Baltische Sprachwissenschaft

In der Baltistik beschäftigst du dich mit dem baltischen Zweig der indogermanischen Sprachen. Dazu gehören Litauisch und Lettisch – Amtssprachen von Litauen und Lettland – und das ausgestorbene Altpreußische. Das Estnische wird zwar auch im Baltikum gesprochen, gehört aber zu einer anderen Sprachfamilie, dem Finno-Ugrischen und ist daher nicht Forschungsgegenstand der Baltischen Sprachwissenschaft. 

Die baltischen Sprachen sind von besonderer Bedeutung für die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft und die Rekonstruktion der indogermanischen Grundsprache, denn hier haben sich einige sehr archaische und alte Eigenschaften des Urindogermanischen erhalten, die in vielen anderen Sprachen schon längst verloren sind. 

Zu Beginn des Studiums wählst du zwischen den Modulen VS1 (Einführung in die Vergleichende Sprachwissenschaft) und IS1 (Einführung in die Indogermanische Sprachwissenschaft) und bekommst so einen Einblick in die Grundlagen der typologisch-vergleichenden und/oder historisch vergleichenden Sprachwissenschaft. Zusätzlich lernst du in den ersten beiden Semesterndie Grundlagen des Litauischen, der bedeutendsten baltischen Sprache kennen.  Deine Litauischkenntnisse vertiefst du im weiteren Studium. Sprachkurse in Litauen und ein Aslandssemester an einer litauischen Universität sind ebenfalls möglich. Neben dem Litauischen beschäftigst du dich im Laufe des Studiums auch mit den anderen baltischen Sprachen, wie dem Lettischen, Altpreußischen oder Altlitauischen. Der große Wahlpflichtbereich erlaubt es den Studierenden zusätzlich ein breites Feld an weiteren Sprachen und sprachwissenschaftlichen Methoden kennenzulernen.

Es bietet sich an nach dem B.A.-Abschluss einen Master in Baltischer Sprachwissenschaft anzuschließen. Wenn Empirische Sprachwissenschaft im HF belegt wurde (4-semestriger Bachelor), dann ist in Frankfurt lediglich ein 2-semestriger Master zu absolvieren. Ein Masterabschluss ermöglicht eine anschließende Promotion und Tätigkeit an Universität bzw. Forschungseinrichtungen.

Auch im außeruniversitären Bereich sind vielfältige Berufsfelder denkbar. Je nach Richtung können und sollten im Rahmen der Wahlpflichtmodule bereits entsprechende berufsfeldorientierte Kompetenzen erworben werden. Mögliche Berufsfelder umfassen:

  • Fortbildung / Personalarbeit: Training und Schulung mündlicher und schriftlicher Kommunikation, Kommunikationsberatung, Coaching, Moderation;
  • Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation: I. interkulturelle Kommunikationstrainer, z. B. Vermittler internationaler Teams, II. Mediatoren, Einsatz bei Konflikten, deren Ursachen in kulturellen Unterschieden liegen, III. Berater und kulturelle Mittler, Erschließung von Auslandsmärkten oder Maßnahmen zur Integration von Ausländern;
  • Presse / Medien / Public Relations: Medienkonvergenz, Umgang mit Text, Bild, Ton, Film, Grafik, Hypertext, praktische Erfahrung im Schreiben, Textgestalten, Redigieren und Moderieren;
  • Technische Dokumentation: technischer Redakteur, Übersetzer oder Lektor, Darstellung jeglicher Informationen über technische Produkte;
  • Computer / Software / Neue Medien: Softwareentwicklung, Planung, Entwicklung und Realisierung von Hypertexten und Hypermedia sowie deren Vermittlung, Entwicklung von Lehr- und Lernsystemen;
  • Klinische Linguistik: Diagnostik und Therapie neurogener Sprach- und Sprechstörungen, Qualitätsmanagement, Aus- und Fortbildung, Forschung und Methodenentwicklung;
  • Dolmetschen / Übersetzen (neue Bedeutung durch explosionsartige Bedarfsentwicklung auf fachlichem Gebiet);
  • Sprachunterricht (Mutter- und Fremdsprachen): Schuldienst, Alphabetisierungskurse.

Quelle: Becker-Mrotzek, Michael / Brünner, Gisela / Cölfen, Hermann (Hg.) Linguistische Berufe. Ein Ratgeber zu aktuellen linguistischen Berufsfeldern. Frankfurt/M. u.a.: Peter Lang 2000.

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