibzentrum. Mit den Worten einer Teilnehmerin von 2021: „Schreiben mit anderen macht zuversichtlicher.“
Angeboten werden Workshops rund um das Lesen und Schreiben wissenschaftlicher Texte, von der Themenfindung bis hin zur Überarbeitung und zur professionellen Nutzung von Textverarbeitungsprogrammen. Die LNDAH kooperiert in diesem Jahr mit dem Schreibzentrum am Riedberg, dem BZG, der Psychosozialberatung des Studentenwerks, dem Zentrum für Schlüsselkompetenzen und dem Methodenzentrum Sozialwissenschaften. Für fachnahe individuelle Beratung und Textfeedback stehen Studierenden der Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften durchgängig schreibdidaktisch ausgebildete Peer-Tutorinnen und -Tutoren des Schreibzentrums zur Seite. Teilnehmende, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, werden vom Internationalen Studien- und Sprachenzentrum (ISZ) unterstützt. Das Zentrum für Hochschulsport stärkt mittels Schreibtisch-Yoga-Einheiten die Durchhaltekraft vor dem Bildschirm, und auch für informellen Austausch wird mit kleinen Spielemöglichkeiten virtueller Raum geschaffen. Das Programm bietet Hilfe und Anregung für Studierende in allen Phasen des Studiums bis hin zur Doktorarbeit.
Das 2009 gegründete Schreibzentrum ist Teil des Zentrums Geisteswissenschaften an der Goethe-Universität. Seit 2016 besteht mit dem Schreibzentrum am Riedberg eine Dependance speziell für das Schreiben in den Naturwissenschaften. Mit Workshops, Beratung und Selbstlern-Materialien werden Studierende aller Fächer und Fachsemester, aber auch Doktoranden und Doktorandinnen und Lehrende beim Aufbau bzw. der Vermittlung von Schreib- und Lesekompetenz unterstützt. Mit jährlich rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist die LNDAH eines der Highlights im Jahresprogramm.
Die Medien sind herzlich eingeladen, nach Voranmeldung über die „Lange
Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“ zu berichten.
Information:
Dr. Nora Hoffmann
Leitung Schreibzentrum
Goethe-Universität Frankfurt
n.hoffmann@em.uni-frankfurt.de
https://tinygu.de/langenacht
Forscher:innen der Goethe-Universität untersuchen die Hörwahrnehmung von Fledermäusen
Ob Fledermäuse per Echoortung auf Futtersuche gehen oder mit ihren Artgenossen kommunizieren: Geräusche sind allgegenwärtig. Wie die südamerikanischen Brillenblattnasen wichtige Signale aus der Klangfülle herausfiltert, untersuchen Forschende am Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt. Die jüngste Erkenntnis: Bereits das Stammhirn, das bislang allein für Basisaufgaben zuständig galt, verarbeitet Wahrscheinlichkeiten von Hörsignalen.
FRANKFURT.
Fledermäuse sind berühmt für ihre Echo-Navigation: Sie orientieren sich über
ihr äußerst empfindliches Gehör, indem sie Ultraschall-Laute ausstoßen und
anhand der Schall-Reflexionen ein Bild ihrer Umwelt erhalten. So findet
beispielsweise die Brillenblattnasen-Fledermaus (Carollia perspicillata)
die von ihr als Nahrung bevorzugten Früchte über dieses Echo-Ortungssystem.
Gleichzeitig nutzen die Fledermäuse ihre Stimme auch zur Kommunikation mit den
Artgenossen, wobei sie einen etwas tieferen Frequenzbereich wählen. Die Brillenblattnase
verfügt dabei über eine stimmliche Bandbreite, die sich sonst nur noch bei
Singvögeln und Menschen findet. Wie der Mensch erzeugt sie ihre Laute durch den
Kehlkopf.
Um herauszufinden, wie die Brillenblattnase besonders wichtige
Signale aus der Klangfülle herausfiltern, zum Beispiel Warnrufe von
Artgenossen, Isolationsrufe von Fledermausbabys oder auch die Reflexionen von
Pfefferschoten im Gewirr von Blättern und Ästen, haben Forscherinnen und
Forscher der Goethe-Universität Frankfurt die Hirnströme der Fledermäuse
aufgezeichnet.
Dazu schoben die Forschenden um Prof. Manfred Kössl vom Institut
für Zellbiologie und Neurowissenschaften den Fledermäusen Elektroden -
haarfein wie Akupunkturnadeln - unter die Kopfhaut, während die Fledermäuse im
Narkoseschlaf schlummerten. Denn diese Messmethode ist so empfindlich, dass
schon kleinste Kopfbewegungen der Fledermaus die Messergebnisse stören würden.
Trotz des Narkoseschlafs reagiert das Fledermausgehirn auf Geräusche.
Dann wurden den Fledermäusen Abfolgen zweier Töne
unterschiedlicher Tonhöhen vorgespielt, wie sie entweder Echoortungsrufen oder
Kommunikationsrufen entsprechen. Zunächst wurde eine Sequenz abgespielt, in der
Ton 1 sehr viel häufiger als Ton 2 vorkommt, zum Beispiel „1-1-1-1-2-1-1-1-2-1-1-1-1-1-1...“.
In der nächsten Sequenz war es umgekehrt, und Ton 1 kam selten und Ton 2 häufig
vor. Dadurch wollten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler feststellen,
ob die neuronale Verarbeitung eines gegebenen Tons von seiner
Auftrittswahrscheinlichkeit abhängt und nicht etwa von seiner Tonhöhe.
Doktorand Johannes Wetekam, Erstautor der Studie, erklärt: „In der
Tat zeigen unsere Untersuchungsergebnisse, dass ein seltener und damit
unerwarteter Ton zu einer stärkeren neuronalen Antwort führt als ein häufiger
Ton.“ Dabei reguliert das Fledermausgehirn die Stärke der neuronalen Antwort
auf häufige Echoortungslaute herunter und verstärkt die Antwort auf seltene
Kommunikationslaute. Wetekam: „Dies zeigt, dass die Fledermäuse unerwartete
Geräusche in Abhängigkeit von der Frequenz unterschiedlich verarbeiten, um
adäquate Sinneseindrücke zu erhalten.“
Interessant dabei ist, sagt Wetekam, dass die Verarbeitung der
Signale offenbar bereits im Stammhirn erfolgt, von dem man bisher annahm, dass
es Hörsignale lediglich annimmt und in höhere Hirnregionen weiterleitet, wo die
Signale miteinander verrechnet werden. Der Grund: „Wahrscheinlich erspart es
dem Gehirn als Ganzem Energie, und es ermöglicht eine sehr schnelle Reaktion“,
sagt Wetekam.
Prof. Manfred Kössl meint: „Wir kennen alle den Party-Effekt: Wir
können die Unterhaltungen der Menschen in unserer Umgebung ausblenden, um uns
ganz auf unseren Gesprächspartner zu konzentrieren. Hier liegen ähnliche
Mechanismen wie bei der Fledermaus zugrunde. Wenn wir besser verstehen, wie
Fledermäuse hören, könnte uns das in Zukunft helfen nachzuvollziehen, was bei
Krankheiten wie zum Beispiel der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung
– kurz: ADHS – geschieht, bei der Umweltreize nicht mehr angemessen verarbeitet
werden können.“
Publikation: Johannes
Wetekam, Julio Hechavarría, Luciana López-Jury, Manfred Kössl: Correlates of
deviance detection in auditory brainstem responses of bats. Eur. J. Neurosci 2021,
Nov 11 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ejn.15527
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/112837573
Bildtext: Die Brillenblattnase Carollia perspicillata fliegt nachts auf
Futtersuche. Foto: Julio Hechavarria
Weitere Informationen
Johannes
Wetekam
AK Neurobiologie und Biosensorik
Tel. +49 (0)69 798 42066
wetekam@bio.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Manfred Kössl
Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaft
Leitung AK Neurobiologie und Biosensorik
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798 42052
Koessl@bio.uni-frankfurt.de
https://www.bio.uni-frankfurt.de/36526663/Abt__K%C3%B6ssl___Biowissenschaften
Grüne Chemie braucht mehr grüne Toxikologie
Bereits während der Entwicklung neuer Bio-Produkte lässt sich abschätzen, ob Risiken für die spätere Freisetzung giftiger Substanzen bestehen. Das zeigt eine Proof-of-Concept-Studie unter Federführung der Goethe-Universität Frankfurt und der RWTH Aachen. In der Studie wurde die Toxizität nachhaltiger Biotenside etwa für Bio-Schampoos und einer neuen Technologie zum sparsamen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit einem kombinierten Verfahren aus Computerberechnungen und Experimenten untersucht. Die Studie ist ein erster Schritt in Richtung einer ökotoxikologisch abgesicherten Bioökonomie, die nachhaltige Ressourcen und Prozesse nutzt, um Umweltbelastungen deutlich zu reduzieren.
FRANKFURT. Die
natürlichen Ressourcen des Planeten gehen zur Neige, gleichzeitig beruhen auf
ihnen Wohlstand und Entwicklung. Ein Dilemma, aus dem die EU mit ihrer
überarbeiteten Bioökonomie-Strategie herausfinden will. Statt auf fossile soll
sich die Wirtschaft künftig auf nachwachsende Rohstoffe stützen. Dazu gehören
Pflanzen, Holz, Mikroorganismen und Algen. Irgendwann bewegt sich alles in
Kreisläufen, jedoch braucht es für die Verwirklichung der zirkularen
Bioökonomie einen Wandel in der Herstellung von Chemikalien. Auch sie müssen
aus Biorohstoffen statt aus Erdöl gewonnen werden. Aus diesen Anforderungen
formulierten die US-Chemiker Paul Anastas und John C. Warner 1998 zwölf
Prinzipien der Grünen Chemie. Einer ihrer Grundsätze wurde bisher jedoch stark
vernachlässigt: die Reduzierung der Umwelt-Toxizität von neu entwickelten Stoffen.
Genau hier setzte das interdisziplinäre Projekt “GreenToxiConomy"
an, das Teil des Wissenschaftsverbundes Bioeconomy Science Center (BioSC) ist.
