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Goethe-Universität und Universitätsklinikum rufen vor Weihnachten zu Spenden für Goethe-Corona-Fonds auf
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Forscher der Universitäten Frankfurt und Tübingen entwickeln erfolgreiche Unterrichtssequenz für das Schulfach Physik
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema Klimawandel erschienen – Erfindung von Horst Schmidt-Böcking soll Ökostrom in Tagebauseen speichern
Katharina Hoppe wird mit dem Cornelia Goethe Preis 2020 für ihre Dissertation zum Gesamtwerk Donna Haraways ausgezeichnet.
Die indische Schriftstellerin ist virtuell zu Gast in der Vorlesungsreihe In Transit|ion.
Neue AIWG-Projektwerkstatt bringt Umweltingenieur und islamische Theologin zusammen
An der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft der Goethe-Universität ist im Dezember der Startschuss für die neue Projektwerkstatt „Umweltbildung für den Islamischen Religionsunterricht“ gefallen. Die Projektwerkstatt wird ein zusätzliches Studienmodul entwickeln, das sich an Studierende der Islamischen Theologie und Religionspädagogik richtet und die diese fit machen soll für eine theologisch angebundene Vermittlung von Umweltschutzthemen im Religionsunterricht.
FRANKFURT. Der
Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Im
Umweltschutz spielen Religionen mit ihren religiös-kulturellen Werten eine
immer wichtigere Rolle. Doch was sagen Islam und Koran zum Umweltschutz? Wie
umweltbewusst sind Muslime und Musliminnen hierzulande?
Asmaa El Maaroufi zufolge fehlt es der muslimischen Gesellschaft
hierzulande bislang an theologischen Grundgedanken, die den Klimawandel aus
umweltethischer Perspektive darlegen. Zudem benötigten muslimische
Gemeinschaften Modelle, die zeigen, wie Umweltschutz in der Praxis konkret
gelingen kann. El Maaroufi ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für
Islamische Theologie der Universität Münster.
Gemeinsam mit Tanju Doğanay, Wirtschaftsingenieur, Manager und
Vorstandsvorsitzender im Ehrenamt vom Verein NourEnergy, wird El Maaroufi ein
Bildungsformat erarbeiten, das die Lücke zwischen Wissenschaft und Praxis
schließen soll. „Wie können wir muslimische Glaubensgemeinschaften für
Nachhaltigkeitsthemen sensibilisieren? Welche Rolle können der Islamische
Religionsunterricht und angehende Religionslehrerinnen und -lehrer dabei
spielen? Und wie lassen sich mithilfe theologisch-pädagogischer
Bildungsmaterialien Umweltschutzkonzepte umsetzen, die ethisch-religiös
begründetet sind?“ Das seien nur einige der Fragen, mit denen sich die
Projektwerkstatt beschäftigen wird, so El Maaroufi.
Studierende werden zu Multiplikatoren in Sachen Umweltschutz
Die islamische Theologin will in der Projektwerkstatt die Quellen
des Islams kritisch zu umweltethischen Fragen untersuchen. Tanju Doğanay bringt
seine langjährigen Erfahrungen aus der Praxis in die Projektwerkstatt ein. Sein
gemeinnütziger Verein „empowert“ seit zehn Jahren durch Umweltbildung die
muslimische Community in Deutschland und international. Hierzu zählen unter
anderem Formate wie die Kampagne „RamadanPlasticFast“. Zudem bietet seine
Organisation technische Beratung bei der energetischen Aufwertung von Moscheen,
um auch bei der Gebäudenutzung einen positiven Beitrag zu leisten, wie zum
Beispiel durch den Einsatz von Solaranlagen.
In der auf ein Jahr angelegten Projektwerkstatt wollen die
Wissenschaftlerin und der Praktiker einen Kurs für Studierende der Islamischen
Theologie und Religionspädagogik entwickeln. Dieser soll den Studierenden
Grundlagen zu Umweltbildung und zu islamisch-theologischen Umweltkonzepten
vermitteln. Zugleich erproben die Studierenden im Kurs das Erlernte in der
Praxis. Das vermittelte Wissen, die erlernten Fähigkeiten und Kompetenzen
können die Teilnehmenden später im Religionsunterricht, in Moscheen und in anderen
Einrichtungen einsetzen.
„Noch vor zehn Jahren schien in der muslimischen Community in
Deutschland weder die Brisanz
der Umweltkrise noch die
Relevanz des Umweltschutzes aus islamischer Sicht besonders verbreitet zu sein.
Die eigene Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass sich ein Wandel
vollzieht. Immer mehr Akteurinnen und Akteure der muslimischen
Zivilgesellschaft, einschließlich Moscheen, organisieren Vorträge und Events zum Thema Umweltschutz. Neben
der Bildungsarbeit sind Praxisbeispiele vonnöten. Für diesen Prozess sind
Personen notwendig, die den religiös-kulturellen Kontext kennen und
zielgruppenspezifisch kommunizieren können. Wirkungsräume sind unter anderem
Moscheen und Religionsunterrichte, weshalb hierbei den Studierenden eine wichtige
Rolle zu kommt“, berichtet Doğanay.
