Beeindruckt von der Gastfreundschaft chinesischer Kommilitonen

Sommerschule für Biophysik an der Fudan-Universität in Shanghai

Veröffentlicht am: Dienstag, 04. September 2012, 15:03 Uhr (047)

„Die Biophysics Summer School gab uns nicht nur die Möglichkeit, Shanghai in allen Facetten kennenzulernen, sondern ermöglichte uns auch, durch gemeinsames Lernen Freunde unter chinesischen Kommilitonen zu finden und deren Mentalität aus einem persönlichen Blickwinkel zu erleben“ – so das Resümee von Marius Kreiß. Gemeinsam mit vier weiteren Studierenden der Biophysik von der Goethe-Universität hatte er Gelegenheit, vom 20. August bis zum 3. September die Sommerschule an der Fudan-Universität in Shanghai - eine der chinesischen Top-Universitäten - zu besuchen. Organisiert wurde die Sommerschule von den Frankfurter Dozenten Werner Mäntele, Wolfgang Schwarz und Georg Wille sowie Ding Guanghong, Wang Yuanyuan, Tan Yanwen und Zhang Di von der Fudan-Universität.

In zwölf Tagen arbeiteten die Teilnehmer drei Themengebiete (elektrophysiologische Methoden, biochemische Techniken und spektroskopische Methoden in Biologie und Medizin) in mehrere Vorlesungsblöcken durch und lernten für drei Klausuren. Abgerundet wurde das Programm durch Fachvorträge und ein elektrophysiologisches Praktikum. „Ziel der Biophysics Summer School ist es, medizinische Anwendungen von biochemischen und biophysikalischen Methoden zu vermitteln. Die Beiträge stehen daher auch unter dem Motto ‚Vom biophysikalischen Labor zur Klinik‘“, so Werner Mäntele.

Trotz des dichten Programms wurde gleich in den ersten Tagen eine deutsch-chinesische Fußballmannschaft zusammengestellt, die sich gegen ein rein chinesisches Team behaupten konnte. Die chinesischen Studenten zeigen ihren deutschen Kommilitonen die einzelnen Einrichtungen der Universität und führen sie durch Shanghai. Zum kulturellen Austausch gehörte auch der Besuch einer Klinik für Akupunktur.

Dazu Sophie Dewey, Biophysikstudentin an der Goethe-Universität: "Beeindruckend war die sehr offene und herzliche Art der chinesischen Studenten, uns in den Unialltag der Fudan Universität zu integrieren. Sie wurden nicht müde uns über den Campus zu führen und die Mysterien der Inhalte des chinesischen Kantinenessens aufzuklären. Interessant war auch das Zusammentreffen mit den Studenten und Professoren der traditionellen chinesischen Medizin, wobei die Studenten gleich die Gelegenheit nutzten, ihr Theoriewissen über Akupunktur an meinem Kommilitonen Stefan Achtsnicht zu testen, der als einziger den Mut zur Versuchsperson hatte.“

 Ähnlich sieht es Johannes Schlotte: "Auch wenn das Kurs-Programm sehr dicht und intensiv ist, so ist es doch sehr effektiv, da man jedes Thema „am Stück“ behandelt und nicht immer eine Woche Pause dazwischen ist. Ab dem zehnten Tag in Folge wird es aber schon sehr anstrengend. Neben den Kursen fand ich es besonders bemerkenswert, dass man die Stadt und das Leben in ihr durch den engen Kontakt mit unseren neuen chinesischen Freunden auf eine ganz besondere Weise kennenlernt, sei es beim Essen mit chinesischen Professorenkollegen von Prof. Schwarz oder beim Fußballspielen und Campusrundgang mit chinesischen Kommilitonen. Ich würde an der Biophysics Summer School, mit neuen Kursen, sofort wieder teilnehmen. Es waren zwei wundervolle Wochen mit sehr guten Kursen, Stadt kennenlernen und freundlichen chinesischen Kommilitonen und jetzt Freunden."

Zum Hintergrund der deutsch-chinesischen Kooperation:

Nachdem die Präsidenten beider Universitäten im Jahr 2006 eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen hatten, konnten regelmäßig Studierende aus Deutschland einen Teil ihrer Ausbildung in China fortsetzen, beispielsweise für ihre Diplomarbeit oder einer Masterarbeit. Umgekehrt waren mehrere Studierende aus der Fudan-Universität für einen Teil ihrer Master-Ausbildung in Biophysik zu Gast an der Goethe-Universität. Im Jahr 2010 konnten dann der Studiendekan der Physik, Prof. Joachim Maruhn, und die Professoren Werner Mäntele und Wolfgang Schwarz vom Institut für Biophysik die Vereinbarung über die gemeinsame Biophysikausbildung und die gegenseitige Anerkennung von Kursen an der Fudan-Universität unterzeichnen.