Ziel war es, biobasierte Stoffe und neuartige Technologien schon früh in der
Produktentwicklung auf umwelttoxische Effekte hin abzuklopfen und die
Erkenntnisse daraus ins Produktdesign einfließen zu lassen. Für die
Untersuchungen stellten Projektpartner aus Aachen, Jülich und Düsseldorf zwei
ihrer biobasierten Produktkandidaten zur Verfügung: Biotenside und Pflanzenschutz-Mikrogelbehälter.
Die waschaktiven Biotenside für den Einsatz in Shampoos oder
Reinigungsmitteln basieren bei BioSC statt auf Rohöl auf den Syntheseleistungen
des Bakteriums Pseudomonas putida beziehungsweise des Pilzes Ustilago maydis.
Die Mikrogel-Technologie ermöglicht die kontrollierte Abgabe von
Pflanzenschutzmitteln, weil die Behälter dafür sorgen, dass die Wirkstoffe auch
bei Regen an den Pflanzen haften bleiben.
Dr. Sarah Johann, Erstautorin der Studie und
Arbeitsgruppenleiterin in der Abteilung Evolutionsökologie und
Umwelttoxikologie am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der
Goethe-Universität Frankfurt, erklärt: “Für die Untersuchung der neuartigen
Substanzen und Technologien haben wir einen breiten Konzentrationsbereich
ausgewählt, um mögliche potenzielle Gefährdungen für Mensch und Umwelt gut
abschätzen zu können. Wir wollten untersuchen, ob die biobasierten Tenside noch
umweltfreundlicher als herkömmliche chemische Tenside sind. Und wir wollten
ausschließen, dass von den Mikrogelbehältern als solche irgendeine Toxizität
ausgeht."
Um die ökotoxikologische Evaluierung möglichst präzise werden zu
lassen, kombinierte das Projekteam zwei Dinge für die Toxizitätsbestimmung
miteinander: computergestützte Voraussagen (in silico) und Experimente im Labor
(in vitro und in vivo). Die Computermodelle arbeiten mit Toxizitätsdaten von
bekannten Chemikalien, deren Struktur sie mit der Struktur der neuen
biobasierten Stoffe verglichen, um so die Toxizität vorauszusagen. Die Experimente
wurden an wasser- und landlebenden Organismen durchgeführt, die bestimmte
Organismengruppe repräsentieren, darunter Regenwürmer, Springschwänze,
Wasserflöhe und Zebrafischembryonen im ganz frühen Stadium.
Das Ergebnis: Sowohl Biotenside wie auch Mikrogele sind
vielversprechende Kandidaten für den Einsatz im Sinne einer künftigen
Bioökonomie, deren Produkte sowohl nachhaltig hergestellt werden als auch beim
und nach dem Gebrauch keine Umweltschäden oder Schäden für den Menschen
hervorrufen. “Wir können unsere Aussagen allerdings nur in gewissen Grenzen
treffen, denn die Übertragung von Laborergebnissen auf die Realität im Freiland
oder in anderweitigen Anwendungen ist kompliziert", so Johann. Für eine
gesamtheitliche Bewertung des Risikopotentials braucht es mehr Forschung,
weswegen Folgeprojekte geplant sind.
Prof. Henner Hollert, Leiter der Abteilung Evolutionsökologie und
Umwelttoxikologie der Goethe-Universität Frankfurt, unterstreicht die Bedeutung
der engen interdisziplinären Zusammenarbeit bei “GreenToxiConomy", Im Projekt
designten Biotechnologen und Ingenieure zusammen ein neues Produkt, das während
der Entwicklungsschritte von Ökotoxikologen der Goethe-Universität gemeinsam
mit einem Team an der RWTH Aachen um Prof. Dr. Martina Roß-Nickoll bewertet
wurde. „Dieser fortlaufende Prozess ist die große Stärke des Projekts." Zwar
markiere es nur einen ersten Schritt in Richtung einer ökotoxikologisch
abgesicherten Bioökonomie. Aber für Hollert steht jetzt schon fest, dass
Ökotoxikologie beziehungsweise Green Toxicology bei den Plänen der EU eine
zentrale Rolle spielen wird. “Geht es um künftige biobasierte
Produktentwicklung und Produktdesign, müssen wir die Folgen für Mensch und
Umwelt frühzeitig klären. Da kann unser Ansatz wertvolle Dienste leisten."
Publikation: Sarah Johann, Fabian G. Weichert, Lukas Schröer, Lucas Stratemann,
Christoph Kämpfer, Thomas-Benjamin Seiler, Sebastian Heger, Alexander Töpel,
Tim Sassmann, Andrij Pich, Felix Jakob, Ulrich Schwaneberg, Peter Stoffels,
Magnus Philipp, Marius Terfrüchte, Anita Loeschcke, Kerstin Schipper, Michael
Feldbrügge, Nina Ihling, Jochen Büchs, Isabel Bator, Till Tiso, Lars M. Blank,
Martina Roß-Nickoll, Henner Hollert. A plea for the
integration of Green Toxicology in sustainable bioeconomy strategies –
Biosurfactants and microgel-based pesticide release systems as examples. In: J. Hazard. Mat. 426
(2022) 127800. https://doi.org/10.1016/j.jhazmat.2021.127800
Weitere Informationen
Prof. Dr.
Henner Hollert
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: +49 (0)69 798-42171
hollert@bio.uni-frankfurt.de
https://www.bio.uni-frankfurt.de/43970666/Abt__Hollert
Bundesweite Langzeitanalyse untersuchte 250 Millionen Krankenhausaufnahmen
Von
allen chronischen Krankheiten, die in Deutschland die Einweisung in ein
Krankenhaus erfordern, hat die Leberzirrhose die höchste Mortalitätsrate. Wird
sie als Komorbidität anderer chronischer Krankheiten diagnostiziert, führt sie
mindestens zu einer Verdoppelung der Sterblichkeitsrate. Insgesamt hat sich die
Zahl der Hospitalisierungen mit Leberzirrhose trotz der Einführung
hochwirksamer Medikamente gegen Hepatitis C bundesweit erhöht.
Alkoholmissbrauch bleibt dafür bei weitem die Hauptursache. Das ergab eine
Studie unter der Leitung von Prof. Jonel Trebicka vom Universitätsklinikum
Frankfurt, die einen Beobachtungszeitraum von 14 Jahren umfasste.
FRANKFURT. Die Zirrhose, bei der funktionsfähiges Lebergewebe untergeht und vernarbt, ist das gemeinsame Endstadium der meisten chronischen Lebererkrankungen und die vierthäufigste Todesursache in Mitteleuropa. Über ihr epidemiologisches Profil in Deutschland lagen jedoch bislang kaum aktuelle Erkenntnisse vor. Deshalb entschlüsselte ein Forschungsteam um Prof. Jonel Trebicka anhand der Datensätze des Statistischen Bundesamtes die rund 250 Millionen Krankenhausaufnahmen, die von 2005 bis 2018 in Deutschland aus irgendeinem Grund erfolgt waren, gemäß der 10. Version der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10). 0,94 Prozent dieser Hospitalisierungen waren der Diagnose Leberzirrhose zuzuordnen, in der Mehrzahl der Fälle als Begleit- und nicht als Haupterkrankung. In absoluten Zahlen nahmen die Einweisungen mit Leberzirrhose im Beobachtungszeitraum von 151.108 auf 181.688 zu.
Der primäre Endpunkt der Studie war die Sterblichkeit an
Leberzirrhose im Krankenhaus. Zwar ist diese Mortalitätsrate im
Beobachtungszeitraum erfreulicherweise von 11,57% auf 9,49% gesunken, liegt
damit aber immer noch deutlich über den entsprechenden Raten anderer chronischer
Krankheiten wie Herzinsuffizienz (8,4%), Nierenversagen (6,4%) und
chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (5,2%). Trat eine Leberzirrhose
begleitend zu einer anderen chronischen Krankheit auf, dann erhöhte sie deren
Mortalitätsrate um das Zwei- bis Dreifache, am stärksten bei infektiösen
Atemwegserkrankungen.
Dank der Einführung direkt wirksamer antiviraler Medikamente gegen
Hepatitis C-Erkrankungen hat sich der Anteil der HCV-bedingten Zirrhosen im
Beobachtungszeitraum auf knapp ein Drittel reduziert. Umgekehrt hat sich die
Häufigkeit von Zirrhosen, die durch eine nicht-alkoholische Fettleber bedingt
sind, in dieser Zeit vervierfacht, parallel zu einem Anstieg von Patienten mit
krankhaftem Übergewicht (Adipositas). Unbeeinflusst von diesen ätiologischen
Verschiebungen dominieren jedoch weiterhin die durch Alkoholmissbrauch
entstandenen Zirrhosen. Sie machen 52 Prozent aller in der Studie erfassten
Zirrhosen aus, in absoluten Zahlen mit steigender Tendenz.
Vermutlich aufgrund der in deutschen Kliniken weithin befolgten
Behandlungsrichtlinien, zum Beispiel durch endoskopische Prozeduren oder die
Gabe nicht-selektiver Beta-Blocker, treten Blutungen im Magendarmtrakt als
Komplikation einer Leberzirrhose im Krankenhaus immer seltener auf. Blutungen
aus Krampfadern in der Speiseröhre waren 2018 sogar auf ein Zehntel ihres
Ausgangswertes von 2005 zurückgegangen. Auf der anderen Seite haben Verschlechterungen des Krankheitsbildes
aufgrund von Bauchwassersucht (Ascites) oder von Gehirnstörungen durch
unzureichende Entgiftungsarbeit der Leber zugenommen. Die Zahl der
Pfortaderthrombosen wiederum verdoppelte sich parallel zu einer intensiveren
bildgebenden Diagnostik.
