Förderer: IHK Frankfurt

Projektbeginn: 01.01.2002

Bearbeiter: Clemens Reichel

a) Grundsätzliches

Eine Kammerfestschrift kann entweder als eine geschlossene Darstellung durch einen wissenschaftlich ausgewiesenen Autoren angelegt sein oder ist als strukturierter Sammelband möglich, der unter der Verantwortung eines ausgewiesenen Wissenschaftlers (sinnvollerweise Wirtschaftshistoriker) erarbeitet wird. Eine monographische Darstellung durch einen Autoren hat gewisse Vorzüge (Geschlossenheit von Stil und Darstellung), aber auch gravierende Nachteile. Die Nachteile liegen darin, dass ein einzelner Autor kaum das gesamte Spektrum der relevanten und interessanten Themen abdecken kann. Auf jeden Fall müsste dieser Autor auf externe Zuarbeiten in erheblichem Umfang zurückgreifen können. Ein Sammelband unter einheitlicher Leitung bietet hingegen den Vorteil, unterschiedliche Autoren mit jeweils ausgewiesener Spezialkenntnis für einzelne Kapitel zu gewinnen, die durch jeweils zusammenfassende chronologische Kapitel integriert werden könnten. Diese Lösung wird daher favorisiert.

 

b) Konzept

Der Sammelband besitzt eine klare diachronisch-synchronische Gliederung, nach der jeweils die größeren Linien der Frankfurter Wirtschafts- und der Kammergeschichte abschnittsweise in Rahmenbeiträgen abgehandelt werden, die sodann durch Vertiefungskapitel sowie durch biographische Skizzen ergänzt werden. In den Vertiefungskapiteln werden ausgewählte Themen der Frankfurter Wirtschafts- und Kulturgeschichte, die mit der Arbeit der Kammer in direktem oder indirektem Zusammenhang stehen, essayistisch behandelt. Diese Vertiefungskapitel werden zwar einzelnen Rahmenkapiteln zugeordnet, sind aber in ihrer zeitlichen Dimension an diese nicht gebunden (Ein Vertiefungskapitel "Börse" z. B., zeitlich angesiedelt im Rahmenkapitel Nachkriegszeit, würde selbstverständlich sowohl zeitlich zurückgreifen müssen wie Linien bis zur Gegenwart ziehen). Auf diese Weise lässt sich eine anspruchsvolle Gliederung erreichen, die sowohl den Bedürfnissen nach einer Gesamtdarstellung als auch nach gezielten Vertiefungen gerecht werden kann. Im Ergebnis entsteht ein wissenschaftlich fundiertes "Lesebuch" zur Frankfurter Wirtschafts- und Kammergeschichte unter kulturgeschichtlicher Perspektive, das einen Leserkreis weit über das "Kammerpublikum" im engeren Sinne ansprechen dürfte.

Das - reich zu illustrierende - Buch besitzt damit drei Darstellungsebenen:

1. Rahmenbeiträge (im folgenden unterstrichen) von jeweils etwa 40 Seiten,

2. Vertiefungskapitel (im folgenden kursiv) von jeweils etwa fünf Seiten,

3. Biographische Skizzen von jeweils einer Seite.

Der Gesamtumfang des Buches inkl. Geleitworte, Einleitung, Illustrierungen etc. dürfte etwa um die 450 Seiten betragen.

 

c) Gliederung der Festschrift

1.Das alte Frankfurt und die Gründung der Handelskammer (etwa 1750 bis 1834/Gründung des Zollvereins)

  • Architektur der alten Stadt

  • Deutschlands erster Platz für Staatsanleihen

  • Kontinentalsperre

  • Debakel um die Notenbank

2. Frankfurt auf dem Weg in die Moderne (1834 bis 1914/18)

Von der Zollvereinsgründung bis zur Annexion (1834-1870)

  • Die Stadt und die Eisenbahn

  • Frankfurt als „deutscher Vorort"

  • Die Revolution von 1848 und die Frankfurter Bürgerschaft

  • Die Frankfurter Wirtschaftsbürger und ihre Vereine (Casinogesellschaft etc.)

 

Vom Finanzplatz zur Industriestadt: Frankfurt 1871 bis 1914/18

 

  • Von der Bürgerstadt zur modernen Großstadt

  • Jüdisches Wirtschaftsleben in Frankfurt - Frankfurt als Industriestadt

  • Die Wirtschaftsbürger und die Stadt: Die Gründung der Universität und das Mäzenatentum

 

3. Das Zeitalter der Katastrophen (1914/18-1945)

 

  • Inflation und Hungerrevolten

  • Frankfurt: die modernste Stadt Deutschlands - Kultur in den 1920er Jahren

  • Großmarkthalle

  • Die Frankfurter Zeitungslandschaft

  • Zwangsarbeit in Frankfurt

 

4. Wiederaufbau und Wirtschaftswunder 1945 bis 1980

 

  • Die Amerikaner als Besatzungsmacht und Wirtschaftsfaktor

  • Wohlstand und Konsumgesellschaft: Die Zeil in den f'ünfziger und sechziger Jahren

  • Frankfurt 1968

  • Gastarbeit und Migration

  • Zeitungslandschaft nach 1945

 

6. Das zeitgenössische Frankfurt 1980 bis 2008

  • Die Frankfurter Börse

  • Der Flughafen als Drehscheibe der Globalisierung

  • Das Wirtschaftsgebiet Rhein-Main

  • Mainhattan: Die Skyline

  • Frankfurter Feste

 

d) Autoren

Als Herausgeber fungieren für die Wissenschaft Prof. Dr. Werner Plumpe und Prof. Dr. Dieter Rebentisch. Es erscheint sinnvoll dieses "Duo" durch einen Vertreter der Kammer zu ergänzen. Für die Rahmenkapitel werden renommierte Wissenschaftler ausgewählt, die Vertiefungskapitel sollten durch "Experten" sowohl aus der Wissenschaft als aus der Wirtschaft/Kammer behandelt werden.

 

e) Aufwand

Der für die Konzeption, Vorbereitung und Erarbeitung zur Verfügung stehende Zeitraum ist mit sechs Jahren nur scheinbar groß. Zunächst sind der Gliederungsvorschlag (inkl. Umfangsvorstellungen etc.) diskutiert und verabschiedet worden, sodann mussten die jeweiligen Autoren namhaft gemacht und für die Publikation verpflichtet werden. Ein renommierter Verlag war für das Projekt zu interessieren. Des weiteren mussten die Arbeitsfortschritte und -ergebnisse der Autoren auf Zwischenkonferenzen präsentiert und kritisch diskutiert werden. Die Abgabe der fertigen Beiträge musste frühzeitig erfolgen, damit nach zweifellos längeren Redaktionsarbeiten (Stil, Illustrierung, Layout etc.) der Band rechtzeitig an den Verlag gehen konnte. Dies bedeutet, dass über den gesamten Zeitraum die wissenschaftliche Betreuung und Koordination zu gewährleisten war. Sowohl die Kammer als auch die Herausgeber waren hierzu gefordert, um das Projekt in guter Kooperation zu einem gelungenen Abschluss zu bringen.

Kontakt

Goethe-Universität
Historisches Seminar
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Norbert-Wollheim-Platz 1
60629 Frankfurt am Main