Mit den Menschenrechten über den Herrschenden Diskurs Hinaus. LSBTI-Inklusion in der EZ

Studie de

Im März 2021 veröffentlichten das Auswärtige Amt (AA) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Deutschland ihr von Zivilgesellschaft und Fachkreisen lange erwartetes LSBTI-Inklusionskonzept. Beinahe zeitgleich löste in Accra die Eröffnung des ersten Begegnungsraumes der ghanaischen LSBTI-Community scharfe gesellschaftspolitische Kontroversen über Sexualitäten, geschlechtliche Identitäten und LSBTI-Rechte aus. Die zeitgleichen Entwicklungen verweisen auf gravierende Dilemmata und widerstreitende gesellschaftliche Dynamiken, die das gesamte Feld der LSBTI-Förderung prägen. Kontroversen um LSBTI-Rechte sind ein signifikanter Teil gesellschaftlicher Auseinandersetzungen um Freiheitsrechte und Geschlechtergerechtigkeit und die Praxis LSBTI-inklusiver Entwicklungszusammenarbeit (EZ) steht nahezu immer in einem Spannungsverhältnis opponierender gesellschaftlicher Konzepte von Selbstbestimmung, Gender und Sexualitäten.

Ziel dieser Studie ist es, Möglichkeiten der Stärkung von LSBTI-Rechten durch die Stärkung zivilgesellschaftlicher Öffentlichkeiten und die Stärkung inklusiver Gender Normen zu diskutieren. Konkrete alltägliche und politische Erfahrungen von LSBTI-Aktivist*innen in Ghana, Tunesien und Peru werden zu den Ansätzen der LSBTI inklusiven EZ ins Verhältnis gesetzt. Welche Konzepte der LSBTI-Inklusion erfahren Expert*innen in den verschiedenen Ländern unter welchen Bedingungen als besonders produktiv? Wo sehen sie besondere Schwierigkeiten? Welche Veränderungen und welche Maßnahmen empfehlen sie? Als Ergebnis beschreibt die Studie drei zentrale Handlungsfelder und eine Querschnittsaufgabe für die LSBTI-Förderung: mentale Gesundheit und psychosoziales Wohlergehen, (Menschen)Rechtspolitiken, Wissens- und Kulturpolitik sowie als Querschnittsaufgabe intersektionale Genderpolitik.

Information about the English Version of the Study

Studie en

In March 2021, the Federal Foreign Office and the Federal Ministry for Economic Cooperation and Development (BMZ) in Germany published their LGBTI inclusion concept, long awaited by civil society and experts. Almost at the same time in Ghana, the opening of the first meeting space for the local LGBTI community in Accra triggered fierce socio-political controversies over sexualities, gender identities and LGBTI rights. These simultaneous developments are a reflection of the serious dilemmas and conflicting social dynamics that shape the field of LGBTI promotion. Controversies surrounding LGBTI rights figure significantly in the social debates on the right to freedom and gender justice, and the practice of LGBTI-inclusive development cooperation is almost always caught in the tension between opposing social concepts of self-determination, gender, and sexualities.

The aim of this study is to discuss possibilities of fostering LGBTI rights by strengthening civil society and reinforcing inclusive gender norms. It puts everyday life and political experiences of LGBTI activists in Ghana, Tunisia and Peru in relation to the approaches adopted by LGBTI-inclusive development cooperation. Which concepts of LGBTI inclusion do experts in the different countries experience as particularly productive under which conditions? Where do they see particular difficulties? Which changes and measures do they recommend? As a result, the study describes four central fields of action for LGBTI promotion: mental health and psychosocial well-being, (human) rights policies, knowledge and cultural policy, and intersectional gender policy as a crosscutting task.