Über die Projektverantwortlichen:
Asmaa El Maaroufi ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der
Professur für Systematische Islamische Theologie, Islamische Philosophie und
Mystik des Zentrums für Islamische Theologie in Münster. Sie wurde 2020 im Fach
Islamische Theologie zum Thema „Ethik des Mitseins. Grundzüge einer islamischen
Tierethik“ promoviert. Aktuell beschäftigt sie sich als Postdoktorandin mit
Fragen zur Ethik in der islamischen Geistesgeschichte, insbesondere aber mit
praktischen (sozial-, bio-, umweltethischen) Fragstellungen.
Tanju Doğanay hat Wirtschaftsingenieurwesen in Darmstadt studiert
und arbeitet seit knapp zehn Jahren als Manager in der Industrie- und
Immobilienbranche. Er gründete 2010 die Organisation für Umweltschutz
NourEnergy e. V. Dort berät er unterem anderem Moscheen im Sinne der
UN-Nachhaltigkeitsziele und unterstützt entsprechende Vorhaben mit Kampagnen
und Konzepten.
Über die AIWG-Projektwerkstätten:
Die AIWG Projektwerkstätten ermöglichen Angehörigen der
islamisch-theologischen Studien gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern oder Akteuren und Akteurinnen aus der Praxis Vorhaben über
einen Zeitraum von zwölf Monaten umzusetzen. Damit können die Forschenden
größere wissenschaftliche Projekte, Publikationen oder Partnerschaften
anstoßen. Die einjährigen Vorhaben werden vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) finanziert.
Über die AIWG:
Die AIWG ist eine universitäre Plattform für Forschung und
Transfer in islamisch-theologischen Fach- und Gesellschaftsfragen. Sie
ermöglicht überregionale Kooperationen und Austausch zwischen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der islamisch-theologischen Studien
und benachbarter Fächer sowie Akteuren und Akteurnnen aus der muslimischen
Zivilgesellschaft und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. Die AIWG wird
gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und durch die
Stiftung Mercator.
Weitere Informationen
Stefanie
Golla
Koordinatorin Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft
Goethe-Universität
Telefon 069 79822-459
E-Mail golla@aiwg.de
Homepage https://aiwg.de/
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Forschungsprojekt „ZOWIAC“ von Goethe-Universität und Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung wird mit insgesamt einer Dreiviertelmillion Euro gefördert
Waschbär, Marderhund, Mink und Goldschakal sind in Deutschland und Europa nicht heimisch, verbreiten sich aber immer stärker. Wie diese invasiven und gebietsfremden Arten die biologische Vielfalt bedrohen und welche Krankheiten sie auf Menschen oder Tiere übertragen können, untersucht jetzt das Forschungsverbundprojekt ZOWIAC „Zoonotische und wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren“ der Goethe-Universität Frankfurt und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Das Projekt wird maßgeblich von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell gefördert. Zusätzliche Förderung und Unterstützung erhält das Forschungsprojekt durch Senckenberg, dem Landesjagdverband Hessen e.V. und dem Landesjagdverband Bayern - Bayerischer Jagdverband e.V. und bindet Naturschutzgruppen, Jäger und Bürger in die Forschungsarbeit mit ein.
FRANKFURT. Immer mehr exotische Tiere und Pflanzen werden durch den Menschen
bewusst nach Europa eingeführt oder unbewusst aus ihrem Verbreitungsgebiet
eingeschleppt. Allein in Deutschland sind mehr als tausend invasive,
gebietsfremde Arten (IAS = invasive alien species) registriert. Invasive Arten
führen zu erheblichen Veränderungen von Artengemeinschaften und Ökosystemen und
gelten weltweit als eine der wichtigsten Bedrohungen für die biologische
Vielfalt. Weil sie Krankheiten übertragen oder als Zwischenwirte für Erreger
dienen können, gefährden sie sowohl die Gesundheit von Menschen als auch von
Haus-, Nutz- und Wildtieren. Die EU-Kommission schätzt die durch IAS
entstehenden wirtschaftlichen und gesundheitlichen Schäden in Europa auf
jährlich 9,6 bis 12,7 Milliarden Euro. Im Zuge der Globalisierung und der
ansteigenden Bevölkerungs- und Besiedlungsdichte erlangen invasive Arten auch
eine zunehmende Bedeutung in Städten.
Zu den sich in Europa immer
weiter ausbreitenden Arten zählen die beiden als invasiv bewerteten Raubsäuger
Waschbär (Procyon lotor) und Marderhund (Nyctereutes procyonoides)
sowie der Mink (Neovision vison) und der in den vergangenen zehn Jahren
in Deutschland immer häufiger auftauchende Goldschakal (Canis aureus).
