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Hochschulpolitische Themen

Jun 15 2012
16:09

Voraussichtlich 75 Millionen Euro aus der Exzellenzinitiative für die Goethe-Universität / Präsident gratuliert erfolgreichen Antragstellern

Goethe-Uni verteidigt erfolgreich alle Exzellenzcluster

FRANKFURT. Große Freude und Erleichterung an der Goethe-Universität: mit der Entscheidung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, ihre drei Exzellenzcluster zu verlängern, hat sich die Hochschule im Kreis der forschungsstärksten Universitäten Deutschlands erfolgreich behauptet. Mit der heutigen Entscheidung fließen bis 2017 voraussichtlich weitere 75 Millionen Euro in die Finanzierung universitärer Spitzenforschung. „Nur wenige deutsche Universitäten verfügen über eine solche Dichte exzellenter Forschungszentren, die zudem die großen Themenfelder des universitären Forschungsprofils nahezu perfekt abbilden“, sagte Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl heute in Frankfurt.

Der Präsident gratulierte den erfolgreichen Antragstellern der Exzellenzcluster „Herausbildung Normativer Ordnungen“ der Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, „Kardiopulmonales System“ der Medizinwissenschaft sowie „Makromolekulare Komplexe“ der Lebens- und Naturwissenschaften: „Sie haben in den letzten Jahren Herausragendes geleistet, hervorragende Forscher und Forscherinnen nach Frankfurt geholt und ihr wissenschaftliches Potenzial in überzeugende Anträge umgesetzt, die sich gegen stärkste Konkurrenz durchgesetzt haben. Dies ist ein großer Erfolg für die gesamte Goethe-Universität, zu dem ich Sie im Namen aller Universitätsangehörigen beglückwünsche. Die Goethe-Universität ist stolz auf Sie!“

„Wir sind sehr glücklich, dass unsere Arbeit belohnt wird. Durch den Cluster haben wir in den letzten sechs Jahren einen Qualitätssprung am Campus Riedberg erfahren, wo jetzt Chemiker, Biochemiker, Biologen, Mediziner und Physiker von Uni und Max-Planck-Instituten eng zusammenarbeiten“, bedankte sich Prof. Harald Schwalbe, Sprecher des Exzellenzclusters „Makromolekulare Komplexe“, stellvertretend für alle Cluster-Mitglieder. Die internationale Strahlkraft des Clusters zeige sich darin, dass seine Professuren mit ausgewiesenen Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland besetzt werden konnten. Viele Wissenschaftler des Clusters hätten wichtige Preise erhalten. Auch international renommierte Forscher wie Venki Ramakrishnan, Nobelpreisträger des Jahres 2009, seien im Cluster auf dem Campus Riedberg gern zu Gast. Seit 2011 hat der Cluster ein eigenes Forschungsgebäude, benannt nach dem Frankfurter Unternehmer Joseph Buchmann, der den Exzellenzcluster im vergangenen Jahr mit einer großzügigen Spende unterstützte.

„Wir werten die Verlängerung unseres Exzellenzantrages nicht nur als Würdigung unserer bisher geleisteten, herausragenden Arbeit im Bereich der Herz-Kreislauf-Forschung, sondern freuen uns insbesondere darauf, in den kommenden Jahren mit der jetzt etablierten Infrastruktur noch erfolgreicher neue Behandlungsmethoden für unsere Patienten zu entwickeln“, sagte Prof. Andreas Zeiher, Sprecher des Exzellenzclusters „Kardiopulmonales System“. Die Kooperation der Herzspezialisten der Goethe Universität mit den Lungenspezialisten der Universität Gießen und dem Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim hat sicherlich europaweit Leuchtturmcharakter für die Herz-Lungen-Medizin“. In den vergangen fünf Jahren hätten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Clusters auf die Erforschung der Grundlagen von Erkrankungen des Herz- und Lungengewebes sowie der Gefäße konzentriert. Das auf molekularer Ebene gewonnene Verständnis von Krankheitsursachen habe es ihnen ermöglicht, neue Wirkstoffe in der Behandlung von Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen in die Klinik bringen und dort unter strengen Bedingungen zu erproben, so z. B. den Einsatz von Stammzellen bei einem Herzinfarkt.