Verglichen mit anderen chronischen Krankheiten, waren die mit
Zirrhose aufgenommenen Patienten deutlich jünger: Die Hälfte von ihnen hatte
das 64. Lebensjahr noch nicht überschritten. In den ostdeutschen Bundesländern
waren höhere Hospitalisierungs- und Krankenhausmortalitätsraten zu verzeichnen
als in den westdeutschen. Bundesweit waren rund zwei Drittel der mit einer
Leberzirrhose hospitalisierten Patienten Männer. Sie starben häufig bereits in
ihrem sechsten Lebensjahrzehnt oder früher, woraus sich die große Zahl
verlorener gesunder Lebensjahre und die hohe sozioökonomische Belastung
erklärt, die mit einer Leberzirrhose einhergeht. Denn Männer dieses Alters
machen noch immer den Großteil aller Berufstätigen aus.
„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die Entscheider und Kostenträger
des Gesundheitswesens viel stärker in die Prävention alkoholbedingter
Leberzirrhosen investieren sollten“, bilanziert Prof. Jonel Trebicka. „Sie
verdeutlichen auch, wie wichtig es ist, die Leberzirrhose als Begleiterkrankung
anderer chronischer Krankheiten wahrzunehmen und zu behandeln.“
Publikation:
Wenyi Gu, Hannah Hortlik, Hans-Peter
Erasmus, Louisa Schaaf, Yasmin Zeleke, Frank E. Uschner, Philip Ferstl, Martin
Schulz, Kai-Henrik Peiffer, Alexander Queck, Tilman Sauerbruch, Maximilian Joseph
Brol, Gernot Rohde, Cristina Sanchez, Richard Moreau, Vicente Arroyo, Stefan
Zeuzem, Christoph Welsch, Jonel Trebicka: Trends
and the course of liver cirrhosis and its complications in Germany: Nationwide
populationbased study (2005 to 2018) The Lancet Regional
Health - Europen 2022;12: 100240 https://doi.org/10.1016/j.lanepe.2021.100240
Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in Wirtschafts- und Bildungswissenschaft: Im neuen UniReport werden zwei zukunftsträchtige Projekte vorgestellt.
FRANKFURT. Aus
hundertseitigen, oftmals verstaubten Büchern zieht er mittels
computerlinguistischer Methoden hochspannende Datensätze: Prof. Dr. Alexander
Hillert koordiniert als Professor für Finance und Data Science das
SAFE-Forschungsdatenzentrum. Jungen Forscherinnen und Forschern eine fundierte
Methoden- und Datenkompetenz zu vermitteln, ist ihm ein großes Anliegen, wie er
im neuen UniReport betont.
Auch in IMPACT, einem Projekt der Bildungswissenschaft, spielt die Erhebung und
Analyse von Daten eine entscheidende Rolle: Prof. Hendrik Drachsler, Professor
für Informatik mit dem Schwerpunkt Educational Technologies am DIPF |
Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und an der
Goethe-Universität, arbeitet im Verbundprojekt mit seinen Kolleg*innen daran,
mittels Daten aus Lernprozessen Studierende bei der Erreichung ihrer
Studienziele zu unterstützen und zur Verbesserung der Hochschullehre
beizutragen.
Weitere Themen im aktuellen UniReport:
Der UniReport 1/2022 steht zum
kostenlosen Download bereit unter: https://www.uni-frankfurt.de/112735018
Internationales Forschungsteam untersucht photoelektrischen Effekt mithilfe eines COLTRIMS-Reaktionsmikroskops
Wenn Licht auf Material fällt, können daraus Elektronen freigesetzt werden – der photoelektrische Effekt. Auch wenn dieser Effekt bereits bei der Entwicklung der Quantentheorie eine wichtige Rolle spielte, birgt er immer noch einige Geheimnisse: Bislang war nicht klar, wie schnell diese Freisetzung in Molekülen vonstattengeht. Jonas Rist, Doktorand in einem internationalen Forschungsteam am Institut für Kernphysik der Goethe-Universität Frankfurt, konnte dieses Rätsel mithilfe eines sogenannten COLTRIMS-Reaktionsmikroskops – einer Frankfurter Entwicklung – nun lösen: Sie geschieht rasend schnell innerhalb weniger Attosekunden, also milliardstel milliardstel Sekunden.
FRANKFURT. Vor genau hundert Jahren erhielt Albert
Einstein den Nobelpreis für Physik für seine Arbeiten zum photoelektrischen
Effekt. Seine revolutionäre Relativitätstheorie hatte die Jury noch nicht
richtig verstanden – doch auch beim photoelektrischen Effekt hatte Einstein
Bahnbrechendes geleistet. Mit seiner Analyse konnte er nachweisen, dass
Lichtstrahlung aus einzelnen Energiepaketen – sogenannten Photonen – besteht.
Dies war eine entscheidende Bestätigung für Max Plancks Hypothese, dass Licht
aus Quanten besteht, und ebnete der modernen Quantentheorie den Weg.
Obwohl der photoelektrische Effekt in Molekülen mittlerweile gut
untersucht ist, war es bislang aber nicht möglich, seine zeitliche Entwicklung
experimentell zu bestimmen. Wie lange dauert es, nachdem ein Lichtquant ein
Molekül getroffen hat, bis schließlich ein Elektron unter einer bestimmten
Richtung herausfliegt? „Der Zeitabstand zwischen Photonenabsorption und
Elektronenemission ist sehr schwer zu messen, weil er nur wenige Attosekunden
kurz ist“, erklärt Prof. Till Jahnke, der Betreuer von Jonas Rist. Das
entspricht nur wenigen Lichtschwingungen. „Es ist bislang unmöglich gewesen,
diese Dauer direkt zu messen, weshalb wir sie nun indirekt bestimmt haben.“
Dazu haben die Wissenschaftler ein COLTRIMS-Reaktionsmikroskop genutzt – eine
Messapparatur, mit der einzelne Atome und Moleküle in ungeheurem Detailgrad
untersucht werden können.
Die Forscher schossen hochintensives Röntgenlicht – erzeugt an der
Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II des Helmholtz-Zentrums Berlin – auf eine
Probe aus Kohlenmonoxid im Zentrum des Reaktionsmikroskops. Das
Kohlenmonoxid-Molekül besteht aus einem Sauerstoff- und einem Kohlenstoffatom.
Der Röntgenstrahl besaß nun genau die passende Energie, um eines der Elektronen
aus der innersten Elektronenschale des Kohlenstoffatoms herauszuschlagen.
Dadurch bricht das Molekül auf. Das Sauerstoff- und Kohlenstoffion sowie das
freigesetzte Elektron wurden dann vermessen.
„Nun kommt uns die Quantenphysik zu Hilfe“, erläutert Rist. „Die
Emission der Elektronen geschieht nämlich nicht symmetrisch in alle
Richtungen.“ Da Kohlenmonoxid-Moleküle eine ausgezeichnete Achse besitzen,
werden die herausgeschossenen Elektronen, solange sie sich noch in der
unmittelbaren Nähe des Moleküls befinden, von dessen elektromagnetischen
Feldern angezogen. Das verzögert die Freisetzung ein klein wenig – und zwar
unterschiedlich stark, je nachdem in welcher Richtung das Elektron
herausgeschleudert wird.
Da Elektronen nach den Gesetzen der Quantenphysik nicht nur
Teilchen-, sondern auch Wellencharakter besitzen, sorgt diese Verzögerung
dafür, dass die Wellentäler und Wellenberge der Elektronen ein
Interferenzmuster auf dem Detektor zeichnen. „Anhand dieser Interferenzeffekte,
die wir mit dem Reaktionsmikroskop messen konnten, ließ sich die
Verzögerungsdauer indirekt mit hoher Genauigkeit bestimmen, auch wenn die
Zeitdauer unglaublich kurz ist“, so Rist. „Dazu mussten wir allerdings alle
quantenphysikalischen Tricks ausnutzen.“
Die Messungen zeigten einerseits, dass es in der Tat nur einige
Dutzend Attosekunden dauert, das Elektron zu emittieren. Andererseits
offenbarten sie, dass diese Zeitdauer sehr stark davon abhängt, unter welcher
Richtung das Elektron das Molekül verlässt, und dass die Zeitdauer außerdem
auch stark von der Geschwindigkeit des Elektrons abhängt.
Diese Messungen sind nicht nur für die physikalische
Grundlagenforschung interessant. Die Modelle, mit denen man diese Art von
Elektronendynamik beschreibt, sind auch für viele chemische Prozesse relevant,
bei denen Elektronen nicht nach außen freigesetzt werden, sondern etwa zu
benachbarten Molekülen übertragen werden und dort weitere Reaktionen auslösen.
„In Zukunft könnten solche Experimente deshalb auch helfen, chemische
Reaktionsdynamiken besser zu verstehen“, sagt Jahnke.
Publikation: Jonas Rist, Kim Klyssek,
Nikolay M. Novikovskiy, Max Kircher, Isabel Vela-Pérez, Daniel Trabert, Sven
Grundmann, Dimitrios Tsitsonis, Juliane Siebert, Angelina Geyer, Niklas Melzer,
Christian Schwarz, Nils Anders, Leon Kaiser, Kilian Fehre, Alexander Hartung,
Sebastian Eckart, Lothar Ph. H. Schmidt,1 Markus S. Schöffler, Vernon T. Davis,
Joshua B. Williams, Florian Trinter, Reinhard Dörner,1 Philipp V. Demekhin,
Till Jahnke: Measuring the photoelectron
emission delay in the molecular frame. Nat Commun 12, 6657 (2021). https://doi.org/10.1038/s41467-021-26994-2
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/112731392
Bildtext
COLTRIMS_atBESSYii_PhotoMiriamKeller.jpg:
Viel
Technik: Das COLTRIMS-Reaktionsmikroskop am Elektronenspeicherring BESSY II,
Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie. Foto: Miriam Weller, Goethe-Universität Frankfurt
Rist_Jonas_PhotoAlexanderHartung.jpg:
Doktorand
Jonas Rist von der Goethe-Universität Frankfurt. Foto: Alexander Hartung,
Goethe-Universität Frankfurt
Präsident Enrico Schleiff würdigt bahnbrechende Erkenntnis für Quantenphysik – Dienstag Festveranstaltung mit Livestream in Frankfurter Paulskirche
FRANKFURT. In der Nacht vom 7. auf den 8. Februar 1922 waren die Physiker Prof. Otto Stern und Prof. Walter Gerlach an der Goethe-Universität mit einem Experiment erfolgreich, das ausschlaggebend für die Verleihung des Nobelpreises 1943 an Otto Stern sein sollte.
Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität
Frankfurt und selbst Physiker, erinnert an den Forschungsgeist, der die
Arbeiten am Institut für Physik der erst acht Jahre zuvor gegründeten
Goethe-Universität prägte: „Wirtschaftlich war die Lage sehr schwierig, doch
die Neugierde von Otto Stern und Walter Gerlach konnte das nicht bremsen; sie wollten
unbedingt die theoretisch vorhergesagte Raumquantelung experimentell
überprüfen. Das Geld für die Apparaturen bekamen sie von Freunden sowie
Stifterinnen und Stiftern, ein Engagement der Frankfurter Bürgerschaft zur
Stärkung der Forschung der Goethe Universität, ohne die auch heute die
Forschung auf Spitzenniveau kaum möglich wäre.
Getragen wurden sie vom 'Spirit' am Institut für Physik, von dem
Walter Gerlach später einmal sagte, dass die Zusammenarbeit großartig gewesen
sei und man dauernd über alles gesprochen und voneinander gelernt habe. Dieser
'Spirit' ist auch für unser heutiges Miteinander an der Universität und den mit
uns verbunden Partnern in der Forschung von enormer Bedeutung, um die
Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft mitzugestalten.
Das Experiment von Otto Stern und Walter Gerlach hat uns gezeigt,
wie wichtig die Grundlagenforschung wer und ist, denn sie legt die Basis für
zahlreiche Anwendungen, wie im Fall von Stern und Gerlach das
Kernspinverfahren, die Atomuhr oder den Laser. Gerade die Erinnerung an diese
Experimente sollte auch in die Politik getragen werden, denn auch in der heute
so schnelllebigen Zeit ist langfristig angelegte Grundlagenforschung das
Fundament für die langfristige Innovationsfähigkeit unserer Gesellschaft.
Gleichzeitig mahnt uns ein Rückblick auf diese Zeit zu nie
nachlassender Toleranz und Weltoffenheit, denn wegen des erstarkenden
Antisemitismus in den 1920er-Jahren verließ Otto Stern zunächst unsere
Universität und dann Deutschland.“
Zum Gedenken an das "Stern-Gerlach-Experiment"
vor 100 Jahren veranstalten die Deutsche Physikalische Gesellschaft, der
Physikalische Verein Frankfurt, der Fachbereich Physik der Goethe-Universität
und die Gesellschaft Deutscher Chemiker in der Frankfurter Paulskirche eine
Festlichkeit, die per Livestream übertragen wird:
Dienstag,
8. Februar 2022
18 Uhr
bis 19:30 Uhr
https://hvo.events/dpg
Programm:
"Das Stern-Gerlach-Experiment - Ein Meilenstein der
Physikgeschichte"
Vortrag von Prof. Horst Schmidt-Böcking, Institut für Physik,
Goethe-Universität
"Stern-Gerlach in der Moderne - Präzisionsphysik mit
gespeicherten Ionen"
Vortrag von Prof. Klaus Baum, Direktor am Max-Planck-Institut für
Kernphysik, Heidelberg
Grußwort der Frankfurter Bürgermeisterin Nargess
Eskandari-Grünberg
Dialog-Gespräch zwischen Prof. Dorothée Weber-Bruls,
Präsidentin des Physikalischen Vereins, und Dr. Lutz Schröter, Präsident
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
Neues Licht auf die Rolle des Tumorsuppressors pVHL
Der Transforming Growth Factor beta (TGF-ß) ist ein Signalprotein, dessen Fehlregulation Entwicklungsstörungen und Krebs hervorrufen kann. Forschende um Dr. Xinlai Cheng von der Goethe-Universität Frankfurt haben herausgefunden, wie ein Tumorsuppressor mit der Kurzbezeichnung pVHL die Signalübertragung mittels TGF-ß beeinflusst. Ihre Erkenntnisse liefern mögliche Ansatzpunkte für neue Medikamente.
FRANKFURT/HEIDELBERG. Die Signalübertragung in Zellen ist eine
komplexe Angelegenheit. So reguliert TGF-ß viele Zellfunktionen während der
Entwicklung von Mensch und Tier, aber auch im erwachsenen Organismus. Wie das
im Detail funktioniert, ist nur unvollständig bekannt. Klar ist, dass sich aktiviertes
TGF-ß zunächst an Rezeptoren bindet, die sich an der Zelloberfläche befinden. Die
TGF-ß-Rezeptoren wiederum aktivieren in der Zelle ein Protein namens SMAD3.
Dieses lagert sich dann mit SMAD4 zusammen und wandert gemeinsam mit ihm in den
Zellkern. Dort beeinflussen die SMAD-Proteine, in welchem Ausmaß Gene angeschaltet
und in Proteine und andere Genprodukte übersetzt werden.
Forschende der Goethe-Universität Frankfurt, der Universität Heidelberg,
des Deutschen Krebsforschungszentrums sowie der Universitätskliniken Heidelberg
und Jena haben nun herausgefunden, wie der Von-Hippel-Tumorsuppressor (pVHL) in
diesen Signalweg eingreift. Tumorsuppressoren sind Proteine, deren Defekt oder
Mangel in einem vielzelligen Organismus mit einem hohen Risiko einhergeht, dass
Zellen zu Tumorzellen entarten. Die Wissenschaftler berichten im „Journal of
Cell Biology“ über den erstmaligen Nachweis, dass pVHL das SMAD3-Protein abbaut.
Dies geschieht bereits, bevor sich SMAD3 und SMAD4 verbinden. pVHL hemmt somit
die Signalkette, die von aktiviertem TGF-ß ausgeht. „Diesen Nachweis konnten wir
sowohl in Kulturen menschlicher Zellen als auch an Taufliegen der Gattung
Drosophila erbringen“, sagt Letztautor Dr. Xinlai Cheng. „Das spricht dafür,
dass pVHL schon sehr früh in der Evolution die regulierende Funktion übernommen
hat, die wir nun aufgedeckt haben.“
Xinlai Cheng ist seit 2019 Leiter einer Nachwuchsgruppe am
Buchmann Institut für Molekulare Lebenswissenschaften der Goethe-Universität. Begonnen
hatte er die Untersuchungen am Institut für Pharmazie und Molekulare
Biotechnologie der Universität Heidelberg. Sein Mentor Prof. Stefan Wölfl erläuterte
eine wichtige Erkenntnis, die sich aus dem gefundenen Zusammenhang zwischen
pVHL und dem TGF-ß-Signalweg ergibt: „pVHL ist bekanntermaßen daran beteiligt,
wie Zellen Sauerstoff gleichsam fühlen und auf dessen unterschiedliche
Verfügbarkeit reagieren. Somit beeinflusst die Versorgung von Zellen mit
Sauerstoff auch die TGF-ß Signalübertragung.“
Die Entdeckung der Forschenden bietet neue Chancen für die
Entwicklung von Medikamenten gegen Krebs. „Könnte man beispielsweise mit einem
Wirkstoff die pVHL-Aktivität gezielt regulieren, so würde man darüber auch den
TGF-ß Signalweg beeinflussen, der wiederum eine große Rolle bei der Bildung von
Tumoren und speziell von Metastasen spielt“, sagt Xinlai Cheng. Tumorzellen
können sich gut an ihre Umgebung im Organismus und an unterschiedliche
Sauerstoffverfügbarkeiten anpassen. Dabei hilft ihnen, dass sie in ihrer
zellulären Aktivität sehr flexibel sind. Diese Aktivität wird unter anderem
durch den TGF-ß-Signalweg reguliert.
Publikation: Jun Zhou, Yasamin
Dabiri, Rodrigo A. Gama-Brambila, Ghafoory Shahrouz, Mukaddes Altinbay, Arianeb
Mehrabi, Mohammad Golriz, Biljana Blagojevic, Stefanie Reuter, Kang Han, Anna
Seidel, Ivan Dikic, Stefan Wölfl, Xinlai Cheng: pVHL-mediated SMAD3 degradation suppresses TGFß signalling. Journal of Cell Biology (2022) 221 (1): e202012097 https://doi.org/10.1083/jcb.202012097
Bild
zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/112400017
Bildtext: Gefärbtes Lebergewebe
zeigt das komplementäre Vorkommen von pVHL und SMAD-Proteinen: Wo pVHL (grün)
reichlich zu sehen ist, gibt es SMAD2/3 selten und umgekehrt. Die Zellkerne
sind blau gefärbt. Im Bild unten rechts sind alle drei Farben überlagert.
Fotos: Xinglai Cheng/ Goethe University
Fotografen Ingmar Björn Nolting und Stefano Dili stellen im Foyer des Wiesbadener Rathauses aus
Als die Pandemie ausbricht, haben der italienische Fotograf Stefano Dili und sein deutscher Kollege Ingmar Björn Nolting dieselbe Idee: ihr Land im Lockdown zu dokumentieren. Beide wissen nichts voneinander - bis sie gebeten werden, das Buchprojekt Goethe-Vigoni Discorsi. Ein deutsch-italienisches Tagebuch der COVID-Krise zu begleiten. Nun sind ihre Fotografien im Wiesbadener Rathaus bis zum 10. Februar in einer Ausstellung zu sehen.
FRANKFURT. Um
sein Land in der Pandemie zu dokumentieren, reiste der deutsche Fotograf Ingmar
Björn Nolting rund 9000 Kilometer durch Deutschland; Stefano Dili kehrte aus
einem anderen Kontinent in seine italienische Heimat zurück, als sie bereits im
Lockdown lag. Beide Fotografen treffen auf eine Gesellschaft in größter Verunsicherung.
