Feministische Theologie/Theologische Frauen- und Geschlechterforschung

Ansprechpartnerin: Die  Gleichstellungsbeauftragte des Fachbereichs

Feminismus - das ist gleichermaßen ein Schlagwort und eine Selbstverständlichkeit. Auf die hart erkämpften Errungenschaften der Frauenbewegung würde heute keine Frau ohne weiteres verzichten. Feministische Wortmeldungen haben auch in der Theologie für Unruhe gesorgt und an manchen Orten ein breiteres Nachdenken über die Relevanz der Kategorie ‚Geschlecht' angestoßen. Eine Reihe theologischer Arbeiten sind entstanden, die ganz bewusst die Erfahrungen und die Identität von Frauen als argumentativen Dreh- und Angelpunkt wählen und von dort her andere theologische Konzeptionen kritisieren und transformieren.

Für das Anstößige dieses theologischen Seiteneinstiegs, der dem etablierten Diskurs oft wie ein Querschläger vorkommt, steht weiterhin das Attribut "feministisch". Moderater klingt "theologische Frauen- und Geschlechterforschung", die jedoch dem Anspruch und Inhalt nach dasselbe meint: nämlich eine systematische und geschlechterkritische Auseinandersetzung mit der theologischen Wissenschaft und ihrem Gegenstand, dem christlichen Glauben in Geschichte und Gegenwart. Die weibliche Perspektive, die dabei zum Tragen kommt, ist zunächst weniger biologisch verbürgt als historisch gewachsen. Und es zeigt sich: Schon der ernst gemeinte Anfang des Theologietreibens ist hier ein Problem, sofern das Zugleich von artikulierter weiblicher Identität und theologisch reflektierter Religiosität zu Reibungen führt. Denn in der Sprache, mit der wir uns und die Welt begreifen und aus der die Begriffe der Wissenschaft sowie der Bilderreichtum der christlichen Tradition gemacht sind, ist der Ausschluss und Andersein der Frau tief verwurzelt. Das Bezugsfeld des Feminismus' ist also kein Oberflächenphänomen - und eben deswegen sind damit dezidiert theologische Herausforderungen verbunden.

Am Frankfurter Fachbereich wird die feministische Theologie als eine Querschnittsaufgabe begriffen, die alle theologischen Disziplinen etwas angeht. In den Lehramtsstudienordnungen wird sie aufgeführt unter den Inhalten, die das Fach "Evangelische Theologie" ausmachen. Da aber auf professoraler Ebene als Forschungs- oder Interessensgebiet nicht verankert, ist es regelmäßigen Lehraufträgen anheimgestellt, feministische Konzeptionen zu diskutieren und zu einer Auseinandersetzung mit der theologische Bedeutung der Kategorie ‚Geschlecht' anzuregen. Der feministische Lehrauftrag, der in der Regel im Sommersemester vom Katholischen und im Wintersemester vom Evangelischen Fachbereich angeboten wird, findet sich im jeweiligen Kommentierten Vorlesungsverzeichnis unter der theologischen Disziplin, der er zugehört.

Die Bestellung der Lehraufträge sowie weitere Koordinationsaufgaben im Bereich "Feministische Theologie/Theologische Frauen- und Geschlechterforschung" übernimmt die Gemeinsame Frauenforschungskommission, in der Vertreter und Vertreterinnen des Evangelischen und des Katholischen Fachbereichs der Universität sitzen.

In Kooperation mit dem theologischen Fachbereich der Universität Marburg besteht eine Feministische Sozietät, in der Examenskandidatinnen, Doktorandinnen und Habilitandinnen ihre Arbeiten miteinander diskutieren und in gemeinsamer Lektüre die gegenwärtige interdisziplinäre feministische Debatte verfolgen. Interessierte Frauen sind herzlich willkommen und können sich zwecks Informationen an die Gleichstellungsbeauftragte wenden.

Die feministisch-theologischen Aktivitäten an den theologischen Fachbereichen waren in den letzten 15 Jahren vielfältig und weitreichend, institutionell verankern ließen sie sich jedoch nicht. Befristete Mittelbaustellen und die Fluktuation der Studierenden erschweren eine kontinuierliche Arbeit. So werden auch die Feministischen Ringvorlesungen,die von 1990 bis 1999 alljährlich von Studentinnen und Mitarbeiterinnen der Fachbereiche organisiert wurden, vorerst nicht weitergeführt. Diese Vorlesungsreihen zu wechselnden Themen fanden ein breites, auch außeruniversitäres Publikum und wurden von verschiedenen, katholischen und evangelischen kirchlichen Einrichtungen unterstützt. Zahlreiche Buchveröffentlichungen sind aus diesen Veranstaltungen hervorgegangen.

 Der Fachbereich beteiligt sich am Studienprogramm "Frauenstudien/Gender Studies"