In dieser Vereinbarung ist vorgesehen, dass bis zu 5 Studierende aus der Fudan-Universität pro Jahr im Austausch an der Goethe-Universität sind, und ebensoviele Studierende aus der Goethe-Universität in Shanghai. Die Erfahrungen der Studierenden sind durchwegs positiv. Der Austauschstudentin Xie Li aus Shanghai hat ihre Arbeit am Institut für Biophysik so gut gefallen, dass sie jetzt eine Promotion an der Goethe-Universität beginnen möchte. Sie hat dazu ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) bekommen und wird im März des kommenden Jahres, nach Abschluss des 6-monatigen Deutschkurses, an der Goethe-Universität beginnen.

Weitere Kommentare der deutschen Studierenden:

Stefan Achtsnicht: „Die Biophysik Summer School 2012 in Fudan ist eine sehr effiziente Möglichkeit in nur 12 Tagen sich drei verschiedene Themenkomplexe in längeren Kursen anzuhören und mit einer Klausur abzuschließen. Weiterhin gab es die Möglichkeit, sich drei Fachvorträge von chinesischen Professoren anzuhören und den Themenkomplex Elektrophysiologie an zwei weiteren Tagen auf freiwilliger Basis gemeinsam mit einem chinesischen Laborpartner direkt in die Praxis umzusetzen. Auch wenn das Programm sehr eng gesteckt ist (12 Tage jeweils von 9 bis 17 Uhr und am Abend dann für die 3 Klausuren lernen und keinen freien Tag dazwischen), hat man nicht nur etwas über die drei Themenkomplexe gelernt sondern auch seine Englischkenntnisse verbessert und trainiert, da man sich mit den Chinesischen Kommilitoninnen und Kommilitonen in Englisch über den Inhalt der Vorlesung unterhalten hat oder gemeinsam etwas unternommen hat, wie zum Beispiel Fußballspielen, Essen gehen oder ein selbstorganisierter Besuch in einer Klinik für Akkupunktur.

Die Biophysiksummerschool vermittelt einem neben Biophysikalischen Inhalten auch Soft Skills u.a. da die gemeinsame Sprache im Kurs und zwischen den chinesischen und deutschen Studenten englisch war. Kontakte und Freundschaften zu Chinesischen Kommilitoninnen und Kommilitonen von der Fudan Universität oder andere Universitäten Chinas, wurden geknüpft und in Aktionen während der Pause (z.B.  Campusführungen, gemeinsames Essen) und nach der Vorlesung(z.B.  Fußball, Besuch einer Klinik für Akkupunktur) gestärkt.

Die Gastfreundschaft der Chinesischen Studenten war sehr beeindruckend, so wurden wir mehrmals über den Campus geführt um uns die Kantinen, Supermärkte, Souvenirshops auf dem Campusgelände zu zeigen oder Besonderheiten der einzelnen Gebäude/Statuen zu zeigen und zu erklären. Damit wir uns nicht beim Besuch der Akkupunkturklinik verlaufen(zu dem ich spontan, von einer Kommilitonen die dort Akupunktur studiert, eingeladen wurde und Sophie Dewey und Alexander Bothe mitkamen) wurden wir von chinesischen Studenten hinbegleitet und auch wieder sicher ins Hotel zurück gebracht."

Alexander Bothe: "Die chinesischen Studenten waren sehr freundlich und sofort bereit, einem bei einem Problem zu helfen. Es war eine Freude, sie kennenzulernen."

Marius Kreiß:„Wenn der straffe Stundenplan auch wenig Raum für Freizeit ließ, so konnten wir diese jedoch effektiv außerhalb des universitären Alltags mit chinesischen Freunden gestalten, was mir persönlich besonders gut gefallen hat. Denn aufkommende Fragen über die vielen Besonderheiten der chinesischen Lebensweise konnten sofort kompetent beantwortet werden.“

Abbildungen (klicken zum Vergrößern)


Gruppenbild der Sommerschule mit 30 Teilnehmern und einigen Dozenten


Deutsche Studierende vor der Hochhauskulisse von Shanghai


Prof. Werner Mäntele mit chinesischen Studierenden


Elektrophysiologisches Praktikum