So verschieden die Perspektiven sind, mit denen sich die Fotografen ihrem
Gegenstand nähern, so sehr gleicht sich ihr Ziel: »diese Zeit zu dokumentieren
und so Erinnerung zu schaffen«. Dili und Nolting nehmen den Alltag
von Covid-19 nach eigenen ästhetischen und ikonografischen
Parametern in den Blick: Dili oft so dicht am Menschen vor der Kamera, dass
auch die Schmerzgrenze des Betrachters nahe rückt, Nolting aus einer
Perspektive, die die Umgebung des Menschen und damit ihren gesellschaftlichen
Zusammenhang miteinbezieht.
Die beiden Fotografen konnten damals nicht wissen, dass sie
eingeladen werden würden, die zweisprachige Buchausgabe der Goethe-Vigoni
Discorsi. Ein deutsch-italienisches Tagebuch der COVID-Krise zu
bereichern. Präsentiert in Bildpaarungen korrespondieren sie miteinander, als
seien sie für den deutsch-italienischen Dialog geschaffen.
Die Fotografien sind nun in einer Ausstellung zu sehen bis zum
10. Februar 2022 in Wiesbaden, im Foyer des Rathauses
(Schloßplatz), während der Öffnungszeiten der Behörde (es gilt die
2G+Regel). Kuratiert wird die Ausstellung von der Goethe-Universität, der
Hessischen Staatskanzlei, dem Generalkonsulat der Republik Italien und Villa
Vigoni. dem Deutsch-Italienischen Zentrum für den Europäischen Dialog. Die
Ausstellung wird gefördert durch den Johanna Quandt Jubiläumsfonds, Bad
Homburg, und die BBBank eG, Karlsruhe.
Zu den Fotografen und dem Buchprojekt:
Die Schwarzweißbilder von STEFANO DILI (1986)
erzählen Geschichten von Menschen. Die Streetfotografie des Künstlers, der für
fotojournalistische Projekte mit verschiedenen NGOs zusammenarbeitet, spürt den
krisenbedingten Veränderungen im urbanen, öffentlichen Raum nach, indem sie
einzelne Menschen, Akteure und Facetten der Gesellschaft ins Bild rückt.
Die Fotografien von INGMAR BJÖRN NOLTING (1995)
sind Teil seines mehrfach prämierten Foto-Essays Maß und Mitte – Eine
Deutschlandreise in Zeiten der Covid-19-Pandemie, für den er während des
ersten Lockdowns rund 9000 Kilometer durch Deutschland reiste. Eine Auswahl
seiner Arbeiten sind in verschiedenen Medien erschienen, u.a. im ZEITmagazin,
im US-Magazin Time, in Geo und in der Süddeutschen
Zeitung.
Goethe-Vigoni Discorsi. Ein deutsch-italienisches Tagebuch der
COVID-Krise versammelt gut 50 Autorinnen und Autoren aus allen
gesellschaftlichen Bereichen mit deren Eindrücken, Fragen und Perspektiven zur
Pandemie – darunter der Dalai Lama, Angelo Bolaffi, Jürgen Kaube, Christian
Sewing, Roberto Saviano, Massimo Cacciari, Sandra Eckert, Durs Grünbein, Renzo
Piano, Nicole Deitelhoff, Rainer Forst und Alexander Kluge. Herausgegeben wurde
das Buch von einem Konsortium aus Goethe-Universität,
Hessischer Staatskanzlei, Generalkonsulat der Republik Italien und Villa
Vigoni. Deutsch-Italienisches Zentrum für den Europäischen Dialog. (Villa
Vigoni Editore/Verlag, 457 S., ISBN 978-3-96966-513-8, 19,80 EUR).
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/112400006
Bildtext Foto 1:
Deutsch-italienischer
Dialog über Alltagsbilder aus der Pandemie: Fotografien von Ingmar Björn
Nolting und seinem Kollegen Stefano Dili in einer Ausstellung im
Wiesbadener Rathaus (Uwe Dettmar/Goethe-Universität)
Bildtext Foto 2:
Deutsch-italienischer
Dialog über Alltagsbilder aus der Pandemie: Fotografien von Ingmar Björn
Nolting und seinem Kollegen Stefano Dili in einer Ausstellung im
Wiesbadener Rathaus (Anna Dmitrienko/Goethe-Universität)
Weitere Informationen
Dr.
Wolfgang Schopf
w.schopf@lingua.uni-frankfurt.de
mobil
0173 470 2612
Berufsperspektiven für Pädagoginnen und Pädagogen – Expertinnen und Experten berichten von ihren Erfahrungen: Freitag, 4. Februar 2022, von 14 – 17 Uhr
FRANKFURT. Wer Erziehungswissenschaften, Sozialpädagogik oder Soziale Arbeit studiert, ein Praktikum oder einen Job parallel zum Studium sucht, eine passende Stelle für seinen/ihren beruflichen Einstieg finden oder sich beruflich verändern und/oder neu orientieren möchte, ist hier genau richtig: Die Online-JOB-MESSE für Pädagog*innen startet am kommenden Freitag um 14 Uhr mit einem Auftakt-Impuls von Dr. Christiane Ehses, stellv. Verbandsdirektorin und pädagogische Leitung des Hessischen Volkshochschulverbandes e.V., und Marta Slusarek, Absolventin der Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität und Pädagogische Mitarbeiterin beim Hessischen Volkshochschulverband e.V. Sie werden einen exklusiven Einblick in den Berufseinstieg nach dem Hochschulstudium gewähren. Beide werden ihre eigenen Perspektiven beleuchten und Erwartungen und Erfahrungen von Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen darstellen.
Anschließend
stehen 12 unterschiedliche Einrichtungen aus der pädagogischen Praxis in
virtuellen Räumen bereit, ihre Arbeit und laufenden Projekte vorzustellen und
Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu beantworten. Ziel der JOB-MESSE
ist es, Studierenden, Absolventinnen und Absolventen sowie pädagogischen
Fachkräften durch die Auswahl an verschiedenen Institutionen zu zeigen, wie
vielfältig die Möglichkeiten in dieser Branche sind und wie bedeutsam die
Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen ganz besonders in gesellschaftlich
herausfordernden Zeiten ist.
Interessierte
können sich noch anmelden unter: www.jobmesse-paedagogik.uni-frankfurt.de
Kontakt:
Ursula
Krämer, Career Center der Goethe-Universität Frankfurt.
Tel.
(069) 71 58 57 -125; E-Mail: uk@uni-frankfurt.campuservice.de
Archäologe Rüdiger Krause startet umfangreiches Projekt zur Ökosystemforschung rund um den Berg Ipf
Vier Jahrtausende Kulturgeschichte am Westrand des Nördlinger Rieses zu rekonstruieren – dieses ehrgeizige Ziel hat sich Prof. Rüdiger Krause, Archäologe an der Goethe-Universität, mit einem neuen Projekt gesetzt. Im Fokus der Forschung, die von einer regionalen Stiftung gefördert wird, steht die Gegend um den Ipf, die als Schauplatz wichtiger Ereignisse eine bedeutende Rolle gespielt hat.
FRANKFURT. Im
6./5. Jahrhundert vor Chr. schufen die frühkeltischen Eliten nördlich der Alpen
bedeutende Machtzentren. Eines davon befand sich im östlichen Allgäu: Auf dem
Berg Ipf am Nördlinger Ries war einer der Fürstensitze errichtet worden. Von
hier aus pflegte man die Kontakte zum mediterranen Süden des
griechisch-etruskischen Italien. Die Besiedlung des Ipf reicht jedoch noch viel
weiter zurück. In der späten Bronzezeit um 1000 v. Chr. entstand auf der
weithin sichtbaren Erhebung im Osten der Schwäbischen Alb eine mächtige
Befestigungsanlage.
Seit mehr als 20 Jahren erforscht Prof. Rüdiger Krause vom
Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität die
Kulturgeschichte des Ipf. Nun will der Prähistoriker zusammen mit der
Archäobotanikerin Prof. Astrid Stobbe die Entwicklung von Kulturlandschaft und
Ökosystem vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis in die Neuzeit neu bewerten und die
Vergangenheit der Region rekonstruieren. Gefördert wird das Vorhaben von der
Stiftung Kessler + Co für Bildung und Kultur mit Sitz in Abtsgmünd.
Die Idee für das Projekt erwuchs aus Rüdiger Krauses langjährigen
Forschungen zum frühkeltischen Fürstensitz auf dem Ipf und im Umfeld des
imposanten Berges, wo er und sein Team seit 1995 umfangreiche archäologische
Ausgrabungen sowie naturwissenschaftliche Analysen durchgeführt haben. Aus zwei
DFG-Schwerpunktprogrammen und mehreren, ebenfalls von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft geförderten Einzelprojekten stehen archäologische,
archäobotanische, geomorphologische und andere Daten zur Verfügung. Die Archäobotanikerin
Prof. Astrid Stobbe konnte mit ihren vegetationsgeschichtlichen Untersuchungen
zeigen, wie sich die Kulturlandschaft unter dem Einfluss des Menschen und
seiner Nutztiere verändert hat. So belegten pollenanalytische Daten aus
Vermoorungen eine deutliche Entwaldung und eine zunehmende Nutzung der
Landschaft seit der späten Bronzezeit.
Das neue Projekt soll diese Daten nun in einer Gesamtschau
zusammenführen, offene Fragen sollen durch neue Analysen geklärt werden – zum
Beispiel durch die zusätzliche Erschließung naturwissenschaftlicher „Archive“
wie Ablagerungen in Moor- und Sumpflandschaften. Standen bisher der Westrand
des Nördlinger Rieses am Ipf und der Ohrenberg im Zentrum der Untersuchungen,
soll nun auch das Kartäusertal am Südrand des Rieses einbezogen werden. „Damit
decken wir drei unterschiedlichen Naturräume ab von der Riesebene über die
Riesrandhöhen mit dem Ipf bis auf die Hochfläche der östlichen Schwäbischen
Alb“, erklärt Prof. Krause. Diese Regionen zeichnet sich durch archäologische
Denkmäler von der Steinzeit bis zum Spätmittelalter aus. Prägend für das
Kartäusertal sind die Grabhügel in den Wäldern und der Weiherberg mit seinen
Befestigungen und einem Brandopferplatz aus der Bronze- und älteren Eisenzeit.
