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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

Forschung

Mai 15 2017
14:30

DFG bewilligt neues Graduiertenkolleg an der Goethe-Universität

Doktoranden forschen zur Auflösung von Entzündungen

FRANKFURT. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat ein neues interdisziplinäres Graduiertenkolleg an der Goethe-Universität bewilligt. Im Kolleg „AVE“ arbeiten Mediziner und Pharmazeuten zusammen, um den wissenschaftlichen Nachwuchs an die Erforschung von Entzündungsreaktionen heranzuführen.

Ausgangspunkt für die Einrichtung des Graduiertenkollegs „AVE“ ist die Hypothese, dass der Körper Entzündungen aktiv auflöst, indem er bisher nicht bekannte entzündungsauflösende Mediatoren herstellt oder bekannte Mediatoren in veränderter Funktion einsetzt. Bisher war man davon ausgegangen, dass es ausreicht, die entzündungsfördernden Moleküle medikamentös auszuschalten. Aber das ist wegen der Vielzahl der ähnlich wirkenden Entzündungsmediatoren nicht in Gänze möglich. Zusätzlich können als Nebenwirkung Infektionen mit Erregern auftreten, welche die Immunschwäche des Körpers ausnutzen.

Das Graduiertenkolleg „AVE“ vereint Projektleiter des Fachbereichs Medizin, des Fachbereichs Biochemie, Chemie und Pharmazie und des Georg-Speyer-Hauses. Es bündelt somit vorhandene Expertisen zu Mechanismen der Entzündungsauflösung und ermöglicht Doktoranden aus dem biomedizinischen Bereich eine fachübergreifende Ausbildung. Inhaltlich schließt das Graduiertenkolleg an Fragestellungen zum Thema „Signalling“ des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität an. Diese umfassen die Vermittlung von Signalen im Körper und die daran beteiligten Moleküle. Ebenso knüpft „AVE“ an die bestehenden Strukturen der Translationalen Forschung an, die eine möglichst enge Verzahnung von Grundlagenforschung und klinischer Anwendung anstreben. In den nächsten 4,5 Jahren sollen insgesamt 22 Doktoranden ausgebildet werden.

Information: Prof. Bernhard Brüne, Institut für Biochemie I, Fachbereich Medizin, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-7424, b.bruene@biochem.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Mai 15 2017
13:46

„Enter_Zukunft_IT“ am 18. Mai auf dem Campus Bockenheim

IT Fach- und Jobmesse an der Goethe-Universität

FRANKFURT. Der Fachbereich Informatik und Mathematik sowie der Career Service der Goethe-Universität Frankfurt veranstalten am

Donnerstag, 18. Mai 2017, von 10.00 bis 16.00 Uhr in der Neuen Mensa/Sozialzentrum, Campus Bockenheim

eine IT Fach- und Jobmesse. Auf der „Enter_Zukunft_IT“ können sich Studierende, Absolventen sowie Fach- und Führungskräfte über Jobmöglichkeiten und Neuigkeiten in der IT-Branche informieren. Unternehmen und Organisationen aus der Wirtschaft und der Goethe-Universität präsentieren sich den Besuchern zwischen 10 Uhr und 16 Uhr an Messeständen und in Unternehmenspräsentationen. Der Eintritt ist kostenfrei.

Nähere Informationen zur Veranstaltung, zu den Messeausstellern und zur Anfahrt unter www.enter-zukunft-it.de

Personalia/Preise

Mai 15 2017
09:57

Schader-Preis 2017 an Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff überreicht

Der Streit als Quelle der Erneuerung demokratischer Gemeinwesen

DARMSTADT. Herrschaft und Widerstand in der Politik des globalen Zeitalters, Staatlichkeit, Völkerrecht und Entpolitisierung von Sicherheitsleistungen – wichtige Beiträge in der Friedens- und Konfliktforschung, mit denen Prof. Nicole Deitelhoff aktuelle gesellschaftliche und politische Debatten maßgeblich mitgestaltet. Für dieses Engagement hat die Schader-Stiftung der Politikwissenschaftlerin der Goethe-Universität gestern den Schader-Preis 2017 überreicht. Die Preisverleihung fand vor rund 350 geladenen Gästen im Schader-Forum in Darmstadt statt.

In ihrem Vortrag zur Preisverleihung sprach die Preisträgerin über den Streit als Quelle der Erneuerung demokratischer Gemeinwesen. „Wenn die politische Lüge primär zum Symbol der Ablehnung des Establishments, der Ordnung und ihrer zentralen Institutionen wird, steht mehr auf dem Spiel als die kurzfristige Wirksamkeit eines Arguments. Es ist die Funktion öffentlicher Auseinandersetzung, die Entdeckung politischer Alternativen und ihre Verhandlung, die zur Disposition steht, weil ihr die Basis verloren geht“, sagte Prof. Deitelhoff.

Die Laudatio hielt Klaus von Beyme, Politikwissenschaftler von der Universität Heidelberg und Mitglied des Senats der Schader-Stiftung. „Die ‚Internationalen Beziehungen‘ als Teildisziplin unseres Faches haben sich professionalisiert. Deitelhoffs Beitrag zur Weiterentwicklung der Unterdisziplin war nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Anwendung auf Themen gewichtig. Die internationalen Beziehungen sind für sie weniger theorie- als themengesteuert. Wenn sich die weltpolitische Situation ändert, kommt es in der Wissenschaft zu großen Umbrüchen. Ein solches Ereignis scheint sich dank Trump, Putin und Erdogan gerade wieder abzuspielen und man darf gespannt sein, wie es die Politikwissenschaft umkrempelt“, heißt es in der Pressemitteilung der Stiftung.

Nicole Deitelhoff, geboren 1974, hat seit 2009 eine Professur für Internationale Beziehungen und Theorien Globaler Ordnungen an der Goethe-Universität inne und leitet eine Forschergruppe zu „Normativität im Streit. Normenkonflikte im globalen Regieren“ an der HSFK. Seit 2016 ist sie deren Geschäftsführendes Vorstandsmitglied. Zu ihren bekanntesten Veröffentlichungen zählt „Überzeugung in der Politik“ (Suhrkamp 2006), für die sie unter anderem den Heinz-Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhielt. 2010 gab sie mit Jens Steffek einen Band zum Thema „Was bleibt vom Staat?“ heraus. Darüber hinaus ist Nicole Deitelhoff Mitglied des Direktoriums des Frankfurter Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität und leitet dessen Internationales Graduiertenprogramm (IGP).

Der Schader-Preis wird jährlich vom Senat der Schader-Stiftung verliehen und ist mit 15.000 Euro dotiert. Die Schader-Stiftung wurde 1988 von Alois M. Schader gegründet, um den Dialog zwischen Gesellschaftswissenschaften und Praxis zu fördern. Ein besonderes Anliegen des Stifters ist es, das Ansehen praxisorientierter Forschung in den Gesellschaftswissenschaften zu verbessern.

Der Vortrag der Preisträgerin und weitere Dokumente zum Schader-Preis sind in Kürze verfügbar unter www.schader-stiftung.de/schader-preis

Veranstaltungen

Mai 15 2017
09:47

Öffentliche Veranstaltung mit dem Literaturwissenschaftler Bernd Stiegler und dem Philosophen Christoph Menke am 16. Mai im MMK Museum für Moderne Kunst

Podiumsgespräch: „Markiert sein oder markiert werden?“

FRANKFURT. „Claudia Andujar. Morgen darf nicht gestern sein“. Unter diesem Motto steht eine aktuelle Ausstellung im Frankfurter MMK Museum für Moderne Kunst. Zu sehen sind Bilderserien der Fotografin Claudia Andujar, entstanden in Brasilien seit den 1960er Jahren. Eine Serie – sie gilt bis heute als ihre wichtigste – heißt „Marcados“ (deutsch: „markiert“) und zeigt Angehörige einer indigenen Volksgruppe, die kleine Tafeln mit Nummern um den Hals tragen. Sie bildet den Anknüpfungspunkt für ein Podiumsgespräch über die Funktion des Bildes und die Tradition der ethnografischen Fotografie mit dem Titel

„Markiert sein oder markiert werden? Reflexionen über die fotografische Serie ‚Marcados‘ von Claudia Andujar“ am Dienstag, dem 16. Mai 2017, um 19.00 Uhr im MMK Museum für Moderne Kunst (MMK 1), Domstraße 10, 60311 Frankfurt am Main. 

Diskutanten sind der Literaturwissenschaftler Bernd Stiegler, Professor an der Universität Konstanz, zu dessen Spezialgebieten auch Theorie und Geschichte der Fotografie gehören, und der Philosophie-Professor Christoph Menke, der die Ästhetik der Moderne zu seinen Schwerpunkten zählt. Menke lehrt an der Goethe-Universität und ist Mitglied des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“. Der interdisziplinäre Forschungsverbund gehört ebenso zu den Ausrichtern des Podiumsgesprächs wie das MMK Museum für Moderne Kunst und das Jüdische Museum Frankfurt, dessen Leiterin Mirjam Wenzel die Veranstaltung moderiert. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung „Claudia Andujar. Morgen darf nicht gestern sein“ ist am 16. Mai von 18.00 bis 19.00 Uhr frei zugänglich. Um 18.00 Uhr findet zudem eine kostenlose öffentliche Führung durch die Ausstellung statt.

Die Schweizer Fotografin Claudia Andujar entkam dem Holocaust, dem ihre jüdische Familie väterlicherseits zum Opfer fiel, und emigrierte in den 1950er-Jahren nach Brasilien. Dort engagiert sie sich seit den 1970er-Jahren für die Rechte und das Überleben der Yanomami im Amazonasgebiet. Anfang der 1980er-Jahre startete eine von Andujar gegründete Kommission eine Impfkampagne, für die sie in verschiedenen Dörfern Porträtaufnahmen der Yanomami machte. Da die Yanomami traditionell keine Namen verwenden – sie sprechen sich mittels Familienrelationen an –, wurden ihnen zur Identifizierung für den Impfausweis Nummern um den Hals gehängt.

Den Titel „Marcados“ erhielten die Fotografien erst über 20 Jahre später, als sie 2006 erstmals auf der Biennale von São Paulo gezeigt wurden. Die Bilder von mit Nummern markierten Personen wecken historische Erinnerungen, die aufs engste mit Andujars Familienschicksal verknüpft sind, da ein großer Teil ihrer Verwandtschaft in Konzentrationslagern ermordet wurde. Claudia Andujar: „Das waren für mich die für den Tod Markierten. Was ich versucht habe, mit den Yanomami zu machen, war, sie für das Leben, für das Überleben zu markieren.“

Andujars Werk zeichnet sich bis heute durch eine hohe Aktualität und Brisanz aus. Im Titel der Ausstellung „Morgen darf nicht gestern sein“ spiegelt sich angesichts wiederkehrender politischer Ereignisse und gesellschaftlicher Entwicklungen in Brasilien die Botschaft der Künstlerin an die Gegenwart wider. Das Podiumsgespräch mit Bernd Stiegler und Christoph Menke wird die fotografische Serie „Marcados“ sowohl in ästhetischer wie auch historischer Hinsicht kontextualisieren und die ihr innewohnende Ambivalenz thematisieren.