„Wir sind stolz, dass eine spezifische ‚Frankfurter Handschrift’ bei der Erforschung globaler gesellschaftlicher Umbruchprozesse Anerkennung findet und freuen uns, unsere Arbeit nun mit neuen Schwerpunkten fortzusetzen“, so Prof. Rainer Forst und Prof. Klaus Günther, die Sprecher des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, bei dem die Goethe-Universität mit Partnern aus dem Rhein-Main-Gebiet kooperiert. Der Verbund, der in den letzten Jahren zehn neue Professuren eingerichtet hat, gilt auf seinem Gebiet mittlerweile als eine der weltweit führenden Einrichtungen. Im Cluster findet ein intensiver internationaler Austausch zu aktuellen Forschungsfragen statt, etwa bei den „Frankfurt Lectures“, im Rahmen des Fellow-Programms oder bei den vielfältigen Konferenzen wie der „Internationalen Jahreskonferenz“. Zudem wird der Dialog mit der Öffentlichkeit groß geschrieben – so bei den „Stadtgesprächen“ und dem sehr erfolgreichen Ausstellungsprojekt „Demonstrationen“ mit dem „Amt für Umbruchsbewältigung“. Ein Großteil der rund 180 Cluster-Angehörigen wird im September auf dem Campus Westend einen Forschungsneubau beziehen.

Als „Wermutstropfen“ bezeichnete Müller-Esterl das Ausbleiben des Erfolges in der so genannten Dritten Säule, wo es im gesamtuniversitäre Zukunftskonzepte ging: „Natürlich sind wir ein wenig traurig darüber, dass es uns nicht gelungen ist, auch nur eine Graduiertenschule einzuwerben, was eine Voraussetzung für die Erlangung des Titels „Eliteuniversität“ ist. Dabei hatten wir ein tragfähiges Zukunftskonzept vorgelegt, das auch von den Gutachtern als qualitätsvoll erachtet wurde. Ich bedaure dies, denn damit haben wir uns eine große Chance entgehen lassen, die Goethe-Universität noch weiter voran zu bringen“. Der Präsident gratulierte seinen hessischen Amtskollegen, die ebenfalls mit Projekten Erfolg hatten.

Müller-Esterl würdigte bei dieser Gelegenheit die Exzellenzinitiative als gelungenes Programm von Bund und Ländern, das zur besseren Sichtbarkeit von Spitzenforschung beigetragen habe; problematisch sei jedoch, dass die Initiative nach drei Antragsrunden wieder auslaufe. Zum einen würde dadurch das System einer „Bundesliga“ einschließlich seiner Auf- und Abstiegschancen insofern konterkariert, als nun zwölf Elite-Universitäten dauerhaft festgelegt seien. Zum anderen fehle am Ende allen deutschen Universitäten das Geld, um die erfolgreichen Schwerpunkte nachhaltig zu finanzieren.

Müller-Esterl appellierte deshalb nochmals an die Politik, die im Rahmen der Exzellenzinitiative bereitgestellten Mittel auch nach ihrem Auslaufen, 2017, für die Förderung von Spitzenforschung bereit zu stellen. In diesem Zusammenhang begrüßte er den jüngsten Vorstoß der Bundesregierung, durch eine Novellierung des Grundgesetzes dem Bund zu ermöglichen, universitäre Einrichtungen auch direkt zu fördern. Darüber hinaus regte der Präsident einen bundesweiten Diskurs um eine auskömmliche Grundfinanzierung universitärer Forschung und Lehre an: „Wir brauchen Planungssicherheit für die Zukunft“, erklärte Müller-Esterl, „schon um die Ausbildung der nachwachsenden Generation auf hohem Niveau zu garantieren und damit letztlich die Zukunftsfähigkeit unseres Landes sicherzustellen.“