Aus karolingischer Zeit um 800 n. Chr. sind etliche Orte durch Quellen
überliefert. „Sehr spannend könnte das ehemalige Schlachtfeld auf dem nördlich
gelegenen Albuch werden, wo 1634 die berühmte Schlacht von Nördlingen
stattfand, in deren Folge einige Dörfer und ihre Wirtschaftsflächen für lange
Zeit wüst fielen“, sagt der Archäologe.
„Wir wollen in einer Synthese große Datenmengen zusammenführen und
die Entwicklung des Kulturraums in einer diachronen Perspektive von der
Bronzezeit bis in das Mittelalter historisch neu bewerten“, formuliert Krause.
„Die Förderung durch die Kessler + Co Stiftung ist eine Riesenchance, ein so
umfangreiches Vorhaben anzugehen“, ergänzt Mitantragstellerin Stobbe. Das
Projekt wird zunächst für zwei Jahre mit 170.000 Euro gefördert – mit Aussicht
auf Verlängerung. Im Rahmen des Projekts sollen mehrere Abschlussarbeiten und
eine Dissertation entstehen. Der Projekttitel lautet: „Sozioökonomie und
Kulturlandschaft am Fürstensitz auf dem Ipf. Eine
archäologisch-naturwissenschaftliche Studie am Westrand des Nördlinger Rieses“.
„Wir glauben an den hohen Nutzen vielfältiger privater Initiativen
für unsere Gesellschaft“, so der Diplomphysiker Gerhard Grimminger,
Stiftungsratsmitglied und Geschäftsführer der Kessler-Werke. Die Stiftung
Kessler + Co für Bildung und Kultur engagiert sich vor allem in der Region
Ostalb und Schwäbische Alb in Baden-Württemberg. Sie fördert Bildung,
Ausbildung und Erziehung einerseits, andererseits die Pflege der
Kulturlandschaft der Schwäbischen Alb. (https://www.stiftung-kessler-co.de)
Bilder und Bildtexte zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/112190931
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Rüdiger Krause
Institut
für Archäologische Wissenschaften
Vor-
und Frühgeschichte
Telefon: +49(0)69 798-32120
E-Mail: R.Krause@em.uni-frankfurt.de
AIWG veröffentlicht Handreichung für mehr Nachhaltigkeit in Moscheegemeinden
Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität hat heute die erste Ausgabe ihres neuen Publikationsformats „Praxisperspektiven“ veröffentlicht. Darin geht es um das Thema Nachhaltigkeit in Moscheegemeinden.
FRANKFURT.
„Obwohl sich Moscheen zunehmend für Umweltschutz und Nachhaltigkeit engagieren,
ist das Thema längst nicht im Moscheealltag angekommen. Vielen Gemeinden fehlt
es oft an Ressourcen, um ihre Nachhaltigkeitspotenziale voll auszuschöpfen“,
sagt Baraa Abu El-Khair, Autor der AIWG-Praxisperspektiven „Imara – Moscheen
und Umweltschutz. Moscheegemeinden als Akteurinnen nachhaltiger Entwicklung.“
„Imara“ stammt aus dem Arabischen und bedeutet „Kultivierung“.
Im direkten Austausch mit Moscheegemeinden in Deutschland und
Großbritannien hat der Wirtschaftsingenieur einen Handlungskatalog erarbeitet,
der darlegt, wie Moscheegemeinden mit ihren Ressourcen gezielt Maßnahmen für
mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit umsetzen können. Wasser und Strom sparen,
Plastikfasten im Ramadan – anhand von Best-Practice-Beispielen zeigt Abu
El-Khair, wie schon kleine Dinge zu mehr Umweltschutz führen können. Die
Empfehlungen, die er im Rahmen seines AIWG-Praxisfellowships erarbeitet hat,
zeigen: Umweltschutz und Nachhaltigkeit müssen nicht mit Mehrkosten verbunden
sein, sondern können auch zu Einsparungen führen. „Ich möchte mit diesen
Handlungsempfehlungen einzelne Moscheegemeinden dabei unterstützen, sich
weiterhin für mehr Umweltschutz zu engagieren.“
Umweltschutz findet sich bereits im Koran
Als Fellow an der Goethe-Universität hatte Baraa Abu El-Khair die
Möglichkeit, praktisch zum Thema zu arbeiten und sich hierbei mit
Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen auszutauschen. Er interessierte sich
auch für die islamtheologische Perspektive, die Dr. Asmaa El-Maaroufi vom
Zentrum für Islamische Theologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
in die Ausgabe einbringt mit ihrem Beitrag „Umweltschutz und Nachhaltigkeit im
Islam“. „Wirft man einen Blick in die islamische Geistestradition, so finden
sich zahlreiche Ansätze, an denen sich Muslim_innen für
Umweltsensibilisierungsmaßnahmen der heutigen Zeit orientieren können“, so die
Theologin. Sowohl koranische Quellen als auch Prophetenüberlieferungen hielten
zu nachhaltigem Handeln und Umweltschutz an.
Mit ihrem neuen Format der Praxisperspektiven richtet sich die
AIWG an eine interessierte Öffentlichkeit aus der Praxis, und mit dieser
Thematik insbesondere an die muslimische Zivilgesellschaft. „Die Publikation
ist hauptsächlich aus praktischer Sicht gedacht und formuliert. Imara ist ein
Ansatz auf Augenhöhe, der die Gemeinden und ihre Möglichkeiten vor Ort ins
Zentrum stellt. Wir hoffen, dass die vorgeschlagenen Lösungen für
Moscheegemeinden praktikabel sind und ihnen Impulse für eigene
Umweltschutzmaßnahmen liefern “, so AIWG-Geschäftsführerin Dr. Raida Chbib.
Baraa Abu El-Khair ist Wirtschaftsingenieur und
arbeitet in der Projektierung von
Erneuerbaren Energielösungen. Daneben ist er zweiter
Vorstandsvorsitzender von NourEnergy e.V., der ersten deutschsprachigen
muslimischen Umweltschutzorganisation. Die jetzt veröffentlichten
AIWG-Praxisperspektiven fassen die Ergebnisse seines AIWG-Praxisfellowships
zusammen. Weitere Informationen zum Praxisfellowship und zum Projekt „Imara“
unter: https://aiwg.de/praxisfellows/
Dr. Asmaa El Maaroufi ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin an der Professur für Kalām,
Islamische Philosophie und Mystik des Zentrums für Islamische Theologie in Münster. Sie wurde 2020 mit einer Arbeit zum Thema „Ethik des
Mitseins. Grundzüge einer islamischen Tierethik“ im Fach Islamische Theologie
promoviert. Aktuell beschäftigt sie sich als Postdoktorandin mit Fragen der
Anthropologie und Ethik in der islamischen Geistesgeschichte, insbesondere mit
praktisch-ethischen Fragestellungen.
Über die AIWG
Die AIWG ist eine universitäre Plattform für Forschung und
Transfer in islamisch-theologischen Fach- und Gesellschaftsfragen. Sie
ermöglicht überregionale Kooperationen und Austausch zwischen Wissenschaftlern
und Wissenschaftlerinnen der islamisch-theologischen Studien und benachbarter
Fächer sowie Akteurinnen und Akteuren aus der muslimischen Zivilgesellschaft
und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. Die AIWG wird gefördert vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und durch die Stiftung
Mercator.
Die
Publikation kann auf der Website der AIWG kostenfrei heruntergeladen
werden unter: https://aiwg.de/publikationen/
Die
Titelseite finden Sie zum Dowload unter: https://www.puk.uni-frankfurt.de/112081240
Weitere Informationen
Stefanie
Golla
Koordinatorin
Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Akademie
für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft
Goethe-Universität
Telefon
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Eine Veranstaltungsreihe der Universität des 3. Lebensalters (U3L) in Kooperation mit Scientists for Future.
FRANKFURT. Klimawandel und
Umweltzerstörung sind oft mit dem Eindruck eigener Machtlosigkeit verbunden, da
es sich dabei um komplexe Krisen handelt, die in erster Linie international
gelöst werden müssen. Dennoch kommt es auch auf die Konsum- und
Lebensgewohnheiten aller an. In einer Vortragsreihe an der Universität 3.
Lebensalters in Zusammenarbeit mit den Scientists for Future Frankfurt am Main
werden die eigenen Handlungsspielräume aufgegriffen. Drei Referent*innen aus
den Bereichen Energie, Mobilität und Biowissenschaften geben Impulse, welche
Möglichkeiten wir als Bürger*innen haben, z.B. zu einer „Energiewende von
unten“, zu einem Wandel von Verkehr bzw. Mobilität und zum Artenschutz
beizutragen.
Jürgen Eiselt wird in seinem Vortrag über die Energiewende auf Konzepte der
dezentralen im Gegensatz zur aktuell zentralen Energieversorgung anhand von
konkreten Beispielen zu sprechen kommen. Dr. Jutta Deffner befasst sich mit der
Rolle des Verkehrs als einer der Hauptquellen von Treibhausgasen und zeigt
Beispiele für nachhaltige Alternativen im Bereich der Mobilität auf. Prof. Dr.
Katrin Böhning-Gaese erläutert in ihrem Vortrag die Ursachen des Artensterbens,
die Auswirkungen des Klima- und Landnutzungswandels auf Tier- und
Pflanzenarten, was das für den Menschen bedeutet und wie wir alle dazu
beitragen können, den Verlust der Artenvielfalt aufzuhalten.
Die Idee zu dieser Veranstaltungsreihe entstand im Kontext des aktuellen
Studiengangs an der Universität des 3. Lebensalters zum Thema „Mensch und
Natur“ und greift den verstärkt geäußerten Wunsch vieler Studierenden auf, über
das theoretische Wissen zu den Ursachen der Klima- und Umweltkrise hinaus,
anwendungsbezogenes Wissen zu erwerben.
Die Reihe findet montags ab dem 31.1. bis 14.2.2022 jeweils von 16-18 Uhr in ZOOM statt.
Termine:
31.01.22:
Erneuerbare Energiewende bis 2030 – Dezentrale Konzepte für Strom, Wärme und
Mobilität. Jürgen Eiselt, Projektmanagement für erneuerbare Energien.
