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Mär 16 2016
12:24

Podiumsdiskussion am Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften über soziale Ungleichheit als Voraussetzung, Problem oder Chance des Kapitalismus

Geißel der Menschheit oder Weg zum Wohlstand?

BAD HOMBURG. Die einen nennen soziale Ungleichheit einen Zustand, der zutiefst ungerecht ist und unbedingt überwunden werden muss. Die anderen sehen darin einen Motor, der Innovationen, Fortschritt, Wachstum schafft und steigenden Wohlstand für alle überhaupt erst möglich macht. Experten am Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften diskutieren aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven über das Thema „Soziale Ungleichheit: Voraussetzung, Problem oder Chance des Kapitalismus?“ – und damit über eine der größten Kontroversen unserer Gegenwart. Die öffentliche Veranstaltung findet am Montag (21. März) um 19.00 Uhr am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Bad Homburg, statt.

Die Podiumsdiskussion bildet den Höhepunkt der Auseinandersetzung mit „Varianten des Kapitalismus – der atlantische Raum und Asien“. Dieser widmete sich das Historische Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften im akademischen Jahr 2015/16. Die interdisziplinäre Besetzung des Podiums soll historische und gegenwärtige Perspektiven zusammenführen und lässt empirische und theoretische Einblicke erwarten. Jürgen Kaube, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, wird die vermutlich kontroverse Diskussion moderieren.

Denn so unterschiedlich wie der fachliche Hintergrund der Experten auf dem Podium sind auch ihre Positionen: Dr. Lisa Herzog ist Politische Philosophin und Mitarbeiterin des Instituts für Sozialforschung an der Goethe-Universität Frankfurt. Sie schreibt dem Kapitalismus positive Effekte zu, hält das gegenwärtige Wirtschaftssystem aber für verbesserungswürdig. So plädiert sie für einen „zeitgemäßen Liberalismus“. In diesem sollen durch moralische Regeln und die Übernahme individueller Verantwortung Märkte in den Dienst einer gerechteren Gesellschaft gestellt werden. Der Volkswirts Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Minister a. D. des Landes Sachsen-Anhalt und Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Wirtschaft an der Otto von Guericke-Universität Magdeburg, ist der Auffassung, dass die sozialen Probleme der Menschheit nur durch Wachstum zu lösen seien. Er hält den gegenwärtigen Kapitalismus für geeignet, das gesamtgesellschaftliche Wohlergehen zu steigern. Einen konträren Standpunkt vertritt Prof. Dr. Christoph Deutschmann. Der Soziologe und emeritierte Hochschullehrer i. R. der Eberhard Karls-Universität Tübingen wendet sich gegen den„Wachstumszwang“, der mit dem modernen Kapitalismus Hand in Hand gehe. Diesem auf Dauer nachzukommen sei weder möglich noch sinnvoll. Anknüpfend an Marx steht er auf dem Standpunkt, dass ein Ausweg nur durch Veränderung von Eigentumsformen zu erzielen sei. So könnten beispielsweise mit der Förderung genossenschaftlichen Eigentums positive Effekte für die Gesellschaft erzielen werden.

Werner Plumpe, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Goethe-Universität, bündelt auf dem Podium als Programmbeauftragter des Historischen Kollegs die wissenschaftlichen Befunde aus dem Themenjahr „Varianten des Kapitalismus – der atlantische Raum und Asien“. In einer Reihe von vier öffentlichen Vorträgen und wissenschaftlichen Workshops untersuchten Experten die These von der extremen Auseinanderentwicklung von Kapitalismus in Ost und West seit 1800. Dafür hinterfragten sie, inwiefern Strukturmerkmale, zu denen  z.B. individuelle Eigentums- und Verfügungsrechte oder die oft angeführte „freie Lohnarbeit“ gehören, für die Entwicklung der spezifischen regionalen Kapitalismus-Varianten noch bestimmend sind.

Das Historische Kolleg ist eine Programmlinie des Forschungskollegs Humanwissenschaften – seinerseits Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung – und wurde 2014 in Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern aus aller Welt als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Wissenschaftlicher Koordinator des Programms ist Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte der Goethe-Universität. Das Themenjahr „Varianten des Kapitalismus“ wird finanziert von dem Bad Homburger Unternehmer Stefan Quandt. Zudem fördert die Dagmar-Westberg-Stiftung das Historische Kolleg maßgeblich. 

Informationen: Dr. Friederike Sattler und Ellinor Schweighöfer, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Tel.: (06172)13977-14, E-Mail: Friederike.Sattler@hk.badw.de; schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Anmeldungen bitte an: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de