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Forschung

Okt 21 2015
11:40

Empirische Sprachwissenschaften an der Goethe-Universität erweitern ihr Angebot

Baltische Sprachen als neuer Studienschwerpunkt

FRANKFURT. Seit 2005 werden an der Goethe-Universität am Institut für Empirische Sprachwissenschaft auch die baltischen Sprachen gelehrt. Neuerdings kann man auch einen Abschluss in Baltistik machen, nämlich im Rahmen eines Schwerpunktstudiums.

Englisch, Französisch, Spanisch – diese Sprachen werden von vielen Millionen Menschen auf der Welt gesprochen, von vielen Millionen Menschen auf der Welt gelernt. Doch auch „kleine Sprachen“ haben viel zu bieten: Wer sich zum Beispiel mit dem Baltischen beschäftigt, kommt dem Ursprung aller Indogermanischen Sprachen sehr nahe und lernt viel darüber, wie Sprache an sich funktioniert.

„Das Litauische ist eine der wenigen lebenden Sprachen, die sich die Komplexität des Indogermanischen erhalten haben“, sagt Jolanta Gelumbeckaitė, die seit März 2013 als Juniorprofessorin am Institut für Vergleichende Sprachwissenschaften des Fachbereichs Sprach- und Kulturwissenschaften der Goethe-Universität lehrt. „Wenn man hören möchte, wie Indogermanisch geklungen haben könnte, sollte sich mit den baltischen Sprachen beschäftigen“, so Gelumbeckaitė.

Lettisch, Litauisch und das ausgestorbene Altpreußische – sie weisen einen Formenreichtum auf, wie er im Deutschen allenfalls in seiner frühen Stufe, dem Althochdeutschen, zu finden ist. Ein interessanter Forschungsgegenstand, auch wenn es nur rund fünf Millionen Sprecher des Baltischen gibt. Nach der Öffnung der osteuropäischen Grenzen war die Euphorie zunächst groß, und es gab viel Unterstützung für die osteuropäischen Philologien. Das habe sich inzwischen geändert, sagt Jolanta Gelumbeckaitė.  Aus finanziellen Gründen mussten etliche Angebote wieder eingestellt werden. In Greifswald kann man zwar noch Baltistik studieren, allerdings mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung.

Nach Frankfurt gelangte die Baltistik mit Jolanta Gelumbeckaitė: Die gebürtige Litauerin kam 2005 als Gastdozentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an den Main. Unterstützt wird sie durch eine Lektorin, die vom litauischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft und vom Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert wird. „Ohne das Geld aus Litauen hätten wir den Schwerpunkt nicht machen können“, so die Professorin.

Die Wissenschaft ist nur für wenige Absolventen eine Option. Aber es gibt auch andere Anwendungsmöglichkeiten, etwa im Bereich der Politik. Um sich möglichst früh im Studium zu orientieren, können die Studierenden bei der Suche nach Praktikumsplätzen Unterstützung bekommen. Hilfreich ist hierbei auch die Partnerschaft des Frankfurter Fachbereichs Rechtswissenschaft mit der Juristischen Fakultät in Vilnius. Zudem soll der Schwerpunkt zu einem internationalen Studiengang ausgebaut werden, so dass die Studierenden auch in Pisa und Stockholm, wo ebenfalls Baltistik angeboten wird, Kurse belegen können.  An der Universität Vilnius können die Studierenden eine sprachpraktische Prüfung ablegen.

Längst seien es nicht mehr nur diejenigen, die „eine Oma aus Ostpreußen“ haben, die sich für ein Studium der Baltistik entschieden, sondern auch einfach junge Leute, die einen breiteren Blick auf die Welt suchten. Ein Massenstudienfach wird Baltistik dennoch wohl kaum werden, die Zahl der Studierenden bleibt überschaubar und das Studium somit weiterhin maßgeschneidert.

Informationen: Prof. Jolanta Gelumbeckaitė, Goethe-Universität, Telefon 069 798 25030, Telefax 069 798 22873, eMail gelumbeckaite@em.uni-frankfurt.de