07.02.22: Die Verkehrswende gestalten – was gehört dazu? Dr. Jutta Deffner, ISOE
– Institut für sozial-ökologische Forschung.
14.02.22:
Das große Artensterben – Was wissen wir und was müssen wir tun? Prof. Dr.
Katrin Böhning-Gaese, Professorin Goethe-Universität Frankfurt & Direktorin
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.
Weitere
Informationen
und ZOOM-Zugangsdaten auf der Website der U3L: www.u3l.uni-frankfurt.de
Kontakt:
Claudia
Koch-Leonhardi, Studieninformation/Öffentlichkeitsarbeit
Universität
des 3. Lebensalters an der Goethe-Universität Frankfurt am Main e.V.
Tel. +49 (0)69-798 28861
Fax +49 (0)69-798 28975
koch-leonhardi@em.uni-frankfurt.de
www.u3l.uni-frankfurt.de
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ über die Erforschung von Metastasierungen
Metastasen sind mittlerweile die häufigste Todesursache bei
Krebspatienten. In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema
Bewegung berichtet Dr. Lisa Sevenich vom Georg-Speyer-Haus, mit welchen Tricks
es wandernden Tumorzellen gelingt, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und
sich im eigentlich gut abgeschotteten Organ Hirn anzusiedeln.
FRANKFURT. Die
weitaus meisten der Tumorzellen, die den Primärtumor verlassen und mit dem
Blutstrom durch den Körper wandern, werden durch das Immunsystem vernichtet. Doch ein Prozent
dieser Zellen siedelt sich in anderen Organen an und bildet dort eine Metastase
– für Krebspatienten ein gefährlicher Prozess, und bei bis zu 45 Prozent der
Erkrankten ist das Gehirn betroffen.
Die Blut-Hirn-Schranke überwinden die Tumorzellen dabei mit
Protein-abbauenden Enzymen und Signalstoffen, die die Barriere zwischen
Blutkreislauf und Nervengewebe durchlässig machen. Immunzellen, die den
Tumorzellen folgen, werden inaktiviert. „Wir haben herausgefunden, dass
Tumorzellen die Abwehr des Körpers regelrecht blockieren
und zu ihren Gunsten verwenden“, berichtet Dr. Lisa Sevenich in „Forschung
Frankfurt“.
In weiteren Artikeln der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“
geht es etwa um den Bau von Teilchenbeschleunigern, die winzige Teilchen bis
nahe an die Lichtgeschwindigkeit bringen und dabei helfen, Geheimnisse der
Materie zu entschlüsseln. Andere Beiträge zeigen, wie Stroboskopbilder im
Physikunterricht helfen können, zu beleuchten,
wie in den Anfängen der Verhaltensforschung Wildtierforschung an zahmen Tieren
gelang und wie die „Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch noch Erwachsenen zu
schaffen macht.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de.
Ärztin der Medizinischen Hochschule Hannover erforscht Leukämie und Darmkrebs
Die 24-jährige Ärztin Dr. Laura Hinze von der Medizinischen Hochschule Hannover erhält den Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2022. Das gab der Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung heute bekannt. Die Preisträgerin wird für ihren bedeutenden Beitrag zum Verständnis der Signalübertragung in Krebszellen ausgezeichnet. Sie hat entdeckt, wie Leukämiezellen Resistenz gegen das Chemotherapeutikum Asparaginase entwickeln, und so einen neuen Angriffspunkt für die Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) erschlossen. ALL ist die häufigste Krebsart bei Kindern. Ferner konnte sie einen neuen Ansatz zur Behandlung von Darmkrebs und anderen soliden Tumoren ableiten.
FRANKFURT.
Leukämiezellen sind im Gegensatz zu normalen Körperzellen nicht in der Lage,
ausreichende Mengen der Aminosäure Asparagin selbst herzustellen. Sie müssen
Asparagin importieren. Weil das Enzym Asparaginase den Abbau von Asparagin
katalysiert, reduziert es das extrazelluläre Angebot dieser Aminosäure
drastisch. Asparaginase ist deshalb ein wirksames Mittel zur Behandlung von
ALL, denn davon gehen Leukämiezellen zugrunde, während es normalen Körperzellen
nicht schadet. Leukämiezellen können jedoch lernen, sich der Wirkung der
Asparaginase zu entziehen.
Um herauszufinden, wie ihnen das gelingt, schalteten Dr. Laura
Hinze und ihr Team mit Hilfe der Genschere CRISPR/Cas9 in einer Kultur
resistenter ALL-Zellen systematisch rund 19.000 Gene aus – in jeder Zelle
jeweils nur eines – und beobachteten, was geschah, wenn sie die Zellen mit
Asparaginase behandelten. Als Vergleich diente eine Kultur, die nur mit einer
Pufferlösung ohne Wirkstoff versetzt worden war. Von den mit Asparaginase
behandelten Zellen starben besonders häufig diejenigen ab, in denen eines der
beiden Gene NKD2 oder LGR6 ausgeschaltet worden war. Ihnen war die Resistenz
offenbar abhandengekommen. Das deutete im Umkehrschluss darauf hin, dass
Leukämiezellen, in denen diese Gene funktionieren, besonders häufig resistent
werden. Beide Gene codieren, das zeigten Hinze und ihr Team, für Inhibitoren
des Wnt-Signalweges.
Im gesunden Organismus ist dieser Signalweg für die
Embryonalentwicklung und später für Erhaltungsarbeiten im Gewebe zuständig.
Seine außerplanmäßige Aktivierung begünstigt die Entstehung von Krebs. Die
Hauptrolle spielt dabei ein Überschuss des Proteins ß-Catenin, das
Wachstumsimpulse in den Zellkern trägt. Wenn der Wnt-Signalweg inaktiv ist,
wird ß-Catenin für den Abbau markiert. Zentral für diese Markierungsarbeit ist
das Enzym Glykogensynthase-Kinase 3 (GSK3). Es sorgt dafür, dass ß-Catenin der
innerzellulären Proteinverwertung (dem Proteasom) zugeführt und dort wie alle
Proteine, die der Zelle schaden könnten oder die sie nicht braucht, in kleine
Bruchstücke und Aminosäuren zerlegt wird. Aus dieser Quelle holt sich die
Leukämiezelle Asparagin, das ihr durch die Behandlung mit Asparaginase
vorenthalten worden ist.
Hinze und Kollegen gelang es, durch eine partielle Aktivierung des
Wnt-Signalweges, die den Abbau von ß-Catenin blockiert, ohne dessen potenziell
onkogene Signale zu beflügeln, diese Resistenzquelle weitgehend auszutrocknen.
Denselben Effekt erzielten sie durch eine selektive Blockade von GSK.
Leukämiekranke Mäuse, die gleichzeitig Asparaginase und GSK3- Inhibitoren
erhielten, überlebten sehr viel länger als solche, die nur mit Asparaginase behandelt
wurden.
Mutationen auf dem Wnt-Signalweg, die zu dessen Überaktivierung
führen, sind besonders typisch für Darmkrebs. Deshalb prüfte Hinze, inwieweit
sich ihre Forschungsergebnisse auf diese zweithäufigste aller Krebsarten
übertragen lassen. Ihre Ausgangshypothese: Etwa 15 Prozent aller
Wnt-Signalwegmutationen liegen bei Darmkrebs stromaufwärts des Enzyms GSK3. Das
Enzym ist bei Patienten mit dieser genetischen Signatur also bereits durch
Mutationen im Erbgut der Krebszellen inhibiert. Das Proteasom liefert kein
Asparagin mehr. Entzieht man das Asparagin außerdem durch die Gabe von
Asparaginase, könnte man die Darmkrebszellen aushungern. Diese Hypothese haben
Laura Hinze und ihr Team inzwischen präklinisch belegt. Sie könnte auch für
andere solide Tumoren gelten, die durch eine Wnt-induzierte endogene Inhibition
von GSK3 charakterisiert sind.
Der Preis wird – zusammen mit dem Hauptpreis 2022 und den Preisen
des Jahres 2021 – am 14. März 2022 um 17 Uhr vom Vorsitzenden des
Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung in der Frankfurter Paulskirche
verliehen. Pandemiebedingt ist das Platzangebot begrenzt. Die Veranstaltung
wird per Livestream übertragen. Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Bilder der Preisträgerin und ausführliche Hintergrundinformation „Zangenangriff
über beide Flanken“ zum Download auf: www.paul-ehrlich-stiftung.de
Weitere Informationen
Pressestelle
Paul Ehrlich-Stiftung
Joachim Pietzsch
Tel.: +49 (0)69 36007188
E-Mail: j.pietzsch@wissenswort.com
www.paul-ehrlich-stiftung.de
Redaktion: Joachim Pietzsch / Dr. Markus Bernards,
Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
COVID-19 Wirkstoffe sind zudem wirksam gegen Omikron in Zellkulturstudie
Eine neue
Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Goethe-Universität und
der University of Kent zeigt, dass die SARS-CoV-2 Omikron-Variante weniger gut
zelluläre Abwehrmechanismen („die Interferonantwort“) gegen Viren blockieren
kann als die Delta-Variante. Außerdem deuten Zellkulturdaten darauf hin, dass
acht wichtige Wirkstoffe gegen COVID-19 auch die Vermehrung der Omikron-Variante
hemmen.
FRANKFURT/CANTERBURY. Die SARS-CoV-2 Omikron-Variante verursacht
weniger häufig schwere COVID-19-Verläufe als die Delta-Variante, obwohl es ihr
besser gelingt, den Immunschutz durch Impfung und vorherige Infektionen zu
umgehen. Die Gründe hierfür sind unklar.
Nun zeigt eine aktuelle Studie eines Teams von
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt, dem
Universitätsklinikum Frankfurt und der britischen University of Kent, dass die
Viren der Omikron-Variante besonders empfindlich gegenüber einem nicht
spezifischen, zellulären Abwehrmechanismus sind, der sogenannten
Interferon-Antwort. Dies erklärt zum ersten Mal, warum mit der Omikron-Variante
infizierte Patienten häufig weniger schwer erkranken.