Bernd Stiegler ist Professor für Neuere Deutsche Literatur mit Schwerpunkt Literatur des 20. Jahrhunderts im medialen Kontext an der Universität Konstanz. Seine Forschungsinteressen reichen von der Theorie und Geschichte der Medien, und hier insbesondere der Photographie, bis zur deutschen und französischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Zu seinen jüngsten Publikationen zählen: „Spuren, Elfen und andere Erscheinungen. Conan Doyle und die Photographie“ (2014) und „Der montierte Mensch. Eine Figur der Moderne“ (2016).

Christoph Menke ist Professor für Praktische Philosophie mit Schwerpunkt Politische Philosophie und Rechtsphilosophie im Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und im Institut für Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seine Arbeitsgebiete erstrecken sich ebenso auf Theorien der Subjektivität, Ethik und Ästhetik. Bei der Ästhetik gilt sein Hauptaugenmerk der Ästhetik der Moderne sowie der Tragödie und dem Theater. Jüngste Publikationen (u.a.): „Die Kraft der Kunst“ (2013) und „Kritik der Rechte“ (2015).

Informationen:
MMK Museum für Moderne Kunst:
Christina Henneke, Daniela Denninger, Julia Haecker,
Tel.: 069/212 37761, presse.mmk@stadt-frankfurt.de, http://mmk-frankfurt.de

Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“:
Bernd Frye (Pressereferent), Tel.: 069/798-31411,
bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de/

Pressefotos zum Download unter: http://mmk-frankfurt.de/de/presse/pressedownload/

Personalia/Preise

Mai 9 2017
15:50

Junge Geowissenschaftler und Physiker der Goethe Universität überzeugten beim DLR Wettbewerb

Gewonnen: Studentisches Experiment fliegt zur ISS

FRANKFURT. Ein von Studierenden der Goethe-Universität vorgeschlagenes Experiment zur Planetenentstehung hat bei einem Wettbewerb des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gewonnen. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst nimmt das EXCISS-Experiment nächstes Jahr mit auf die Internationale Raumstation ISS.

„Wir freuen uns schon darauf, Herrn Gerst die Durchführung unseres Experiments zu erklären“, erzählt Tamara Koch, die Leiterin des Projektes, begeistert. Bis dahin ist aber noch viel Arbeit zu bewältigen. Die Studierenden der Geowissenschaften und der Physik haben nun knapp ein Jahr Zeit, das Projekt zu realisieren und Vorexperimente durchzuführen. Ein detailgenauer Prototyp aus dem 3D-Drucker existiert bereits und wurde der Jury auf dem Auswahl-Workshop am 4. und 5. Mai in Bonn präsentiert.

„Wie könnte Lehre spektakulärer, mitreißender oder anschaulicher sein als mit einem eigenen Experiment auf der ISS?“, fragt Frank Brenker, Professor am Institut für Geowissenschaften und Initiator des Projektes. Gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Björn Winkler betreut er die Studenten. „Wir sind begeistert vom Engagement der Studenten, die hier bereits Herausragendes geleistet haben“, kommentiert Björn Winkler die Leistung der Studentengruppe.

Worum geht es bei dem Experiment?

„Nichts weniger als die Entstehung der häufigsten Festkörper im frühen Sonnensystem wollen wir mit diesem Experiment klären“, berichtet Gruppenleiterin Tamara Koch. In der Geburtsstunde unseres Sonnensystems vor ca. 4,56 Milliarden Jahren bestand der Solare Nebel aus Gas und Staubkörnern. Sie bestanden entweder aus Kalzium- und Aluminium-reichen Mineralen oder aus Eisen und Magnesium-reichen Silikaten. Durch einen bisher noch nicht geklärten Prozess wurden diese in der frühen Phase des Sonnensystems plötzlich auf mehrere Tausend Grad aufgeheizt, um dann ebenso plötzlich wieder zu Tröpfchen, sogenannten Chondren, zu erstarren. Dieser Prozess gibt Forschern bis heute Rätsel auf.

Forscher vermuten, dass entweder Schockwellen oder Blitze die Staubteilchen so stark aufgeheizt haben. Eine weitere Möglichkeit wäre die Kollision mit Asteroiden. Keine der drei Thesen hat sich bisher durchsetzen können. Im EXCISS-Projekt wollen die Studierenden nun prüfen, ob die Chondren im Staub-Gas-Gemisch des Solaren Nebels durch hoch-energetische Blitze entstanden sein könnten. Dabei stehen die Eisen und Magnesium-reichen Silikate im Fokus.

Mini-Blitze in der Schwerelosigkeit

„Die Idee hinter dem Projekt ist einfach“, erklärt Tamara Koch. „Wir möchten Staubpartikel in Schwerelosigkeit unter Bedingungen kollidieren lassen wie sie im Solaren Nebel geherrscht haben. Die so gebildeten Staubklümpchen beschießen wir dann wiederholt mit Blitzen, die durch Entladungen von Plattenkondensatoren erzeugt werden. Neu an der Idee ist, dies unter realistischen Bedingungen der Schwerelosigkeit und bei geringem Gasdruck durchzuführen. Solche Experimente sind auf der Erde auch in Falltürmen nicht möglich. Die ISS bietet damit ein einzigartiges Umfeld, die Blitz-Hypothese zu überprüfen.“

„Solch ein Projekt in einer kleinen Kiste von weniger als 15 Zentimeter Kantenlänge und mit zwei Volt Stromversorgung durchzuführen, ist schon eine Herausforderung“ erklärt Yannik Schaper, der sich mit seinem Kommilitonen um die Physik des Projekts kümmert.

Intensive Unterstützung erhält das Projekt von den AGs Nanogeowissenschaften (Prof. Frank Brenker), Kristallographie (Prof. Björn Winkler, David Merges), der zugehörigen Werkstatt und dem Elektroniklabor (David Merges), und der Glasbläserei des Fachbereichs Chemie der Goethe-Universität (Michael Röder). Sponsoren für die finanzielle Unterstützung des Projektes werden nun gesucht.

Ein Foto der Studierenden finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/66492588

Informationen: Tamara Koch, Frank Brenker, Institut für Geowissenschaften, Mineralogie, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798 40134, tamara-koch@stud.uni-frankfurt.de, f.brenker@em.uni-frankfurt.de

Forschung

Mai 8 2017
18:17

Team um Ivan Dikic und Mike Heilemann entdeckt Signalsystem für Entzündungsreaktion - mögliche Basis für neue Therapien

Wie Zellen sich aktiv gegen Salmonellen wehren

FRANKFURT. Bakterielle Infektionen stellen eine enorme globale Bedrohung dar, weltweit nimmt die Verbreitung von Bakterienstämmen zu, die gegen gängige Antibiotika resistent sind. Forscher hoffen, neuartige Therapien zu finden, indem sie die Wechselwirkung zwischen Erreger und Wirt im Detail verstehen lernen. Nun haben Wissenschaftler der Goethe-Universität am Beispiel der Salmonellen-Infektion einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet.

Bakterien haben ausgeklügelte Mechanismen entwickelt, um in Wirtszellen zu überleben und sich zu vermehren. So verbergen sich Salmonellen innerhalb der Zelle normalerweise in membranumhüllten Körperchen, nur wenige brechen in das Zellinnere aus. Diese „Ausbrecher“ sind jedoch besonders gefährlich, weil sie sich rasend schnell vermehren und ausbreiten können. Die Zelle hat wirkungsvolle Abwehrmechanismen entwickelt, um eine solche Invasion zu stoppen. Ein interdisziplinäres Team um Prof. Ivan Dikic vom Institut für Biochemie II und Prof. Mike Heilemann vom Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der Goethe-Universität hat jetzt einen dieser Mechanismen aufgeklärt.

Protein-Ketten geben Signale für Entzündungsantwort weiter

Die Zelle reagiert schnell: Sie markiert die ausgebrochenen Bakterien mit einem kleinen Protein, dem Ubiquitin, das in viele zelluläre Prozesse regulierend eingreift. Diese Markierung mit Ubiquitin erfolgt in langen, unterschiedlich verzweigten Ketten. Daraus ergibt sich ein regelrechter Geheimcode, der noch längst nicht vollständig entschlüsselt ist. Die Ubiquitin-Ketten geben – ähnlich wie Funkmasten – spezifische Signale weiter.

Mit hochauflösender Mikroskopie ist es dem Frankfurter Team nun erstmals gelungen, die verschiedenartigen Ubiquitin-Markierungen rund um Salmonellen sichtbar zu machen und deren molekulare Organisation detailliert zu untersuchen. Sie stellten fest, dass bei einer bakteriellen Invasion ein ganz bestimmter Kettentypus, die sogenannten linearen Ubiquitin-Ketten, eine wichtige Rolle spielen: Sie leiten den Abbau der Bakterien ein und lösen zusätzlich eine Entzündungsantwort aus. Dadurch werden die verbleibenden Bakterien in Schach gehalten. Gleichzeitig identifizierten die Forscher das Enzym Otulin als wichtigen Regulator. Otulin vermag die Weiterleitung von Signalen zu stoppen, was für eine exakte Kontrolle der Entzündungsantwort essentiell ist. Damit wird vermieden, dass eine überschießende Entzündung ähnlich viel oder sogar mehr Schaden anrichtet als der bakterielle Erreger selbst.

Diese neuen Erkenntnisse öffnen nun den Weg für zahlreiche weiterführende Projekte und könnten unter anderem eines Tages den Grundstein für neue therapeutische Ansätze liefern. Erst kürzlich erhielt Ivan Dikic einen der renommierten ERC Advanced Grants in Höhe von 2,5 Millionen Euro, um die Rolle der Ubiquitinierung bei bakteriellen Infektionen weiter zu erforschen.

Die Signalweiterleitung durch Ubiquitin spielt aber nicht nur bei der Abwehr von Infektionen eine bedeutende Rolle, sondern auch bei immunologischen und neurodegenerativen Erkrankungen und bei Krebs. Bislang ist jedoch nur ansatzweise bekannt, wie aus kleinen Fehlern in diesem System schwere Krankheiten entstehen und wie man gezielt therapeutisch eingreifen kann.

Verschiedene Förderungen ermöglichten das interdisziplinäre Forschungsprojekt. Die Frankfurter Forschungen wurden unter anderem durch Unterstützung des LOEWE-Schwerpunktes Ubiquitin-Netzwerke, des Sonderforschungsbereichs 1177 zur selektiven Autophagie und des Exzellenzclusters Makromolekulare Komplexe ermöglicht.

