Ganz grundsätzlich ist zu beachten, dass Studierende, die in einem Seminarraum zusammenkommen, unterschiedliche Erfahrungshintergründe und Lebensrealitäten mitbringen, von denen aus sie sich mit dem Lerninhalt auseinandersetzen. Dies verlangt den Dozierenden ab, sensibel auf unterschiedliche Lernstile und Bedürfnisse einzugehen, damit alle Studierenden gleichermaßen von ihrem Studium profitieren können.
Dabei zeigt sich immer wieder, dass es essenziell ist, wie Wissen vermittelt wird. Nicht nur die Auswahl der Inhalte, sondern auch die angebotenen Lehrmethoden sowie die Gestaltung der Unterlagen haben einen Einfluss auf den Lernerfolg der Studierenden. Eine gender- und diversitysensible didaktische Vorgehensweise in der Lehre, trägt zu einem fairen und respektvollen Miteinander als Voraussetzung für gutes Lehren & Lernen bei.
Um Vielfalt und Chancengerechtigkeit angemessen fördern zu können, ist es daher wichtig die eigenen Vorurteile kritisch zu reflektieren. Das kann zum Beispiel durch Selbstreflexion und kritische Selbstprüfung, Sensibilisierungs- und Weiterbildungstrainings, Offenheit für neue Erfahrungen, den Austausch mit und das Feedback von anderen (Lehrenden) sowie den aktiven Wunsch zur Veränderung des eigenen Verhaltens angestoßen werden. Der Abbau von unbewussten Vorurteilen ist ein Lernprozess, der Zeit und Engagement der Lehrenden erfordert. Es geht nicht darum, vollständig frei von Vorurteilen zu sein, sondern darum, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln und kontinuierlich daran zu arbeiten, Vorurteile zu überwinden.
Genießt ein Mensch aufgrund von körperlichen (z.B. Geschlecht, Sexualität, Gesundheit), sozialen (z.B. Herkunft, Bildung, Finanzen) oder anderen Merkmalen bestimmte Vorteile innerhalb der Gesellschaft, spricht man von Privilegien. Zudem beziehen sich Privilegien nicht nur auf den persönlichen Hintergrund, sondern auch auf bestehende Hierarchien und Machtstrukturen innerhalb der Institution Hochschule. Die Position oder Rolle innerhalb der Institution, wie beispielsweise Studierende, Dekan*innen, Professor*innen, Dozent*innen, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, technisch-administrative Mitarbeiter*innen, oder Sicherheits- und Reinigungspersonal bestimmt den Zugang zu Ressourcen, Gestaltungsmöglichkeiten und Entscheidungsbefugnissen.
Insbesondere in der Lehre bestehen Machtverhältnisse zwischen Lehrenden und Studierenden. Lehrende haben oft Autorität und Kontrolle über die Umsetzung des Lehrplans, die Bewertung von Arbeiten und die generelle Gestaltung des Lernraumes. Diese Dynamik kann dazu führen, dass Studierende sich weniger ermächtigt fühlen, ihre Meinungen zu äußern oder den Lehrprozess mitzugestalten. Durch Sensibilisierung für Ihre eigenen Privilegien und Ihre Position innerhalb dieser Machtstrukturen können Sie ihre Lehre besser an die Bedürfnisse aller Studierenden anpassen.
Lehrende sollten sich daher ihrer eigenen Stellung innerhalb dieser Strukturen bewusst sein und reflektieren, wie diese ihre Interaktionen mit den Studierenden beeinflussen könnten. Welche Arten von persönlichen bzw. institutionellen Privilegien haben Sie? Wie beeinflusst sie Ihre Unterrichtspraktiken und -entscheidungen? Und tragen diese wiederum dazu bei, bestehende Machtstrukturen und Hierarchien zu reproduzieren oder zu verringern?
Länge: 3:59 min, in englischer Sprache
Die eigenen impliziten Denkmuster und Vorurteile zu erkennen ist der erste Schritt zur Umsetzung einer diversitätssensiblen Didaktik. Ein diversitätssensibler didaktischer Ansatz stellt die Vielfalt der Lernenden in den Mittelpunkt zielt darauf ab, Unterrichtsmethoden und -materialien so zu gestalten, dass sie die unterschiedlichen Hintergründe, Fähigkeiten und Bedürfnisse der Lernenden angemessen berücksichtigen. Es geht vor allem darum Impulse zu setzen, eine offene Fehlerkultur zu kultivieren und einen Raum für Entwicklung und Veränderung zu schaffen. Dabei werden auch immer wieder offene Fragen oder Probleme aufgeworfen und Spannungen erzeugt, die es auszuhalten und in einem stetigen Aushandlungsprozess zu beurteilen gilt.
Zu den Bausteinen einer diversitätssensiblen Didaktik gehören zum Beispiel:
Diversitätssensible Didaktik ist aber vor allem eine Frage der eigenen Haltung. Ein faires und respektvolles Miteinander ist Voraussetzung für gutes Lehren & Lernen.
Rassismuskritische Hochschullehre ist ein kontinuierlicher Prozess, der Offenheit für Veränderungen und ständige Selbstreflexion erfordert.
Als Lehrende*r oder Lehrperson ist es wichtig, eine professionelle Kompetenz in diesem Bereich zu entwickeln. Rassismuskritische Kompetenzentwicklung dient dazu, eine rassismuskritische Handlungskompetenz zu entwickeln. Dazu ist es notwendig, zu verstehen, wie Differenzkonstruktionen in der Vergangenheit und in der Gegenwart funktionalisiert wurden und werden, um Menschen zu anderen, fremden Wesen zu machen.
Schaffen Sie einen sicheren und unterstützenden Raum für offene Diskussionen über Rassismus und Diskriminierung. Hierfür ist es von Vorteil zu Beginn der Lehrveranstaltung eine gemeinsame Vereinbarung für eine Diskriminierungskritische Kommunikationskultur mit den Studierenden zu treffen und festzuhalten (s.a. Gestaltung und Vermittlung).
Ein transkultureller und rassismuskritischer Ansatz in der Wissensproduktion und Lehre fördert ein tieferes und umfassenderes Verständnis globaler und lokaler Diskurse und schafft eine ausgewogenere Plattform, auf der unterschiedliche Perspektiven gehört, wertgeschätzt und in Forschung, Bildung, Medien und Politik integriert werden können.