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Feb 2 2015
11:49

Wie unterscheiden sich die heutigen Auslegungsmethoden des Korans aus sunnitischer und schiitischer Sicht?

Podiumsdiskussion zum Abschluss der Vorlesungsreihe zum Koran

FRANKFURT. Zum Abschluss der Vortragsreihe „Der Koran – Ein Text im Dialog zwischen Osten und Westen“ diskutieren drei Islamwissenschaftler, Prof. Rotraud Wielandt (Universität Bamberg), Prof. Katajun Amirpur (Universität Hamburg) und Prof. Bekim Agai (Goethe-Universität), über den zeitgenössischen Zugang zum Koran aus sunnitischer und schiitischer Sicht. Die Veranstaltung beginnt am Montag, 9. Februar um 18 Uhr im Casino (Renate von Metzler-Saal) auf dem Campus Westend. Die Ringvorlesung wird im Rahmen der Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Deutsche Bank AG im Wintersemester vom Zentrum für Islamische Studien der Goethe-Universität veranstaltet und wendet sich insbesondere an die Bürger im Rhein-Main-Gebiet.

Unter dem Titel „Den Text verstehen. Zeitgenössische Koranhermeneutik in der islamischen Welt“ sollen Meilensteine sunnitischer und schiitischer zeitgenössischer Koranhermeneutik vorgestellt und über Möglichkeiten und Grenzen der Beschäftigung mit dem fundamentalen Glaubensdokument der Muslime diskutiert werden. Der Koran ist für die Muslime der zentrale Text ihres Glaubens, seine Rezitation und Lektüre sind immer wieder Ausgangs- und Endpunkt persönlicher und kollektiver religiöser Erfahrungen. „Dabei wird ein bestehender Text immer wieder neu zum Sprechen gebracht, der jeweilige Verstehenshorizont geht mit dem Text immer wieder neue Verbindungen ein“, so Bekim Agai. „In der islamischen Geistesgeschichte haben sich unterschiedliche Wege etabliert, den Koran für den jeweiligen zeitgenössischen Leser zu erschließen.“ Das Bewusstsein, dass man auf vielfältige methodische Weise an einen Text herangehen kann, hat auch in der Moderne die Beschäftigung mit dem Koran und seiner Auslegung stark beeinflusst. Daran knüpft die Diskussion an, die Bekim Agai, Direktor des Zentrums für Islamische Studien der Goethe-Universität, moderiert.

Die sunnitischen Zugänge erläutert Prof. Rotraud Wielandt. Sie studierte Islamkunde/Arabistik, Turkologie, Vergleichende Religionswissenschaft und Philosophie an den Universitäten München, Tübingen und Istanbul. Von 1985 bis 2009 war sie Professorin für Islamkunde und Arabistik an der Universität Bamberg und Gründungsmitglied des Zentrums für Interreligiöse Studien der Universität Bamberg. Seit April 2009 hat sie Lehraufträge an den Universitäten Frankfurt a.M. und Fribourg/Schweiz sowie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt a.M. und an der Hochschule für Philosophie in München angenommen. Prof. Wielandt hat zahlreiche Publikationen zu Fragen der islamischen Theologie (Schwerpunkte: zeitgenössische koranexegetische Hermeneutik, theologische Anthropologie, Menschenrechtsfragen), zu Denkströmungen und ideologischen Tendenzen im zeitgenössischen Islam und zur modernen arabischen Literatur veröffentlicht.

Die Islamwissenschaftlerin Prof. Katajun Amirpur legt in der Podiumsdiskussion besonders die schiitischen Zugänge zum Koran dar. Die 1971 in Köln geborene Hochschullehrerin studierte Islamwissenschaft an der Universität Bonn und schiitische Theologie an der Universität Teheran. In ihrer Promotion und Habilitation beschäftige sie sich mit neuen Ansätzen der koranischen Exegese und Hermeneutik. Seit 2012 ist Amirpur Professorin für Islamische Studien und stellvertretende Direktorin der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg. Außerdem ist sie Mitherausgeberin der Zeitschrift Blätter für deutsche und internationale Politik. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Gender, Dialog und Pluralismus und wie sich diese Themen aus der islamischen Tradition heraus neu denken lassen.

Der Mitveranstalter dieser Reihe und Moderator Bekim Agai (geb. 1974 in Essen) studierte Islamwissenschaften, Geschichte und Psychologie in Bonn und Kairo. Er wurde an der Universität Bochum mit einer Arbeit zum türkischen Prediger Fethullah Gülen promoviert, arbeitete danach als wissenschaftlicher Assistent und Post-Doc an den Universitäten Bonn und Halle. Er war Leiter der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Nachwuchsforschergruppe „Europa von außen gesehen – Formationen nahöstlicher Ansichten aus Europa auf Europa“. Seit dem Wintersemester 2013/2014 ist er Professor für Kultur und Gesellschaft des Islam in Geschichte und Gegenwart am Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam der Goethe-Universität und dessen geschäftsführender Direktor.

Informationen: Prof. Dr. Bekim Agai, Zentrum für Islamische Studien, Campus Bockenheim, Tel. (069) 798 32751, agai@em.uni-frankfurt.de, www.islamischestudien.uni-frankfurt.de