Die Ergebnisse werden in der aktuellen Ausgabe von Nature Microbiology publiziert, parallel zu den neuesten Erkenntnissen einer befreundeten Arbeitsgruppe aus Cambridge (England), die weitere Details zur linearen Ubiquitinierung von Bakterien enthüllt.

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/66465906

Bildtexte
1: Salmonellen-Bakterien in einer menschlichen Zelle, umgeben von einem Mantel aus verschiedenartigen Ubiquitin-Markierungen. Lila repräsentiert linear-verknüpfte Ubiquitin-Ketten, grün alle Ubiquitin-Markierungen. Aufgenommen mittels hochauflösender Mikroskopie (dSTORM). Copyright : Mike Heilemann/Ivan Dikic

2: Ein Salmonellen-Bakterium in einer menschlichen Zelle, umgeben von einem Mantel aus verschiedenartige Ubiquitin-Ketten. Lila repräsentiert linear-verknüpfte Ubiquitin-Ketten, grün alle Ubiquitin-Markierungen. Aufgenommen mittels hochauflösender Mikroskopie (dSTORM). Copyright : Mike Heilemann/Ivan Dikic

3: Ein Salmonellen-Bakterium in einer menschlichen Zelle, umgeben von einem Mantel aus Ubiquitin. Die farbigen Punkte stellen einzelne linear verknüpfte Ubiquitin-Ketten dar. Aufgenommen mittels hochauflösender Mikroskopie (3D-dSTORM).

Copyright : Mike Heilemann/Ivan Dikic

Publikation: van Wijk SJ, Fricke F, Herhaus L, Gupta J, Hötte K, Pampaloni F, Grumati P, Kaulich M, Sou Y, Komatsu M, Greten F, Fulda S, Heilemann M, Dikic I. Linear ubiquitination of cytosolic Salmonella Typhimurium activates NF-κB and restricts bacterial proliferation. Nature Microbiology 2017, doi 10.1038/nmicrobiol.2017.66.

Information: Dr. Kerstin Koch, Institut für Biochemie II, Fachbereich 16, Universitätsklinikum Frankfurt, Tel.: (069) 6301 84250, k.koch@em.uni-frankfurt.de.

Sonstige

Mai 3 2017
17:48

Förderung universitärer Spitzenforschung im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften am Forschungskolleg Humanwissenschaften

Start des Goethe-Fellowship-Programms

FRANKFURT. Das Goethe-Fellowship-Programm, das 2017 mit der Berufung der ersten Goethe-Fellows beginnt, stand heute im Zentrum des Empfangs zur Eröffnung des Sommersemesters am Forschungskolleg Humanwissenschaften. Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff, stellte das Programm als ein wichtiges Instrument universitärer Forschungsförderung vor. Das Programm wurde vom Direktor des Kollegs, Prof. Matthias Lutz-Bachmann, gemeinsam mit dem Direktorium des Kollegs und dem Präsidium der Universität entwickelt. Es geht darum, Professorinnen und Professoren der Universität bei der Entwicklung innovativer Fragestellungen im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften zu unterstützen.

Anfang 2017 wurden folgende Personen berufen: Die Soziologin Prof. Daniela Grunow möchte sich in ihrem Projekt mit dem Arbeitstitel „Contested Social Structures“ mit der disziplinenübergreifenden Analyse des Verhältnisses von sich wandelnder Sozialstruktur und politischer Orientierung befassen. Der Religionsphilosoph Prof. Christian Wiese möchte untersuchen, wie sich die Vertreter von Judentum, Christentum und Islam wechselseitig wahrnehmen und wie kulturelle Interaktionen, religiös-politische Konflikte und dialogische Annäherungen beschrieben werden können. Der Sinologe Prof. Iwo Amelung schließlich plant ein Projekt über „Chinesisches Wirtschaftsdenken“, das nicht nur theoriegeschichtlich interessant ist, sondern auch, angesichts der Wiedereingliederung Chinas in weltwirtschaftliche Zusammenhänge, aktuelle Relevanz hat. Dieses Projekt wird er gemeinsam mit dem Ökonomen Prof. Bertram Schefold durchführen, der als Senior Fellow ebenfalls Mitglied des Forschungskollegs Humanwissenschaften wird.

Konkret sieht das Programm vor, dass den Professorinnen oder Professoren, die als Goethe-Fellow ans Kolleg berufen werden, für vier Jahre die Zeit, der Raum und die Mittel gewährt werden, eine neue Forschungsidee auszuarbeiten – welche den Ausgangspunkt für die Beantragung eines größeren Drittmittelprojekts bilden könnte. Beispielsweise können sie am Kolleg einschlägige Tagungen mit internationalen Gästen organisieren oder Forschungspartner aus dem Ausland zur gemeinsamen Arbeit ans Kolleg einladen. Hierfür erhalten sie nicht nur eine finanzielle Unterstützung, sondern vor allem auch Zeit, da ihnen eine kleine Reduktion ihrer Lehrverpflichtungen an der Universität eingeräumt wird. Wichtig ist, dass das Programm auch die Mittel bereithält, den damit verbundenen Lehrausfall durch Gastdozenten zu vertreten.

Fortsetzung bestehender Programme im Sommersemester 2017

Gleichzeitig gehen die bereits bestehenden Projekte am Forschungskolleg Humanwissenschaften auch im Sommersemester weiter. Folgende Gastwissenschaftler sind dazu eingeladen, am Kolleg zu arbeiten: Der Wissenschaftshistoriker und Religionsphilosoph Menachem Fisch (Tel Aviv); die Politikwissenschaftler Sara Amighetti (London), Amy Hondo (Princeton), Rinku Lamba (Neu Delhi), Miriam Ronzoni (Manchester), Christian Schemmel (Manchester), Isaac Taylor (Oxford), Fabio Wolkenstein (London) und Caleb Yong (Oxford); die Philosophen Iain Macdonald (Montreal) und Cristian Dimitriu (Toronto) sowie die Historiker Gustavo Corni (Trient), Robert von Friedeburg Lincoln/UK, Grazyna Jurkowlaniec (Warschau), Maciej Ptaszynski (Warschau), Daniela Rando (Pavia) und Nicole Reinhardt (Durham).

Das Historische Kolleg beginnt, unter der Federführung von Christoph Cornelißen und Thomas Duve, mit einer Reihe von Vorträgen und wissenschaftlichen Veranstaltungen über „Imperien und ihr Ende“. Die Reihe EuropaDialoge/Dialogues d’Europe wird mit Vorträgen von Thomas Betzwieser und Podiumsdiskussionen zu den Wahlen in Frankreich fortgesetzt werden. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

Forschungskolleg Humanwissenschaften
Am Wingertsberg 4
61348 Bad Homburg v.d. Höhe
Tel.: 06172/139770
E-Mail: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Wissenschaftskommunikation
Beate Sutterlüty
Tel.: 06172 / 13977-15
E-Mail: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Historisches Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften
Ellinor Schweighöfer
Tel.: 06172 / 13977-14
E-Mail: schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Veranstaltungen

Mai 3 2017
14:25

Der Kunstkritiker Eduard Beaucamp steht am 8. Mai im Fokus der Frankfurter Bürger-Universität

Unzeitgemäße Kunstkritik

FRANKFURT. Heimspiel für die Frankfurter Bürger-Universität: Mit Eduard Beaucamp stellt die Biografienreihe „Wie wir wurden, wer wir sind“ dieses Mal eine einflussreiche Frankfurter Persönlichkeit vor. Als Leiter des Kunstressorts der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bis 2002 prägte Eduard Beaucamp über Jahrzehnte mit seinen Texten die Welt der Kunst. In seinen Essays positionierte er sich wortmächtig als einer der einflussreichsten Kenner der malerischen Avantgarde. Von besonderer Bedeutung war für ihn die Kunst der ehemaligen DDR, vor allem der Leipziger Schule. Der Vortrag von Prof. Matthias Bormuth

„Eduard Beaucamp – Unzeitgemäße Kunstkritik“ am Montag, 08. Mai 2017, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Frankfurt, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main,

fragt nach den biografischen Zäsuren, die Beaucamp für die immer kritische Auseinandersetzung  mit Werken, Künstlern und kunstpolitischen Missständen im geteilten Deutschland empfänglich werden ließen. Bormuth lehrt Vergleichende Ideengeschichte an der Universität Oldenburg.

Die Veranstaltungsreihe „Wie wir wurden, wer wir sind“ wird seit 2008 von Prof. Tilman Allert, Soziologe an der Goethe-Universität, kuratiert. Die Hauptreihe der Frankfurter Bürger-Universität im Sommersemester stellt an insgesamt sechs Abenden Lebensläufe berühmter Protagonisten deutscher Sozial- und Kulturgeschichte vor.

Folgende Biografien erwarten Sie außerdem im Sommersemester:

22. Mai 2017
Dr. Lorenz Jäger
Walter Benjamin
Genie und Grenzgänger 

19. Juni 2017
Prof. Birgit Recki
Helmuth Plessner
Vom Lachen und Weinen 

26. Juni 2017
Dr. Edo Reents
Manfred Krug
Liebling Kreuzberg 

03. Juli 2017
Prof. Tilman Allert
Beate Uhse
Freiheit für die Liebe 

Beginn jeweils um 19.30 Uhr, Eintritt frei.

Alle Veranstaltungen finden im Foyer der Zentralbibliothek der Stadtbücherei (Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main) statt.

Die Frankfurter Bürger-Universität ist ein Veranstaltungsformat, in dem Bürgerinnen und Bürger im Sommersemester „deutschen Biografien“ begegnen können und das im Wintersemester wechselnde Themen mit städtischem, gesellschaftsrelevantem Bezug aufgreift. Oft verlässt die Goethe-Uni mit ihren Hauptreihen den Campus und zieht an wechselnde Orte in der Stadt, um dort mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.buerger.uni-frankfurt.de

Forschung

Mai 3 2017
14:23

Licht aktivierbare mikroRNA-Inhibitoren erstmals als lokale Therapeutika eingesetzt

Neue Hoffnung bei schlecht heilenden Wunden

FRANKFURT. MikroRNAs sind interessante Zielstrukturen für neue Therapeutika. Man kann sie durch synthetische AntimiRs blockieren. Doch bisher waren diese nicht örtlich begrenzt einsetzbar. Forschern der Goethe-Universität ist das jetzt bei der Behandlung der gestörten Wundheilung mithilfe Licht aktivierbarer AntimiRs gelungen.