Außerdem zeigte die Studie, dass acht der wichtigsten
COVID-19-Wirkstoffe – zum Teil in der Entwicklung, zum Teil bereits zugelassen
– auch die Vermehrung der neuen Omikron-Variante effektiv hemmen. Getestet
wurden EIDD-1931 (ein Metabolit von Molnupiravir), Ribavirin, Remdesivir,
Favipravir, PF-07321332 (Nirmatrelvir, ein Paxlovid-Bestandteil) sowie die
Proteasehemmer Nafamostat, Camostat und Aprotinin. Alle Substanzen zeigten in
der Zellkulturstudie eine ähnliche Wirksamkeit wie gegen die Vermehrung der Delta-Variante.
Prof. Martin Michaelis, School of Bioscience, University of Kent,
erläutert: „Unsere Zellkulturexperimente liefern eine erste Erklärung dafür,
warum Omikron-Infektionen häufiger milde klinische Verläufe nach sich ziehen:
Offenbar kann Omikron im Gegensatz zu Delta nicht verhindern, dass die
befallenen Zellen Interferon produzieren und ausschütten.“
Prof. Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische Virologie der
Goethe-Universität sagt: „Obwohl unsere Zellkulturexperimente natürlich nicht
ohne weiteres auf die ungleich komplexere Situation in Patienten übertragbar
sind, geben sie Hoffnung, dass die enormen Anstrengungen zur Entwicklung von
COVID-19-Medikamenten nicht vergebens waren. Wir können also zuversichtlich
sein, dass auch gegen die neue Omikron-Virusvariante bald ein breites Spektrum
an Wirkstoffen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung steht.“
Publikation: Denisa Bojkova, Marek
Widera, Sandra Ciesek, Mark N. Wass, Martin Michaelis, Jindrich Cinatl jr. Reduced interferon antagonism but similar
drug sensitivity in Omicron variant compared to Delta variant SARS-CoV-2
isolates. In: Cell. Res. (2022) https://doi.org/10.1038/s41422-022-00619-9
Weitere Informationen: Wirkstoff Aprotinin
verhindert Eindringen von SARS-CoV2 in Wirtszellen (23.11.2020)
https://www.puk.uni-frankfurt.de/94489118/Wirkstoff_Aprotinin_verhindert_Eindringen_von_SARS_CoV2_in_Wirtszellen
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema Bewegung erschienen – Mimik und Gestik stehen im Fokus eines neuen Schwerpunktprogramms
Kommunikation besteht nicht nur aus gesprochenen Worten und
Sätzen. Auch die Bewegung von Armen, Händen und Gesicht übermitteln wichtige
Informationen. Der von der theoretischen Linguistik noch kaum erforschte
Bereich der visuellen Kommunikation steht im Fokus eines neuen
DFG-Schwerpunktprogramms, das von der Goethe-Universität aus koordiniert wird.
Näheres lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ zum Thema
„bewegt“.
FRANKFURT. Wie Gestik und Mimik die Bedeutung von Wörtern und Sätzen unterstreichen, ergänzen und modifizieren können, damit befassen sich allein an der Goethe-Universität gleich mehrere Disziplinen. Linguistikprofessorin Cornelia Ebert interessiert sich dafür, wie sich die Semantik der Gesten in ein allgemeingültiges System bringen lässt. Bis vor Kurzem wurden visuelle Bedeutungsbeiträge nicht in der formalen Linguistik behandelt, sondern vornehmlich in den Kommunikationswissenschaften, aber auch in Rhetorik, Semiotik und Psychologie.
Zusammen mit dem Göttinger Gebärdensprachforscher Prof. Markus
Steinbach hat Ebert erfolgreich ein DFG-Schwerpunktprogramm beantragt, für
dessen Koordination sie zuständig sein wird. Ziel ist es, die bestehenden
Erkenntnisse aus verschiedenen Fächern zusammenführen und mit der Linguistik vernetzen.
Um welche Forschungsfragen es dabei gehen wird, lesen Sie in der jüngsten
Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Forschung Frankfurt, die dem Thema Bewegung
gewidmet ist.
In weiteren Beiträgen berichten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler über ihre Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten von
Bewegung, zum Beispiel, wie sie Computern das Erkennen unterschiedlicher
Bewegungen wie „schneiden“ oder „winken“ beibringen, wie die
„Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch noch Erwachsenen zu schaffen macht oder
wie sich in der Quantenphysik zwei Bewegungen überlagern, die jeweils nur mit
einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten. Andere Beiträge wiederum gehen zum
Beispiel der Frage nach, wie die fast immer und überall verfügbaren Smartphones
das Medium Film verändern oder wie die Integration von Migranten durch
Sportvereine gefördert werden kann.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von
Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de
ZOOM-Veranstaltung aus der Reihe „Kontrovers: Aus dem FGZ“ mit Daniela Grunow und Andreas Zick.
FRANKFURT. Der Frankfurter Standort des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) lädt ein zum ersten Termin im neuen Jahr der Reihe „Kontrovers: Aus dem FGZ“ aus dem Frankfurter Transferprojekt „Frankfurt streitet!“. Am 27. Januar um 16.30 Uhr diskutieren Prof. Dr. Daniela Grunow und Prof. Dr. Andreas Zick über „Neue Konfliktlinien: Polarisiert sich Deutschland?“.
Zum Hintergrund: Die in Politik und Öffentlichkeit artikulierte Sorge um eine gesellschaftliche Polarisierung umfasst verschiedene Annahmen: Politische Streitfragen zu Pandemiebekämpfung, Klima-, Gender- und Migrationspolitik würden zunehmend verhärtet geführt, Meinungen und Einstellungen, Gruppen und Parteien stünden sich dabei unversöhnlich bis feindschaftlich gegenüber und radikalisierten sich. Wechselseitiges Vertrauen und Kompromissbereitschaft gingen verloren und Konflikte würden immer häufiger gewaltsam ausgetragen. Das „Auseinanderdriften der Gesellschaft“ wird darüber hinaus in einer unüberbrückbar werdenden Kluft zwischen Arm und Reich, regional ungleichen Lebensverhältnissen sowie fehlenden Bildungs- und Aufstiegschancen diagnostiziert.
Im Format „Kontrovers: Aus dem FGZ“ sollen diese Thesen wissenschaftlich eingeordnet und diskutieren werden: Haben wir es überhaupt mit einer Polarisierung der Lager und politischen Einstellungen in Deutschland zu tun oder ist diese Sichtweise verzerrt? Lassen sich neue kulturelle und sozioökonomische Konfliktlinien und gesellschaftliche Spaltungstendenzen erkennen? Welche Daten sprechen dafür, welche dagegen? Und schließlich: Wie viele dieser Gegensätze kann und muss eine plurale Demokratie aushalten?
Mit der Diskussion dieser und weiterer Fragen zwischen Prof. Dr. Daniela Grunow
(Professorin für Soziologie, FGZ Frankfurt/Goethe-Universität) und Prof. Dr.
Andreas Zick (Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und
Gewaltforschung, FGZ Bielefeld/Universität Bielefeld), moderiert von Heike List
(Wissenschaftliche Referentin der Geschäftsführung, FGZ), startet die Reihe
„Kontrovers: Aus dem FGZ“ ins Jahr 2022.
Die
Veranstaltung findet online via Zoom statt. Wir bitten um eine Anmeldung
an veranstaltungen-fgz@uni-frankfurt.de. Die Login-Daten
werden nach Anmeldung übermittelt.
Daniela
Grunow
ist Direktorin des Institute for Empirical-Analytical Research (InFER) und
Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt „Quantitative Analysen
gesellschaftlichen Wandels“ am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der
Goethe-Universität sowie Sprecherin der Forschungsgruppe „Reconfiguration and
Internalization of Social Structure“ (RISS). Am FGZ-Standort Frankfurt ist sie
stellvertretende Sprecherin und leitet zwei Teilprojekte, darunter
„Wertkonflikte, Arbeitsteilung und gesellschaftlicher Zusammenhalt im
Geschlechterverhältnis“. Ihre Forschung und Lehre konzentrieren sich auf die
Wechselwirkungen von Arbeitsmarkt, Hausarbeit und Geschlechterbeziehungen in
verschiedenen Wohlfahrtsstaaten sowie auf Aspekte sozialer Integration und
Kohäsion. Zur Erforschung dieser Themen verwendet sie unterschiedliche
empirische Methoden; speziell Methoden zur Analyse von Längsschnittdaten.
Andreas
Zick
ist Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
und Professor für Sozialisation und Konfliktforschung an der Universität
Bielefeld sowie Sprecher des Standorts Bielefeld des FGZ. Am FGZ-Standort
Bielefeld leitet er vier Forschungsprojekte, darunter das Projekt „Zusammenhalt
in und durch Nachbarschaften – Stadtteilstudien und Regionalpanel NRW und
Niedersachsen“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen bei Intergruppenkonflikten,
Vorurteilen und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Radikalisierung und
Extremismus sowie Migrations- und Integrationsprozessen. Er engagiert sich zudem
langjährig in der medialen und öffentlichen Vermittlung seiner
Forschungsergebnisse zu Ursachen, Formen und Folgen innergesellschaftlicher
Konflikte, Diskriminierung und Gewalt.
Heike
List
ist Wissenschaftliche Referentin der Geschäftsführung des FGZ. An der
Goethe-Universität arbeitete sie zuvor in der Geschäftsstelle des
Exzellenzclusters „Normative Orders“ und als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im
EU-Verbundprojekt „Reconstituting Democracy in Europe“ (RECON) am Lehrstuhl für
politische Theorie und Philosophie in der Lehre und Forschung u.a. zu
normativen Ordnungsstrukturen der EU und dem Spannungsverhältnis von nationaler
Vielfalt und Demokratie.
Kontakt:
Yvonne
Blum, Referentin für Wissenstransfer. Forschungsinstitut Gesellschaftlicher
Zusammenhalt, Geschäftsstelle Frankfurt. Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Telefon: +49 (0)69 798 31550; yvonne.blum@em.uni-frankfurt.de; www.fgz-risc.de