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Sep 2 2015
13:50

Wissenschaftlich-künstlerisches Projekt des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ vom 11. September bis 11. Oktober im Frankfurter Museum Angewandte Kunst

„Sense of Doubt. Wider das Vergessen“

FRANKFURT. Videokunst trifft Wissenschaft. Der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität stellt sein jüngstes wissenschaftlich-künstlerisches Projekt unter das Motto „Sense of Doubt. Wider das Vergessen“. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Erzählungen über die Vergangenheit die Gegenwart beeinflussen, und warum Zweifel an der Version der Mächtigen neue Möglichkeiten für die Zukunft eröffnen können.

Schauplatz von „Sense of Doubt“ ist vom 11. September bis zum 11. Oktober das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Dort präsentiert sich das Projekt in einer Kombination von bewegtem Bild mit der Videokunstausstellung „memórias inapagáveis“ („unauslöschliche Erinnerungen“), realisiert in einer temporären Containerlandschaft im Museumsgarten, und einem dichten Programm aus Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Führungen mit Angehörigen des Exzellenzclusters.

„Sense of Doubt. Wider das Vergessen“ ist ein Kooperationsprojekt im Rahmen der B3 Biennale des bewegten Bildes. Im Metzler-Park des Museum Angewandte Kunst werden insgesamt 18 Video-Arbeiten gezeigt, manche dauern nur wenige Minuten, die längste rund eine Stunde. Sie stammen aus der Sammlung Associação Cultural Videobrasil in São Paulo, einer führenden Einrichtung zur Vermittlung zeitgenössischer Kunst und zugleich einem der weltweit wichtigsten Archive für internationale Videokunstwerke. Ein Schwerpunkt liegt hier auf der Welt des so genannten Globalen Südens, Lateinamerika, Afrika, Osteuropa, Asien und dem Mittleren Osten.

Das Frankfurter Ausstellungsprojekt greift auf eine Auswahl des renommierten spanischen Kurators Agustín Pérez Rubio zurück. Dazu zählen Filme über fernere Vergangenheiten wie den Sklavenhandel zwischen Afrika und Brasilien, jüngere wie den Militärputsch in Chile, den Kampf von Ureinwohnern im brasilianischen Amazonasgebiet gegen den Ölkonzern Elf Aquitaine, das Massaker auf dem „Platz des Himmlischen Friedens“ in Peking oder die historischen Kämpfe gegen die Apartheid in Südafrika. Aber auch aktuellere Geschehnisse wie der Bürgerkrieg im Libanon, das Gefangenenlager auf Guantanamo, die Terroranschläge vom 11. September 2001 oder die weltweiten Migrationsbewegungen werden thematisiert.

Die Videos zeigen Formen der Unterdrückung und des Widerstandes, die den geopolitischen Süden teilweise schon seit Jahrhunderten prägen und versuchen, die Erinnerungen an Konflikte, Verfolgung und Gewalt vor dem Vergessen zu bewahren. Dabei haben die Videoarbeiten nicht nur künstlerischen Charakter oder rein dokumentarische Funktion; sie nehmen zugleich teil an den Deutungskämpfen über diese Ereignisse, vor allem gegenüber den „Meisterzählungen“ der Herrschenden oder der Welt des Nordens.

Das Ausstellungsprojekt „Sense of Doubt. Wider das Vergessen“ des Frankfurter Exzellenzclusters bringt Geistes-, Sozial- und Rechtswissenschaften in einen Dialog mit den audiovisuellen Kunstwerken. Dieser Dialog erscheint umso vielversprechender, da normative Ordnungen, das Kerninteresse des Clusters, eben nur zum Teil als explizite Normensysteme existieren. Sie sind zugleich eingebettet in Erzählungen, Rituale oder Bilder, die als Rechtfertigungsnarrative herrschende Ordnungen verteidigen und als gerechtfertigt erscheinen lassen. An solchen Rechtfertigungsnarrativen hat auch die Kunst als eine öffentlich wirkende Institution teil. Ihre „Narrative“ können wiederum neue Perspektiven auf scheinbare Gewissheiten eröffnen.

In den rund 25 Vorträgen, Podiumsdiskussionen und weiteren Veranstaltungen geht es – inspiriert durch grundlegende Themenstellungen der Videos – beispielsweise um die Stellung der indigenen Bevölkerung in Brasilien, verschiedene Formen des Widerstands, den Gegenwartsbezug des Erinnerns und die Rolle des Rechts und staatlicher Grenzziehungen in der jüngeren Migrationsgeschichte. Flankierend zum Ausstellungsprojekt erscheint ein umfangreicher Katalog mit Informationen zu den gezeigten Videos und kurzen Essays, in denen sich Mitglieder des Frankfurter Forschungsverbundes aus der Sicht ihrer Disziplin mit einzelnen Videos auseinandersetzen.

Der Eintritt zu allen Programmpunkten und auch den Videos ist frei. Als öffentliche Auftaktveranstaltung findet am Freitag, 11. September, um 19 Uhr eine Podiumsdiskussion im Foyer des Museums statt.

„Sense of Doubt. Wider das Vergessen“ ist ein Projekt des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ gemeinsam mit Sesc São Paulo, Associação Cultural Videobrasil, dem Museum Angewandte Kunst und Dr. Paula Macedo Weiß Kulturproduktion, im Rahmen der B3 Biennale des bewegten Bildes. Weitere Kooperationspartner sind das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, die Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, die Städelschule Frankfurt am Main und das Goethe-Institut São Paulo. Das Projekt wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

Ein Hinweis an die Redaktionen – Pressekonferenz am 8. September 2015:

Wir möchten noch einmal auf unsere Pressekonferenz hinweisen, zu der Sie am Dienstag, 8. September, um 11.30 Uhr herzlich in das Museum Angewandte Kunst eingeladen sind (Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt am Main). Diese Pressekonferenz ist zugleich eine erste Vorschau auf die B3 Biennale des bewegten Bildes. Als Gesprächspartner stehen Ihnen unter anderem zur Verfügung: Matthias Wagner K (Direktor des Museum Angewandte Kunst), Prof. Bernd Kracke (Künstlerischer Leiter der B3 Biennale), Prof. Dr. Klaus Günther (Co-Sprecher des Exzellenzclusters und Kurator von „Sense of Doubt“), Rebecca Caroline Schmidt (Geschäftsführerin des Exzellenzclusters und Kuratorin von „Sense of Doubt“).

Wir freuen uns auf Ihr Kommen und danken für Ihre Anmeldung per E-Mail an presse.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de.

Programm: www.normativeorders.net/senseofdoubt

Kontakt: Bernd Frye, Pressereferent Exzellenzcluster, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net, www.normativeorders.net/de/ Dorothee Maas, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Museum Angewandte Kunst, Tel.: 069/212-32828, dorothee.maas@stadt-frankfurt.de, www.museumangewandtekunst.de