MikroRNAs sind kleine Genschnipsel, die an Zielstrukturen in Zellen binden und so verhindern, dass bestimmte Proteine entstehen. Da sie wesentlich an der Entstehung und Ausprägung verschiedener Krankheiten beteiligt sind, haben Forscher sogenannte AntimiRs entwickelt, die die Funktion von mikroRNAs blockieren. Der Nachteil dieses Ansatzes ist jedoch, dass die Blockade im gesamten Körper zu Nebenwirkungen führen kann, da mikroRNAs in verschiedenen Organen unterschiedliche Funktionen ausüben können. Dieses Problem haben Forscher der Goethe-Universität nun gelöst.

Die Arbeitsgruppen von Prof. Alex Heckel und Prof. Stefanie Dimmeler vom Exzellenzcluster Makromolekulare Komplexe entwickelten AntimiRs, die lokal begrenzt über den Einsatz von Licht mit einer spezifischen Wellenlänge sehr wirksam aktiviert werden können. Dazu wurden die AntimiRs in einem Käfig aus lichtempfindlichen Molekülen gesperrt, die zerfallen, sobald man sie mit Licht einer spezifischen Wellenlänge bestrahlt.

Als Test für die therapeutische Wirkung dieser neuen AntimiRs wählten die Forscher als Zielstruktur die mikroRNA-92a, die bei Diabetikern mit schlecht heilenden Wunden verstärkt zu finden ist. Sie injizierten Mäusen die AntimiR im lichtempfindlichen Käfig in die Haut und setzen das Therapeutikum anschließend mithilfe von Licht im Gewebe frei. Gemeinsam konnten die Arbeitsgruppen nachweisen, dass die zielgenaue Aktivierung einer AntimiR gegen die mikroRNA-92a die Wundheilung fördert.

„Neben diesen Befunden, die erstmals eine Verbesserung der Wundheilung durch AntimiRs gegen die mikroRNA-92a nachweisen, beweisen unsere Daten zudem, dass die Funktion der mikroRNA-92a tatsächlich nur lokal begrenzt gehemmt wird. Andere Organe wie die Leber, waren nicht betroffen“, erklärt Prof. Stefanie Dimmeler die klinische Bedeutung der Untersuchung.

Nun wollen die Forscher prüfen, ob sie den Einsatz von Licht-induzierbaren AntimiRs auch auf die Behandlung anderer Krankheiten ausweiten können. Insbesondere wollen sie prüfen, ob toxische AntimiRs auch Tumoren lokal begrenzt angreifen können.

Publikation: Tina Lucas, Florian Schäfer, Patricia Müller, Sabine A. Eming, Alexander Heckel & Stefanie Dimmeler: “Light-inducible antimiR-92a as a therapeutic strategy to promote skin repair in healing-impaired diabetic mice”, in: Nature Communications, 2.Mai 2017, doi: 10.1038/ncomms15162

Information: Prof. Stefanie Dimmeler, Institut für Kardiovaskuläre Regeneration und Exzellenzcluster Makromolekulare Komplexe, Exzellenzcluster Kardio-Pulmonäre Systeme, Fachbereich 16, Universitätsklinikum Frankfurt, Telefon: (069) 798-29475, dimmeler@em.uni-frankfurt.de

Forschung

Mai 2 2017
10:56

DAAD verlängert Gelder für Lehre der Allgemeinen und Vergleichenden Dramaturgie

Hölderlin-Gastprofessur wird fortgesetzt

FRANKFURT. Mit welchen Dramaturgien antwortet das Theater außerhalb Deutschlands auf die Fragen der Gegenwart? Erhellendes dazu wird auch in den nächsten vier Semestern an der Goethe-Universität zu hören sein: Die Friedrich-Hölderlin-Gastprofessur für Allgemeine und Vergleichende Dramaturgie kann mit Unterstützung des DAAD und des International Office der Goethe-Universität fortgesetzt werden.

Die Gastprofessoren stehen bereits fest: Prof. Khalid Amine aus Tanger (Marokko), Prof. Tore Vagn Lid aus Oslo (Norwegen), Prof. Heike Roms aus Aberystwyth (Wales) sowie Prof. Shannon Jackson aus Berkeley (USA). „Sie alle verbinden in ihrer Arbeit Theorie und künstlerische Praxis auf vorbildliche und exemplarische Weise miteinander“, erklärt der Theaterwissenschaftler Prof. Nikolaus Müller-Schöll, an dessen Professur die Gastprofessur angedockt ist. In Frankfurt werden sich die ausgewiesenen Experten unter anderem mit Dramaturgien beschäftigen, die auf den Arabischen Frühling oder die Großstadt Bezug nehmen, mit der ökologischen Verträglichkeit des Theaters oder, in einem szenisch-praktischen Projekt mit der heutigen „Brauchbarkeit Hanns Eislers“.

Das Bild des Dramaturgen hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Vor diesem Hintergrund sollte die 2014 erstmals eingerichtete Hölderlin-Gastprofessur ein neues Lehr- und Forschungsfeld eröffnen, das als „Allgemeine und Vergleichende Dramaturgie“ bezeichnet wird. Angesichts der fortschreitenden Globalisierung, so die Idee, sollten Dramaturgen über die klassischen Zuschreibungen hinaus auch als Fachleute für internationale und interkulturelle Fragen etabliert werden, die die oft als bedrohlich empfundene Nähe des Fremden als Chance begreiflich machen können. Die Berufung von international ausgewiesenen Praktikern mit starkem theoretischen Interesse und Theoretikern mit einem Schwerpunkt auf künstlerischen Fragen und Prozessen ermöglicht es, neue Tendenzen und Forschungsfelder in das Frankfurter Lehrangebot zu integrieren – zum Nutzen des forschungsorientierten Nachwuchses. Die Gastprofessur hat auch maßgeblich dazu beigetragen, das internationale Lehr- und Forschungs-Netzwerk der Frankfurter Theaterwissenschaft und des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft auszubauen.

Im Rahmen dieses Netzwerkes wird im Oktober ein internationaler Double Degree-Studiengang eingerichtet, der Masterstudiengang „Comparative Dramaturgy and Performance Research“. Dieser Studiengang ist ein gemeinsames Angebot der Theaterwissenschaft der Goethe-Universität und der theaterwissenschaftlichen Institute in Paris, Brüssel, Helsinki und perspektivisch auch Oslo und Krakau. Er beinhaltet ein Jahr an zwei europäischen Universitäten sowie ein Auslandspraktikum am Theater.

Mit seiner Förderentscheidung erkenne der DAAD die erfolgreiche Arbeit der in den vergangenen fünf Semestern nach Frankfurt geholten internationalen Gastprofessoren an, so Professor Müller-Schöll. Seit 2014 waren Prof. Freddie Rokem (Tel Aviv), Prof. Markus Wessendorf (Honolulu, USA), Prof. Esa Kirkkopelto (Helsinki), Prof. Lina Majdalanie (Beirut) sowie Prof. Annalisa Piccirillo (Neapel) zu Gast.

Informationen: Prof. Dr. Nikolaus Müller-Schöll, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Norbert Wollheim Platz 1, 60323 Frankfurt  am Main; Email: Mueller-Schoell@tfm.uni-frankfurt.de Tel: 069/798-32065.

Veranstaltungen

Mai 2 2017
09:49

Gemeinsame Ausstellung der Goethe-Universität, der Hochschule für Musik und des Museums für Moderne Kunst

Studiengalerie 1.357 zeigt Werke der Konzeptkünstlerin Hanne Darboven

FRANKFURT. Die Studiengalerie 1.357 zeigt vom 3. Mai bis 7. Juni das multimediale Werk der Konzeptkünstlerin Hanne Darboven (1941-2009). Die Organisatoren der Studiengalerie, die Goethe-Universität und MMK Museum für Moderne Kunst, haben für ihre nächste Ausstellung erstmals die HfMDK Hochschule für Musik und Darstellende Kunst als Partnerin gewonnen.

Eröffnung der Ausstellung „Schreibzeit“: Mittwoch, 3. Mai, 20.00 Uhr, Studiengalerie 1.357 IG-Farben-Haus

Installative Konzerte: 3. Mai, 20.00 Uhr, Eisenhowersaal 1.314 und Eisenhowerraum 1.414, IG Farbenhaus

Am Eröffnungsabend führen Musikerinnen und Musiker der HfMDK Hochschule für Musik und darstellende Kunst parallel zwei Werke Darbovens auf - Opus 26 für Streichquartett (Tenero Quartett - Rocío García Perez, Violine; Natalia Nagyova, Violine; Clara Holdenried, Bratsche; Michael Preuß, Violoncello -  im Eisenhowersaal) und Opus 17a für Kontrabass Solo (Jakob Krupp, Kontrabass – im Eisenhowerraum). Neben den beiden Kompositionen, die nur am Eröffnungsabend aufgeführt werden, zeigt die Galerie ein Schlüsselwerk ihrer raumfüllenden Papierarbeiten sowie den wohl wichtigsten Film Darbovens - „Vierjahreszeiten. Der Mond ist aufgegangen“ von 1982/83 aus der Sammlung des MMK.

Zur Künstlerin: Mit endlosen Serien von Schreib-Zeichnungen hat sich Hanne Darboven (1941-2009) in den späten 1960er Jahren im Diskurs der New Yorker Minimal- und Konzeptkunst etabliert. Schnell wurde sie eine Schlüsselfigur der Gegenwartskunst, viermal widmete eine documenta ihren riesigen Schreibarbeiten zentrale Räume (d5 1972, d6 1977, d7 1982, d11 2011). Im Jahr 1975 begann sie die Arbeit an einem komplizierten Gewebe aus Zeitrechnungen, annalistischen Einträgen, wiederkehrenden Textformeln, grafischen Elementen und Textzitaten diverser Autoren. Das zitierte Textmaterial sollte nicht originell sein, es folgte dem literarischen Genre des florilegium (Blütenlese). Von Louis Aragon, Charles Baudelaire, Bertolt Brecht, Hans Magnus Enzensberger und vielen mehr bis Mao Zedong, dem „Spiegel“ und dem „Brockhaus“ zitiert Hanne Darboven unkommentiert, was in den Siebzigerjahren zum Reflexionsreservoir des intellektuellen Milieus gehört.

Die ersten 241 Blätter dieser Arbeit publizierte sie unter dem Titel etc., etc. im Jahr 1976. Sie sind in der Galerie vollständig ausgestellt. In den Folgejahren wurde aus dieser Sequenz ihr über 4000 Blätter starkes Schlüsselwerk Schreibzeit, das sie 1999 abschloss. Schon in dem hier gezeigten etc. etc. vereint Darboven die Elemente ihrer Arbeitsweise: minimalistische Konstruktionsprinzipien, ihre Technik der Zeitnotierung und ihre Art des politischen Kommentierens durch eklektisches Abschreiben. Parallel zu diesen Schreib-Zeichnungen entwickelte sie eine Vielzahl anderer Arbeitsweisen, besonders im Medium des 16mm Films und der musikalischen Komposition. Mit dem Film „Vierjahreszeiten. Der Mond ist aufgegangen“ (1982/83) und – am Eröffnungstag – der Live-Aufführung ihrer Komposition Opus 17a für Kontrabass solo (1983) und Opus 26 für Streichquartett (1989/90) zeigt die Studiengalerie 1.357 die Arbeitsweise dieser sehr einflussreichen Künstlerin in ihrer Medienvielfalt.