Durch ihr breites Nahrungsspektrum und ihre hohe Anpassungsfähigkeit sind diese
Tiere in der Lage fast alle natürlichen Lebensräume zu besiedeln. Sie stehen
u.a. im Verdacht, für den Rückgang von zahlreichen, mitunter auch bedrohten,
einheimischen Arten wie z.B. Fledermäusen, verschiedenen Amphibien und
Reptilienarten oder bodenbrütenden Vögeln mit verantwortlich zu sein. Zudem
wird untersucht, ob ihr Vordringen in städtische Gebiete die Übertragung von
Krankheitserregern auf Menschen und Tier, sogenannte Zoonosen, begünstigt.
Eine mit dem Waschbären nach
Europa eingeschleppte Zoonose ist der Waschbärspulwurm (Baylisascaris
procyonis), dessen Eier über den Kot der Tiere verbreitet werden. Dies
stellt insbesondere in Städten, in denen Waschbären anthropogene Nahrungsressourcen
und Räumlichkeiten nutzen, eine potentielle Gefährdung für die menschliche
Gesundheit dar. Waschbären dienen außerdem als Reservoirwirte für Coronaviren,
Lyssaviren (Tollwut), canine Staupeviren und dem West-Nil-Virus. Das
Erregerspektrum des Marderhundes ähnelt dem des Waschbären, zusätzlich gilt er
als Endwirt des Fuchsbandwurmes (Echinococcus multilocularis). Der Mink
ist eine der am häufigsten verbreiteten gebietsfremden Säugetierarten weltweit
und gilt als Überträger einer Vielzahl von Zoonosen wie Leptospirose,
Trichinellose und Toxoplasmose. Auch der Goldschakal beherbergt Zoonoseerreger.
Einige von ihnen, wie der Hundebandwurm (Echinococcus granulosus), der
Hundespulwurm (Toxocara canis) oder Trichinen können große Auswirkungen
auf die öffentliche Gesundheit haben.
Das Verbundprojekt ZOWIAC wird
essentiell dazu beitragen, aktuelle, fundierte und abgesicherte Daten zu
erarbeiten, um das von Waschbär, Marderhund, Mink und Goldschakal ausgehende
Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung sowie Nutz- und Haustiere und die
Auswirkungen auf heimische Arten und Ökosysteme besser abschätzen zu können,
sagt der Projektleiter Prof. Dr. Sven Klimpel von der Goethe-Universität und
der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Es soll eine systematische
Überwachung der am häufigsten assoziierten Krankheitserreger durchgeführt
werden. Ferner werden insbesondere räumliche Aspekte, d.h. etablierte
Populationen in städtischen und ländlichen (Agrar/Wälder/Gewässer) Gebieten,
Populationen an den derzeitigen europäischen Verbreitungsgrenzen sowie aus den
Ursprungsgebieten (Nordamerika, Asien) betrachtet. Durch Besenderung einzelner
Individuen sollen tägliche Bewegungsmuster herausgearbeitet werden.
Metabarcoding von Magen- und Kotproben werden detailliert Aufschluss über das
Nahrungsspektrum und die Parasitenfauna bieten, um mögliche Auswirkungen auf
die Biodiversität und das Zoonosepotenzial besser abschätzen zu können.
Verschiedene Populations- und Umweltparameter werden zur Erstellung von
Ausbreitungsmodellen gesammelt und genutzt, um die Ausbreitung und das
Vorkommen der gebietsfremden Raubsäugetiere auch unter sich verändernden
Klimaveränderungen aufzeigen zu können, führt Klimpel weiter aus.
Da der zukünftige Erfolg bei
der Eindämmung von negativen Einflüssen der IAS maßgeblich vom Verständnis und
der Beteiligung der Öffentlichkeit abhängig sein wird, sollen alle relevanten
Gruppen und Akteure mit eingebunden werden. Neben den Kooperationspartnern aus
der Wissenschaft und aus Jagdverbänden und entsprechenden Ministerien werden
auch Bürger in das Forschungsprojekt mit einbezogen (Citizen Science). Als
Basis für diesen Austausch werden eine App sowie eine
Online-Kommunikationsplattform entwickelt, die Daten generiert und über die
aktuellen Forschungsergebnisse informiert. Da ZOWIAC wildtierökologische und
gesundheitliche Forschungsaspekte einschließt, wird das Projekt auch Ergebnisse
liefern, die Grundlagen für Entscheidungen der zuständigen Ministerien und
Behörden im Umgang mit invasiven und gebietsfremden Raubsäugetieren in
Deutschland und Europa sein können.
Bild zum Download:
1.
http://www.uni-frankfurt.de/94824069
Bildtext: Marderhund (Nyctereutes procyonoides), Foto: Dorian D.
Dörge, Goethe-Universität Frankfurt
2.
http://www.uni-frankfurt.de/94824102
Bildtext: Waschbär (Procyon lotor), Foto: Dorian D. Dörge,
Goethe-Universität Frankfurt
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Sven Klimpel
Professur für Integrative Parasitologie und Zoophysiologie
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. 069 798 42249
Klimpel@bio.uni-frankfurt.de
Norbert Peter, M.Sc., Dipl.-Forsting. (FH)
Medical Biodiversity and Parasitology
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069 798 42212