Website der Studiengalerie 1.357: http://studiengalerie.uni-frankfurt.de/home.html

Veranstaltungen

Apr 27 2017
11:53

Die neue Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität beginnt am 3. Mai

Strafrechtspflege zwischen Purismus und Pluralität

FRANKFURT. Die Strafrechtspflege scheint in besonderem Maße an den Nationalstaat und fest umrissene Aufgaben gebunden zu sein: Ein Souverän lässt in Vertretung eines Volkes Gerechtigkeit walten, indem er ein kohärentes Strafrecht ein- und durchsetzt. Es geht um die Wahrheitserforschung und den Schutz der Gemeinschaftsinteressen. Doch diese Einheit – fußend auch auf der Vorstellung einer autonomen, historisch gewachsenen Rechtskultur – sieht sich mittlerweile zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Diesem Spannungsfeld widmet sich die aktuelle Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“. Die Reihe mit Vorträgen in deutscher und englischer Sprache startet am 3. Mai und heißt: „Criminal Justice between Purity and Pluralism – Strafrechtspflege zwischen Purismus und Pluralität“.

Die fachliche Leitung hat Christoph Burchard, Mitglied des Exzellenzclusters und Professor für Straf- und Strafprozessrecht, Internationales und Europäisches Strafrecht, Rechtsvergleichung und Rechtstheorie an der Goethe-Universität. Den Auftaktvortrag hält der Co-Sprecher des Clusters, Klaus Günther, der an der Goethe-Universität Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht lehrt. Sein Thema lautet: „Vom Rechtsgüterschutz zur Aufmerksamkeitfür das Besondere – Partikularisierung des Strafrechts?“. Alle Vorlesungen finden im Hörsaalzentrum (Raum HZ 11) auf dem Campus Westend statt. Sie beginnen jeweils um 18.15 Uhr. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich willkommen.

Die Grundlage für die sechsteilige Ringvorlesung bildet der Befund, dass sich die Strafrechtspflege nicht länger als eine „domaine réservé“, einen ausschließlich für den Nationalstaat reservierten Bereich beschreiben lässt. Sie wird vielmehr zunehmend in einem Netzwerk nationaler, internationaler, europäischer und supranationaler Akteure betrieben. Die Idee einer autonomen Rechtskultur wird umso zweifelhafter, je mehr zum einen die weltweiten Wechselwirkungen zunehmen und sich zum anderen die Gesellschaften auch intern pluralisieren. Die Aufgaben der Strafrechtspflege gestalten sich somit normativ offener, diverser und partikularer.

Den Aspekt der Partikularisierung greift Klaus Günther gleich zum Beginn der Reihe am 3. Mai auf. Er setzt sich mit dem in jüngster Zeit häufig erhobenen Vorwurf auseinander, wonach den Verbrechensopfern und ihrem individuellen Leid bisher weder im Strafrecht noch im Strafverfahren die vermeintlich gebotene Aufmerksamkeit geschenkt worden sei. Es mangele – so die Vorwürfe weiter – an Empathie, Einfühlungsvermögen und Verständnis für die konkrete Situation Einzelner. In seinem Vortrag geht Günther möglichen Motiven dieser Entwicklung nach und fragt – auch kritisch – nach deren normativen Konsequenzen.

Die Termine im Überblick:

3. Mai 2017, 18.15 Uhr
Prof. Klaus Günther (Goethe-Universität, Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“): Vom Rechtsgüterschutz zur Aufmerksamkeit für das Besondere – Partikularisierung des Strafrechts?

10. Mai 2017, 18.15 Uhr
Prof. Beatrice Brunhöber (Leibniz Universität Hannover): Titanen oder Zyklopen? Kriminalisierungstheorie zwischen Einheit und Vielfalt

24. Mai 2017, 18.15 Uhr
Prof. Bernard E. Harcourt (Columbia University & École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris): Contemporary Critical Thought and Juridical Practice

14. Juni 2017, 18.15 Uhr
Prof. David von Mayenburg (Goethe-Universität, Institut für Rechtsgeschichte): Multikausale und monokausale Erklärungen des Verbrechens in der frühen Kriminologie – Eine 12-jährige Raubmörderin vor Gericht (RGSt 15, 87)

21. Juni 2017, 18.15 Uhr
Prof. Frank Meyer (Universität Zürich): Legitimationsbedürfnisse internationalisierter strafrechtlicher Hoheitsgewalt – Zwischen Pluralismus und Nativismus

12. Juli 2017, 18.15 Uhr
Prof. Malcolm Thorburn (University of Toronto, Faculty of Law): Criminal Law and the Promise of Self-Government

Informationen: Prof. Christoph Burchard, Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, Campus Westend, Tel. (069) 798-31471, sekretariat.burchard@jura.uni-frankfurt.de, www.normativeorders.net/de/

Programm: http://www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/ringvorlesungen

Veranstaltungen

Apr 26 2017
11:28

Führungen, Modenschau, Live- Jazz und kulinarische Köstlichkeiten: Die Nacht der Museen 2017 im MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität

Im Stil der 50er-Jahre

FRANKFURT. Die Besucherinnen und Besucher der Nacht der Museen am 6. Mai 2017 erwartet im MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität von 19 bis 2 Uhr ein Abend ganz im Stil der 50er Jahre. Die 1950er Jahre stellten eine Zeit des Aufbruchs dar. In der Kunst der 1949 gegründeten Bundesrepublik dominierte die Abstraktion. Mit 74 Arbeiten von 20 Künstlern und Künstlerinnen möchte die Ausstellung „Ersehnte Freiheit. Abstraktion in den 1950er-Jahren“ (noch bis 9. Juli 2017) im MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität einen neuen Blick auf die ausgewählten Werke jener Zeit ermöglichen, die für Freiheit stand und dem Selbstverständnis der jungen Bundesrepublik entsprach. Im Fokus der Ausstellung stehen die Künstlergruppierungen „junger westen“ in Recklinghausen, „ZEN 49“ in München und „Quadriga“ in Frankfurt. Die Kunsthistorikerin Dr. Claudia Caesar führt in der Nacht der Museen stündlich durch die Ausstellung.

Ob süß und brav wie Doris Day, sexy wie Marilyn Monroe oder elegant wie Audrey Hepburn – der Retro-Fashion-Shop „Peggy Sue Frankfurt“ präsentiert in einer Modenschau die Kleidungsstile der Wirtschaftswunderzeit. Petticoat und Pferdeschwanz – so sehen viele die Mode der 1950er Jahre. Doch spätestens seit TV-Serien wie „Mad Men“ oder „Ku’damm 56“ ist bekannt: Die Mode der Wirtschaftswunderzeit war vielseitig und feminin. Die Besucher der Nacht der Museen können sich bei der Modenschau davon überzeugen. Drei Models werden ein breites Spektrum stilechter Looks, vom süßen Backfisch bis zur glamourösen Femme Fatale präsentieren.

Das Contrast Trio unterhält mit niveauvollem Live-Jazz. Die Musik der Formation ist eine Mischung aus vielerlei Genres. Yuriy Sych, Martin Standke und Timothy Roth spielen seit vielen Jahren zusammen und versuchen dabei ihre Musik in immer neue Richtungen zu treiben. Alle drei gewannen den Wettbewerb Jugend jazzt 2006 als Bandmitglieder des damaligen Contrast Quartets und wirkten schon mehrere Male beim Deutschen Jazz Festival Frankfurt mit. Darüber hinaus wurden sie auch mit vielen Einzelpreisen ausgezeichnet.

Für das leibliche Wohl sorgt Käfer’s mit ausgesuchten Spezialitäten.

Das Programm im Detail:

  • 20–24 Uhr (stdl.): Führungen durch die Ausstellung „Ersehnte Freiheit. Abstraktion in den 1950er Jahren (Treffpunkt: Museumskasse)
  • 19.15–19.45 Uhr; 20–20.30 Uhr; 20.45–21.15 Uhr; Pause 21.15–22.15 Uhr, 22.15–22.45 Uhr; 23–23.30 Uhr; 23.45–0.15 Uhr; 0.30–1.00 Uhr: LIVE-Jazzmusik mit dem Trio „Contrast“(Yuriy Sych/Piano, Timothy Roth/Bass, Martin Standke/Drums)
  • 21.30–22 Uhr: Modenschau mit Mode im Stil der 1950er Jahre. Präsentiert von Peggy Sue Frankfurt, Retro Fashion & Lifestyle
  • 19–1.30 Uhr: Kulinarische Spezialitäten von KÄFER´s aus der Kurhausgastronomie Wiesbaden

Bilder zum Download finden Sie unter: http://www.museum-giersch.de/#/Presse. Passwort: museumgiersch2017

Informationen: Dipl. Kffr. Christine Karmann, Presse und Marketing MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität, Tel: 069/13821010, E-Mail: presse@museum-giersch.de

Adresse: MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main

Sonstige

Apr 25 2017
14:07

Stifterverband fördert neues Projekt für hochqualifizierte Geflüchtete im Studienverlauf

Goethe-Universität für Konzept zur Integration von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund ausgezeichnet

FRANKFURT. Der Stifterverband hat der Goethe-Universität aus Mitteln des Stiftungsfonds Deutsche Bank 50.000 Euro bewilligt. Mit dem Geld soll das Projekt „Service4 zur Förderung Studierender mit Fluchthintergrund im Studienverlauf unterstützt werden. Prof. Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft e.V., und Michael Münch, Vorstandsmitglied Deutsche Bank Stiftung; Art, Culture & Sports, Deutsche Bank AG, überreichten auf der Auftaktveranstaltung des „Academic Welcome Program“ an der Goethe-Universität die Urkunde.

Der Stiftungsfonds Deutsche Bank im Stifterverband fördert Hochschulen, die Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund bei der Aufnahme oder beim Abschluss eines Hochschulstudiums unterstützen. Für das Programm „Angekommen, integriert, qualifiziert!“ stellt er insgesamt 350.000 Euro bereit. Die Hochschulen erhalten jeweils 32.000 Euro als Strukturförderung sowie weitere 18.000 Euro Fördermittel zur Vergabe von Jahresstipendien. „Wir freuen uns, dass wir als eine von sieben Hochschulen die Förderung des Stifterverbandes erhalten. Damit können wir unsere Angebote für geflüchtete Studierende bzw. Akademikerinnen und Akademiker, die bei uns weiterstudieren und sich qualifizieren möchten, ganz entscheidend erweitern“, betont Prof. Tanja Brühl, Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der Goethe-Universität.

An der Goethe-Uni existieren bereits zahlreiche Beratungs- und Unterstützungsangebote für Geflüchtete mit Studieninteresse und –erfahrungen im Rahmen des „Academic Welcome Program for highly qualified refugees“ (AWP). Mit den Fördermitteln des Stifterverbandes soll nun die Umsetzung von vier neuen ineinandergreifenden Projekten finanziert werden. Durch die Einrichtung einer Servicestelle „Studium & Flucht“ im International Office sollen primär Synergien der bestehenden Angebote freigesetzt werden. Zusätzlich wird ein Hilfskräfte-Pool in der Arbeitsstelle Service Learning aufgebaut. Dies ermöglicht eine Ausweitung dieses Bereiches, so dass Studierende mit Flucht- oder Migrationshintergrund nicht mehr nur Empfänger des Service Learnings sind, sondern sich auch selbst aktiv engagieren können. Zusätzliche Workshopangebote im International Career Service, die speziell auf die Bedürfnisse von Geflüchteten zugeschnitten sind, sollen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern. Die Jahresstipendien werden aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) verdoppelt, so dass zehn Deutschlandstipendien in Höhe von monatlich 300 € an geflüchtete Studierende vergeben werden, damit sie monetäre und ideelle Unterstützung erhalten können.

Die Auftaktveranstaltung des „Academic Welcome Program“ an der Goethe-Universität fand vergangene Woche statt. 53 neue Teilnehmende können im Sommersemester am Programm für hochqualifizierte Geflüchtete teilnehmen. Damit profitieren mittlerweile insgesamt über 130 Teilnehmende von den Angeboten des AWP. Die Teilnehmenden erhalten die Möglichkeit Deutsch-Intensivkurse, Propädeutika und Lehrveranstaltungen zu besuchen, haben Zugang zur Universitätsbibliothek und zu weiteren Hochschulservices und erhalten darüber hinaus individuelle Beratung und Betreuung.

Weitere Informationen: Marius Jakl, Projektkoordinator “Academic Welcome Program”, International Office, Goethe-Universität. Tel. (069) 798-17298; Jakl@em.uni-frankfurt.de. www.uni-frankfurt.de/awp

Veranstaltungen

Apr 25 2017
10:16

Start der Regionalpark-ScienceTours – Forschendes Lernen in der Region

Regionalpark RheinMain wird „Outdoor-Klassenzimmer“

FRANKFURT/OFFENBACH. Mit der Pilot-Tour „Klima“ startet das neue Bildungsprojekt des Regionalpark RheinMain und der Goethe-Universität. Als erstes können Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse der Frankfurter Anna-Schmidt-Schule am Montag (24. April) im Regionalpark Portal Wetterpark Offenbach den Klimaunterschied zwischen Stadt und Land erforschen.

Die Regionalpark-ScienceTours bieten an außerschulischen Lernorten im Regionalpark aufregende Wissensabenteuer und spannende Einblicke in Wissenschaft und Forschung. Die Themen Klima, Biodiversität und Mobilität sind an die Lehrpläne der Sekundarstufe I angepasst. Eigens entwickelte Unterrichtsmaterialien zur Vor- und Nachbereitung machen die Wissenschaftsexkursionen für Lehrkräfte zu einem „Rund-um-sorglos-Paket“. Ab Mai können weitere Schulklassen dieser Stufe den Regionalpark als Lernlabor nutzen.

Was hat eine kleine Zwergdeckelschnecke mit Biodiversität und Gewässerökologie zu tun? Warum unterscheidet sich das Klima in Großstädten und auf dem Land? Welche Mobilitätsströme sind für die Rhein-Main-Region charakteristisch? Diesen und weiteren Fragen gehen Schüler gemeinsam mit Wissenschaftlern und Studierenden der Goethe-Universität nach. Getreu dem Motto „Hands on – Forschendes Lernen und Experimentieren“ führen die Jugendlichen eigene praktische Untersuchungen durch und erproben selbstständig Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens.

Durch die Zusammenarbeit des Regionalpark RheinMain und der Goethe-Universität vereinen die Regionalpark-ScienceTours besondere Stadtlandschaften mit wissenschaftlicher Expertise. Sie versprechen sich dadurch bei den Schülern nachhaltige Lernprozesse anzustoßen und einen Zugang zur Rhein-Main-Region und Wissenschaft zu ermöglichen.

„Von den Regionalpark-ScienceTours profitieren nicht nur Schülerinnen und Schüler, die die Universität und ihre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kennenlernen, sondern auch unsere Studierenden, weil diese aktiv bei der Konzeption und Durchführung der Touren beteiligt sind. So sammeln sie bereits während ihres Studiums wichtige pädagogische Erfahrungen“, erklärt Prof. Tanja Brühl, Vizepräsidentin der Goethe-Universität. „Der Regionalpark RheinMain wertet die Landschaft im Ballungsraum RheinMain als Erlebnisraum auf. Die Regionalpark-ScienceTours passen daher zur Grundidee des Regionalpark RheinMain“, sagt Jutta Wippermann, Prokuristin und Projektverantwortliche des Regionalparks.

Diese außerschulischen Lernorte bieten den Schülerinnen und Schülern neue Lernerfahrungen und andere Formen der Ergebnissicherung als im Klassenzimmer: Bei der Biodiversitäts-Tour arbeiten sie wie Limnologen und bestimmen den Gewässerzustand des Schwalbachs. Während der Klima-Tour untersuchen die Jugendlichen anhand von Experimenten und Simulationen den Unterschied zwischen dem Klima in der Stadt und auf dem Land, um anschließend Ideen für eine Stadt mit besseren Klimabedingungen zu entwickeln. 

Der Hessische Kultusminister Prof. Alexander Lorz hat die Schirmherrschaft für die Regionalpark-ScienceTours übernommen. Die „Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region“ fördert die Regionalpark ScienceTours bis Ende 2018.

Der Regionalpark RheinMain
Das Rhein-Main-Gebiet zählt zu den lebenswertesten Metropolregionen weltweit. Der Regionalpark RheinMain wertet die Stadtlandschaft auf und zeigt ihre Eigenarten. Das Grün vor unserer Haustüre wird erlebbar. Zwischen Rheingau und Spessart, Taunus und Hessischem Ried erschließen 550 Kilometer ausgeschilderte Regionalparkrouten ein Gebiet, das mehr als einem Viertel des Bundeslandes Hessen entspricht. Sie verbinden Flussauen, Weinberge, Obstwiesen und Wälder und überwinden dabei Häfen, Autobahnen und Schienen. Gemeinsam mit vielen Partnern hat der Regionalpark Naturschätze bewahrt und Landmarken gebaut. Über 200 Attraktionen wie Aussichtspunkte, Kunstinterventionen und Spielangebote eröffnen neue Perspektiven auf die Kulturlandschaft.

Fotos zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/66296450

Bildunterschriften:
Foto 1: Schulklasse während der Führung im Wetterpark Offenbach mit dem Meteorologen und Gästeführer Denny Karran.
Foto 2: Während der Führung im Wetterpark.
Foto 3: Schülerinnen und Schüler beim Experimentieren zum Thema Stadtklima im Besucherzentrum im Wetterpark Offenbach.

Informationen: Katharina Völk, Projektbüro Regionalpark-ScienceTours, PR & Kommunikation, Telefon: 069 798-12481, k.voelk@vdv.uni-frankfurt.de, www.regionalpark-sciencetours.de

Veranstaltungen

Apr 24 2017
09:43

Fortbildungsprogramm Buch- und Medienpraxis lädt zum Infoabend ein

Neuer Kurs: Abendprogramm für Einsteiger in die Kultur- und Medienarbeit

FRANKFURT. Im Wintersemester 2017/18 startet ein neuer zweisemestriger Kurs des Fortbildungsprogramms Buch- und Medienpraxis. Über das Konzept und die Möglichkeiten zur Teilnahme informieren die Koordinatorinnen

am 11. Mai (Donnerstag) um 19.00 Uhr
im Raum 1.801, Casino-Gebäude, Campus Westend.

Zu dem Infoabend an der Goethe-Universität sind Studierende und Hochschulabsolventen eingeladen, dort haben sie auch Gelegenheit, mit Dozenten und Teilnehmern des Programms zu sprechen. Die Lehrenden Horst Martin (Presse und Öffentlichkeitsarbeit) und Silke Hartmann (Kulturmanagerin – u.a. openbooks, lit.cologne) geben Einblicke in ihre Arbeit, Ehemalige berichten von ihren Erfahrungen, und der gegenwärtige Jahrgang stellt sich mit aktuellen Projekten vor.

Das Fortbildungsprogramm vermittelt zwischen Studium und kultur- und medienbezogenen Berufspraxis. Die Bewerbungsfrist für den zweisemestrigen Studiengang läuft noch bis zum 1. Juli 2017. Die Buch- und Medienpraxis wendet sich an Hochschulabsolventen sowie Berufstätige, die sich weiter qualifizieren wollen. Das Programm kooperiert seit 1997 mit Verlagen, Zeitungen, Museen, Rundfunk- und Fernsehsendern sowie anderen kulturellen Einrichtungen im Rhein-Main-Gebiet. Die Dozentinnen und Dozenten des Programms sind profilierte Vertreter dieser Berufsbereiche und machen die Studierenden durch praktische Übungen mit dem Erwartungshorizont ihres Berufsfeldes vertraut. Sie sind für viele ein erster Kontakt in das jeweilige Berufsfeld. Am Ende der Kurse richten die Teilnehmer eigene Veranstaltungen aus und arbeiten an gemeinsamen Projekten.

Das Programm kann berufs- oder studienbegleitend absolviert werden. Über zwei Semester finden an drei Abenden der Woche (Montag, Dienstag, Mittwoch) von 18 bis 22 Uhr insgesamt zwölf Kurse statt. Pro Jahrgang befassen sich die 30 ausgewählten Teilnehmer mit den Themen Lektorat, Buchhandel und Verlagswesen, Hörfunkredaktion, Fernsehredaktion, Zeitungsredaktion, Literaturkritik, Medienkritik, Öffentlichkeitsarbeit, Kulturmanagement, Ausstellungskonzeption sowie Online-Publishing.

Informationen: Franziska Haug und Nicola Menzel, Koordination des Fortbildungsprogramms Buch- und Medienpraxis, Leitung: Prof. Dr. Heinz Drügh, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Fachbereich Neuere Philologien, Campus Westend, Tel.: (069)798-23626, E-Mail: bmp@lingua.uni-frankfurt.de, www.buchundmedienpraxis.de, www.facebook.de/buchundmedienpraxis

Veranstaltungen

Apr 24 2017
09:40

Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie veranstaltet öffentliche Vortragsreihe

Ringvorlesung „Judentum und Protestantismus – historische und theologische Perspektiven“

FRANKFURT. Im Kontext des Reformationsjubiläums veranstaltet die Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie am Fachbereich Evangelische Theologie an der Goethe-Universität Frankfurt im Sommersemester 2017 eine hochkarätige Ringvorlesung: Sie beschäftigt sich mit den spannungsreichen Beziehungen zwischen Judentum und Protestantismus seit der Zeit Martin Luthers sowie zu theologischen Fragen ihres wechselseitigen Verhältnisses. Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass die kritische Selbstreflexion als Grundlage des gegenwärtigen Dialogs zwischen Christentum und Judentum unerlässlich ist. Die öffentliche Ringvorlesung  findet jeweils mittwochs von 18 bis 20 Uhr im Hörsaalzentrum der Goethe-Universität Frankfurt (HZ 8) auf dem Campus Westend statt.

Namhafte Referentinnen und Referenten aus Deutschland, Israel und den USA nehmen die Vortragsreihe zum Anlass, die neueste Forschung zu den vielen Facetten der christlich-jüdischen Beziehungen öffentlich zur Diskussion zu stellen. Am Anfang steht die nach wie vorher kontrovers diskutierte Frage, ob Martin Luther mit seinen „Judenschriften“ in die Geschichte des Antisemitismus gehört. Dazu Christian Wiese, Organisator der Reihe und Inhaber der Martin-Buber-Professur: „Das historische Bild des Verhältnisses von Judentum und Protestantismus ist jedoch viel differenzierter, da es in der Reformationszeit selbst und in späteren Jahrhunderten auch alternative protestantische Stimmen zum Judentum gab, etwa im neuzeitlichen Pietismus oder im liberalen Protestantismus des 19. und 20. Jahrhunderts.“ Die amerikanische Historikerin Susannah Heschel, die durch zahlreiche hervorragende Arbeiten zum protestantischen Antisemitismus hervorgetreten ist, wird völkische Theologien des „arischen Jesus“ in der deutschen Theologie der Nazi-Zeit vorstellen, und der Chicagoer Historiker David Nirenberg präsentiert seine Thesen zur Tradition des Antijudaismus und Antisemitismus als einer bestimmenden Kraft der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte – um nur zwei Themen zu vertiefen.

Ein besonderer Akzent wird auf der vielfach ausgeblendeten jüdischen Perspektive liegen, d.h. auf jüdischen Wahrnehmungen des Protestantismus, der jüdischen Erfahrung mit der Reformation und ihren theologischen, kulturellen und politischen Folgen, der jüdischen Rezeption protestantischen Denkens seit der Aufklärung sowie der kritischen Auseinandersetzung jüdischer Gelehrter mit den Erscheinungsformen von Antijudaismus und Antisemitismus im protestantischen Kontext. So wird der israelische Historiker Shmuel Feiner den jüdischen Aufklärer Moses Mendelssohn porträtieren, den eine intellektuelle Freundschaft mit Gotthold Ephraim Lessing verband, der aber auch darunter litt, dass er von protestantischen Zeitgenossen öffentlich zur Konversion aufgefordert wurde.

Die Ringvorlesung steht im Kontext des von Prof. Dr. Christian Wiese geleiteten LOEWE-Forschungsschwerpunkts „Religiöse Positionierung: Modalitäten und Konstellationen in jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten“, der nach der Pluralismusfähigkeit der drei monotheistischen Religionen fragt. Mitorganisatoren der Vortragsreihe sind das interdisziplinäre Frankfurter Graduiertenkolleg „Theologie als Wissenschaft“, der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, das Zentrum Ökumene der Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wetterau e.V.

Die Vorträge auf einen Blick:

26. April: Prof. Dr. Andreas Pangritz (Universität Bonn): Martin Luther und die Juden: War Luther ein Antisemit?

3. Mai: Dr. Lars Fischer (University College London): Bach und die Juden: Antijudaismus in der Musik

10. Mai: Prof. Dr. Shmuel Feiner (Bar Ilan University, Ramat Gan): „Must Human Beings Suffer This?“ Moses Mendelssohn’s Politics of Insult and Shame

17. Mai (Raum IG 411): Prof. Dr. David Ruderman (University of Pennsylvania): Defending the Integrity of Rabbinic Judaism in 19th-Century Europe: The Creative Response of Isaac Baer Levinson to the Missionary Assaults of his Days (Aron Freiman Lecture des Seminars für Judaistik in Kooperation mit dem Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften)

24. Mai: Dr. George Kohler (Bar Ilan University, Ramat Gan): Rückkehr zum Judentum? Die Reformation aus der Sicht des frühen Reformjudentums

31. Mai (19.30 Uhr): Prof. Dr. Christian Wiese (Goethe-Universität Frankfurt): Protestantisches Bibelverständnis aus der Perspektive jüdischen Denkens der Moderne (im Kontext der Konferenz „Sola scriptura heute? Rekonstruktionen, Kritiken, Transformationen“)

7. Juni: Prof. Dr. Christian Wiese (Goethe-Universität Frankfurt): „Unheilsspuren“: Zur Wirkungsgeschichte der „Judenschriften“ Luthers in der Moderne

14. Juni: Prof. Dr. Susannah Heschel (Dartmouth College): When Jesus was an Aryan: Christians, Nazis, and the Bible

21. Juni: Prof. Dr. Robert Erlewine (Illinois Wesleyan University): Jesus Out of the Sources of Judaism: Hermann Cohen’s Reading of Christianity

5. Juli: Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel (Universität Tübingen): „Einander im Geheimnis anerkennen“: Martin Bubers Angebot im Gespräch mit Christen

12. Juli: Dr. Barbara U. Meyer (Tel Aviv University): Das Eigene und des Anderen Recht: Rechtfertigungslehre und Toraverständnis

19. Juli: Prof. Dr. Yaakov Ariel (University of North-Carolina, Chapel Hill): Christian Zionism: Origins, Theologies, Literatures, and Politics

26. Juli: Prof. Dr. David Nirenberg (University of Chicago): Anti-Judaism Past and Present

Informationen: Prof. Dr. Christian Wiese, Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Evangelische Theologie, Campus Westend, Tel. (069) 798- 33313; E-Mail: C.Wiese@em.uni-frankfurt.de, https://www.uni-frankfurt.de/42839537/Aktuell

Veranstaltungen

Apr 21 2017
11:42

Nächster Termin der „Goethe Lectures Offenbach“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und der Stadt Offenbach am 27. April 2017 im Klingspor-Museum

Geht die Globalisierung zu Ende?

FRANKFURT. Wer gewinnt die Präsidentschaftswahlen in Frankreich? Wie beginnen die konkreten Austritts-Verhandlungen mit Großbritannien? In den nächsten Wochen und Monaten werden wichtige Weichen für die Zukunft der Europäischen Union gestellt. Möglicherweise setzt sich dabei ein Trend fort, zu dem auch Trumps „America first“ gehört: Globale Verflechtungen und überstaatliche Institutionen scheinen im Abwind zu sein. Eine Analyse der Zusammenhänge ist Gegenstand des nächsten Vortrags im Rahmen der „Goethe Lectures Offenbach“ zum Thema

„Die Rückkehr der Grenzen: Geht die Globalisierung zu Ende?“
am Donnerstag, dem 27. April 2017, um 19.00 Uhr
im Klingspor-Museum, Herrnstraße 80, 63065 Offenbach am Main.

Die „Goethe Lectures Offenbach“ sind eine gemeinsame Reihe des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität und der Stadt Offenbach in Verbindung mit dem Klingspor-Museum. Den kommenden Vortrag hält der Politikwissenschaftler Jens Steffek, Mitglied des Exzellenzclusters und Professor für Transnationales Regieren an der Technischen Universität Darmstadt. Der Eintritt ist frei.

In Europa waren die vergangenen Jahrzehnte geprägt von einem Gefühl der verschwindenden Grenzen. Die weltweite wirtschaftliche Verflechtung nahm stetig zu, im Schengenraum wurden die Grenzkontrollen abgeschafft, im Internet herrschte scheinbar grenzenlose Kommunikationsfreiheit. Politisch bedeutete dies eine immer tiefergehende Zusammenarbeit im Rahmen der Europäischen Union und anderer internationaler Organisationen, häufig gedeutet als Bedeutungsverlust des Nationalstaats. Doch dieses Bild einer sich entgrenzenden Welt hat Risse bekommen. Auch in Europa werden neue Grenzzäune errichtet, rechtspopulistische und anti-europäische Parteien feiern große Erfolge, Staaten greifen wieder zur ungeschminkten Machtpolitik und versuchen sich abzuschotten. In dem Vortrag wird der Frage nachgegangen, ob dies als Ende einer Epoche der Globalisierung und Europäisierung zu deuten ist oder vielmehr als vorübergehende Erscheinung.

Jens Steffek ist seit 2010 Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt „Transnationales Regieren“ an der Technischen Universität Darmstadt und Principal Investigator im Exzellenzcluster. Nach einem Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Geographie an der Ludwig-Maximilians-Universität München promovierte er 2002 am Europäischen Hochschulinstitut Florenz mit einer Arbeit zu Fragen der Gerechtigkeit in der internationalen Handels- und Klimapolitik. Danach beschäftigte er sich als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Bremen und der Jacobs University Bremen mit der Kooperation zwischen internationalen Regierungsorganisationen und nichtstaatlichen Akteuren. Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte führten ihn u.a. an die Universität Cambridge, das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, die Libera Università Internazionale degli Studi Sociali Guido Carli (LUISS) in Rom, das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg und die Universität Montréal.

Zu den Forschungsschwerpunkten von Jens Steffek gehören Politik und Geschichte internationaler Organisationen, Theorie der Internationalen Beziehungen, Transnationale gesellschaftliche Akteure sowie Demokratietheorie. Er hat sechs Bücher und rund 50 Beiträge in Zeitschriften und Sammelbänden publiziert. Steffek ist Mitherausgeber des Bandes „Jenseits der Anarchie – Weltordnungsentwürfe im frühen 20. Jahrhundert“, erschienen in der Schriftenreihe des Exzellenzclusters im Campus Verlag. Seine Aufsätze erscheinen unter anderem im European Journal of International Relations, Ethics & International Affairs, Government & Opposition und Review of International Studies.

Veranstalter des Vortragsabends im Klingspor-Museum und auch der Gesamtreihe sind neben dem Exzellenzcluster die Wirtschaftsförderung der Stadt Offenbach, die einen deutlichen Fokus auf die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft legt, und das Klingspor-Museum Offenbach, das sich mit seinen Schwerpunkten Schriftkunst und Typografie auch überregional einen Namen gemacht hat. Ziel der Partnerschaft der Institutionen, der bereits mehrere erfolgreiche Kooperationsprojekte in Offenbach vorausgegangen sind, ist der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Stadtgesellschaft. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zur Diskussion.

Informationen:
Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de
Ria Baumann, Wirtschaftsförderung Stadt Offenbach, Tel.: 069 80652392, kreativwirtschaft@offenbach.de, www.offenbach.de/wirtschaft

Veranstaltungen

Apr 21 2017
10:56

Akteure und Wissenschaftler diskutieren an der Goethe-Universität Möglichkeiten des Zusammenlebens in einer zerrissenen Gesellschaft

Nach 50 Jahren Bürgerkrieg: Kolumbien auf dem schwierigen Weg zum Frieden

FRANKFURT. Über 50 Jahre herrschte in Kolumbien ein grauenhafter Bürgerkrieg mit 250.000 Todesopfern und fast sieben Millionen Vertriebenen. Seit dem vergangenen Jahr gibt es endlich Hoffnung für die Bevölkerung dieses südamerikanischen Staats: Nach jahrelangen Verhandlungen auf Kuba haben der Staat und die stärkste Guerillagruppe FARC einen Friedensvertrag unterzeichnet, damit scheint die Spirale der Gewalt erst einmal durchbrochen. Doch wie können die staatlichen Akteure und ehemaligen Guerillas, wirtschaftliche Eliten und Landbesitzer, aber auch Künstler, Schriftsteller, Bürgerrechtler, soziale Aktivisten, Lokalpolitiker und Kleinbauern, diesen Friedensprozess gemeinsam gestalten und stabilisieren? Das wird Thema des öffentlichen Frankfurter Symposiums „Kolumbien – Historisches Gedächtnis, Postkonflikt und Transmigration“ sein, es findet statt

vom 3. Mai (Mittwoch) bis 5. Mai (Freitag),
Casino, Raum 823, Campus Westend, Goethe-Universität.

„Die verschiedenen, internationalen am Friedensprozess beteiligten Akteure mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen, Erinnerungen, Erwartungen und Bedürfnissen erhalten in Frankfurt auf neutralem Boden die Möglichkeit, Bedingungen zu diskutieren, wie das Zusammenlebens in dieser zerrissenen Gesellschaft aussehen könnte“, sagt der Frankfurter Romanistik-Professor Roland Spiller. Er hat dieses internationale Symposium, das in spanischer Sprache (mit Übersetzungen der Eröffnungsveranstaltung) stattfindet, gemeinsam mit dem katholischen Theologen Prof. Thomas Schreijäck initiiert und mit einem interdisziplinären Team organisiert. Bei der Eröffnung werden auch die kolumbianische Botschafterin in Deutschland, Maria Lorena Gutiérrez, und der Grünen-Politiker Tom Koenigs, Beauftragter der Bundesregierung für den kolumbianischen Friedensprozess, sprechen.

International anerkannte Akteure der kolumbianischen Zivilgesellschaft werden ebenso teilnehmen wie deutsche Experten, die seit Jahren in einem Kolumbien-Netzwerks aktiv sind, von der Goethe-Universität sind Wissenschaftler und Studierende verschiedener Fachrichtungen dabei: Theologie interkulturell, Romanistik, Geschichte, Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht. Außerdem sind beteiligt: Wissenschaftler aus den Nachbaruniversitäten Gießen und Marburg, das Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut (CAPAZ/DAAD) und der Deutsche Spanischlehrerverband (DSV). Interessierte Bürger sind ebenfalls eingeladen.

Die nun in Kolumbien begonnene Phase des Postkonflikts – das beweisen ähnliche Prozesse in anderen Ländern -, ist entscheidend für die gesellschaftliche Konsolidierung des Friedens. Dies erfordert eine differenzierte Analyse des kollektiven Gedächtnisses und der kolumbianischen Erinnerungskultur. Der fünf Jahrzehnte dauernde Konflikt hat tiefe Wunden hinterlassen. Das Referendum über dem Friedensvertrag fand zunächst nicht die erforderliche Mehrheit. Erst im zweiten Anlauf wurde der überarbeitete Friedensvertrag unterzeichnet und vom Parlament gebilligt. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos war schon vor Abschluss des Vertrags mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Nach Rückzug der FARC haben inzwischen andere den lukrativen Kokainhandel übernommen, wie die Guerillagruppen ELN und EPL, die dem Frieden ebenso wenig zugestimmt haben wie kriminelle Banden und Paramilitärs. Dazu Spiller: „Betrachtet man Frieden als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln, dann ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die einer permanenten Anstrengung bedarf.“

Während der Tagung werden Themenschwerpunkte aus interdisziplinärer Sicht betrachtet, dazu gehören: die Friedensverhandlungen und der innerkolumbianische Konflikt; Genealogie des Konflikts, Akteure und Opfer; das historische Gedächtnis und die kollektive Erinnerung im Postkonflikt; Übergangsjustiz; Armut und soziale Ungleichheit als Hauptursachen des Konflikts; Initiativen der Zivilgesellschaft im Friedensprozess; Migration und Gedächtnis; die Rolle der Literatur und des Films in der Postkonflikt-Gesellschaft; 50 Jahre Gewalt – 50 Jahre Einsamkeit: Hommage an Gabriel García Márquez, Cien años de soledad (Hundert Jahre Einsamkeit). Da sich eine Friedenskultur nicht durch die bloße Abwesenheit von Krieg definiert, spielen auch soziale, politische und kulturelle Kreativität eine entscheidende Rolle. Diese finden sich insbesondere in der Literatur. „Die kolumbianische Literatur zeichnet sich – wie die lateinamerikanische insgesamt – dadurch aus, dass sie die Hindernisse des Zusammenlebens, seine Dissonanzen und Traumata ästhetisch modelliert“, erläutert Spiller. „Die Notwendigkeit, sich mit dem Wissen von dieser traumatischen Geschichte auseinander zu setzen, geht einher mit dem Wissen um seine mögliche Ausweglosigkeit, aber auch mit der Utopie seiner möglichen Verarbeitung.“

In einer Hommage an den Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez wird die visionäre Auseinandersetzung mit Gewalt in seinem vor 50 Jahren publizierten Jahrhundert-Roman Cien anos de soledad im Frankfurter Instituto Cervantes gewürdigt. Die Schriftsteller Laura Restrepo und Luis Fayad, die auch an der Tagung teilnehmen, lesen im Anschluss daran aus ihren Werken, zum Abschluss des Symposiums gibt es Musik aus Kolumbien

am 5. Mai (Freitag) um 19 Uhr
im Instituto Cervantes, Staufenstraße 1.

Unterstützt wird die Tagung von der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie der kolumbianischen Botschaft in Deutschland, der Heinrich Böll-Stiftung, dem Deutschen Spanischlehrerverband, dem Instituto Cervantes, der Vereinigung der Freunde und Förderer der Goethe-Universität, „Café azul“, der studentischen Lateinamerika-Gruppe GIB am Institut für romanische Sprachen und Literaturen und „Frankfurt Memory Studies Platform“.

Informationen: Prof. Dr. Roland Spiller, Institut für romanische Sprachen und Literaturen, Campus Westend, Tel. (069) 798 32178, E-Mail: salerno-petersen@em.uni-frankfurt.de und spiller@em.uni-frankfurt.de; das Programm im Detail: www.symposiumkolumbien.de/

Veranstaltungen

Apr 20 2017
11:03

Der renommierte Islamforscher hält am 25. April auf Einladung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ einen Vortrag an der Goethe-Universität

Gilles Kepel spricht über den islamistischen Terror

FRANKFURT. Er gilt als einer der besten Kenner der arabischen Welt, des politischen Islam und des radikalen Islamismus. Seine Thesen über die islamische Dimension des Terrorismus bleiben allerdings, vor allem in Frankreich, nicht unwidersprochen. Gilles Kepel, Professor am Institute d’Études Politiques de Paris, kommt zu einem Vortrag nach Frankfurt. Auf Einladung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität spricht er über das Thema

„The Jihad out of the Banlieues“
am Dienstag, dem 25. April 2017, um 18.15 Uhr
im Hörsaalzentrum (HZ 8) auf dem Campus Westend
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Der französische Soziologe und Islamwissenschaftler Gilles Kepel analysiert seit Jahren den islamistischen Terrorismus und seine politischen und sozialen Ursachen. Ziel des Terrorismus sei es, so Kepel, die Gesellschaft in einen Bürgerkrieg zu treiben. Dafür versuchten die Dschihadisten, die Muslime einzuspannen, die sich durch eine wachsende „Islamophobie“ in der Gesellschaft immer mehr in die Enge getrieben fühlten. Diejenigen Politiker, die mit der Bedrohung durch den Islamismus Propaganda machten, gingen damit den Terroristen in die Falle. In seinem Vortrag will Kepel die Zusammenhänge erklären und für ein Engagement der aufgeklärten Bürger plädieren, sich nicht in diese falsche Konfrontation verstricken zu lassen.

In seinen Ausführungen greift Gilles Kepel auf Analysen zurück, die er in seinem jüngsten Buch publiziert hat. Es erschien Ende des vergangenen Jahres unter dem Titel „La Fracture“ in Frankreich. Die jetzt erhältliche deutsche Übersetzung heißt „Der Bruch – Frankreichs gespaltene Gesellschaft“. Sie ist erweitert um ein ausführliches deutsches Vorwort, das auch die Spezifika hierzulande in den Blick nimmt.

Während die meisten Thesen Kepels in der Fachwelt Anerkennung finden, führt er bei der Frage nach den Motiven des Terrors seit einigen Jahren eine vielbeachtete öffentliche Kontroverse mit seinem Landsmann Olivier Roy. Dieser gilt ebenfalls als ausgezeichneter Kenner des Islam, ist Professor für politische Wissenschaften am European University Institute (EUI) in Florenz und lehrt zudem an Pariser Universitäten. Roy war im Wintersemester 2015/2016 Gast des Frankfurter Exzellenzclusters. Er gehörte zu den Referenten der Ringvorlesung „Normenkonflikte in pluralistischen Gesellschaften“.

Bei der Auseinandersetzung zwischen Gilles Kepel und Olivier Roy, die auch als Streit der „Meinungsführer“ und „Meisterdenker“ bezeichnet wird, geht es um den Stellenwert der islamischen Religion für die terroristische Gewalt. Kepel spricht von einer „Radikalisierung des Islam“ und warnt davor, die religiösen Aspekte der Anschläge zu unterschätzen. Roy wiederum bringt seine Argumente auf die Formel einer „Islamisierung der Radikalität“. Die Attentäter seien meist entwurzelte Jugendliche oder junge Erwachsene ohne fundierte religiöse Vorbildung.

Gilles Kepel wird seinen Vortrag auf englischer Sprache halten. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich willkommen, der Eintritt frei.

Informationen: Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, Bernd Frye (Pressereferent), Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de/